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Weihnachten schießen die Kekse scharf – Krampus macht’s möglich

Wo mag sich der Krampus nur verstecken… (Foto: Universal Pictures)

Glaubst Du noch an den Weihnachtsmann? Nein? Wäre aber besser, wenn Du es tätest. Zumindest bis zum nächsten Fest der Liebe solltest Du Deinen Glauben wieder gefunden haben. Nicht, dass auch Deine Familie es mit dem Krampus zu tun bekommt. So wie die Familie von Max, der seinen Glauben an Santa Claus kurz vor Weihnachten in den Wind schießt.

Weil die lieben Verwandten, die alles andere als lieb sind, und seine gestresste Familie ihn nerven, zerreißt er seinen Brief an Santa Claus und beschwört damit das Unheil herauf. Dabei hat ihm doch seine aus Österreich stammende „Omi“, wie er sie liebevoll nennt, immer wieder geraten, seinen Glauben zu bewahren. Aus gutem Grund, wie sich später herausstellt, hat die liebe Omi doch bereits als Kind den Krampus erleben dürfen.

Misslungene Synchronfassung

Krampus

Wer hat Angst vorm gehörnten Krampus? (Foto: Universal Pictures)

Wer aus dem östlichen Alpenraum stammt, dem dürfte die Gestalt des Krampus bekannt sein. Diese ähnelt dem Knecht Ruprecht, der im west- und norddeutschen Raum zusammen mit dem Nikolaus unterwegs ist und sich die unartigen Kinder vornimmt. So ähnlich geht es auch im Film zu, nur, dass auch die Erwachsenen vor der gehörnten Gestalt nicht sicher sind. Angesichts des geschichtlichen Hintergrundes der Figur des Krampus ist es eine nette Idee von Regisseur Michael Dougherty, der auch das Drehbuch mit konzipiert hat, dass Omi aus Österreich stammt und deutsch spricht. Das erschließt sich in der Synchronfassung leider erst nach und nach, so dass die originale Sprachfassung erste Wahl sein sollte. Deutsche Untertitel sind vorhanden, eine eventuelle Sprachbarriere kann somit „überbrückt“ werden. Ein weiterer Grund fürs englische Original ist die unsägliche Synchronstimme von Omi. Während im Original Omi ein fast akzentfreies Deutsch spricht, nuschelt die Synchronsprecherin einen österreichischen Dialekt-Mischmasch, der oftmals absolut unverständlich ist. Offenbar hat man so versucht, in der deutschen Fassung die österreichische Herkunft zu verdeutlichen. Versuch ganz klar misslungen.

Figurenentwicklung zu betulich

Wunsch und Wirklichkeit trennen oftmals Welten – so auch beim Weihnachtsfest. Während in unserer Vorstellung die Festtage voller Kitsch sind und romantisch überhöht werden, sind sie in der Wirklichkeit vor allem eines: der pure Stress. Dies führt uns Regisseur Dougherty gleich zu Beginn eindrücklich vor Augen.

Immer dieses Geschrei in Horrorfilmen. (Foto: Universal Pictures)

Immer dieses Geschrei in Horrorfilmen. (Foto: Universal Pictures)

Während Bing Crosby „It’s beginning to look a lot of christmas“ ins Mikro säuselt, sehen wir gestresste Verkäufer, weinende Kinder und prügelnde Kunden. Der Tenor des Films ist gesetzt. Immer wieder nutzt Dougherty die üblichen Szenen eines Weihnachtsfilms, wie das Öffnen von Kalendertürchen, um ihnen harte Kontraste entgegen zu setzen. So schön dies anzuschauen ist, so langsam werden die Figuren entwickelt, obwohl ihre Funktion altbekannt, weil hinlänglich aus anderen Filmen oder eigenen Weihnachtsfeiern bekannt. Hier die gestresste, aber wohl situierte Familie, dort die proletenhaften Verwandten, die man einladen muss, obwohl man null Bock auf sie hat. Ist ja Weihnachten.

