Angeguckt, Film & TV
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Don Jon – ein Debüt voll zwischen die Beine

Immer nur vor der Kamera stehen, scheint so manchen Hollywood-Star nicht zu befriedigen. Einmal auf dem Regiestuhl Platz nehmen – das wär’s doch. Die einen Stars kommen erst spät auf den Stuhl (Dustin Hoffman war bereits 75), die anderen recht früh – so wie Jospeh Gordon-Levitt mit 32. Apropos befriedigen und kommen – das kommt in „Don Jon“ ziemlich häufig vor. Gordon-Lewitt spielt den Frauenschwarm Jon Martello, der den Großteil seines Lebens im Fitnessstudio und in seinem Stammclub zu verbringen scheint. Dort reißt er unter den bewundernden Blicken seiner Kumpels, die ihn in Anlehnung an Don Juan ehrfurchtsvoll „Don Jon“ nennen, eine schöne Lady nach der anderen auf.

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Esther ist so völlig anders als die Frauen, die Don sonst kennt. (Foto: Ascot Elite)

Doch selbst die heißesten Ladys lassen ihn nach dem Sex unbefriedigt zurück. So richtig geht ihm nur einer bei Pornos, die er sich im Internet anguckt, ab. Wenn es vom One-Night-Stand keinen Blowjob gibt, dann muss danach eben der Porno ihm Befriedigung verschaffen. Seine Pornosucht verteidigt er stets mit dem Satz „Pornos guckt doch jeder.“ Das ist für ihn so normal wie das akribische Putzen seiner Wohnung oder der sonntägliche Kirchgang mit seinen Eltern und seiner Schwester. Als besonders praktisch erweist sich dabei die Beichte. Die für seine Sünden auferlegten „Ave Maria“ und „Vater unser“ betet er routiniert beim Hanteltraining runter. Einen Knick bekommt sein wöchentlicher Rhythmus mit dem Erscheinen von Barbara (Scarlett Johannson) in seinem Club. Völlig fasziniert von ihr lässt er sich zur Freude seiner Eltern erstmals auf eine Beziehung ein. Barbara erweist sich indes als extrem verzogene Nervensäge aus reichem Elternhaus, die ihren Don nach ihren Ansprüchen formen möchte. Man(n) muss es einfach hassen, dieses eingebildete Blondinchen, das im elterlichen Haus in einem rosa-weißen Zimmer mit Titanic-Poster groß geworden ist. Für sie geht er sogar zur Abendschule, wo er die deutlich ältere Esther (Julianne Moore) kennen lernt. Die ist so völlig anders als alle Frauen, die er bisher im Bett hatte. Vor allem ist der Sex mit ihr völlig anders…

Gordon-Levitt ist mit „Don Jon“ ein ansehnliches Regiedebüt gelungen. Er schafft es, das aktuelle und gern verschwiegene Thema Pornosucht auf angenehm unaufgeregte Weise zu thematisieren. Seine Inszenierung hätte insbesondere im zweiten Drittel zwar etwas stringenter sein können, dank der routinierten Partnerinnen an seiner Seite nimmt die Geschichte aber keinen größeren Schaden. Wenn Barbara ihren Don davon abhält, sich spezielle Bodentücher zu kaufen („Warum denn nicht?“ „Das ist nicht sexy – darum!“), dann möchte man(n) ihr mit dem Bodentuch am liebsten den Hintern versohlen. Scarlett Johannson, dieser Traum vieler Männer, inszeniert als nervtötende Bitch, das muss ein Regisseur sich erst mal trauen. Gordon-Levitt hat sich getraut und damit gewonnen…

donjoncoverDon Jon

Genre Komödie, Drama

FSK ab 16 Jahren

Laufzeit ca. 91 Minuten

Produktion USA 2013

Bildformat 2,35:1 bei 16:9

Untertitel Deutsch

Kategorie: Angeguckt, Film & TV

von

In einer Ramsch-Kiste mit Taschenbüchern wurde ich, gerade mal 10 Jahre alt, fündig. Das – wie ich im Nachhinein feststellte – inkompetenteste Film-Nachschlagewerk dieser Erde, „Das Lexikon des Science-Fiction-Films“ von Roland M. Hahn, weckte mein Interesse für bewegte Bilder. Ich „zerlas“ es völlig (und auch seine nicht weniger missratenen Nachfolger über die Genres „Fantasy“ und „Horror“). Echtes Interesse für die Pop- und Rockmusik kam dagegen erst Jahre später – mit der ersten eigenen kleinen Hifi-Anlage und der CD „The Road to Hell“ von Chris Rea.

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