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Star Wars Episode VII – Das Erwachen der Macht

(Foto: Lucasfilm Ltd. & TM. All Rights Reserved)
Zwei alte Freunde kehren zurück: Han Solo (Harrison Ford) und Chewbacca (Peter Mayhew). (Foto: Lucasfilm Ltd. & TM. All Rights Reserved)

George Lucas, der Vater der Star-Wars-Filme, hat sein Urteil über den ersten Streifen der Reihe unter Disney-Ägide bereits gefällt: Die neuen Rechte-Eigentümer hätten ihn nicht genug in den Entstehungsprozess des neuen Werkes eingebunden und seine „Kinder versklavt“.

Man habe einen „Retro-Film“ produziert, anstatt ein wirklich neues Werk zu schaffen. Tatsächlich schuf Regisseur J. J. Abrams, ein bekennender und leidenschaftlicher Star-Wars-Fan, mit „Star Wars Episode VII – Das Erwachen der Macht“ einen Retro-Film, gemacht von einem Fan für Fans, und die Menschen nehmen das Werk dankend an, wie das herausragende Einspielergebnis zeigt. Als Sklavenhalter seiner eigenen Kinder hat sich dagegen in den letzten Jahrzehnten George Lucas selbst erwiesen, indem er sein grandioses, vor Ideenreichtum und Fantasie nur so strotzendes Star-Wars-Universum seiner grenzenlosen Geldgier und dem „schnöden Mammon“ opferte.

Rey (Daisey Ridley) und Finn (John Boyega) auf der Flucht. (Foto: Lucasfilm Ltd. & TM. All Rights Reserved)(Foto: Lucasfilm Ltd. & TM. All Rights Reserved)

Rey (Daisey Ridley) und Finn (John Boyega) auf der Flucht. (Foto: Lucasfilm Ltd. & TM. All Rights Reserved)

Die Ausbeutung seines Werkes startete Lucas spätestens mit der Entscheidung, die drei klassischen Star-Wars-Filme (Teil 4-6) mit neuen, digital hinzugefügten Elementen, technischen Anpassungen an den „modernen“ Stand der Technik sowie Handlungsänderungen zu „verschlimmbessern“ und das Ergebnis dann im Anschluss neu zu vermarkten. Als viele Star-Wars-Fans die Neuveröffentlichung der drei klassischen Filme im ursprünglichen Zustand forderten, überhörte Lucas diesen Wunsch zunächst geflissentlich, um ihnen dann Originalfassungen in extrem bescheidener Qualität, da in keiner Weise restauriert oder remastered, sowie in Vollbild für einen begrenzten Zeitraum von ein paar Monaten beleidigt vor die Füße zu werfen (natürlich zum stolzen Preis eines hochwertigen Produktes). Den Gipfel der Ausbeutung seiner „Sklaven“ erreichte Lucas dann mit der – allenthalben als minderwertig beurteilten – Konvertierung von „Episode 1 – Die dunkle Bedrohung“ in 3D, die ihm nochmals das Geld der treuen Star-Wars-Anhänger in die Kassen spülte (die Konvertierung der übrigen fünf Star-Wars-Filme in 3D wurde vom neuen Rechte-Inhaber Disney zum Glück erst mal auf Eis gelegt).

Am Ende verhökerte Lucas seine Sklaven

Abschließend verhökerte Lucas seine Firma „Lucasfilms“ und mit ihr seine „Sklaven“ an Disney für satte 4,02 Milliarden Dollar – und beklagt sich nun bitterlich, zu wenig Mitspracherecht an der aktuellen Produktion gehabt zu haben. Schaut man sich derweil das neue Weltraum-Abenteuer der Reihe an, muss man unter dem Strich zugeben, dass es Lucas‘ Kindern bei den neuen „Sklavenhaltern“ deutlich besser geht als beim „Vater“ selbst, der bei seinen eigenen Inszenierungen der Teile 1-3 lediglich bei „Die Rache der Sith“ auch nur annähernd die Qualität seiner klassischen Trilogie erreichte.

Sicher kann man „Star Wars – Das Erwachen der Macht“ vorwerfen, dass das Augenmerk hier eher auf Action und Showwerte sowie auf die Platzierung der klassischen Darsteller wie Harrison Ford, Carrie Fisher und Mark Hamill sowie liebgewonnenen Figuren wie Chewbacca oder R2D2 gelegt wird. Aber seit den 70er Jahren haben sich die Zeiten im Blockbuster-Kino nun einmal geändert. Wollte Lucas, wie er selbst sagt, in erster Linie eine Familiengeschichte in Form einer Seifenoper erzählen, sind die Zeiten dieser Erzählform heute, zumindest im Blockbuster-Kino, wohl vorbei.

Kylo Ren (Adam Driver). (Foto: Lucasfilm Ltd. & TM. All Rights Reserved)

Kylo Ren (Adam Driver). (Foto: Lucasfilm Ltd. & TM. All Rights Reserved)

Gerade die junge Generation der Star-Wars-Fans, die mit Computerspielen und dem Internet groß geworden ist, erwartet nun einmal eine rasante Form sowie Schauwerte, die nicht unbedingt an eine komplex-verschwurbelte Familiengeschichte in der Dimension von „Krieg und Frieden“ geknüpft sein muss. „Star Wars – Das Erwachen der Macht“ liefert den Fans der klassischen Trilogie Erinnerungen und ein Wiedersehen mit alten Bekannten, die sie durch ihre Kindheit und Jugend begleitet haben, und den jüngeren atemberaubend inszenierte Weltraumaction, die zudem durch einen für diese Art Film erstaunlich maßvollen Einsatz von Computertricks zugunsten handgemachter oder zumindest handgemacht aussehender Effekte setzt. Lucas, der den Machern um J. J. Abrams mangelnde Kreativität vorwarf und dabei selber in den letzten drei Jahrzehnten die Kreativität seiner Anfangsjahre schmerzlich vermissen lies, sollte sich glücklich schätzen, dass Disney mit Abrams einen Regisseur gefunden hat, dessen Film man anmerkt, dass sein Schöpfer für das brennt, was er tut.

Star Wars 8Ich würde mir wünschen, dass sich Disney auch bei den nachfolgenden Star-Wars-Filmen für diesen Regisseur und seine Crew entscheidet.

Bewertung 4 von 5 Punkten

Star Wars Episode VII – Das Erwachen der Macht
Star Wars Episode VII – The Force Awakens
USA 2015

Dt. Kinostart 17. Dezember 2015
Länge 135 Minuten

Regie J. J. Abrams
Darsteller Daisy Ridley, John Boyega, Adam Driver, Harrison Ford u.a.

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In einer Ramsch-Kiste mit Taschenbüchern wurde ich, gerade mal 10 Jahre alt, fündig. Das – wie ich im Nachhinein feststellte – inkompetenteste Film-Nachschlagewerk dieser Erde, „Das Lexikon des Science-Fiction-Films“ von Roland M. Hahn, weckte mein Interesse für bewegte Bilder. Ich „zerlas“ es völlig (und auch seine nicht weniger missratenen Nachfolger über die Genres „Fantasy“ und „Horror“). Echtes Interesse für die Pop- und Rockmusik kam dagegen erst Jahre später – mit der ersten eigenen kleinen Hifi-Anlage und der CD „The Road to Hell“ von Chris Rea.

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