Angeguckt, Film & TV
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Ummah – Was macht uns aus?

Dieser Daniel Klemm, den wir in „Ummah – unter Freunden“ kennen lernen, ist ein nachdenklicher Mensch. Wenig verwunderlich angesichts dessen, was er in seinem jungen Leben bereits sehen und erleben musste. An diesem alles andere als alltäglichen Leben des verdeckten Ermittlers des Verfassungsschutzes lässt uns Regisseur Cüneyt Kaya gleich zu Beginn teilhaben.

Teilhaben ohne schützende Distanz, wenn wir Zeugen des Endes eines missglückten Einsatzes gegen Rechtsterroristen werden. Daniel ist nicht nur körperlich schwer verletzt: Er kann nicht mehr, er will aussteigen. Widerwillig schlägt ihm sein Vorgesetzter vor, erst einmal für drei Monate unterzutauchen. Für Daniel bedeutet das, raus aus der rechten Szene, rein in eine heruntergekommene Wohnung in einem türkisch-arabischen Viertel in Berlin. Als Ablenkung muss erst einmal ein Fernseher her, den er gleich um die Ecke im Laden von Abbas und dessen Kumpel Jamal ersteht. Nach ein paar Startschwierigkeiten nehmen die beiden ihn wie selbstverständlich überall mit hin.

Daniel ist erfreut und irritiert zugleich über die offene Art, die ihm entgegengebracht wird. „Du kennst uns – oder?“, sagt Abbas nur, als Daniel die Einladung zu einer arabischen Hochzeit ablehnen will. Als Abbas und ein weiterer Gast nach der Hochzeit ganz offensichtlich nur aufgrund ihrer Herkunft von der Polizei abgeführt werden, ist Daniel hin und her gerissen. Soll er einschreiten und riskieren, dass seine Identität auffliegt? Dass er nicht einschreitet, nimmt ihm Jamal übel, zumal er auf der Hochzeit Daniels rechtsextreme Tätowierung bemerkt hat. Kurzerhand wirft er ihn aus dem Laden. In seiner Wohnung hadert Daniel mit seinem Schicksal: „Wir sind alle ein Produkt unserer Vergangenheit.“ Und diese Vergangenheit holt ihn und seine neuen Freunde schneller wieder ein, als ihm lieb sein kann.

Cüneyt Kaya präsentiert uns mit „Ummah“ einen Film, der unter anderem der Frage nachgeht, warum wir so sind wie wir sind. Was macht uns aus? Wie uns andere sehen? Wie wir uns sehen? Warum fällt es den meisten von uns so schwer, vorurteilsfrei zu handeln? Richtig stark hätte der Film werden können, wenn die Figuren deutlicher herausgearbeitet worden wären. Ein paar Ecken und Kanten hätten Abbas, Daniel und Co gut getan. Ein wenig mehr Informationen zum Leben der Hauptfiguren hätten diese glaubwürdiger und ihre Handlungen nachvollziehbarer gemacht. So bleiben sie aufgrund fehlender Brüche zu eindimensional und blass. Gleichwohl ist der Film bei aller Kritik an der Figurenzeichnung absolut einen Blick wert, da er die Geschichte trotz des ernsten Hintergrundes mit viel Humor erzählt und die Themen Migration und Integration wie nebenbei auf erfreulich leichte Art transportiert.

cover_imageUmmah – Unter Freunden

Genre Drama

FSK ab 12 Jahren

Laufzeit ca. 103 Minuten

Produktion Deutschland 2013

Bildformat 1,77:1 bei 16:9

Kategorie: Angeguckt, Film & TV

von

In einer Ramsch-Kiste mit Taschenbüchern wurde ich, gerade mal 10 Jahre alt, fündig. Das – wie ich im Nachhinein feststellte – inkompetenteste Film-Nachschlagewerk dieser Erde, „Das Lexikon des Science-Fiction-Films“ von Roland M. Hahn, weckte mein Interesse für bewegte Bilder. Ich „zerlas“ es völlig (und auch seine nicht weniger missratenen Nachfolger über die Genres „Fantasy“ und „Horror“). Echtes Interesse für die Pop- und Rockmusik kam dagegen erst Jahre später – mit der ersten eigenen kleinen Hifi-Anlage und der CD „The Road to Hell“ von Chris Rea.

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