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Tänzerin im Sturm – Ein Konzert mit Ulla Meinecke

(Foto: Björn Othlinghaus)
Seit den 70er Jahren erfolgreich: Ulla Meinecke. (Foto: Björn Othlinghaus)

Seit Udo Lindenberg sie in den 70er Jahr entdeckte, förderte und ihre erste LP produzierte, gehört Ulla Meinecke zu den Großen der deutschen Musikszene.

Zahlreiche eigene Hits gehen auf ihr Konto, aber auch als Texterin für andere erfolgreiche Künstler, zum Beispiel Annett Louisan, sowie als Autorin ist Meinecke erfolgreich. Einmal mehr sie jetzt in Lüdenscheid zu Gast (bereits im Jahr 2007 stellte sie in der Stadtbücherei ihr Buch „Willkommen in Teufels Küche“ vor). Unterstützt wurde sie bei ihrem intimen Konzert im Theatersaal des Kulturhauses von den beiden Multiinstrumentalisten Ingo York und Reinmar Henschke, die phasenweise einen Sound wie von einer großen Band erzeugten. „Wenn zwei zueinander passen“ hieß der Opener an diesem Abend, und wenn jemand zueinander passt, dann sind es Ulla Meinecke und ihre Fans.

Reinmar Henschke. (Björn Othlinghaus)

Reinmar Henschke. (Björn Othlinghaus)

Vor dem Konzert und in der Pause ließen die Gespräche Erinnerungen an Teenager- und Jugendtage wieder aufleben oder kündeten von Studentenpartys, die durch Meineckes Songs geprägt waren. Natürlich wollten die Zuhörer die alten Hits hören, aber mit ihnen ging die Musikerin wie wohl alle Künstler, die insbesondere für ihr neues Repertoire brennen, eher sparsam um. „Keine Lust auf’n Bus, ich geh‘ zu Fuß …“ – ihren Klassiker „Schlendern ist Luxus“, der auch an diesem Abend die Seele der Zuhörer samtweich umschloss, gab sie jedoch bereits zu Beginn ihres Programms zum Besten. Ulla-Meinecke-Songs sind aus den kleinen Geschichten des Alltags gemacht. Dabei haben Ironie und Humor, nicht selten auch mit Blick auf die eigene Person, immer ihren Platz. In Gestalt eines kernigen Blues behauptet Ulla Meinecke beispielsweise „Ich bin zu alt“ und zählt darin augenzwinkernd Dinge auf, die im Herbst des Lebens angeblich gar nicht mehr gehen.

Kein Anti Aging

Anti Aging kommt für sie allerdings dennoch nicht in Frage, das sei so erfolgreich wie Katzenklappen an U-Booten, erklärt sie ihren amüsierten Zuhörern. Kritik an der neuen, schönen Internet- und Social-Media-Welt lässt sich Ulla Meinecke dennoch nicht nehmen und philosophiert zwischen den Songs ein wenig kopfschüttelnd über Jugendliche, die schon am Morgen ihr erstes Selfie posten und gar nicht merken, wie sehr sie sich durch ihre permanente Selbstinszenierung im Netz unnötig unter Druck setzen.

Ingo York. (Foto: Björn Othlinghaus)

Ingo York. (Foto: Björn Othlinghaus)

Verpackt in einen groovigen Blues gaben Meinecke und ihre beiden musikalischen Begleiter in „50 Tipps, ihn zu vergessen“ Ratschläge für den Beziehungs-Schlussstrich oder erwecken im Gewand eines kernigen Blues-Rock die „Frau nach Mitternacht“ zum Leben, die ein einsamer Mann in seiner Phantasie erschafft. Einige ausgesuchte Cover-Versionen bereicherten ebenfalls das Programm, denn „schließlich sind ja alle Musiker auch Fans“, wie die Sängerin betonte. Die locker-lässige Midtempo-Fassung von „Walking In Memphis“, dem größten Hit des Singer-Songwriters Marc Cohn, wusste dabei ebenso zu überzeugen wie das zauberhaft dargebotene „Grapefruit Moon“ vom „untröstlichen Meister des Trostes“ Tom Waits.

Das Ende eines gelungenen Konzertabends. (Foto: Björn Othlinghaus)

Das Ende eines gelungenen Konzertabends. (Foto: Björn Othlinghaus)

Erst im Zugabenteil hatte dann schließlich das lange Warten vieler Fans auf „Die Tänzerin“, den wohl größten Hit Meineckes, ein Ende, doch der zum Fingerschnippen anregende Song setzte nicht den Schlusspunkt unter den gelungenen Abend. Diese Aufgabe wurde dem Lied „Übers Meer“ zuteil, einer der Klassiker von Meineckes vor 19 Jahren verstorbenem Freund und Musikerkollegen Rio Reiser. Nach dem Konzert nahm sich die Musikerin bei einer Signierstunde Zeit für Gespräche mit ihren Fans.

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In einer Ramsch-Kiste mit Taschenbüchern wurde ich, gerade mal 10 Jahre alt, fündig. Das – wie ich im Nachhinein feststellte – inkompetenteste Film-Nachschlagewerk dieser Erde, „Das Lexikon des Science-Fiction-Films“ von Roland M. Hahn, weckte mein Interesse für bewegte Bilder. Ich „zerlas“ es völlig (und auch seine nicht weniger missratenen Nachfolger über die Genres „Fantasy“ und „Horror“). Echtes Interesse für die Pop- und Rockmusik kam dagegen erst Jahre später – mit der ersten eigenen kleinen Hifi-Anlage und der CD „The Road to Hell“ von Chris Rea.

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