Dagewesen, Musik
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Folkpack-Nacht mit den Folk-Stars Eric Bibb und Julie Fowlis

(Foto: Björn Othlinghaus)
Eric Bibb in Lüdenscheid. (Foto: Björn Othlinghaus)

So viel Folkpack an einem Abend gab es noch nie!

Anlässlich des 750. Geburtstages der Stadt Lüdenscheid sowie dem 20. Konzertjubiläum unter dem Namen Folkpack hatte der Initiator der Veranstaltungsreihe, Markus Scheidtweiler vom Kulturverein Kalle, ein besonders umfangreiches und hochklassiges Programm mit einem Umfang von satten fünfeinhalb Stunden zusammengestellt. Die beiden Hauptacts, der Folk- und Roots-Spezialist Eric Bibb sowie die schottische Musikerin Julie Fowlis, die einem Millionenpublikum vor allem durch ihre Musik zum Animationsfilm „Merida“ bekannt ist, zogen einmal mehr viele Fans aus ganz Deutschland an und sorgten für einen ausverkauften Theatersaal im Lüdenscheider Kulturhaus.

Volker Becker war im Vorprogramm mit seinen Volksballaden zu sehen und zu hören. (Foto: Björn Othlinghaus)

Volker Becker war im Vorprogramm mit seinen Volksballaden zu sehen und zu hören. (Foto: Björn Othlinghaus)

Bevor es jedoch mit den Hauptkonzerten losging – beide Musiker spielten an diesem Abend ihr komplettes Bühnenprogramm – konnten sich die Besucher auf ein hörenswertes Support-Programm im unteren und oberen Foyer freuen. Die ankommenden Folk-Fans wurden im unteren Foyer durch Volker Becker begrüßt, der sich deutschen Volksliedern und Volksballaden widmete. Leider war es für den Musiker nicht einfach, gegen den hohen Geräuschpegel anzusingen, und auch die Ansagen und Informationen zu den einzelnen Stücken konnte leider nur verstehen, wer sich direkt vor der Bühne aufhielt.

Deniz Kutlu und Tlako Mokgadi bestritten das Vorprogramm im oberen Foyer des Kulturhauses. (Foto: Björn Othlinghaus)

Deniz Kutlu und Tlako Mokgadi bestritten das Vorprogramm im oberen Foyer des Kulturhauses. (Foto: Björn Othlinghaus)

Schade war zudem der Umstand, dass parallel im oberen Foyer die beiden Musiker Deniz Kutlu (Gesang, Baglama) und Tlako Mokgadi (Gesang, Gitarre) mit hörenswerter kurdischer und südafrikanischer Weltmusik aufspielten, viele Besucher im unteren Foyer jedoch zunächst davon ausgingen, dass die beiden Support-Acts hintereinander spielen und nicht gleichzeitig. Leider blieb eine Info über diese Regelung an die Besucher aus, so dass sich im oberen Foyer erst sehr spät eine größere Zahl an Menschen einfand, die durch Zufall entdeckt hatten, dass hier der zweite Support zeitgleich zu sehen war. Dennoch lieferten beide Acts ungewöhnliche, selten gespielte und hervorragend interpretierte Musik, die auf unterhaltsame Weise auf die beiden Hauptacts im Theatersaal einstimmten. Hier kündigte Markus Scheidtweiler die Veranstaltung nicht ohne Stolz als ein Festival mit transatlantischer Prägung an.

Markus Scheidtweiler, der Initiator der Veranstaltungsreihe Kalle Folkpack. (Foto: Björn Othlinghaus)

Markus Scheidtweiler, der Initiator der Veranstaltungsreihe Kalle Folkpack. (Foto: Björn Othlinghaus)

Den Anfang machte im Anschluss Eric Bibb (Gesang, Gitarre), der ebenso wie Julie Fowlis schon einmal Gast beim Kalle Folk Pack war. Nachdem er seinen Gig mit einem seelenvollen Blues eröffnet hatte, begrüßte er den schwedischen E-Gitarristen Staffan Astner auf der Bühne, der ihn bei den meisten seiner Stücke begleiten sollte und dessen elektrisierende Gitarrensoli nicht nur einmal für Staunen und anerkennenden Applaus beim Publikum sorgten. Bei „Silver Spoon“, dem ersten gemeinsamen Song mit Astner an diesem Abend, in dem Eric Bibb sein Leben und seine Leidenschaft zur Musik thematisiert, streikte zunächst Astners Verstärker, doch dessen Austausch ging reibungslos über die Bühne und die Musiker nahmen es mit Humor („Das nennt man unplugged!“).

