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The Milk Carton Kids – Zauberhaft minimalistisch

(Foto: Björn Othlinghaus)
Joey Ryan und Kenneth Pattengale gehören inzwischen zu den Top-Acts der US-Folkszene. (Foto: Björn Othlinghaus)

Sie brauchen – abgesehen von ihren Akustik-Gitarren – auf der Bühne nicht sehr viel: ein gemeinsames Mikro zwischen ihnen, einen Spot direkt über ihren Köpfen, je zwei Scheinwerfer mit den Farben Rot, Gelb und Violett an den Seiten.

Nichts soll ablenken von ihren Songs und den mal skurrilen, mal augenzwinkernd-schwarzhumorigen Geschichten, die sie zu erzählen haben. Die Milk Carton Kids aus Los Angeles waren bereits zum zweiten Mal Gast im Rahmen der Konzertreihe „Folk Pack“ des Kulturvereins Kalle e.V., einmal mehr initiiert von Folk-Fachmann Markus Scheidtweiler.

Melancholische Songs

Joey Ryan und Kenneth Pattengale haben sich mit ihren unprätentiösen, oft mit zauberhafter Melancholie versehenen Songs längst eine große Fangemeinde in der Folk-Szene geschaffen, so dass der Theatersaal des Lüdenscheider Kulturhauses bis auf wenige Plätze ausverkauft war. Dabei scheuten die Fans auch keine weiten Wege, um das Duo zu sehen – eine Familie war eigens aus Slovenien angereist.

"The Milk Carton Kids" legen bei ihren Konzerten Wert auf visuellen Minimalismus und lassen lieber die Musik sprechen. (Foto: Björn Othlinghaus)

„The Milk Carton Kids“ legen bei ihren Konzerten Wert auf visuellen Minimalismus und lassen lieber die Musik sprechen. (Foto: Björn Othlinghaus)

In vielen Rezensionen werden die Milk Carton Kids in Verbindung gebracht mit dem erfolgreichen Folk-Duo Simon & Garfunkel. Zwar sind Ähnlichkeiten nicht von der Hand zu weisen, doch verglichen mit der spektakulären Melodienseeligkeit der beiden Weltstars ist die Musik des Duos aus L.A. deutlich zurückgenommener und punktet oft durch stille Poesie. Langsam und verträumt kommt zum Beispiel der Song „Charlie“ daher, den Kenneth Pattengale für seine Tochter geschrieben hat. Nicht nur die facettenreichen Stimmen, auch das gemeinsame Gitarrenspiel der beiden, bei dem sich der Klang der Instrumente kunstvoll zu einem homogenen Ganzen verzahnt, macht den Reiz der Musik des Duos aus.

Gut besetzte Ränge im Lüdenscheider Kulturhaus. (Foto: Björn Othlinghaus)

Gut besetzte Ränge im Lüdenscheider Kulturhaus. (Foto: Björn Othlinghaus)

Auf besondere Weise kam dies zum Beispiel in „Years Gone By“ zum tragen, das auf dem Grammy-nominierten Werk „The Ash & Clay“ von 2013 enthalten ist. Den Mittelpunkt des Songs bildet ein technisch eindrucksvoll gespielter Gitarrenpart von hoher Emotionalität und Dichte. Auch bei „Memphis“, einem weiteren Stück von diesem Album, steigern die Gitarren unaufhaltsam die Emotionalität des Stückes, während die Musiker die „Geisterstadt Graceland“ besingen. Ganz allgemein sind Ryan und Pattengale keinesfalls nur auf reinrassigen Folk festgelegt, sondern präsentieren sich durchaus vielseitig. Zwischendurch wird immer mal wieder eine flotte Nummer mit Country-Anleihen eingestreut, und zu Beginn des zweiten Sets servierten die beiden sogar ein Stück, das durch südamerikanische Klänge bestach.

Großartig gestaltete sich schließlich auch der einzige Cover-Song, den das Duo im Repertoire hat. „Wish You Were Here“ von Pink Floyd präsentierte sich unaufgeregt und auf das Wesentliche reduziert und bildete damit einen Kontrast zum Original der zu klanglicher Opulenz neigenden Prog-Rocker.

Das Duo besingt die Stadt New York

Im Zugabenteil, der auch den Floyd-Song beinhaltete, besangen die beiden schließlich die Stadt „New York“ im Rahmen eines charmanten, gleichnamigen Folk-Pop-Songs mit eingängiger Melodie, der auf dem Debüt-Album der Milk Carton Kids, „Prologue“, von 2011 enthalten ist. Abschließend gaben die sympathischen Musiker ihrer Hoffnung Ausdruck, noch viele Male in Lüdenscheid auftreten zu können – dem schloss sich das begeisterte Publikum gerne an.

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In einer Ramsch-Kiste mit Taschenbüchern wurde ich, gerade mal 10 Jahre alt, fündig. Das – wie ich im Nachhinein feststellte – inkompetenteste Film-Nachschlagewerk dieser Erde, „Das Lexikon des Science-Fiction-Films“ von Roland M. Hahn, weckte mein Interesse für bewegte Bilder. Ich „zerlas“ es völlig (und auch seine nicht weniger missratenen Nachfolger über die Genres „Fantasy“ und „Horror“). Echtes Interesse für die Pop- und Rockmusik kam dagegen erst Jahre später – mit der ersten eigenen kleinen Hifi-Anlage und der CD „The Road to Hell“ von Chris Rea.

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