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Bob, Go Home!

(Foto: Semmel Concerts)
Ein Bild aus besseren Tagen. (Foto: Semmel Concerts)

Es ist wieder soweit! Bob Dylan, das Idol einer ganzen Generation, der Godfather der Singer-Songwriter, der Held mancher Kindheit, ja geradezu der Übermusiker schlechthin, geht wieder auf Tour. Oder besser gesagt, ist immer noch auf Tour, denn seit 1988 absolviert der Künstler Jahr für Jahr rund 100 Konzerte auf der ganzen Welt.

Eine „Never ending Tour“ eben, wie es ein Kritiker mal formulierte. Björn und Michael haben den Meister, so richtig wirklich und leibhaftig, vor ein paar Jahren live auf der Bühne gesehen, und denken, dass das wohl das erste und letzte Mal gewesen ist. Um gleich zu Beginn etwas klar zu stellen: Auch wenn in Kürze geradezu blasphemische Zeilen folgen werden, ist die Bedeutung dieses Musikers unumstritten. Songs wie „Like A Rolling Stone“, „Knocking On Heavens Door“, „Blowing In The Wind“, „All Along The Whatchtower“ oder „Mr. Tambourine Man“ sowie sein textliches Niveau und literarisches Schaffen stehen außer Frage. Dylan ist sogar so unumstritten, dass weder glühende Anhänger noch Musikkritiker, die jeden neuen Silberling des Meisters über den grünen Klee loben, nur weil’s ein Dylan-Album ist, wahrhaben wollen, dass „Bob dem Großen“ längst ein paar dicke Zacken aus der Krone gefallen sind.

"Bob, der Große" ist heute leider nicht mehr das, was er mal war. (Foto: Semmel Concerts)

„Bob, der Große“ ist heute leider nicht mehr das, was er mal war. (Foto: Semmel Concerts)

Bei „unserem“ Dylan-Konzert 2010 in der Oberhausener KöPi-Arena handelte es sich um eine Kombi-Veranstaltung, die mit einem rundum genussvollen Auftritt von Dire-Straits-Mastermind Mark Knopfler begann – ein Künstler, der sich ebenso durch musikalisches Niveau wie höflichen Respekt gegenüber seinem Publikum auszeichnet. Und Dylan? Der betrat mit seiner durchaus passablen, aber in der allgemeinen Lustlosigkeit ihres Chefs gefangenen Band die Bühne, spielte ein paar Duette mit Knopfler, zu denen er nicht gerade den hörenswertesten Beitrag leistete und gab anschließend den emotionslosen menschlichen Abspielautomaten mit – für diese Musik – grauenhafter Stimme (ob er sich im Laufe seiner Jahrzehnte langen „Never ending Tour“ die Stimmbänder versaut hat oder sein Organ ganz absichtlich auf „Reibeisen“ stellt, um die Zuhörer zu ärgern – wer weiß das schon).

Dylan leidet am „Westernhagen-Syndrom“

Kein Wort zum Publikum, dem er nicht selten den Rücken zudreht, praktisch keinen jener Klassiker, deren Niveau baumhoch über den neuen Werken Dylans steht, keine Reaktion, als die ersten Zuschauer entnervt den Saal verlassen. Wie es aussieht, kennt der Meister das bereits. Überdies scheint Dylan am Westernhagen-Syndrom erkrankt zu sein, das bevorzugt Musiker befällt, die als Multimillionäre in Designerklamotten Songs über „einfache Menschen“ verkaufen wollen. Tom Waits, einer der von Björn und Michael hoch geschätzten Musiker, macht das auch, doch Waits ist nicht nur ein hochemotionaler Sänger, sondern auch ein passabler Schauspieler, der die Inhalte seiner Werke lebt.

Dylan dagegen spult heute im Gegensatz zu seinen Performances von vor 20 oder 30 Jahren (ein positives Beispiel zeigt der Videoclip) nur noch seelenlos Songs ab – 70 Piepen plus X für 90 Minuten Musik – basta! Regelmäßige Dylan-Konzertbesucher wissen es tief im Innern längst, doch zwei Neulinge, die den Meister endlich mal live erleben wollten, konnten es kaum glauben. Ein musikalisches Idol ist nach langen, unermüdlichen Jahren „on the road“ augenscheinlich zu einer arroganten Flitzpiepe mutiert, die ganz okaye, aber oft gleichförmig klingende Bluesrock- und Rockabilly-Mucke für die anstehende Grillsaison komponiert und diese mit einer Stimme rauskrakeelt, die Lemmy Kilmister nach einer Flasche Jack und achtzig Kippen so nicht zustande bringen würde. Und jetzt kommt’s: später steht dann noch im Netz zu lesen, dass der Mann an diesem Abend ja doch einige seiner großen Klassiker gespielt hat. Erkannt haben wir, bis auf die verquaste Version von „Knocking …“, keinen einzigen davon.

Lieber Bob, bleib‘ doch mal zuhause!

Dass Musiker nicht ständig ihr Uralt-Repertoire runterspielen wollen, ist legitim, dass ihre Fans die alten Songs jedoch lieben und wenigstens ein paar von ihnen wiedererkennbar im Konzert hören wollen, allerdings auch. Und das gilt vor allem dann, wenn das Niveau neuerer Scheiben spürbar nachgelassen hat. Trotz vieler negativer bis wütender Stellungnahmen von Konzertbesuchern im Netz ist Bob Dylan im Herbst erneut in Deutschland unterwegs, und Michael und Björn falten gemeinschaftlich die Hände zum Gebet: „Lieber Bob, bleib doch mal ein paar Jährchen Zuhause, leg die Beine hoch, lass die Bühne Bühne sein und sonne dich in deinem wohl verdienten Ruhm aus längst vergangenen Tagen. Dann behalten dich die Fans so in Erinnerung, wie du mal warst und verdrängen viel effektiver als bei deinen ‚Never ending Gigs‘ , dass man inzwischen musikalisch wie charakterlich ein Ei über dich schlagen kann.“

Kategorie: Musik

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In einer Ramsch-Kiste mit Taschenbüchern wurde ich, gerade mal 10 Jahre alt, fündig. Das – wie ich im Nachhinein feststellte – inkompetenteste Film-Nachschlagewerk dieser Erde, „Das Lexikon des Science-Fiction-Films“ von Roland M. Hahn, weckte mein Interesse für bewegte Bilder. Ich „zerlas“ es völlig (und auch seine nicht weniger missratenen Nachfolger über die Genres „Fantasy“ und „Horror“). Echtes Interesse für die Pop- und Rockmusik kam dagegen erst Jahre später – mit der ersten eigenen kleinen Hifi-Anlage und der CD „The Road to Hell“ von Chris Rea.

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