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Das war unsere Zeit! – Fans feiern das Old Forester

(Foto: Björn Othlinghaus)
DJ Jürgen Gade (links) mit Inge und Jürgen Geier, den ehemaligen Betreibern des Old Forester. (Foto: Björn Othlinghaus)

„Es war eine tolle Zeit, es war eine verrückte Zeit, es war unsere Zeit!“ Am 8. Januar 1969 wurde mit dem Old Forester die erste Disco in Lüdenscheid am Hülscheiderbaum eröffnet, und Inge Geier, die sich damals gemeinsam mit ihrem Mann Jürgen im Alter von gerade mal Mitte 20 in die Selbständigkeit stürzte, denkt mit Begeisterung an jene Jahre zurück.

Mit viel Eigenleistung, Enthusiasmus und geringen finanziellen Mitteln eröffneten die jungen Leute jene Lüdenscheider Kult-Disco, die in Erinnerung blieb und Geschichte schrieb – bis 1984 als Old Forester, danach noch weitere 13 Jahre bis 1997 unter dem Namen Le Jardin fungierte das Ehepaar als Gastgeber der Disco. Beide pflegten einen herzlichen und freundschaftlichen Umgang mit ihren Gästen, mit vielen sind sie noch heute befreundet.

Der Saal der Gaststätte Dahlmann war restlos ausverkauft. (Foto: Björn Othlinghaus)

Der Saal der Gaststätte Dahlmann war restlos ausverkauft. (Foto: Björn Othlinghaus)

Mit der Old-Forester-Revival-Party ließ die Gaststätte Dahlmann in Lüdenscheid am 15. Oktober 2016 die Erinnerungen an das legendäre Old Forester wieder aufleben. Das Veranstaltung mit dem Betreiberehepaar sowie allen Old-Forester-DJ’s war ein voller Erfolg – der Dahlmann-Saal war bis 23 Uhr vollständig ausverkauft, erst danach wurden wieder neue Gäste eingelassen. Mit einem großen Mirrorball in der Saalmitte und effektvoller Disco-Beleuchtung mit UV-Licht wurde bei Dahlmann die perfekte Atmosphäre für das Wiedersehen geschaffen. Insgesamt vier DJ’s, die allesamt am Abend anwesend waren und auch die authentische Musik der 60er, 70er und 80er Jahren auflegten, repräsentierten die bewegte Geschichte des Old Forester.

Jürgen Geier mit Caesar, einem seiner ehemaligen DJ's, der im Märkischen Kreis auch als Trödelprofi bekannt ist. (Foto: Björn Othlinghaus)

Jürgen Geier mit Caesar, einem seiner ehemaligen DJ’s, der im Märkischen Kreis auch als Trödelprofi bekannt ist. (Foto: Björn Othlinghaus)

Los ging es nach der Eröffnung 1969 mit Walter Vanselow, der die komplette Technik installiert hatte und, nachdem er gemeinsam mit dem Betreiber-Ehepaar in Dortmund ein erstes Sortiment an Platten besorgt hatte, auch auflegte. „Ich hatte für die Eröffnung sogar eine mechanisch betriebene Lichtorgel gebaut, die allerdings nach zwei Stunden erstmal den Geist aufgab“, erinnert sich Walter Vanselow schmunzelnd.

Jürgen Gade zweiter DJ

Ein Jahr später leisteten sich Inge und Jürgen Geier dann die erste elektrische Lichtorgel. Nachfolger von Vanselow am DJ-Pult war wenig später Jürgen Gade, der dafür bekannt war, nicht einfach nur Platten aufzulegen. Zur damals sehr beliebten Soul-Musik von Größen wie Otis Redding, Barry White oder James Brown sprang Gade gerne mal, bekleidet mit einer damals modisch angesagten Latzhose, auf die Theke und ließ die Hüften kreisen.

Tommy Gnatowski, der im Old Forester, aber auch im späteren Le Jardin am Plattenteller stand, legte an diesem Abend auch bei Dahlmann auf. (Foto: Christian Gnatowski)

Tommy Gnatowski, der im Old Forester, aber auch im späteren Le Jardin am Plattenteller stand, legte an diesem Abend auch bei Dahlmann auf. (Foto: Christian Gnatowski)

Neben Soul, erinnert sich Gade, waren damals auch teils ausufernde Rock-Stücke wie zum Beispiel das legendäre „In Da Gadda Da Vida“ von Iron Butterfly angesagt, das über 15 Minuten lang war. Nachfolgend standen dann Caesar, der bis heute in Lüdenscheid auch als Trödel-Profi bekannt ist, sowie Tommy Gnatowski am Plattenteller, beide nicht nur im Old Forester, sondern auch im Le Jardin. Zeitgleich zur Eröffnung des Old Forester wurde im Jahr 1969 die Autobahnauffahrt Nord fertiggestellt, was zu viel Schmutz im Laden führte, wie sich die Betreiber erinnern. Doch auch dieses Problem bekamen die Geiers in den Griff. „Unser Einzugsgebiet umfasste damals nicht nur Lüdenscheid, sondern auch Meinerzhagen, Plettenberg, Schalksmühle und sogar Gummersbach und Dortmund“, erinnert sich Jürgen Geier.

Wie einst im Old Forester wurde bei der Revival-Party viel getanzt. (Foto: Björn Othlinghaus)

Wie einst im Old Forester wurde bei der Revival-Party viel getanzt. (Foto: Björn Othlinghaus)

Das führte dazu, dass an manchen Freitagen über 500 Gästen die Disco stürmten, für die es damals keine Polzeistunde gab. „Obwohl wir schon um 19 Uhr öffneten, war bis mindestens bis 3 Uhr nachts bei uns etwas los“, so Inge Geier. Dabei ging es stets friedlich und familiär zu – an Zank oder gar Schlägereien erinnerte sich kaum einer der zahlreichen Zeitzeugen auf der Old-Forester-Revival-Party. Dafür wurden viele amüsante Geschichten in Erinnerung gerufen wie diese von Jürgen Gade: „Um 19 Uhr kam samstags immer ein Bus mit Schwesternschülerinnen aus dem Schwesternhaus in Hellersen zu uns“, erinnert sich der ehemalige DJ. „Die mussten um 22 Uhr wieder im Heim sein, aber viele schlichen sich davon und waren dann gegen 23 Uhr wieder bei uns.“ Die Freunde des Old Forester machten im Dahlmann-Saal und in der Kneipe 48 Jahre nach der Eröffnung der Kult-Disco noch einmal die Nacht zum Tag – und für die meisten fühlte sich die Erinnerung ausgesprochen gut an.

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In einer Ramsch-Kiste mit Taschenbüchern wurde ich, gerade mal 10 Jahre alt, fündig. Das – wie ich im Nachhinein feststellte – inkompetenteste Film-Nachschlagewerk dieser Erde, „Das Lexikon des Science-Fiction-Films“ von Roland M. Hahn, weckte mein Interesse für bewegte Bilder. Ich „zerlas“ es völlig (und auch seine nicht weniger missratenen Nachfolger über die Genres „Fantasy“ und „Horror“). Echtes Interesse für die Pop- und Rockmusik kam dagegen erst Jahre später – mit der ersten eigenen kleinen Hifi-Anlage und der CD „The Road to Hell“ von Chris Rea.

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