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Star Wars – Das Erwachen der Macht: Blu-ray mit schwacher Bonus Disc

John Boyega (Finn), Harrison Ford (Han Solo) und Regisseur J.J. Abrams. (Foto: David James.© 2014 Lucasfilm Ltd. & TM. All Right Reserved)

Ein Kult ist zurück auf der Leinwand. Als im vergangenen Dezember „Star Wars – Das Erwachen der Macht“ in die Kinos kam, erlangte der ein Jahr währende Hype um den neuesten Teil der Weltraum-Saga seinen Höhepunkt. Die PR- und Marketing-Abteilung von Disney konnte angesichts des weltweiten Medieninteresses mehr als zufrieden sein: Alles richtig gemacht. Was wir von der Blu-ray, die ab 28. April 2016 im Handel erhältlich ist, nicht behaupten können.

Wir haben uns die Blu-ray bereits vor der offiziellen Veröffentlichung in den Player geschoben und sind – das schon mal vorweg – vom Bonusmaterial enttäuscht. Da kann die Marketing-Abteilung auch noch so trommeln: „Begeben Sie sich mit ausführlichen Dokumentationen und noch nie gesehenem Bonusmaterial auf eine faszinierende Reise hinter die Kulissen.“ Bevor wir aber hinter die Kulissen schauen, also die Bonus Disc uns zu Gemüte führen, gucken wir uns mal den Hauptfilm an.

Satte Farben, kraftvoller Sound

Anthony Daniels (C-3PO) am Set. (Foto: David James.© 2015 Lucasfilm Ltd. & TM. All Right Reserved)

Anthony Daniels (C-3PO) am Set. (Foto: David James.© 2015 Lucasfilm Ltd. & TM. All Right Reserved)

Um dem Look der alten Filme möglichst nah zu kommen, wurde der siebte Star Wars auf klassischem Negativmaterial von Panavision, dem seit Ende der 1960er Jahre am meisten verbreiteten Scope-Verfahren, gedreht. Die satten, leuchtenden Farben und der exzellente Schwarzwert blieben auch fürs Heimkino erhalten. Puristen, die mit der Lupe vor der Mattscheibe hängen, dürfte die aus digitalen Produktionen bekannte harte Schärfe fehlen, aber das wäre Meckern auf sehr hohem Niveau. Apropos Mattscheibe: Die sollte schon eine ausreichende Bilddiagonale aufweisen, kommt doch der Scope-Film im Format 2.40:1 daher bei 1080p High Definition. Ein Knaller ist auch der räumliche Ton, der mit zahlreichen feinen Effekten für die Ohren glänzt. Während die deutsche Synchronisation sich mit DTS-HD MA 5.1 begnügen muss, liegt das englische Original in DTS-HD HR 7.1 vor. Wer eine entsprechende Soundanlage Zuhause vorhält, der sollte unbedingt die Originalfassung bevorzugen, da hier der Ton noch einmal nuancierter ausfällt.

Wir klopfen uns alle auf die Schultern

Chewbacca wird gestylt. (Foto: © 2016 Lucasfilm Ltd. All Rights Reserved)

Chewbacca wird gestylt. (Foto: © 2016 Lucasfilm Ltd. All Rights Reserved)

„Umfassendes Filmmaterial, bisher unveröffentlichte Szenen und exklusive Interviews mit den Schauspielern und Filmemachern lüften die spannendsten Geheimnisse.“ So macht uns Disney die Bonus Disc schmackhaft, die dem Film beiliegt, und auf der wir als erstes die circa 68-minütige Dokumentation „Die Geheimnisse hinter ‚Das Erwachen der Macht‘“ finden. Es ist eine dieser typischen Hollywood-Dokus, in der sich die Macher vor und hinter den Kulissen des Films abwechselnd auf die Schulter klopfen dürfen. Wie überrascht die alten Recken waren, dass es noch einmal einen neuen Teil geben soll. „Ich habe niemals dran gedacht, die Figur noch einmal zu verkörpern“, so Harrison Ford und Carrie Fisher trauert ihrem alten Aussehen hinterher: „Vor zehn Jahren sah ich besser aus.“ Wir erleben unter anderem, wie die Macher des neuen Teils die Star Wars Archive durchstöbern und wie ein Sohn auf Zeichnungen zurückgreift, die sein Vater vor 36 Jahren für „Das Imperium schlägt zurück“ angefertigt hat. Dieser ist ganz überrascht, dass „die das alte Zeug noch haben.“ Beim ersten Drehtag in der Wüste sind wir ebenso dabei wie beim Bau der spektakulären Kulissen in den britischen Pinewood Studios. Viele Monate vor dem ersten Drehtag wurde in den legendären Studios mit dem Bau der aufwendigen Kulissen begonnen. 200 Millionen US-Dollar Produktionskosten müssen ja schließlich irgendwo geblieben sein. Das emotionalste Objekt dürfte der „Millenium Falke“ sein. Harrison Ford ist sichtlich gerührt, als er das Raumschiff das erste Mal betritt. Alles ist so wie früher – bis auf die Kippschalter. „Die kamen nämlich immer in Zeitlupe wieder herunter“, erinnert sich Ford, „weil sie auf billiges Material ohne Feder zurückgegriffen hatten.“

Mehr Bonus vorgegaukelt als vorhanden ist

Weitere Dokus, die Einblicke hinter die Kulissen gewähren, sind die „Drehbuchlesung der Schauspieler“ (circa 4 Minuten), „Kreaturen erschaffen“ (circa 10 Minuten), die „Entwicklung von BB-8“ (circa 6 Minuten) und „Der Lichtschwert-Kampf im Schnee“ (circa 7 Minuten). Wer als erstes die große Dokumentation geguckt hat, wird bei diesen Dokus mehr als ein Déjà-vus haben. Ein Großteil der Informationen findet sich nämlich 1 zu 1 bereits in der 68-minütigen Dokumentation. Hier wird eindeutig mehr Bonusmaterial vorgegaukelt als wirklich vorhanden ist.

