Ein Film aus Norwegen. Norwegen, da steigen die ersten potentiellen Zuschauer schon aus. Mit Schauspielern, die hierzulande keiner kennt. Die nächsten steigen aus. Inszeniert von einem Regisseur, der selbst in Norwegen nahezu unbekannt ist. Was also tun als Verleih, um den Film potentiellen Käufern schmackhaft zu machen? Was alle Verleiher in solchen Fällen machen: Sie ziehen Vergleiche. Vergleiche, die immer, aber auch immer hinken und letztlich insbesondere jene Zuschauer, die sich mit solchen haben ködern lassen, enttäuscht zurück lassen.
Bei diesem Film geht der Vergleich so: „Mit ‚Drachenkrieger‘ liefert uns Mikkel Brænne Sandemose die norwegische Antwort auf ‚Indiana Jones‘ und ‚Das Vermächtnis der Tempelritter‘.“ Das ist natürlich reines Marketing. Oder besser gesagt: Mumpitz. Am besten wir schenken dem keine Beachtung. Keine Beachtung sollten auch die Sätze „perfekte Familien-Unterhaltung“ und „Ein Familien-Abenteuer voller Spaß“ auf der Filmhülle finden. Denn wenn dieser Film eines nicht bietet, dann ist es Spaß und Familien-Unterhaltung. Der Film ist zwar völlig gerechtfertigt ab zwölf Jahren freigegeben, aber dennoch sollten Eltern sich den Film zunächst einmal alleine gucken, bevor sie ihn mit ihrem Kind gucken. Schließlich wächst nicht jedes Kind mit SAW I bis VII auf.
Kein Film für jüngere Kinder
Regie-Neuling Mikkel Brænne Sandemose setzt in „Drachenkrieger“ nämlich auf dramaturgische Elemente aus dem Horrorfilm-Genre, die so manchem Kind eine schlaflose Nacht bereiten dürften. Vielleicht war Sandemose in Gedanken noch ein wenig zu sehr bei seiner ersten Regiearbeit, dem dritten Teil einer norwegischen Horrorfilm-Serie („Cold Prey 3“), in der ein Serienkiller im Wald Jagd auf Menschen macht. Vielleicht war die Geschichte um einen jungen Archäologen, der von der Kultur der Wikinger total fasziniert ist, aber auch nie als familiäres Abenteuer konzipiert. Vergessen wir also mal alle Vergleiche und die „perfekte Familien-Unterhaltung“.
Einzig die Animation des Drachen ist gelungen
Archäologe Sigurd Svendsen ist Vater von zwei Kindern und seit dem Tod seiner Frau mit deren Erziehung völlig überfordert, da er seine ganze Energie in die Erforschung der Kultur der Wikinger steckt. Trotz dieser ganzen Energie läuft es auf der Arbeit auch nicht rund. Eine Präsentation vor potentiellen Geldgebern seiner Forschung geht gründlich schief, da diese seine bisherigen Erkenntnisse für unglaubwürdig halten.
Doch wie es der Zufall – also das Drehbuch – will, kehrt just an diesem Tag sein Kollege von einer Forschungsreise mit einem Stein voller Runen zurück. Svendsen sieht sich in seiner Forschung bestätigt und reist ins Niemandsland zwischen Norwegen und Russland. Widerwillig müssen seine Kinder, die die Ferien lieber im Süden verbringen möchten, auch mit. Angesichts dessen, was sie dort oben im hohen Norden vorfinden, wäre der Süden die bessere Wahl gewesen. So finden sie nicht nur Gegenstände aus der Wikingerzeit, sondern auch einen sagenhaften Drachen, der eher an eine prähistorische Schlange erinnert.
Die Animation dieses prähistorischen Schlangendrachens ist eindeutig das Beste an diesem Film und muss in der Tat den Vergleich mit amerikanischen Produktionen nicht scheuen. Leider ist die Geschichte um diesen Drachen derart dünn, dass der Film mit gerade einmal 93 Minuten einem immer noch viel zu lang vorkommt. Was eindeutig dem Drehbuch anzulasten ist, das die Geschichte ohne jeglichen Überraschungsmoment erzählt. Dieser Film liefert uns keine norwegische Antwort auf „Indiana Jones“ und „Das Vermächtnis der Tempelritter“. Und falls doch, dann ist es eine ganz schwache.
Drachenkrieger – Das Geheimnis der Wikinger
(Gåten Ragnarok)
Genre Fantasy
FSK ab 12 Jahren
Laufzeit ca. 93 (DVD) ca. 97 (Blu-ray) Minuten
Produktion Norwegen 2013
Ton/Sprache (DVD) DTS, Dolby-Digital 5.1 (Blu-ray) DTS HD-Master Audio 5.1 / Norwegisch, Deutsch
Bewertung 1 von 5 Punkten