Märkischer Kreis, Regionales
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„Landeier“ auf der Suche nach Liebe

(Foto: Björn Othlinghaus)
Im Finale wurde ausgiebig gestrippt. (Foto: Björn Othlinghaus)

Verhalten modernisiertes Bauerntheater, gepaart mit einem ordentlichen Schuss „Ganz oder gar nicht“ und jeder Menge Slapstick – so lässt sich das Stück „Landeier – Bauern suchen Frauen“ beschreiben, das jetzt in einer Aufführung der Komödie am Kurfürstendamm im fast ausverkauften Theatersaal des Kulturhauses in Lüdenscheid zu sehen war.

Besonders die Fans der ARD-Soap „Verbotene Liebe“ kamen dabei auf ihre Kosten, denn Jo Weil, der den gut aussehenden, aber bei den Frauen dennoch erfolglosen Bauern Richard mimte, gehört derzeit als Barkeeper Oliver Sabel zu den beliebtesten Akteuren der Serie. Darüber hinaus waren auch seine Mitspieler Armin Riahi und Nina Juraga bereits Mitglieder in der Darstellerriege der Adels-Serie. Um die Liebe drehte sich auch die Komödie aus der Feder von Frederik Holtkamp, allerdings eher um eine Truppe mehr oder weniger armer Würstchen, die noch nie oder höchst selten mit Amors Pfeilen in Berührung kamen.

Chaotischer Men-Strip vor laufender Kamera

In der Kneipe von Heinz (Holger Petzold), die schon deutlich bessere Tage gesehen hat, setzen die Bauern Jens (Thorsten Hamer), Jan (Armin Riahi) und Richard (Jo Weil) wahrhaft abenteuerliche filmische Experimente in die Tat um, mit denen sie bei Facebook und Youtube die Damenwelt auf sich aufmerksam machen wollen.

Verbotene-Liebe-Star Jo Weil als Richard beim heißen Bügel-Stripp. (Foto: Björn Othlinghaus)

Verbotene-Liebe-Star Jo Weil als Richard beim heißen Bügel-Stripp. (Foto: Björn Othlinghaus)

Mit Unterstützung der schönen Radfahrerin Lavinia (Nina Juraga) und Postbotin Gertrud (Antje Lewald) endet das Ganze schließlich in einem chaotischen Men-Strip vor laufender Kamera sowie einem Happy End für zwei der Herren. Wer feinsinnigen Humor erwartete, war bei der Klamotte, die Regisseur Thomas Weber-Schallauer mit viel Sinn für Schenkelklopfer, Kalauer sowie Männer in Feinripp-Unterhosen und rosa Damenbademänteln inszenierte, freilich vollkommen falsch.

Die Gags trafen bei den Zuschauern ins Schwarze

Dennoch trafen die Gags, insbesondere die des von Thorsten Hamer schön dusselig gespielten und auf sympathische Weise hoffnungslos unterbelichteten Jens bei den Zuschauern ins Schwarze. Insbesondere jene Szenen, in denen Jens mit seinen Hobbys Fernsehen, früh ins Bett gehen und im Keller Kartoffelschnaps brennen bei den Damen punkten wollte, hatten durchaus Charme. Jo Weil fiel dagegen zumindest während der ersten Hälfe der Inszenierung die undankbare und relativ Gagfreie Rolle des Stichwortgebers zu, bevor er im Finale seine weiblichen Fans mit heißen Strips am Bügelbrett sowie im Trio mit Thorsten Hamer und Achim Riahi doch noch in Ekstase versetzen durfte.

Die Bauern Jan, Jens und Richard wollen mit allen Mitteln eine Frau für's Leben finden. (Foto: Björn Othlinghaus)

Die Bauern Jan, Jens und Richard wollen mit allen Mitteln eine Frau für’s Leben finden. (Foto: Björn Othlinghaus)

Dass der finale, recht gedehnt inszenierte Slapstick-Men-Strip zum Right-Said-Fred-Partykracher „I’m Too Sexy“ trotz allen Klamauks amüsieren konnte und nicht zur peinlichen Fremdschäm-Nummer avancierte, war dem guten Timing der Darsteller zu verdanken, die diese Herausforderung mit Spielfreude und Witz meisterten.

Genau richtig für Freunde des derben Humors

Holger Petzold als Wirt Heinz, vielen noch bekannt aus seiner wohl populärsten Rolle als Dr. Renz in der Schwarzwaldklinik, sorgte schließlich routiniert für einige bedächtige komödiantische Sidekicks.

Das Ensemble brachte des Theatersaal des Kulturhauses zum Toben. (Foto: Björn Othlinghaus)

Das Ensemble brachte des Theatersaal des Kulturhauses zum Toben. (Foto: Björn Othlinghaus)

Bemerkenswert war schlussendlich, dass die Macher der Boulevardkomödie augenscheinlich das Product-Placement für sich entdeckt hatten. So nahm das große Diebels-Alt-Schild in Bodo Walleraths Bühnenbild einigen Raum ein, und auch Obi und Dr. Oetker hatten in der Inszenierung ihren Platz. Für Liebhaber der feinen Gourmet-Küche in Sachen Humor war dieser Abend sicher kein Highlight, doch Freunde des derben Humors (die im Theatersaal reichlich vorhanden waren und die Darsteller mit donnerndem Applaus überschütteten) konnten mit dem launigen Ensemble, das den Quatsch auch nicht allzu ernst nahm, durchaus ihre Freude haben.

Kategorie: Märkischer Kreis, Regionales

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In einer Ramsch-Kiste mit Taschenbüchern wurde ich, gerade mal 10 Jahre alt, fündig. Das – wie ich im Nachhinein feststellte – inkompetenteste Film-Nachschlagewerk dieser Erde, „Das Lexikon des Science-Fiction-Films“ von Roland M. Hahn, weckte mein Interesse für bewegte Bilder. Ich „zerlas“ es völlig (und auch seine nicht weniger missratenen Nachfolger über die Genres „Fantasy“ und „Horror“). Echtes Interesse für die Pop- und Rockmusik kam dagegen erst Jahre später – mit der ersten eigenen kleinen Hifi-Anlage und der CD „The Road to Hell“ von Chris Rea.

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