Kultur, Lesung, Poetry-Slam
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35. Poetry-Slam „World of Wordcraft“ unter Corona-Bedingungen

(Foto: Björn Othlinghaus)
Seit 10 Jahren ist Marian Heuser Veranstalter und Moderator der World-of-Wordcraft-Veranstaltungen. (Foto: Björn Othlinghaus)

Der 35. Poetry-Slam „World of Wordcraft“ lief am Freitag, 25. September 2020, im Theatersaal des Kulturhauses Lüdenscheid aufgrund der Corona-Pandemie etwas anders ab als gewohnt.

Während der gesamten Veranstaltung, bei der sich Poetry-Slammerin Marie Gdaniec über die von Claudia Bäcker-Kirmse gestaltete Goldene Feder sowie die von den Lüdenscheider Nachrichten ausgelobte Veröffentlichung eines eigenen Textes einschließlich 150 Euro Honorar freuen konnte, herrschte für die Zuschauer Maskenpflicht. Jubel sowie lautstarke mündliche Solidaritätsbekundungen mit den Slammern waren wegen der Gefahr übermäßigen Aerosol-Ausstoßes ebenfalls nicht gestattet. Applaus und rhythmisches Trampeln waren selbstverständlich erlaubt, als die sechs Slammer sowie Moderator Marian Heuser die Bühne betraten.

Freute sich über die Goldene Feder: Marie Gdaniec. (Foto: Björn Othlinghaus)

Freute sich über die Goldene Feder: Marie Gdaniec. (Foto: Björn Othlinghaus)

Die Leistungen wurden diesmal nicht durch Jury-Mitglieder im Publikum mit Punktetafeln beurteilt. Stattdessen traten die Autoren in der ersten Runde in Zweierpaarungen gegeneinander an, wobei die Zuschauer durch Applaus signalisierten, welchem der beiden Slammer mehr Sympathien gehörten. Nachdem Moderator Marian Heuser unter seinem Künstlernamen Peter Panisch den eigenen Text „Er so – ich so“ außerhalb der Wertung vorgetragen hatte, waren folgende Slammer auf der Bühne zu sehen: Johnny aus Haltern, Julius Esser aus Brühl, Alexander Bach aus Köln, Luise Frentzel aus Bochum, Marie Gdaniec aus Düsseldorf und Lucia Swieter aus Köln. In der ersten Runde des hochklassigen Wettbewerbs standen sich Johnny sowie Julius Esser gegenüber. Johnny stellte sich in seinem Beitrag „Einmal kurz nicht aufgepasst“ die Frage, was im Laufe der Evolution, die bei ihm mit dem Sturz eines Affen vom Baum und dessen damit verbundener Gehirnschwellung startete, schief gelaufen sein musste, damit heute ein „Orange Utan“ das mächtigste Land der Welt regieren kann.

Julius Esser war nicht nur ein toller Poetry-Slammer, sondern auch ein versierter Stimmenimitator. (Foto: Björn Othlinghaus)

Julius Esser war nicht nur ein toller Poetry-Slammer, sondern auch ein versierter Stimmenimitator. (Foto: Björn Othlinghaus)

Julius Esser beförderte sich mit seiner Story „Mein innerer Udo“ ins Finale, bei dem ihn ein von Esser glänzend imitierter innerer Udo Lindenberg auch in den nervigsten Situationen stets zur Gelassenheit gemahnte. In Runde zwei standen sich Alexander Bach und Luise Frentzel gegenüber. Bach gab mehrere kleine, teils eher schwer zugängliche Texte zum Besten. Der herausragendste, „The Creature from the Black Lagoon“, drehte sich um einen Menschen, der sich wie das Wasserwesen aus dem gleichnamigen 50er-Jahre-Horrorfilm in seiner eigenen „Tiefe stiller Wasser“, seiner Wohnung voller Bücher, Filme und Musik, einigelt. Die Bochumerin Luise Frentzel dachte in ihrer „Ode an die Lebensfreude“ darüber nach, dass in einer kaputten Welt verstärkt über die guten Dinge wie das leckere Essen bei Mutti oder den Sonnenstrahl, „der seinen Namen in den Tag pinkelt“, nachdenken sollte, und kam damit ins Finale.

Luise Frenzel gehörte zu den drei Finalteilnehmern. (Foto: Björn Othlinghaus)

Luise Frenzel gehörte zu den drei Finalteilnehmern. (Foto: Björn Othlinghaus)

Bei der letzten Paarung traten Marie Gdaniec und Lucia Swieter an. Gdaniec konnte mit einer lustigen Debatte zwischen ihr und Freundin Nadine darüber punkten, was wohl passieren würde, wenn die Geschlechtsteile der Menschen bei Erregung leuchten könnten. Lucia Swieter sprach in einem atemlosen Stakkato, das es dem Publikum kaum ermöglichte, dem Vorgetragenen zu folgen. Ihr Text drehte sich darum, in welche Richtung sich ein gerade auf die Welt gekommenes Baby entwickeln könnte und wer die Verantwortung dafür trägt. Marie Gdaniec wurde als dritte Slammerin ins Finale applaudiert und überzeugte dort mit einer weiteren Erzählung, in der Freundin Nadine eine Rolle spielte. „Bananenbrot“ befasste sich auf ironische Weise mit jenen profanen Dingen, mit denen sich die beiden beim Corona-Logdown die Zeit vertrieben.

Johnny aus Haltern. (Foto: Björn Othlinghaus)

Johnny aus Haltern. (Foto: Björn Othlinghaus)

Hiermit setzte sich die Düsseldorferin gegen Julius Esser und seine dramatische Geschichte „Der goldene Writer“, in der sich ein Autor trotz seines Schreibtalents nicht in der Lage sieht, seine Angebetete in der realen Welt anzusprechen und deshalb von einer Brücke springt, sowie Luise Frenzel durch, die mit einem etwas anderen Märchen aufwartete, und konnte die goldene Feder mit nach Hause nehmen. Als nächste Slam-Veranstaltung findet der WoW Team Poetry Slam am Samstag, 14. November, ab 20 Uhr im Theatersaal des Kulturhauses Lüdenscheid statt. Tickets zum Preis von 17,60 Euro bzw. ermäßigt 11 Euro inkl. Gebühren gibt es unter Tel.: 0 23 51 / 17 12 99.

Kategorie: Kultur, Lesung, Poetry-Slam

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In einer Ramsch-Kiste mit Taschenbüchern wurde ich, gerade mal 10 Jahre alt, fündig. Das – wie ich im Nachhinein feststellte – inkompetenteste Film-Nachschlagewerk dieser Erde, „Das Lexikon des Science-Fiction-Films“ von Roland M. Hahn, weckte mein Interesse für bewegte Bilder. Ich „zerlas“ es völlig (und auch seine nicht weniger missratenen Nachfolger über die Genres „Fantasy“ und „Horror“). Echtes Interesse für die Pop- und Rockmusik kam dagegen erst Jahre später – mit der ersten eigenen kleinen Hifi-Anlage und der CD „The Road to Hell“ von Chris Rea.

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