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Fuchs und Hase mischen Zoomania auf

Es dauert ein wenig bis sich Judy auf Nick verlassen kann. (Foto: ©2016 Disney. All Rights Reserved.)

Waren das noch Zeiten, als klar war, wohin man gehörte. Eine Welt in der die Beutetiere die Raubtiere fürchteten. Ein Hase, der sich mit einem Fuchs einlässt – völlig undenkbar. Doch Zeiten ändern sich, was der junge Hase Judy Hopps in einem Schultheaterstück eindrucksvoll vorführt. Nicht wirklich zur Freude der anwesenden Schüler und Eltern – Judys eingeschlossen. Zwar existiert bereits ein weitgehendes friedliches Miteinander zwischen den Tieren, aber alte Rollenbilder sind in den Köpfen vieler noch sehr präsent.

Unverkennbar die Parallelen zur Geschichte der Menschheit, die in Zoomania ins Tierreich übertragen werden. Mit allen Anfeindungen, die offenbar dazu gehören, wenn jemand neue Wege beschreiten will. Zur Überraschung des Theaterpublikums erklärt Judy, dass sie einmal Polizistin werden möchte. „Ein Karnickelcop“, lässt ein junger Fuchs seinem Hohn und Spott freien Lauf. Selbst Judys Vater versucht es ihr auszureden: „Es gab noch nie einen Hasen bei der Polizei. Das schaffen Hasen nicht. Niemals.“ Doch die – wir ahnen es – lässt sich nicht beirren und wird die erste Polizistin, die in Zoomania ihren Dienst antritt. Insgesamt ist die Botschaft des Films sehr plakativ angelegt. So plakativ, dass diese selbst Vierjährige problemlos verstehen, zumal Szenen immer und immer wieder komplett danach ausgerichtet sind. Auf die Dauer nervt das ältere Zuschauer dann doch ein wenig, weil es längst angekommen ist, dass auch wir Menschen uns doch einfach nur lieb haben sollten.


Wobei sich die Tiere in Zoomania auch nicht alle lieb haben. Liebe zwischen Fuchs und Hase – das geht dann doch einen Schritt zu weit. Dennoch können sie ein sehr gutes Team sein und sich aufeinander verlassen, wenn die erwähnten Klischees überwunden sind. So dauert es auch ein wenig bis sich Judy auf ihren Nick Wilde verlassen kann – einen Fuchs, der als Trickbetrüger unterwegs ist und somit zunächst alle Klischees des listigen Fuchses, der andere übers Ohr haut, problemlos erfüllt. Eine zwielichtige Verschwörung, die ganz Zoomania in Atem hält, schweißt die beiden schließlich immer enger aneinander und lässt den anderen jeweils tief hinter die Fassade blicken. So tief, dass sie auch an sich selbst neue Seiten entdecken.

Die Story klingt ein wenig platt und das ist sie über weite Strecken auch, dass der Film dennoch nicht ins Belanglose abrutscht, ist der sicheren Figurenzeichnung zu verdanken. Bei einem Hasen kann man ja kaum etwas falsch machen: Große Kulleraugen und schon schmilzt jeder dahin. Eine Fingerübung für Zeichner – und so ist der Fuchs der eigentliche Star des Films. Seine gelassene, schelmische Art ist hervorragend getroffen und es genügen in manchen Szenen wenige, kaum spürbare Veränderungen in seinem Gesicht, um auch wortlos deutlich zu machen, was er gerade denkt. Bei einem Schauspieler aus Fleisch und Blut würde man von großer Schauspielkunst sprechen. Herausragendes Beispiel für die gelungene Figurenzeichnung ist die bereits aus dem Trailer bekannte Szene mit einem Faultier als Beamten. Die Szene macht auch beim zehnten Mal gucken noch gute Laune.


Trotz der sehr aufgesetzten Botschaft und üblicher Klischees, die doch gerade der Film mit seiner Botschaft versuchen möchte zu überwinden – fragt sich nur, warum der Obermafiosi dann eine Ratte ist – ist Zoomania ein gelungener Animationsspaß.  Ein Spaß, der den Untertitel „Ganz schön ausgefuchst“ zu Recht trägt, ist doch der heimliche Star des Films der Fuchs. Für ganz junge Zuschauer bietet der Film allerdings zu viele Dialoge und zu wenig Action, um die über 100 Minuten Filmlänge ohne Quengelei zu überstehen. Wer Wert auf möglichst viel Bonusmaterial legt, der sollte gleich zu einer Blu-ray greifen, denn die DVD enthält noch nicht einmal einen Trailer.

Bewertung 3,5 von 5 Sternen

Zoomania
Zootopia USA 2016

Dt. Heimkinostart 14. Juli 2016

FSK ab 0 Jahre

TECHNISCHE INFOS DVD

Lauflänge: 104 Minuten

Bildformat: 2,39:1 / 16:9

Sprachversionen / Tonformat:
Deutsch: Dolby Digital 5.1
Englisch: Dolby Digital 5.1
Türkisch: Dolby Digital 5.1

Untertitel:
Deutsch, Englisch für Hörgeschädigte

TECHNISCHE INFOS Blu-ray

Lauflänge: 108 Minuten

Bildformat: 2,39:1 / 16:9

Sprachversionen / Tonformat:
Deutsch: 7.1 DTS-HD HR
Englisch: 7.1 DTS-HD HR
Türkisch: DTS 5.1

Untertitel:
Deutsch, Italienisch, Englisch für Hörgeschädigte

Bonusmaterial:
• Recherchen: Ein tierisches Abenteuer
• Runder Tisch: Zoologie
• Scoremania
• Forensische Akten
• Unentdeckte Bewohner
• Musikvideo von Shakira „Try Everything“
• Ursprünge einer tierisch spannenden Geschichte
• Zusätzliche Szenen

TECHNISCHE INFOS ( 3D+2D Superset)

Lauflänge: 108 Minuten

Bildformat: 2,39:1 / 16:9

Sprachversionen / Tonformat:
Deutsch: 7.1 DTS-HD HR
Englisch: 7.1 DTS-HD HR
Türkisch: DTS 5.1

Untertitel:
Deutsch, Italienisch, Englisch für Hörgeschädigte

Bonusmaterial:
• Recherchen: Ein tierisches Abenteuer
• Runder Tisch: Zoologie
• Scoremania
• Forensische Akten
• Unentdeckte Bewohner
• Musikvideo von Shakira „Try Everything“
• Ursprünge einer tierisch spannenden Geschichte
• Zusätzliche Szenen

Kategorie: Angeguckt, Film & TV

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In einer Ramsch-Kiste mit Taschenbüchern wurde ich, gerade mal 10 Jahre alt, fündig. Das – wie ich im Nachhinein feststellte – inkompetenteste Film-Nachschlagewerk dieser Erde, „Das Lexikon des Science-Fiction-Films“ von Roland M. Hahn, weckte mein Interesse für bewegte Bilder. Ich „zerlas“ es völlig (und auch seine nicht weniger missratenen Nachfolger über die Genres „Fantasy“ und „Horror“). Echtes Interesse für die Pop- und Rockmusik kam dagegen erst Jahre später – mit der ersten eigenen kleinen Hifi-Anlage und der CD „The Road to Hell“ von Chris Rea.

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