Dagewesen, Musik
Schreibe einen Kommentar

Blitz und Donner – Black Sabbath in Essen

Noch vor wenigen Jahren hätte kaum jemand damit gerechnet, dass Metal-Veteran Ozzy Osbourne über die Konstitution verfügt, noch einmal eine Tour mit seinen alten Kumpels von „Black Sabbath“ durchzustehen. Doch bei seinem Auftritt im Stadion Essen präsentiert sich der Meister deutlich fitter, als man es erwarten konnte, wie Björn und Michael erleben durften. Bevor es allerdings mit dem Gig los ging, blitzte und donnerte es gewaltig und der Himmel über dem Ruhrpott öffnete seine Schleusen. Recht so, denn wie sollte es schon anders sein, wenn sich der „Fürst der Finsternis“ die Ehre gibt. Vor dem Hauptact rockten ohnehin erst mal ein paar alte Bekannte aus den 80er Jahren das Essener Stadion. „Alice in Chains“ lieferten ein solides, rund einstündiges Set ab, das perfekt auf die nachfolgende Show einstimmte. Die verzögerte sich jedoch deutlich, denn nach dem Support tobten Gewitter und Starkregen direkt über dem Essener Stadion, so dass die Zuschauer im Innenraum aus Sicherheitsgründen unter die Tribünendächer flüchten mussten. Glück hatte der, der wie wir einen Sitzplatz unter dem Tribünendach hatte und somit das Konzert trocken erleben durfte.

Black Sabbath 4

Ozzy Osbourne war in erstaunlich guter Form. Foto: Björn Othlinghaus

Neben der vergleichsweise blendenden Verfassung Osbournes, der eben nicht nur, wie in den letzten Jahren von ihm gewohnt, vor dem Teleprompter klebte (siehe DVD „Live at Budokan“ von 2009), sondern oft in Bewegung war und die Fans zum Feiern animierte, begeisterte insbesondere das hohe technische Niveau, mit der die Metal-Veteranen Tony Iommi (Lead-Guitar) und Geezer Butler (Bass, Synthesizer) sowie der herausragende neue Drummer Tommy Clufetos, der vor zwei Jahren den aufgrund von Zwistigkeiten mit Osbourne aus der Band ausgeschiedenen Bill Ward abgelöst hatte, aufwarten konnten. Die Virtuosität und Wucht, wie sich die oft bis zu neun Minuten langen Songs als monströse Klanggebilde in die Gehörgänge eingraben, begeistert wohl jeden Rock-Fan, auch wenn er, wie der Autor dieser Zeilen, sonst nicht allzu viel mit Heavy-Metal am Hut hat. Die Art, wie Gitarrist Iommi seine Soli und Riffs zu einem Klangmonster verwebt, das durch Butlers Bass an Volumen und Subtanz und durch Clufetos ebenso mächtige wie präzise Schlagzeugeskapaden den nötigen „Rumms“ bekommt, lies deutlich erkennen, dass hier eine der ganz großen Formationen des Genres auf der Bühne stand.

    Michael und Björn freuen sich auf das Konzert von Black Sabbath. Björn, noch nicht Selfie-erpropt, muss noch lernen, direkt in die Handy-Kamera zu schauen ;-). Foto: Björn Othlinghaus

Michael und Björn freuen sich auf das Konzert von Black Sabbath. Björn, noch nicht Selfie-erpropt, muss noch lernen, direkt in die Handy-Kamera zu schauen ;-). Foto: Björn Othlinghaus

Dabei konnte sich auch die Songauswahl sehen lassen, denn neben den unvermeidlichen Klassikern wie „Paranoid“ widmeten sich die Musiker auch ausgiebig den genialen Stücken ihres aktuellen Albums „13“, das nicht nur in vier Ländern Platz 1 der Charts erreichte und damit mit weitem Abstand das erfolgreichste Werk der Band ist, sondern sich auch zum Kritikerliebling mauserte. Höhepunkte waren hier unter anderem das epische-melancholische „God is dead?“, das bei den Grammy Awards 2014 als beste Heavy-Metal-Darbietung des Jahres ausgezeichnet wurde. Auch bei dem wuchtigen „Age of Reason“ verwandelte das Stadion Essen in einen Hexenkessel. Das Werk wurde insbesondere durch die markanten Riffs und Soli von Tony Iommi geadelt. Frontmann Ozzy tat derweil alles, um sich der Sympathien seiner regennassen Fans zu versichern und goss sich, wie von vielen anderen Auftritten zuvor gewohnt, erst einmal einen Eimer Wasser über den Kopf. „You’re wet, I’m wet“ skandierte der „Fürst der Finsternis“ – so einfach kann man die Solidarität mit seinen Fans bezeugen. Ein monströses Schlagzeug-Solo, bei dem Tommy Clufetos eindrucksvoll über mehrere Minuten und Etappen sein Können unter Beweis stellte, sollte den älteren Herrschaften auf der Bühne wohl eine kleine Verschnaufpause liefern, die ihnen freilich auch gegönnt war.


Insgesamt lieferten die Metal-Dinosauerier eine fulminante Show ab, die im übrigen auch durch eine aufwändige, teils gruselige Videoprojektionen und eine fette Lichtshow perfektioniert wurde. Denn so sehr die Hardrock und Metal-Werke der Combo auch in den 70er Jahren verwurzelt sind – was selbst für das aktuelle Album „13“ gilt – so sehr sind sich die Musiker offensichtlich auch bewusst, was der Rock-Fan heutzutage in optischer Hinsicht von einem Open-Air-Event erwartet. Schade, dass das Stadion an diesem Abend längst nicht ausverkauft war, was der guten Stimmung allerdings kaum schadete. Wir jedenfalls sind froh, diese Legenden des Heavy-Metal noch einmal live gesehen zu haben, denn angesichts der zweifelhaften gesundheitlichen Verfassung einiger Akteure – neben Osbournes angeschlagener Gesundheit hatte Gitarrist Iommi mit einer Krebserkrankung zu kämpfen – könnte es tatsächlich einer der letzten Auftritte von „Black Sabbath“ gewesen sein.

Kategorie: Dagewesen, Musik

von

In einer Ramsch-Kiste mit Taschenbüchern wurde ich, gerade mal 10 Jahre alt, fündig. Das – wie ich im Nachhinein feststellte – inkompetenteste Film-Nachschlagewerk dieser Erde, „Das Lexikon des Science-Fiction-Films“ von Roland M. Hahn, weckte mein Interesse für bewegte Bilder. Ich „zerlas“ es völlig (und auch seine nicht weniger missratenen Nachfolger über die Genres „Fantasy“ und „Horror“). Echtes Interesse für die Pop- und Rockmusik kam dagegen erst Jahre später – mit der ersten eigenen kleinen Hifi-Anlage und der CD „The Road to Hell“ von Chris Rea.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.