Dagewesen, Musik
Schreibe einen Kommentar

German Kultrock Festival – Fischer Z treffen auf Vollgas-Rock aus St. Pauli

(Foto: Björn Othlinghaus)
Musiklegende John Watts gab sich mit seiner Combo Fischer Z die Ehre. (Foto: Björn Othlinghaus).

Das German Kultrock Festival in Balve ist ein Erfolgsgarant seit vielen Jahren. Auch am Samstag, 12. August 2017, war die Balver Höhle wieder hervorragend besucht.

Nicht nur die gute Musik mit sechs interessanten Acts sowie die musikalische Mischung, die auch diesmal wieder ganz unterschiedliche Genres der Rock-Musik unter einem Dach vereinte, machten den erneuten Erfolg des Festivals aus. Auch die unvergleichliche Atmosphäre in der Balver Höhle ist ein Alleinstellungsmerkmal dieses Events. Über das Bühnenprogramm hinaus wurde den Zuschauern eine Gitarrenausstellung geboten, die die Mitglieder der Band Teelex, die den Opener des Festivals gab, mitgebracht hatten, sowie die Möglichkeit, Schallplatten, Raritäten und natürlich auch eine große Auswahl an Merch der unterschiedlichen Bands zu erstehen.

Daniel Krämer, Sänger der Wuppertaler Band Teelex. (Foto: Björn Othlinghaus)

Daniel Krämer, Sänger der Wuppertaler Band Teelex. (Foto: Björn Othlinghaus)

Die Wuppertaler Rock-Formation Teelex bildete mit ihren klassischen Rock-Nummern im Rahmen ihres halbstündigen Programms einen guten Opener für den Konzertabend. Im Anschluss stand die Formation Crystal Breed auf der Bühne, die zeigte, wie Progressive Rock in der heutigen Zeit klingen kann. Keyboarder Corvin Bahn war am späteren Abend auch beim Auftritt der Krautrock-Formation Peter Panka’s Jane an den Tasten zu sehen und zu hören, unterstützt wurde er bei Crystal Breed von Niklas Turman (Gitarre, Gesang, ebenfalls Jane-Mitglied), Thorsten Harnitz (Schlagzeug, Gesang) und Nico Deppisch (Bass). Die komplexen und rockigen Kompositionen der Hannoveraner kamen beim Publikum hervorragend an. In den Umbaupausen zwischen den Gigs gaben sich in einem Seitenarm der Balver Höhle die Musiker der Band Aphodyl aus Berlin die Ehre und spielten atmosphärischen Psychedelic Rock.

Die Balver Höhle war ausverkauft. (Foto: Björn Othlinghaus)

Die Balver Höhle war ausverkauft. (Foto: Björn Othlinghaus)

Ein furioses, energiegeladenes Set lieferten die Rock’n Roller von Ohrenfeindt aus Hamburg St. Pauli ab. Die Nordlichter um Frontmann Chris Laut (Gesang, Bass) stehen musikalisch für geradlinigen Rock im Stil von AC/DC, sind textlich jedoch in deutscher Sprache unterwegs. Mit ihrem krachenden, gerade nach vorn losgehenden Sound standen die Hanseaten in starkem Kontrast zum übrigen Lineup, insbesondere zu den vorangegangenen Crystal Breed und den nachfolgenden Peter Panka’s Jane, die eben keine dreiminütigen Rock-Granaten, sondern oft ausufernde musikalische Monumental-Werke zu bieten hatten. Wie auch immer, Ohrenfeindt sorgten für einen Gig, der die Höhle schier zum Toben brachte, und fuhren nahezu über die komplette Distanz von 70 Minuten – von einigen etwas ruhigeren Passagen in der zweiten Hälfte einmal abgesehen – gnadenlos Bleifuß.

Chris Laut, Bassist und Shouter der Hamburger Band Ohrenfeindt. (Foto: Björn Othlinghaus)(Foto: Björn Othlinghaus)

Chris Laut, Bassist und Shouter der Hamburger Band Ohrenfeindt. (Foto: Björn Othlinghaus)

Die tragenden Säulen des furiosen Sets bildete zweifellos der eingängige Kracher „Auf die Fresse ist umsonst“ von dem gleichnamigen, kommerziell wohl erfolgreichsten Album der Band, sowie der ähnlich geradlinige Power-Rock’n Roll von „Motor an“, eine gleichermaßen unverblümte Einladung zum Headbangen. Im Rahmen des Songs „Harley-luja“ stellte Chris Laut seine Bandmitglieder Andi Rohde (Drums, Gesang) und Pierre „Keule“ Blesse (Gitarre, Gesang) vor. Den begeisterten Forderungen des Publikums nach Zugaben kamen die drei bestens aufgelegten Musiker dann mit „Rock’n’Roll Sexgott“ sowie der Bandhymne „Ohrenfeindt“ nach.

Peter Panka’s Jane sind bereits seit vielen Jahren zusammen mit Klaus Walz und Guido Simm Mitveranstalter des German Kultrock Festivals und waren natürlich auch in diesem Jahr wieder mit einem umfangreichen Gig dabei. Jene Formation, die in den 70er Jahren unter dem Namen Jane bekannt und legendär wurde, stand hier freilich nicht mehr auf der Bühne, spaltete sich diese doch im Laufe der Zeit in die Bands Peter Panka’s Jane, Mother Jane und Werner Nadolny’s Jane auf, denen jeweils nur noch vereinzelte Mitglieder der Original-Combo angehören.

