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Die Peanuts: Der Film – Charlie Brown und Snoopy wieder vereint

Alle bewundern Charlie Brown? Das geht doch nicht mit rechten Dingen zu. (Foto: Twentieth Century Fox of Germany GmbH)

Ich muss zugeben, verstanden habe ich den Comic damals nicht, aber ich fand den Hund so süß. Meine erste Begegnung mit den „Peanuts“ Ende der 1970er Jahre war keine Liebe auf den ersten Blick. Wer sollte denn der „Rote Baron“ sein, von dem der Hund erzählt? Obwohl nur Kinder die „Peanuts“-Welt bevölkern, sind die Geschichten für sie häufig schwer oder gar nicht zu verstehen. Das muss ich in unserem Land immer erwähnen, da viele hier der Ansicht sind, dass Comics keine Kunst und nur etwas für Kinder sind. Was für ein Irrglaube, insbesondere mit Blick auf Charles „Sparky“ Schulz und seine „Peanuts“. Gewiss sind die Peanuts-Comics und deren filmische Ableger auch etwas für Kinder, aber eben nicht nur und zuallererst, was auch der neueste filmische Ableger „Die Peanuts: Der Film“ eindrucksvoll zeigt.

Erwachsene und Kinder lachen zwar oftmals gemeinsam, aber ebenso häufig an ganz unterschiedlichen Stellen. Während Kinder den plakativen Slapstick lustig finden, erfreuen sich Erwachsene an den gedanklichen Monologen, des sich ewig sorgenden Charlie Brown. Dass Charlie Brown so ist wie er ist, hat dessen Erfinder Charles Schulz einmal mit seinen drei Jahren in der Army während des Zweiten Weltkriegs erklärt. „Ich habe mir Sorgen um alles gemacht, und weil ich mir Sorgen gemacht habe, musste Charlie Brown es auch tun.“

Charme der „alten“ Peanuts bleibt erhalten

Sorgen haben sich viele auch im Vorfeld des neuen Films gemacht, ob bei einer Computeranimation der Charme der „alten“ Peanuts erhalten bleibt. Ja, bleibt er. Was mich alten Skeptiker auch sehr überrascht hat, aber die andere Optik tritt durch den sensiblen und liebevollen Umgang mit dem Erbe des am 12. Februar 2000 verstorbenen Schulz schnell in den Hintergrund. Es ist nie einfach, aus einem gezeichneten Comic einen Zeichentrickfilm zu machen. Animierte Figuren müssen beweglich sein, agieren können, so dass bereits die alten Zeichentrickfilme einen eigenen Stil hatten, der sich deutlich vom Comic-Strip unterschied. Wer die Comics gut kennt, für den gleicht die Geschichte einer Art Nummernrevue, einem ständigen Wiedererkennen von altbekannten Szenen, Abläufen und Figuren, denen wie in den Comics unterschiedlich viel Raum eingeräumt wird.

Snoopy macht wieder Jagd auf den Roten Baron

Neben dem scheinbar ewigen Verlierer Charlie Brown nimmt sein Hund Snoopy den größten Raum ein. Schließlich ist der Beagle genauso populär, wenn nicht sogar populärer als sein Herrchen. Auch Schulz musste immer aufpassen, dass der kleine Hund auf seiner roten Hundehütte Charlie Brown nicht den Rang abläuft. Snoopy kommt im Film auch zu seiner Schreibmaschine, auf der er eine Liebesromanze mit einer Hündin und seine ewige Jagd auf den Roten Baron festhält. Im Film werden Snoopys literarische Ergüsse als Film im Film dargestellt, so dass diese losgelöst vom eigentlichen roten Faden sind, nämlich Charlie Browns Versuche das Herz des rothaarigen Mädchens zu gewinnen. Während in den Comic-Strips Charlie Browns Liebe unerwidert bleibt, nimmt der Film eine andere Wendung. Und allen Kritikern sei gesagt, dass in den Filmen schon immer das ewige Verlieren von Charlie Brown abgeschwächt wurde. Es ist eben etwas anderes, ob ich eine Geschichte über 90 Minuten oder in wenigen, manchmal nur drei Bildern erzähle.

Auch der Drachen fressende Baum darf nicht fehlen

Schulz selbst hat Charlie Brown auch nie als reinen Verlierer gesehen: „Er ist hauptsächlich ein hochanständiger, kleiner Kerl, dem leider nichts, aber auch gar nichts gelingen will.“ Genau diese Sicht von Schulz zeigt der Film und zu gefühlten 90 Prozent stimmen die bekannten Abläufe – so wie bei Lucy. Sie ist die bekannte Wichtigtuerin, die Charlie Brown an ihrem Therapiestand Lebensratschläge für einige Cent erteilt. Es fehlt auch ebenso wenig der Drachen, der trotz aller Bemühungen von Charlie Brown in dem Drachen essenden Baum landet. Was den Film so charmant macht, sind auch scheinbar beiläufige Ereignisse wie das Anfertigen einer Drahtskulptur im Kunstunterricht. Diese Szene basiert auf einem der gefragtesten Peanuts-Strips überhaupt, in dem Schulz in den 1970er Jahren der Frage nachgeht, wie ein Kunstlehrer die Arbeiten seiner Schüler überhaupt gerecht bewerten will.

Positives Fazit

Trotz Computeranimation und trotz Verfügung von Charles M. Schulz, dass nach seinem Tod keine neuen Comics mehr erscheinen sollen, ist dieser Film ein rundum gelungenes charmantes Vergnügen für die ganze Familie. Kinder werden viel Spaß an den Slapstick-Szenen haben, Erwachsene werden sich über etliche Déjà-vus freuen. Für ein Déjà-vu – die vermutlich wohl bekannteste Peanuts-Szene – müssen sie allerdings bis zum Abspann warten, wenn es wieder heißt: Wird Lucy Charlie Brown dazu überreden, den Ball weg zu kicken? Und wird sie ihn im letzten Moment wieder vor den Füßen wegziehen?

Die Peanuts-Der FilmBewertung 4 von 5 Punkten

Die Peanuts: Der Film
The Peanuts Movie
USA 2015

Dt. Kinostart 23. Dezember 2015
Länge 88 Minuten

Regie Steve Martino
Drehbuch Brian Schulz, Craig Schulz, Cornelius Uliano

Kategorie: Angeguckt, Film & TV

von

In einer Ramsch-Kiste mit Taschenbüchern wurde ich, gerade mal 10 Jahre alt, fündig. Das – wie ich im Nachhinein feststellte – inkompetenteste Film-Nachschlagewerk dieser Erde, „Das Lexikon des Science-Fiction-Films“ von Roland M. Hahn, weckte mein Interesse für bewegte Bilder. Ich „zerlas“ es völlig (und auch seine nicht weniger missratenen Nachfolger über die Genres „Fantasy“ und „Horror“). Echtes Interesse für die Pop- und Rockmusik kam dagegen erst Jahre später – mit der ersten eigenen kleinen Hifi-Anlage und der CD „The Road to Hell“ von Chris Rea.

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