Dagewesen, Musik
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Ein Flug durch die Nacht mit den „Nighthawks“

(Foto: Björn Othlinghaus)
Die „Nighthawks“ mit Dal Martino (Bass) und Reiner Winterschladen (Trompete) boten ein erstklassiges Konzert. (Foto: Björn Othlinghaus)

Ein wenig versteckt lag der Veranstaltungsort schon, zumindest für Auswärtige. Vorbei an der ruhig und friedlich daliegenden Bochumer Jahrhunderthalle führte die Zufahrtstraße hinauf zu einem beeindruckenden Industriedenkmal: dem Dampfgebläsehaus. Noch kurz bevor sich die Eingangstür zum Gig der renommierten Elektro-Jazz-Formation „Nighthawks“ öffnete, stand nur ein Grüppchen versprengter Musikfreunde vor der Tür, die ein wenig über die Abgelegenheit der Location lästerten.

Doch wer einmal im – später nahezu ausverkauften – Saal mit seiner extrem hohen, turmartigen Decke angelangt war, relativierte seine vorgefasste Meinung. Der Ort mit seiner architektonischen Mischung aus Industriecharme und Lounge-Elementen passte perfekt zur Musik der „Nachtfalken“.

Das Dampfgebläsehaus in Bochum - eine urwüchsige Insdustriekulisse. (Foto: Björn Othlinghaus)

Das Dampfgebläsehaus in Bochum – eine urwüchsige Insdustriekulisse. (Foto: Björn Othlinghaus)

Die Formation wurde im Jahr 1998 von dem Bassisten Dal Martino („Trance Groove“, Wolf Mahn) und dem renommierten Hamburger Trompeter Reiner Winterschladen („Trance Groove“, „NDR Big Band“, M. M. Westernhagen) gegründet. Darüber hinaus gehörten an diesem Abend Thomas Alkier (Schlagzeug), Jürgen Dahmen (Keyboard, Percussion), sowie die beiden Gitarristen Markus Wienstroer und Jörg Lehnardt zur Besetzung.

Der Schwerpunkt lag auf schnellen, rhythmischen Nummern

Insgesamt sechs Studio-Alben sowie die Live-CD „Live in Hamburg“ hat das Duo mit teilweise leicht unterschiedlicher Bandbesetzung auf den Markt gebracht, und das Konzert lieferte einen gut angepassten Querschnitt durch alle Werke der Nu-Jazz-Formation. Im Einklang mit der hervorragenden Akustik des Dampfgebläsehauses überzeugten die Musiker vor allem durch die Präzision ihres Zusammenspiels, das in den besten improvisatorischen Momenten wie ein Uhrwerk funktionierte und dennoch, wenn der musikalische Zug erst einmal ordentlich ins Rollen gekommen war, den Spaß aller Beteiligten niemals vermissen lies.

Bassist Dal Martino (Foto: Björn Othlinghaus)

Bassist Dal Martino (Foto: Björn Othlinghaus)

Obwohl die “Nighthawks“ nicht zuletzt auch durch ihre hingehauchten Lounge- und Fusion-Stücke bekannt und beliebt sind (die an diesem Abend natürlich auch nicht fehlen durften), lag der Schwerpunkt auf den schnelleren, rhythmischen Nummern, die zum Mittanzen animierten und die Bestuhlung im Raum eher hinderlich erscheinen ließen.

Butterweiche Trompetenklänge

Das optische Setting war sparsam und schlicht, so dass die grandiose Musik ihre volle Wirkung entfalten konnte. Unter dem Applaus der Fans betraten die Musiker die Bühne, nahmen letzte Einstellungen an ihren Instrumenten vor, um dann mit dem dezenten Rauschen der Ruhr und dem träumerischen Instrumentalstück „Rio Grande“ vom aktuellen Nighthawks-Album „Rio Bravo“ in den Abend zu starten. Während die Musiker in dezente Lichteffekte getaucht werden erklingen Winterschladens butterweiche Trompetenklänge, bevor die erhabenen E-Gitarre zum nächsten, funkigeren Stück „Chevrolet Nomad“, ebenfalls vom aktuellen Longplayer, überleitet. Von einer der wohl besten und erfolgreichsten Platten der Combo, „Metro Bar“ von 2001, brachten die Musiker unter anderem den Track „Sekret Loneliness“ zu Gehör. Ferner stach aus den insgesamt zwei Sets, die allerdings als ganzes wirkten und aus denen freilich nur schwer einzelne Songs als Höhepunkte herausgepickt werden konnten, das Stück „The Consul Is Driving“ aus dem Album „Today“, bei dem sich alle Musiker wie sooft an diesem Abend die Seele aus dem Leib groovten. Ebenso beeindruckte das elegische „Norways“ vom Album „As The Sun Sets“, bei dem sich die Zuhörer fallen lassen und eine musikalische Gedankenreise nach Skandinavien unternehmen konnten. Am Ende kam dann mit der Zugabe „Manana“ vom Erstlingswerk „Citizen Waine“ lateinamerikanische Stimmung im Dampfgebläsehaus auf, wobei sich mit diesem Stück der Kreis um das musikalische Schaffen einer der besten Elektro-Jazz-Formationen Deutschlands schloss. Ein Gespräch mit einigen der Musiker, unter anderem mit Dal Martino am CD-Stand, rundete den hervorragenden Konzertabend in dieser gerade für den Jazz der Nighthawks bestens geeigneten Location am Ende der Welt ab.

Kategorie: Dagewesen, Musik

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In einer Ramsch-Kiste mit Taschenbüchern wurde ich, gerade mal 10 Jahre alt, fündig. Das – wie ich im Nachhinein feststellte – inkompetenteste Film-Nachschlagewerk dieser Erde, „Das Lexikon des Science-Fiction-Films“ von Roland M. Hahn, weckte mein Interesse für bewegte Bilder. Ich „zerlas“ es völlig (und auch seine nicht weniger missratenen Nachfolger über die Genres „Fantasy“ und „Horror“). Echtes Interesse für die Pop- und Rockmusik kam dagegen erst Jahre später – mit der ersten eigenen kleinen Hifi-Anlage und der CD „The Road to Hell“ von Chris Rea.

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