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Hollywood im Sauerland in der Villa Wippermann – Alles über die drei Halveraner Kinos

(Foto: Björn Othlinghaus)
Kuratorin Jana Eilhardt und Peter Bell vom Heimatverein Halver mit Marilyn Monroe. (Foto: Björn Othlinghaus).

Ältere Halveraner können sich noch daran erinnern, dass die Stadt einmal eine rege Kinolandschaft mit phasenweise drei Lichtspielhäusern gleichzeitig vorweisen konnte – der Lichtspiele „Karlshöhe“, der Lichtspiele „Unter den Linden“ sowie der „Regina-Lichtspiele“.

Und nicht nur das. Mit Ilse Müller, Betreiberin der Regina-Lichtspiele, hielt ab Dezember 1951 eine Dame von Welt im provinziellen Halver Einzug, die sich wie echte Filmstars der Zeit kleidete und rauschende Partys ganz im Stil der Hollywood-Prominenz auf die Beine stellte. Dies erzeugte in den prüden 50er und 60er Jahren beileibe nicht nur Freude, sondern sorgte in Teilen der Bevölkerung für viel Argwohn und Ablehnung gegenüber Ilse Müller. Andere junge Frauen sahen sie dagegen, ähnlich wie die Filmstars in den Magazinen der Zeit, als Vorbild und versuchten, ihr nachzueifern.

Viele Besucher interessierten sich für den Film aus den 80er Jahren über die Halveraner Kinobetreiberin Ilse Müller. (Foto: Björn Othlinghaus)

Viele Besucher interessierten sich für den Film aus den 80er Jahren über die Halveraner Kinobetreiberin Ilse Müller. (Foto: Björn Othlinghaus)

Mit der Ausstellung „Hollywood im Sauerland“, die jetzt in der Villa Wippermann in Halver mit einer Vernissage in Anwesenheit der 1. stellvertretenden Bürgermeisterin der Stadt Halver, Regina Reininghaus, ihre Pforten für das Publikum öffnete, möchten Ausstellungsmacherin Jana Eilhardt und Peter Bell vom Heimatverein Halver in Zusammenarbeit mit der Bürgerstiftung Halver an die goldenen Zeiten der drei Halveraner Lichtspielhäuser erinnern. Anstoß war dabei allerdings der Umstand, dass Eilhardt ab September 2016 für lange Zeit den Abriss jener Gebäude, in denen die Regina-Lichtspiele und die Lichtspiele „Unter den Linden“ beheimatet waren, mit ihrem Fotoapparat begleitete und dabei die letzten Aufnahmen in den beiden vom Zahn der Zeit (und im Falle der Regina-Lichtspiele auch durch einem Brand) stark gezeichneten Gebäude machte.

Jana Eilhardt begleitete den Abriss zweier Gebäude, die zwei der drei Halveraner Kinos beherrbergten. (Foto: Björn Othlinghaus)

Jana Eilhardt begleitete den Abriss zweier Gebäude, die zwei der drei Halveraner Kinos beherrbergten. (Foto: Björn Othlinghaus)

Peter Herzog von der Bürgerstiftung Halver fertigte aus dem umfangreichen Fotomaterial vom Inneren der Gebäude sowie von deren Abriss eine filmische Collage an, die im Rahmen der Ausstellung zu sehen ist. Die Ausstellung, die bis einschließlich 20. Mai 2018 in der Villa Wippermann in Augenschein genommen werden kann, beleuchtet die Geschichte der Halveraner Kinos in umfassender Weise mit zahlreichen Infotafeln, Zeitungsausschnitten und Berichten, die Jana Eilhardt im Zuge monatelanger Recherche- und Archivarbeit erstellt und zusammengetragen hat. Ergänzt werden diese Arbeiten durch eine Vielzahl alter Filmplakate, Filmprogramme und Autogrammkarten, zum Teil von den Stars der Zeit handsigniert, welche die Ausstellungsmacherin, die mit „Hollywood im Sauerland“ ihre insgesamt dritte Ausstellung präsentiert, von Privatsammlern zur Verfügung gestellt bekommen hat.

Auch die stellvertretende Halveraner Bürgermeisterin Regina Reininghaus (links) war zur Ausstellungseröffnung gekommen. (Foto: Björn Othlinghaus)

Auch die stellvertretende Halveraner Bürgermeisterin Regina Reininghaus (links) war zur Ausstellungseröffnung gekommen. (Foto: Björn Othlinghaus)

Auch lebensgroße Figuren wie die von Marilyn Monroe oder ein alter Filmprojektor machen die Präsentation lebendig. Im Mittelpunkt steht allerdings der besagte Film „Hollywood im Sauerland“, nach dem die Ausstellung benannt ist und den Journalistin Anna Müller im Jahre 1986 über ihre Mutter Ilse Müller drehte. Er wird in der Ausstellung in Endlosschleife gezeigt. Bei dem 45-minütigen Streifen handelt es sich nicht nur um eine Reportage, in der die Protagonistin noch selbst sowie Zeitzeugen ausführlich zu Wort kommen. Anna Müller schlüpft vielmehr im Rahmen von Spielszenen immer wieder in die Rolle ihrer resoluten, selbstbewusst-kämpferischen und weltoffenen Mutter und gibt ihrem Film damit jene Aura des außergewöhnlichen und einzigartigen, die Ilse Müller inmitten der damals spießigen Provinzialität Halvers stets umgeben hat.

Peter Herzog von der Bürgerstiftung Halver machte aus dem Fotomaterial von Jana Eilhardt eine filmische Collage, die in der Ausstellung zu sehen ist. (Foto: Björn Othlinghaus)

Peter Herzog von der Bürgerstiftung Halver machte aus dem Fotomaterial von Jana Eilhardt eine filmische Collage, die in der Ausstellung zu sehen ist. (Foto: Björn Othlinghaus)

Die Quintessenz der akribischen und umfangreichen Recherchearbeit Jana Eilhardts, die der Ausstellung zugrunde liegt, bildet schließlich ein liebevoll gestaltetes, großformatiges Begleitheft, das zum Preis von 2 Euro vor Ort erworben werden kann. Es fasst die meisten Zeitungsausschnitte, Fotos, Kino-Werbeanzeigen sowie einen Zeitstrahl, der die Existenz der drei Halveraner Kinos dokumentiert, in übersichtlicher, unterhaltsamer und informativer Form zusammen. Die Villa Wippermann ist montags, dienstags und mittwochs von 15-18 Uhr sowie sonntags von 11-13 Uhr geöffnet. Individuelle Termine zur Besichtigung der Ausstellung können mit Rudi Olson (Tel.: 0 23 55 / 34 67) oder Peter Bell (Tel.: 01 70 / 5 47 57 55) vereinbart werden.

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In einer Ramsch-Kiste mit Taschenbüchern wurde ich, gerade mal 10 Jahre alt, fündig. Das – wie ich im Nachhinein feststellte – inkompetenteste Film-Nachschlagewerk dieser Erde, „Das Lexikon des Science-Fiction-Films“ von Roland M. Hahn, weckte mein Interesse für bewegte Bilder. Ich „zerlas“ es völlig (und auch seine nicht weniger missratenen Nachfolger über die Genres „Fantasy“ und „Horror“). Echtes Interesse für die Pop- und Rockmusik kam dagegen erst Jahre später – mit der ersten eigenen kleinen Hifi-Anlage und der CD „The Road to Hell“ von Chris Rea.

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