Angeguckt, Film & TV
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Der Dino ist tot, es lebe der Dino

Ein Jurassic-Film ohne Raptoren? Undenkbar. Und diesmal sogar mit Motorradbegleitung. (Foto: Universal Pictures)

Im Film leben Tote oftmals länger als einem lieb sein kann. Und niemand beherrscht die filmische Reinkarnation besser als Hollywood. Wo einmal die Kasse ordentlich geklingelt hat, da klingelt sie gerne noch ein zweites, drittes und wie im Fall von „Jurassic World“ auch ein viertes Mal. Frei nach dem Motto: Der Dino ist tot, es lebe der Dino. Und die Kassen klingeln nach wenigen Tagen so dermaßen ordentlich, dass von den Medien bereits die Sau „erfolgreichster Film aller Zeiten“ durchs Dorf getrieben wird. Ja, erfolgreich was die Penunzen angeht, aber erfolglos, was die inhaltlichen Qualitäten betrifft.

Ist der vierte Teil nichts anderes als eine Variante der ersten beiden Teile „Jurassic Park“ (1993) und „The Lost World: Jurassic Park“ (1997), wobei bereits der zweite Teil nur eine Variante des Originals war. Dazwischen gab es noch den dritten Teil (2001): ein Actionfilm mit Dinos, der schnell in Vergessenheit geriet. Vergessen wurden in Hollywood die Dinos aber nie, wie ihre jüngste Wiederauferstehung zeigt. Schließlich ist eine neue Generation Kinogänger herangewachsen, die die alten Teile meist nur vom Hören sagen kennt. Da liegt es nah, sich mit einem 13-Jährigen ins Kino zu setzen, um sein Urteil zur digitalen Dinoschau zu vernehmen.


Diese beginnt erwartungsgemäß mit einer Vorstellung der Hauptprotagonisten (denen – Achtung, kein Spoiler – natürlich kein Haar gekrümmt wird) und dem neu aufgebauten und weiterentwickelten Dinopark. Beim digitalen Flug über und Gang durch den Park darf die CGI-Abteilung zeigen, was heute alles aus Bits und Bytes möglich ist. Michael Crichtons Welt-Bestseller galt lange Zeit als unverfilmbar, bis die Computeranimation Anfang der 1990er leistungsstark genug war, die fantastische Welt zu erschaffen. Im Vergleich zur aktuellen 3D-Version wirkt der erste Teil allerdings mittlerweile steinalt. Apropos 3D: Der Einsatz kann als reines Gimmick betrachtet werden, da er dem Film zwar räumliche, aber keine inhaltliche Tiefe liefert. Wie bei den meisten 3D-Filmen werden ein paar spektakuläre räumliche Szenen hinzugefügt, die wie Fremdkörper wirken, da sie weder die Geschichte unterstützen noch voranbringen.

Ausgelutschte, müffelnde Geschichte

Eine altbekannte Geschichte für diejenigen, die einen früheren Teil kennen. Zunächst ist heile Welt angesagt: Wir können uns an den animierten Dinos ergötzen und versuchen die einzelnen Rassen richtig zuzuordnen. Danach spüren wir wie das Grauen langsam, aber unaufhaltsam in diese heile Welt eindringt. Das ist so dermaßen ausgelutscht und müffelt nach einem Drehbuch aus der untersten Schublade, dass selbst der 13-Jährige ohne Kenntnis der ersten drei Teile nach einer halben Stunde den Rest der Geschichte richtig voraussagt. Die Autoren kümmern sich keine Sekunde um einen Spannungsbogen, stattdessen wird uns mit dem Holzhammer die Bedrohung der Dinosaurier eingehämmert. Um die Besucherzahlen des Parks zu halten und auszubauen, wird ein Dinosaurier im Genlabor erschaffen, den die Natur so nie vorgesehen hatte. Überraschenderweise (haha – hier muss ein Lachen erlaubt sein) ist dieser intelligenter als gedacht, so dass er ausbrechen und allerhand Schaden anrichten kann, dass es im Kinosaal bis zum Ende nur so rumst.

Spannend findet der 13-Jährige am Ende trotz aller Vorhersehbarkeit das, während ich alter, böser Kritiker vor Langeweile kaum die Augen aufhalten konnte. Was sagt mir das: Vor allem, dass es sich bei „Jurassic World“ um einen jener Filme handelt, die man sehen kann, aber nicht sehen muss. So fällt die Wertung am Ende entsprechend aus:

Bewertung
4 von 5 Punkten (13-jähriger Kinogänger)
2 von 5 Punkten (alter, böser Kritiker)

Kategorie: Angeguckt, Film & TV

von

In einer Ramsch-Kiste mit Taschenbüchern wurde ich, gerade mal 10 Jahre alt, fündig. Das – wie ich im Nachhinein feststellte – inkompetenteste Film-Nachschlagewerk dieser Erde, „Das Lexikon des Science-Fiction-Films“ von Roland M. Hahn, weckte mein Interesse für bewegte Bilder. Ich „zerlas“ es völlig (und auch seine nicht weniger missratenen Nachfolger über die Genres „Fantasy“ und „Horror“). Echtes Interesse für die Pop- und Rockmusik kam dagegen erst Jahre später – mit der ersten eigenen kleinen Hifi-Anlage und der CD „The Road to Hell“ von Chris Rea.

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