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Nena – Jugenddrama ohne Tiefgang

„Nena – Viel mehr geht nicht“ ist ein Coming of Age-Drama aus den Niederlanden, das Uwe Ochsenknecht und Abbey Hoes in den Hauptrollen vor dem Absturz bewahren. (Foto: Lighthouse Home Entertainment)

Das niederländische Kino hat es schwer auf dem mit US-amerikanischen Produktionen übersättigten deutschen Kinomarkt. Programmkino vielleicht noch, aber dafür ist dieses Coming of age-Drama der niederländischen Regisseurin Saskia Diesing viel zu beliebig. Und ohne Uwe Ochsenknecht in der Hauptrolle hätte es vermutlich noch nicht einmal für den deutschen Heimkinomarkt gereicht.

Ochsenknecht und Abbey Hoes als seine Tochter sind es auch, die dieses Jugenddrama vor dem Absturz bewahren, weil sie es verstehen, ihren Rollen eine Tiefe zu verleihen, die im Drehbuch nicht angelegt war. Oder, um es auf den Punkt zu bringen: Sie retten den Film. Es wäre ein leichtes, die deutsche Titelergänzung zu nehmen, und diese in „da geht sicher noch viel mehr“ umzuwandeln. Denn dieser Geschichte der 16-jährigen Nena, die gerade ihre erste große Liebe erlebt, während ihr ans Bett gefesselter Vater sich den Tod wünscht, mangelt es an vielem.

80er Jahre Feeling wirkt bemüht und wenig authentisch

Zum einen an passender Ausstattung, soll doch der Film im Jahr 1989 spielen. Soll. Denn lange Zeit erschließt sich das überhaupt nicht. Stattdessen fragt man sich, warum sich Nena und ihr Freund ständig über Personen der 1980er Jahre austauschen. Erst ein Kinobesuch des Pärchens schafft Klarheit. „Zurück in die Zukunft II“ entnehmen wir dem Anschlag am Kino. Diese Szene vor dem Kino offenbart nicht nur die Zeit in welcher der Film spielt, sondern auch, wie schwierig es ist, eine frühere Zeit glaubwürdig für die Leinwand zu erschaffen. Wird hier doch nur eins vermittelt: Offenbar waren in den Niederlanden fast alle Jugendlichen Ende der 1980er Jahre Punker. So unbeholfen geht es munter von Szene zu Szene. Ob Orte und Ausstattung oder Kleidung und Frisuren der Darsteller – alles wirkt bemüht und wenig authentisch.


Es ließe sich über diesen Mangel an 1980er-Feeling hinwegsehen, wenn im Drehbuch die Figuren gut angelegt gewesen wären, doch auch hier macht sich samstagabendliche mittelmäßige Fernsehkost breit. So wenig originell sind die Figuren gezeichnet und das Heranwachsen mit den üblichen Problemen garniert. Ein Reiz hätte sich aus der Konstellation mit dem schwerkranken Vater ergeben können, der zwar sehr an seiner Tochter, aber nicht am eigenen Leben hängt. Und wäre da nicht das bereits erwähnte Spiel der beiden Hauptdarsteller, die ihre Rollen glaubwürdig verkörpern, man würde spätestens nach der Hälfte der Laufzeit kopfschüttelnd abschalten.

Kontraste mit der Holzhammer-Methode

So sieht sich Saskia Diesing genötigt, weil das flache Drehbuch eine Ausarbeitung der guten Grundidee mit dem lebensmüden Vater nicht hergibt, Kontraste mit der Holzhammer-Methode zu setzen, die an einer Stelle schlichtweg geschmacklos sind. Während die Tochter ihren ersten Sex erlebt, wird dem Vater auf der Toilette (nach)-geholfen. Dies erleben wir im laufenden Wechsel der Bilder: Hier wird genussvoll das „Gummi“ für den ersten Sex aufgerissen, dort werden die Gummihandschuhe übergestreift. Da fehlen einem schlichtweg die Worte.

„Nena – Viel mehr geht nicht“ ist ein Coming of Age-Drama aus den Niederlanden, das ohne Uwe Ochsenknecht und Abbey Hoes keinen Blick wert wäre. Ochsenknecht und Hoes gelingt es, das Interesse von uns Zuschauern zu wecken und das wir bis zum Ende die Finger von der Fernbedienung lassen, auch wenn das Abschalten manchmal naheliegend wäre. Schade zudem, dass sich keine originale Sprachfassung mit Untertiteln auf der DVD befindet. In einigen Szenen lässt die Lippensynchronität in der deutschen Fassung nämlich vermuten, dass sich Nena mit ihrem offenbar aus Deutschland stammenden Vater auf Deutsch unterhält.

Cover NenaBewertung 2 von 5 Punkten

Nena – Viel mehr geht nicht
Niederlande, Deutschland 2014

Dt. Heimkinostart 22. Januar 2016
Länge 90 Minuten

Regie Saskia Diesing
Buch Saskia Diesing, Esther Gerritsen
Darsteller Abbey Hoes, Uwe Ochsenknecht, Gijs Blom
Sprache Deutsch (Dolby Digital 5.1)

Kategorie: Angeguckt, Film & TV

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In einer Ramsch-Kiste mit Taschenbüchern wurde ich, gerade mal 10 Jahre alt, fündig. Das – wie ich im Nachhinein feststellte – inkompetenteste Film-Nachschlagewerk dieser Erde, „Das Lexikon des Science-Fiction-Films“ von Roland M. Hahn, weckte mein Interesse für bewegte Bilder. Ich „zerlas“ es völlig (und auch seine nicht weniger missratenen Nachfolger über die Genres „Fantasy“ und „Horror“). Echtes Interesse für die Pop- und Rockmusik kam dagegen erst Jahre später – mit der ersten eigenen kleinen Hifi-Anlage und der CD „The Road to Hell“ von Chris Rea.

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