In der zweiten Hälfte kommt der Film in Schwung

Richtig Fahrt nimmt die Horrorkomödie erst mit dem Verschwinden von Max‘ Schwester auf, die dem von Hausdach zu Hausdach springenden Krampus als erste begegnet. Jetzt, als die Idylle im trauten Heim gestört ist, kommt ordentlich Schwung in die Bude.

Hätte Max den Brief doch nur abgeschickt. (Foto: Universal Pictures)

Hätte Max den Brief doch nur abgeschickt. (Foto: Universal Pictures)

Denn Krampus kommt nicht alleine zum Piesacken daher, sondern hat allerlei fiese Helferlein engagiert. Seien es die Nägel schießenden Plätzchen, der Kinder verschlingende Springteufel oder der beißende Teddy. Der Kampf gegen diese Helferlein ist so abstrus, dass es die Figuren es selbst nicht glauben können, gegen wen sie mit Knarre und Axt antreten müssen. Schade, dass dieser Schwung nicht bis zum Ende beibehalten wird, sondern einem typischen Horrorfilmende geopfert wird.

Solide inszenierte Horrorkomödie

Dennoch ist „Krampus“ eine solide inszenierte Horrorkomödie, die sich aus dem Gros üblicher Produktionen wohltuend abhebt. Neben Doughertys Regie ist dies zum einen den liebevoll kreierten Helferlein und zum anderen der überzeugenden Darstellerriege, die mit Toni Collette und Adam Scott von zwei versierten Hauptdarstellern angeführt wird, zu verdanken. Wer Wert auf möglichst viele Extras legt, sollte zur Blu-ray greifen, da der DVD-Version nur die verpatzten Szenen vom Dreh spendiert wurden.

Bewertung 3 von 5 Punkte

Krampus
Krampus
USA 2015

Dt. Heimkinostart 28. April 2016
Darsteller Toni Collette, Adam Scott, Krista Stadler, David Koechner, Allison Tolman, Emjay Anthony
Regie Michael Dougherty
Drehbuch Michael Dougherty, Zach Shields, Todd Casey

DVD
Laufzeit: ca. 94 Min.
Tonqualität: Dolby Digital 5.1
Bildformat: 2.40:1 Letterbox
Sprachen: D, GB, F, Hindi, I, E
Untertitel: D, GB, Arab, DK, FIN, F, Hindi, IS, I, NL, N, P, S, E, TR
Bonusmaterial: Gag Reel

Blu-ray
Laufzeit: ca. 97 Min.
Tonqualität: GB in DTS-HD Master Audio 5.1 // alle anderen: DTS Digital Surround 5.1
Bildformat: 2.40:1 Letterbox
Sprachen: D, GB, F, Hindi, I, E
Untertitel: D, GB, Arab, DK, FIN, F, Hindi, IS, I, NL, N, P, S, E
Bonusmaterial: Alternatives Ende, Unveröffentlichte Szenen, Gag Reel, Krampus wird lebendig, Hinter den Kulissen, Bildergalerie

Kategorie: Angeguckt, Film & TV

von

In einer Ramsch-Kiste mit Taschenbüchern wurde ich, gerade mal 10 Jahre alt, fündig. Das – wie ich im Nachhinein feststellte – inkompetenteste Film-Nachschlagewerk dieser Erde, „Das Lexikon des Science-Fiction-Films“ von Roland M. Hahn, weckte mein Interesse für bewegte Bilder. Ich „zerlas“ es völlig (und auch seine nicht weniger missratenen Nachfolger über die Genres „Fantasy“ und „Horror“). Echtes Interesse für die Pop- und Rockmusik kam dagegen erst Jahre später – mit der ersten eigenen kleinen Hifi-Anlage und der CD „The Road to Hell“ von Chris Rea.

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