Dagewesen, Märkischer Kreis, Musik, Regionales
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Guildo hatte die Lüdenscheider lieb!

Wer im Anschluss an die erste Etappe der NRW-Radtour auf seinem Drahtesel in Lüdenscheid halt machte, den erwartete ein echter Musikalischer Top-Act. In Zusammenarbeit mit WDR 4 präsentierten die Organisatoren einen Auftritt von „Guildo Horn und den Orthopädischen Stümpfen“ zusammen mit den Blechbläsern der „Asozialen Blaszentrale Dessau“. Im Rahmen des gut zweistündigen Gigs trieben der wie gewohnt bunt gemusterte, ehemalige Grand-Prix-Star und seine ebenso schrill aufgebrezelte Combo gleich zu Beginn die Stimmung zum Siedepunkt mit dem Song „Ich find Schlager toll“ nach der Melodie von Joan Jetts „I love Rock’n Roll“.

Foto: Björn Othlinghaus

Guildo lässt die Puppen tanzen. Foto: Björn Othlinghaus

Über die gesamte Länge des Abends wurde klar, dass der „Meister“ auch 16 Jahre nach seiner Teilnahme am Schlager-Grand-Prix nicht das geringste verlernt hat. So trat er immer wieder in Kontakt zu seinen Fans und verließ die Bühne, um direkt am Absperrzaun mit ihnen feiern zu können. Dem mitten im Konzert geäußerten Wunsch einer Zuschauerin, doch ein Foto mit dem Sänger machen zu dürfen, gab Horn auf der Stelle nach, und auch ein Nachwuchs-Rapper aus der Bergstadt konnte seine Reime auf der Bühne vortragen, spontan begleitet von den Musikern. Für die durchaus stimmigen Texte erhielt der junge Mann sogar noch ein ausdrückliches Lob des Meisters. Horn und seine Musiker setzten überwiegend auf individuelle Interpretationen bekannter Schlager-Klassiker, die sie mit jeder Menge (Selbst-) Ironie, aber auch mit gebührendem Respekt umsetzten. Besonders die Werke von Udo Jürgens hatten es Horn angetan. Bereits als zweite Nummer nach dem Opener schmalzte er eine gelungene Version von „Griechischer Wein“ hin, die die Fans natürlich begeistert mitsingen konnten, und gegen Ende seines Gigs schmiss sich der Sänger in den typischen Udo-Bademantel, um noch viel inbrünstiger Jürgens‘ Edelschnulze „Merci“ zu intonieren. Guildos Version von „Aber bitte mit Sahne“ stellte dann buchstäblich das Sahne-Häubchen im Udo-Jürgens-Reigen dar.

Absolut fetzig gestaltete sich Guildos Fassung von Roland-Kaiser’s „Dich zu lieben“, die mit den ersten Takten von Gary Moores „Walking By Myself“ startete und von den „Orthopädischen Strümpfen“ und ihrem Frontmann im gleichen Tempo fortgeführt wurde. Ähnlich fetzte zuvor Horns Variante des Ralf-Siegel-Schlagers „Moskau“. An diesem Abend stellte der Meister eindrucksvoll unter Beweis, dass die Einordnung seiner Person als bloßer „Schlager-Onkel“ deutlich zu kurz greift, denn der Sänger präsentierte sich als versierter Entertainer und echter Multi-Instrumentalist.

Horn 18

Guildo macht die Alm unsicher und läutet Marianne Rosenbergs „Er gehört zu mir“ auf Kuhglocken. Foto: Björn Othlinghaus

Marianne Rosenberg’s „Er gehört zu mir“ spielte Horn in atemberaubender Perfektion und Geschwindigkeit auf Kuhglocken (die er beim finalen „Guildo hat Euch lieb“ nochmals grandios einsetzte) und brachte die Menge damit schier zum toben. Außerdem legte er ein furioses Schlagzeug-Solo hin, das jedem Rock-Drummer zur Ehre gereicht hätte und spielte auf der Akustik-Gitarre.

Die gleiche Energie und technische Qualität legten die übrigen Künstler auf der Bühne an den Tag, allen voran die Musiker der „Bläserzentrale Dessau“, mit denen Guildo Horn hoffentlich noch öfters zu sehen und hören sein wird. Trotz jeder Menge Klamauk und Slapstick nahm man Combo und Frontmann zu jeder Zeit die musikalischen Ambitionen sowie den Respekt vor der von ihnen interpretierten Musik ab. Finale Stücke gab es an diesem Abend schließlich viele, denn die Künstler ließen sich von ihren Zuhörern immer wieder überreden, noch einen draufzulegen. Letztlich bedankte sich die Combo mit „Vielen Dank für die Blumen“ – einem weiteren Jürgens-Klassiker – und schickten ihre Fans mit dem Kinderlied „Lalelu“ in das Land der Träume.

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In einer Ramsch-Kiste mit Taschenbüchern wurde ich, gerade mal 10 Jahre alt, fündig. Das – wie ich im Nachhinein feststellte – inkompetenteste Film-Nachschlagewerk dieser Erde, „Das Lexikon des Science-Fiction-Films“ von Roland M. Hahn, weckte mein Interesse für bewegte Bilder. Ich „zerlas“ es völlig (und auch seine nicht weniger missratenen Nachfolger über die Genres „Fantasy“ und „Horror“). Echtes Interesse für die Pop- und Rockmusik kam dagegen erst Jahre später – mit der ersten eigenen kleinen Hifi-Anlage und der CD „The Road to Hell“ von Chris Rea.

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