Die Spielzeiteröffnung des Lüdenscheider Kulturhauses findet am Freitag, 31. August 2018, mit einem besonders hochklassigen Kultur-Event, der Premiere einer modernen Umsetzung der Verdi-Oper „Don Carlos“, statt.
Mit der ambitionierten, modernen Inszenierung, die unter anderem im Hinblick auf das Einbinden von kulturinteressierten Menschen sowie Flüchtlingen neue Wege beschreitet, möchte Kulturhaus-Leiterin und Intendantin Rebecca Egeling ein Zeichen setzen für frische, ambitionierte und innovative Bühnenprojekte im Kulturhaus für die neue Theatersaison. Bei „Don Carlos – corridors of power“ handelt es sich um ein Opernprojekt in Kooperation mit dem Landesjugendorchester Nordrhein-Westfalen und dem Verein Zukunft Kultur, das in der zeitgemäßen Inszenierung von Bernd Schmitt (Regie) und Birgit Angele (Bühnenbild und Kostüm) internationales Niveau erreichen soll und nach der Premiere in der Bergstadt durch mehrere renommierte Spielorte tourt.
Bernd Schmitt inszenierte bis heute rund 60 Opern, unter anderem am Staatstheater Kassel und am Landestheater Linz, Birgit Angele war als Bühnen- und Kostümbildnerin sowie als Regisseurin unter anderem an der Staatsoper Stuttgart, der Volksoper Wien und bei den Schwetzinger Festspielen tätig. Gefördert wird das Projekt durch das Ministerium für Kultur des Landes Nordrhein-Westfalen, die Kunststiftung NRW, das Kultursekretariat Gütersloh, den Landschaftsverband Rheinland sowie Bayer Kultur. In die Produktion des Don Carlos, die in Lüdenscheid ihre Welt-Premiere feiern wird danach am 25. und 26. September 2018 in der Floralienhalle im Belgischen Gent beim renommierten Flandern-Festival sowie am 7. Oktober 2018 im Theater Düren zu sehen ist, wurden kulturinteressierte Bürgerinnen und Bürger der jeweiligen Aufführungsorte als Kulturpaten involviert, um einen hautnahen Einblick in die Produktion zu erlangen, in der auch geflüchtete Menschen mitwirken und die einen Brückenschlag zwischen den Kulturen leisten möchte.
Ferner haben Kulturpaten die Möglichkeit, als Gastfamilie zu fungieren und einzelne Mitwirkende der Produktion im Aufführungszeitraum bei sich aufzunehmen. Der in Köln geborene und seit über 40 Jahren in Lüdenscheid lebende Lehrer Matthias Wagner ist einer der insgesamt zehn Kultur-Paten in Lüdenscheid. Asef Nemati, ein ausgebildeter Schauspieler, der vor rund vier Jahren aus dem Iran nach Lüdenscheid gekommen ist, sollte eigentlich bei der Produktion als Darsteller mitwirken, doch ein kürzlich unterschriebener Ausbildungsvertrag, der Nemati nicht mehr genug Zeit für ein Mitwirken lässt, führte dazu, dass er die Produktion lediglich als Gast und Pate begleitet. Beide besuchten gemeinsam am Dienstag, 14. August 2018, die Proben für Don Carlos in Nottuln bei Münster, die im dortigen Rupert-Neudeck-Gymnasium stattfanden, und verschafften sich vor Ort einen Einblick in die Umsetzung der aufwändigen Opernproduktion, in deren Mittelpunkt die jungen Musikerinnen und Musiker des Landesjugendorchesters NRW stehen.
„Auch ich habe früher Musicals mit meinen Schülern am Bergstadt-Gymnasium in Lüdenscheid inszeniert, aber die Perfektion, die ich in Nottuln gesehen habe, konnten wir natürlich nie erreichen“, schwärmt Matthias Wagner. Kulturhaus-Intendantin Rebecca Egeling lernte er im Alten Rathaus im Rahmen seines Projektes „Ge-Denk-Zellen“ kennen, welches Egeling sehr schätzte. „Sie fragte mich, ob ich als Kulturpate für ‚Don Carlos‘ fungieren möchte, und da ich ein sehr kulturinteressierter Mensch bin habe ich gerne zugesagt.“ Bei den Proben in Nottuln waren auch die Hauptrequisiten der Aufführung bereits aufgebaut, die die beiden Besucher besichtigen konnten. „In der Oper ‚Don Carlos‘ geht es ja um die Frage, was Macht mit uns macht“, erklärt Matthias Wagner. „Zum einen kann sie uns beflügeln, zum anderen aber auch das gesellschaftliche Leben zerstören und das Sterben und Flüchten vieler Menschen verursachen, wie es derzeit gerade der Fall ist.“ Somit stellen Bernd Schmitt und Birgit Angele nicht nur mit der Inszenierung an sich, sondern auch mit den Bühnenbauten einen naheliegenden Bezug zur heutigen Zeit her. „Einerseits wurde als Symbol der Macht ein Tiger-Panzer realistisch und dreidimensional nachgebaut“, erklärt Matthias Wagner. Als zweites Ausstattungsdetail fungiert ein zweidimensional dargestelltes Rehkitz, das als Projektionsfläche für Handlungsabläufe, unter anderem in Form von Videosequenzen, dient. „Beide Bauten konnten wir vor Ort bestaunen“, so Wagner.
Asef Nemati ist derweil angesichts der Probeneindrücke gleich doppelt traurig, dass er an der Produktion nicht aktiv mitwirken kann. „Nach meiner Schauspiel-Ausbildung im Iran ist Theater für mich mehr als ein Hobby, ich kann einfach nicht ohne Theater und Schauspiel leben“, erklärt Asef, der zudem sein musisches Talent nutzt und im Lüdenscheider Männerchor singt. Bei den Stadtrauminszenierungen war er ebenfalls als Schauspieler mit dabei. Matthias Wagner und Asef Nemati sind gleichermaßen gespannt auf die eigenwillige Operninszenierung, die in vielfacher Hinsicht neue Wege geht und für aufgeschlossene Kulturhaus-Besucher eine interessante, neue Erfahrung in der Lüdenscheider Kulturlandschaft darstellen könnte. Tickets für die Premiere von „Don Carlos – corridors of power“ sind noch an der Theaterkasse des Kulturhauses oder über www.kulturhaus-luedenscheid.de erhältlich. Zunächst findet am Freitag, 31. August 2018, ab 18 Uhr im Theatersaal eine Podiumsdiskussion mit Intendantin Rebecca Egeling, Regisseur Bernd Schmitt sowie Bürgermeister Dieter Dzewas statt, die Aufführung der Oper erfolgt ab 18.30 Uhr. Die Premierenfeier findet im Anschluss ab 21.15 Uhr statt.