Kultur, Theater
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Freies Theater bereichert Programm des Lüdenscheider Kulturhauses

(Foto: Florian Krauss)
Das Stück „Romantic Afternoon“ ist ein herausragendes Beispiel für Freies Theater. (Foto: Florian Krauss).

„Theater wird stillschweigend als Theater des Dramas gedacht. Zu seinen bewusst theoretisierten Momenten gehören die Kategorien ‚Nachahmung‘ und ‚Handlung‘.“

Von diesem heute noch weit verbreiteten Theaterbegriff, den der Theaterwissenschaftler Hans-Thies Lehmann in seinem Buch „Postdramatisches Theater“ beschreibt, möchte sich Rebecca Egeling, Leiterin und Intendantin des Lüdenscheider Kulturhauses, ein Stück weit wegbewegen.

Rebecca Egeling lässt im Lüdenscheider Kulturhaus frischen Theaterwind wehen. (Foto: Björn Othlinghaus)

Rebecca Egeling lässt im Lüdenscheider Kulturhaus frischen Theaterwind wehen. (Foto: Björn Othlinghaus)

Mit zunächst drei Produktionen des Freien Theaters, das die Kreativität und Ausdrucksmöglichkeiten aller Ensemble-Mitglieder deutlich weiter auslegt als das klassische Theater, will sie dem Lüdenscheider Publikum etwas neues und innovatives inmitten traditioneller Produktionen und Boulevardstücken bieten und in dieser Hinsicht zunächst einen Versuchsballon starten. Den Auftakt dazu stellte am Donnerstag, 5. Oktober, die Aufführung „Romantic Afternoon“ dar, die das Regie-Choreografen-Duo Billinger & Schulz in der Bergstadt auf die Bühne brachte und in dem der Kuss, eingebettet in Tanz- und Performance-Elementen, über die komplette Distanz von 60 Minuten das hervorstechende Handlungsmerkmal ist. Der Aufführung schloss sich am 6. Oktober 2017 ein Tanz- und Regie-Workshop mit Billinger & Schulz an. Die Resonanz auf beide Veranstaltungen wertet Rebecca Egeling als Erfolg: immerhin rund 60 Personen haben das Theaterstück besucht, den Workshop einen Tag später noch gut die Hälfte. Anhänger des freien Theaters stellen sich die Frage, inwieweit das dramatische Theater, das einst für das Bürgertum geschaffen wurde und durch eine vorgegebene, festgefügte Handlung und Dramaturgie sowie nicht selten durch die Vision eines einzelnen Regisseurs besticht, der sich das Ensemble unterzuordnen hat, in der heutigen, veränderten Zeit überhaupt noch Relevanz haben kann. „Das Bürgertum, wie es vor mehr als 100 Jahren bestanden hat, gibt es in dieser Form nicht mehr“ erklärt Rebecca Egeling. „Es ist vielmehr durch eine multikulturelle Gesellschaft ersetzt worden, die dadurch oft kaum noch angesprochen wird.“

Deshalb sei die Zeit für eine Form des Theaters gekommen, die durch ihre freiere Form eine vielfältigere Kreativität zulasse. Beim Freien Theater haben in der Regel alle Ensemble-Mitglieder einen gleichberechtigten Status und lassen ihre Kreativität gleichermaßen in die Produktion einfließen. Darüber hinaus können auch die künstlerischen Ausdrucksformen, die innerhalb einer freien Theaterproduktion möglich sind, extrem vielfältig sein. Es handelt sich nicht nur um die Reproduktion reinen Sprechtheaters wie bei klassischen Stücken (Beispiel: „Nathan, der Weise“), die zudem am Ende in eine klare, festgefügte Aussage münden. Es können vielmehr künstlerische Ausdrucksformen wie Improvisation, Tanz, Musik und vieles mehr in die Produktion einfließen, was im Idealfall zu einem spannenden Crossover führt.

Romantic Afternoon. (Foto: Florian Krauss)

Romantic Afternoon. (Foto: Florian Krauss)

„In dieser Hinsicht ist natürlich auch eine andere, breiter gefächerte Ausbildung der Beteiligten wichtig, damit sie auf breiter Ebene kreativ sein können“, erklärt Rebecca Egeling. Dies sei inzwischen zum Beispiel am Institut für angewandte Theaterwissenschaft in Gießen, wo sie selbst studiert habe, der Fall. Dort könne jeder Student ganz individuell seinen eigenen Werdegang definieren und weitgehend selbst entscheiden, welche künstlerischen Ausdrucksformen er vermittelt bekommt. Am Dienstag, 28. November 2017, wird nun die freie Theater-Produktion „Dirty Dishes“ und am 13. März 2018 ein freies Kindertheaterstück im Kulturhaus zu sehen sein. Hier soll sich dann endgültig zeigen, ob die Lüdenscheider den neuen Weg hin zum modernen Theater, den Kulturhaus-Intendantin Rebecca Egeling neben den konventionellen und nach wie vor erfolgreichen Theater-Produktionen einschlagen möchte, auch auf lange Sicht mittragen wollen.

Kategorie: Kultur, Theater

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In einer Ramsch-Kiste mit Taschenbüchern wurde ich, gerade mal 10 Jahre alt, fündig. Das – wie ich im Nachhinein feststellte – inkompetenteste Film-Nachschlagewerk dieser Erde, „Das Lexikon des Science-Fiction-Films“ von Roland M. Hahn, weckte mein Interesse für bewegte Bilder. Ich „zerlas“ es völlig (und auch seine nicht weniger missratenen Nachfolger über die Genres „Fantasy“ und „Horror“). Echtes Interesse für die Pop- und Rockmusik kam dagegen erst Jahre später – mit der ersten eigenen kleinen Hifi-Anlage und der CD „The Road to Hell“ von Chris Rea.

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