Über 100 Kreaturen wurden für den Film erschaffen. (Foto: © 2016 Lucasfilm Ltd. All Rights Reserved)

Über 100 Kreaturen wurden für den Film erschaffen. (Foto: © 2016 Lucasfilm Ltd. All Rights Reserved)

Wenig überzeugend ist zudem der achtminütige Blick auf die Arbeit von Industrial Light & Magic (ILM), die für die visuellen Spezialeffekte sorgten und eine beeindruckende Arbeit ablieferten. Aber anstelle diese Arbeit mit ausführlichen Vorher-Nachher-Szenen zu würdigen, besteht der Großteil aus nichtssagendem Geschwätz (Was haben wir das toll hinbekommen). Vorher-Nachher-Szenen dauern dagegen nur wenige Sekunden und rauschen förmlich an einem vorbei. Wer das in Ruhe betrachten möchte, ist gezwungen auf Zeitlupe umschalten oder die Pause-Taste zu bemühen.

Gelungener ist „Die siebte Sinfonie“ (circa 7 Minuten), in welcher Komponist John Williams seine Arbeit erläutert. Exemplarisch werden Szenen und die dazugehörige Filmmusik vorgestellt. Neben einer dreiminütigen, belanglosen Doku zur Unicef-Initiative „Force For Change“ finden sich noch zusätzliche Szenen auf der Bonus Disc. Selten, dass solche Szenen wirklich interessant oder bemerkenswert sind, vielmehr wird deutlich, warum sie im Schneideraum auf der Strecke geblieben sind. So ist es auch bei „Das Erwachen der Macht“. Nett anzuschauen, aber bedeutungslos.

Film hui, Extras pfui

Bild und Ton – da gibt es nichts zu meckern. Mit satten Farben und einem druckvollen, differenzierten Sound kommt die Blu-ray daher. „Das Erwachen der Macht“ erfreut auch im Heimkino die Filmfans – nur der Fernseher sollte angesichts des Scope-Bildes nicht zu klein ausfallen.

Regisseur J.J. Abrams am Set mit Lupita Nyong'o (Maz Kanata). (Foto: David James.© 2015 Lucasfilm Ltd. & TM. All Right Reserved)

Regisseur J.J. Abrams am Set mit Lupita Nyong’o (Maz Kanata). (Foto: David James.© 2015 Lucasfilm Ltd. & TM. All Right Reserved)

Die Bilanz bei den Extras: Enttäuschend. Bei einem technisch sehr aufwendigen Film mit hohem Kultfaktor wie Star Wars sollte, nein, muss mehr drin sein als die üblichen „Wir hatten uns alle lieb“-Dokus. Weniger Geschwätz, mehr Fakten hätten den Extras gut getan. Zum Schluss noch eine Randnotiz: Die fetten FSK-Logos auf den Covern wurden von Filmfans von Beginn an als hässlich empfunden. Die Industrie reagierte schnell und kaum eine Veröffentlichung kommt heute noch ohne Wendecover auf den Markt. Aber ausgerechnet bei einem Film wie Star Wars, für den rund 20 Euro fällig werden, blickt man auf der Rückseite des Covers in ein weißes Nichts. Und erzähle mir keiner, im Hause Disney wäre für so etwas kein Geld übrig gewesen…

Cover Blu-ray Star Wars - Das Erwachen der MachtStar Wars: Das Erwachen der Macht
Star Wars: The Force Awakens

Dt. Heimkinostart 28. April 2016
FSK ab 12 Jahren

TECHNISCHE INFOS DVD
Bildformat: 2,40:1 / 16:9
Sprachversionen / Tonformat: Deutsch, Englisch, Türkisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel DVD: Deutsch, Türkisch, Englisch für Hörgeschädigte
TECHNISCHE INFOS Blu-ray
Bildformat: 2,40:1 / 16:9
Sprachversionen / Tonformat: Deutsch (DTS-HD MA 5.1), Englisch (DTS-HD HR 7.1), Polnisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel Blu-ray: Deutsch, Polnisch, Englisch für Hörgeschädigte

Hier geht’s zur ausführlichen Filmkritik von Björn

Kategorie: Angeguckt, Film & TV

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In einer Ramsch-Kiste mit Taschenbüchern wurde ich, gerade mal 10 Jahre alt, fündig. Das – wie ich im Nachhinein feststellte – inkompetenteste Film-Nachschlagewerk dieser Erde, „Das Lexikon des Science-Fiction-Films“ von Roland M. Hahn, weckte mein Interesse für bewegte Bilder. Ich „zerlas“ es völlig (und auch seine nicht weniger missratenen Nachfolger über die Genres „Fantasy“ und „Horror“). Echtes Interesse für die Pop- und Rockmusik kam dagegen erst Jahre später – mit der ersten eigenen kleinen Hifi-Anlage und der CD „The Road to Hell“ von Chris Rea.

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