Eric Bibb und der schwedische Gitarrist Staffan Astner. (Foto: Björn Othlinghaus)

Eric Bibb und der schwedische Gitarrist Staffan Astner. (Foto: Björn Othlinghaus)

Nicht nur in diesem energetischen Blues-Song überzeugten die beiden durch ihr großartiges, harmonisches Zusammenspiel, bei dem Bibbs Akustik-Gitarre und Astners E-Gitarre wie die Zahnräder einer Maschine ineinandergriffen und der Blues-Zug ordentlich Fahrt aufnahm. Dass die beiden auch einen Country-Song zum Besten geben können, bewiesen sie bei „Going Down The Road Feeling Bad“, den sie mit einer eleganter Lässigkeit interpretierten, während die Finger der beiden Gitarristen fast beiläufig über die Saiten ihrer Instrumente flogen. Den Einfall zum „Shavin‘ Talk“ hatte Bibb natürlich beim Rasieren – auch hier lieferte Staffan Astner ein Gitarrensolo, dass geradezu auf der Zunge zerging. Ein solches durfte schließlich auch bei dem afrikanisch anmutenden Stück „Bamako“ nicht fehlen, in dem Eric Bibb seine erste Reise nach Westafrika beschreibt. Natürlich hatte das Publikum immer wieder auch die Möglichkeit, mitzusingen, zum Beispiel beim eingängigen Refrain von „Needed Time“. Hierzu die Aufforderung von Eric Bibb: „When you feel it, sing it!“

Die Nachfrage auf die Veranstaltung war groß. (Foto: Björn Othlinghaus)

Die Nachfrage auf die Veranstaltung war groß. (Foto: Björn Othlinghaus)

Nachdem der US-Amerikaner auch im Rahmen eines A-Capella-Stückes mit seiner variantenreichen Stimme sein Publikum begeistert hatte, kam schon einmal Julie Fowlis auf die Bühne und gab beim Song „Morning Train“ einen Vorgeschmack darauf, was die Zuhörer nach der Pause erwartete. Nachdem Winfried Lütke-Dartmann, Vorstandsmitglied im Kulturverein Kalle, seinen Dank an Markus Scheidtweiler für sein erfolgreiches Engagement ausgesprochen hatte, trat Fowlis zum ersten Mal mit ihrer Band in Lüdenscheid auf. Diese besteht aus Éamon Doorley (Bouzouki), Duncan Chisholm (Wolfstone-Fiddle), Sean Graham (Gitarre) sowie Even Vernal (Deacon Blue, Capercaillie und andere Instrumente) und somit aus einigen der besten schottischen und irischen Musiker. Da Julie Fowlis, die aus den Äußeren Hebriden im Norden Schottlands stammt, als Botschafterin der gälischen Kultur unterwegs ist, singt die Künstlerin ähnlich der irischen Musikerin Enya ihre Songs überwiegend in gälischer Sprache. Bereits beim Eröffnungsstück ihres Gigs an diesem Abend „Hùg Air A‘ Bhonaid Mhòir“, das den Beginn ihrer Karriere markiert, ist dies der Fall.

Leidenschaftliche Botschafterin der gälischen Sprache: Julie Fowlis. (Foto: Björn Othlinghaus)

Leidenschaftliche Botschafterin der gälischen Sprache: Julie Fowlis. (Foto: Björn Othlinghaus)

Nahezu alle anderen gespielten Titel stammten von ihrem aktuellen Album „alterum“, das lediglich ein vollständig in englischer Sprache gesungenes Stück, nämlich das von Ann Briggs geschriebene „Go Your Way“ enthält. Auch den Song „Blackbird“ der Beatles konnte man überwiegend in gälischer Sprache erleben – sicher auch dies eine besondere Hörerfahrung. Über den gesamten Abend hinweg wurde Julie Fowlis nicht müde, ihren Zuhörern die für viele sicher eigentümlich anmutende Gälische Sprache auch zum Mitsingen näher zu bringen, wobei sich die Fans im Theatersaal zumindest redlich bemühten, mitzuziehen.

Gemeinsam verabschiedeten sich alle Künstler vom Publikum. (Foto: Björn Othlinghaus)

Gemeinsam verabschiedeten sich alle Künstler vom Publikum. (Foto: Björn Othlinghaus)

Eine besondere sprachliche Mischung stellte schließlich das Lied „Camariñas“ dar, eine melancholische Ballade, die von Fowlis in galicischer und gälischer Sprache gesungen wurde. Am Ende des Konzertes, in dem sich zahlreiche besinnliche Stücke mit dem einen oder anderen Tune, der in einer anderen Location zum Tanz animiert hätte, vermischten, revanchierten sich Eric Bibb und Staffan Astner für den Gastauftritt von Julie Fowlis – zwei Songs gaben alle Musiker gemeinsam zum Besten. Nach frenetischem Beifalls und Standing Ovations legte Fowlis schließlich noch ein a capella gesungenes Lied als Zugabe nach – natürlich in gälischer Sprache.

Kategorie: Dagewesen, Musik

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In einer Ramsch-Kiste mit Taschenbüchern wurde ich, gerade mal 10 Jahre alt, fündig. Das – wie ich im Nachhinein feststellte – inkompetenteste Film-Nachschlagewerk dieser Erde, „Das Lexikon des Science-Fiction-Films“ von Roland M. Hahn, weckte mein Interesse für bewegte Bilder. Ich „zerlas“ es völlig (und auch seine nicht weniger missratenen Nachfolger über die Genres „Fantasy“ und „Horror“). Echtes Interesse für die Pop- und Rockmusik kam dagegen erst Jahre später – mit der ersten eigenen kleinen Hifi-Anlage und der CD „The Road to Hell“ von Chris Rea.

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