Angehört, Musik
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Dave Stewart & The Spiritual Cowboys – Live At Rockpalast 1990

(Foto: Kerstin Stelter)
Dave Stewart beim Rockpalast-Konzert 1990. (Foto: Kerstin Stelter)

Wie viele andere Musiker auch ist Dave Stewart tatsächlich viel mehr als jene Formation, die ihn Anfang der 80er Jahre berühmt machte: die Eurythmics.

Kurz, nachdem er und seine musikalische Partnerin Annie Lennox im Jahre 1990 vorläufig getrennte Wege gingen, zauberte er mit den „Spiritual Cowboys“ eine Band aus dem Hut, die eine vollkommen andere musikalische Richtung auslotete. Auf dem Album-Debüt, das den Bandnamen „Dave Stewart and the Spiritual Cowboys“ trug, waren die Pop-Wurzeln Stewarts zwar noch zu erkennen, aber die Songs waren deutlich rockiger und Gitarrenlastiger als der Synthie Pop und New Wave der Eurythmics.

Mit den Spiritual Cowboys wagte Dave Stewart nach dem vorläufigen Ende der Eurythmics eine vollständige musikalische Neuorientierung. (Foto: Kerstin Stelter)

Mit den Spiritual Cowboys wagte Dave Stewart nach dem vorläufigen Ende der Eurythmics eine vollständige musikalische Neuorientierung. (Foto: Kerstin Stelter)

Eine echte Besonderheit war auch die Besetzung der neuen Band mit drei Gitarren und zwei Schlagzeugen, wie man es sonst höchstens vom Southern Rock her kannte. Seine neue Combo, der unter anderem Chrissie-Hynde-Drummer Martin Chambers angehörte, stellte Dave Stewart im Jahr 1990 auch in Köln vor, wo er mit den Eurythmics zehn Jahre zuvor sein erstes Deutschlandkonzert gegeben hatte, und zwar im Rahmen eines der damals in Deutschland populärsten Musikformate: dem Rockpalast. Fans, die das Konzert bei seiner Ausstrahlung im Fernsehen sahen und es versäumten, auf die Record-Taste ihres Video-Gerätes zu drücken (wie der Autor dieser Zeilen) mussten satte 26 Jahre warten, um das Werk nun endlich in ihre Sammlung aufnehmen zu können. Das Label MIG (Made in Germany) brachte bereits zahlreiche Rockpalast-Konzerte als attraktive Digi-Packs mit DVD und Audio-CD’s auf den Markt, und die Spiritual Cowboys sind nun erfreulicher Weise mit dabei.

Das Paket umfasst auf zwei Audio-CD’s und einer DVD das komplette Konzertprogramm, das natürlich ausschließlich aus den größtenteils brillanten 14 Songs des Debüt-Albums „Dave Stewart and the Spiritual Cowboys“ besteht, da der deutlich sperrigere Nachfolger „Honest“, dem kein besonderer kommerzieller Erfolg beschieden war, erst ein Jahr später auf den Markt kam. Die Musik des Albums ist hervorragend gealtert und das Hören der überaus abwechslungs- und variantenreichen Stücke macht auch heute noch Spaß. Locker und frisch kommt der soulige Pop-Song „Jack Talking“ daher, als musikalische Reminiszenz an David Bowie kann das melancholische „Soul Years“ gewertet werden.

Stewart lebte bei den Spiritual Cowboys deutlich intensiver als bisher seine Leidenschaft als E-Gitarrist aus. (Foto: Kerstin Stelter)

Stewart lebte bei den Spiritual Cowboys deutlich intensiver als bisher seine Leidenschaft als E-Gitarrist aus. (Foto: Kerstin Stelter)

Geradezu befreit spielt Stewart seine Stratocaster unter anderem bei „The Devil Just Been Using You“ aus – bei den Eurythmics war die E-Gitarre dagegen oft eher schmückendes Beiwerk und stand deutlich weniger im Vordergrund. Dass die Veröffentlichung – insbesondere die DVD – in technischer Hinsicht nach 26 Jahren natürlich nicht mehr den modernen Standards an Konzertfilme genügt, versteht sich von selbst. Optisch macht das 4:3-Bild gerade auf modernen Fernsehgeräten nicht mehr viel her, gleiches gilt für den Stereoton. Auch die Veranstaltung an sich wurde, wie zumindest damals vom Rockpalast gewohnt, ohne viel Schnick-Schnack und mit dem unbedingten und ausschließlichen Fokus auf die Musik gestaltet. Ein paar Spots auf den Künstlern, viel mehr gab es nicht zu sehen.

Echte Musik-Fans im allgemeinen und Dave-Stewart-Anhänger im besonderen können sich jedoch nach mehr als einem Vierteljahrhundert über eine Veröffentlichung dieses TV-Konzertes freuen, die eine spannende, zu unrecht ein wenig in Vergessenheit geratene Band und deren erstklassiges Debüt als hörenswertes Live-Konzert würdigt und zudem einige kleine, aber feine Extras mit Backstage-Szenen zu bieten hat, die durch ein sechsseitiges Booklet mit zusätzlichen Infos rund um Dave Stewart bestens ergänzt werden. Ganz generell lohnt es übrigens, sich einmal mit dem vielseitigen Musiker und dessen Werk neben und nach den Eurythmics zu beschäftigen.

coverErst kürzlich erschien zum Beispiel die ebenfalls höreswerte, gemeinsam mit Sänger Thomas Lindsey aufgenommene Blues-Scheibe „Spitballin“, die sich freilich wieder in eine ganz andere musikalische Richtung orientiert.

Anspiel-Tipp: „Jack Talking“, „Soul Years“, „Love Shines“
Bewertung Musik: 5 von 5 Punkten
Bewertung Technik: 2 von 5 Punkten

Kategorie: Angehört, Musik

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In einer Ramsch-Kiste mit Taschenbüchern wurde ich, gerade mal 10 Jahre alt, fündig. Das – wie ich im Nachhinein feststellte – inkompetenteste Film-Nachschlagewerk dieser Erde, „Das Lexikon des Science-Fiction-Films“ von Roland M. Hahn, weckte mein Interesse für bewegte Bilder. Ich „zerlas“ es völlig (und auch seine nicht weniger missratenen Nachfolger über die Genres „Fantasy“ und „Horror“). Echtes Interesse für die Pop- und Rockmusik kam dagegen erst Jahre später – mit der ersten eigenen kleinen Hifi-Anlage und der CD „The Road to Hell“ von Chris Rea.

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