Corvin Bahn (Keyboard) und Klaus Walz (Gitarre) von Peter Panka's Jane. (Foto: Björn Othlinghaus)

Corvin Bahn (Keyboard) und Klaus Walz (Gitarre) von Peter Panka’s Jane. (Foto: Björn Othlinghaus)

Im Falle von Peter Panka’s Jane – der Namensgeber war Schlagzeuger der Original-Formation und verstarb im Jahre 2007 – ist Bassist Charly Maucher das einzige verbliebene Gründungsmitglied. Maucher konnte jedoch aufgrund einer Leukämieerkrankung beim German Kultrock Festival nicht dabei sein und wurde durch Bernie Kolbe (Epitaph) vertreten, der seinen Part kurzfristig einstudierte. Ferner standen der Gitarrist und German-Kultrock-Mitveranstalter Klaus Walz, Achim Poret (Drums), Corvin Bahn (Keyboard, Gesang) und Niklas Turmann (Gitarre, Gesang) auf der Bühne in der Balver Höhle.

Niklas Turmann, Gitarrist von Christal Breed. (Foto: Björn Othlinghaus)

Niklas Turmann, Gitarrist von Christal Breed. (Foto: Björn Othlinghaus)

Die Musik der klassischen Band Jane, die in den 70er Jahren mit teils ausufernden Kompositionen viele musikalische Elemente wie zum Beispiel Heavy Metal oder Progressive-Rock miteinander vereinte, und, ebenso wie manch andere Krautrock-Formation, ansatzweise auch New Wave und Techno vorweg nahm, überzeugte insbesondere durch die hochwertige technische Aufführung der versierten Musiker. Darunter mischte sich die eine oder andere neue Komposition. Unterm Strich stand bei dieser Band natürlich besonders der nostalgische Aspekt im Vordergrund, der die Fans an die viel zitierten guten, alten Zeiten erinnerte, können doch die ausufernden Kompositionen zumindest dem an zeitgenössische Rock- und Popmusik gewöhnten Musik-Konsumenten durchaus als ein wenig „aus der Zeit gefallen“ erscheinen.

Fischer Z rockten die Balver Höhle. (Foto: Björn Othlinghaus)

Fischer Z rockten die Balver Höhle. (Foto: Björn Othlinghaus)

Unbestreitbar ist allerdings der Wert der Krautrock-Formationen für die nachfolgenden Musiker-Generationen sowie die aktuelle musikalische Landschaft, die ohne den Einfluss dieses Genre wohl anders aussehen würde, als sie heute ist. Den Höhepunkt des Festivals bildete schließlich eine Band, die wohl jedem, der gute und vor allem vielschichtige Pop- und Rockmusik liebt, aus den späten 70er- sowie den 80er Jahren noch ein Begriff ist. Besonders in Deutschland war und ist die britische New-Wave-Formation Fischer Z um den Sänger und Gitarristen John Watts beliebt und erfolgreich, auch mit ihrem großartigen, frisch in diesem Jahr erschienenen Album „Building Bridges“, das Humanität und Verständnis unter den Menschen als Voraussetzung für eine friedliche Welt propagiert.

Begeisterung für Ohrenfeindt. (Foto: Björn Othlinghaus)

Begeisterung für Ohrenfeindt. (Foto: Björn Othlinghaus)

„What a beautiful place, what lovely people!“ begrüßte John Watts die Menschen in der Balver Höhle auf freundliche und sympathische Weise, und man hatte zu jedem Zeitpunkt das Gefühl, dass da tatsächlich einer ist, der Brücken bauen will zwischen sich, seiner Musik und den Menschen und dabei den Glauben an eine bessere, friedlichere Welt noch nicht ganz verloren hat. Musikalisch umarmt konnten sich die Fans vor allem von den lässigen Reggae-Nummern wie zum Beispiel „The Worker“ vom 1979er Album „Word Salad“ fühlen, wobei inhaltlich wie von der Band gewohnt oft auch sozialkritische Aspekte nicht fehlen durften.

Die Musik von Fischer Z ist eben nicht nur gute Unterhaltung, sondern hat auch etwas zu sagen. Ferner tauchten immer wieder Songs auf wie „So Long“ oder „Marliese“, die man noch immer kennt, jedoch viele Jahre gar nicht mehr auf dem Schirm hatte und dann in der Balver Höhle wiedertraf wie seit langem vermisste, alte Freunde. Auf der Setliste standen natürlich auch die wichtigsten Tracks der aktuellen Scheibe wie „Damascus Disco“ oder „So Close“ – gerade diese Stücke stellen unter Beweis, welch eingängige und gute Songs mit griffiger Melodie Musiklegende Watts auch heute noch zu schreiben in der Lage ist.

Kategorie: Dagewesen, Musik

von

In einer Ramsch-Kiste mit Taschenbüchern wurde ich, gerade mal 10 Jahre alt, fündig. Das – wie ich im Nachhinein feststellte – inkompetenteste Film-Nachschlagewerk dieser Erde, „Das Lexikon des Science-Fiction-Films“ von Roland M. Hahn, weckte mein Interesse für bewegte Bilder. Ich „zerlas“ es völlig (und auch seine nicht weniger missratenen Nachfolger über die Genres „Fantasy“ und „Horror“). Echtes Interesse für die Pop- und Rockmusik kam dagegen erst Jahre später – mit der ersten eigenen kleinen Hifi-Anlage und der CD „The Road to Hell“ von Chris Rea.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.