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I Am Hardwell – Ein DJ auf dem Weg zum Weltruhm

(Foto: Cloud9 / Kontor Records)
DJ Hardwell begeistert die Massen. (Foto: Cloud9 / Kontor Records )

Der Niederländer Robert van de Corput, besser bekannt als DJ Hardwell, ist ein Phänomen.

Innerhalb kürzester Zeit stieg der 28-jährige Niederländer vom gefragten DJ zum absoluten Weltstar auf, der in den USA ebenso die Stadien, Hallen und Open-Air-Arenen füllt wie in Indien oder Vietnam. Einen besonderen Anteil an diesem Erfolg hatte die Welttournee „I Am Hardwell“, die sich von 2013 bis Mitte 2014 hinzog und in deren Verlauf, so schien es, die Nachfrage nach dem zweimaligen „World’s No. 1 DJ“ auf ein unglaubliches Maß ansteigen ließ. Denn während die Tour-Verantwortlichen zu Beginn noch Sorgen hatten, die vergleichsweise beschauliche Heineken Music Hall in Amsterdam mit einer Kapazität von 6.000 Personen voll zu bekommen, verkaufte Hardwell am Ende der Tour den legendären Madison Square Garden in New York mit einer Kapazität von 20.000 Besuchern aus und mobilisierte zuvor in Neu Delhi sogar rund 30.000 Musikbegeisterte (von denen 15.000 als zahlende Gäste kamen, jedoch weitere 15.000 am Ende die Absperrungen durchbrachen, um auf das Open-Air-Gelände zu gelangen).

All diese Ereignisse dokumentiert der Konzertfilm „I Am Hardwell – Living The Dream“ von Robin Piree, der am 26. Februar 2016 in Deutschland auf DVD erscheint. Die Doku zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass sie sich nicht auf das bloße Abfilmen von Konzertsequenzen beschränkt, sondern einerseits den Menschen Robert van de Corput in seinem familiären Umfeld vorstellt, aber eben auch die Schattenseiten im Leben eines Musikers aufzeigen will, der binnen weniger Monate auf dem Zenit seiner Kunst angekommen ist und sich immer mehr die Frage stellt, wie er den zum Teil immer utopischer ausfallenden Erwartungen seines Publikums überhaupt noch gerecht werden kann.

Fast eineinhalb Jahre lang war DJ Hardwell weltweit auf Tour. (Foto: Cloud9 / Kontor Records)

Fast eineinhalb Jahre lang war DJ Hardwell weltweit auf Tour. (Foto: Cloud9 / Kontor Records)

Dabei hilft der dramaturgische Kniff, dass nach wichtigen Konzertsequenzen immer auch eine Szene folgt, in der Hardwell die Kommentare in den sozialen Netzwerken checkt, die mit zunehmendem Massenansturm auf die Konzertstätten inmitten begeisterter Lobeshymnen immer mehr garstige bis wütende Kommentare von Konzertbesuchern enthalten, die „vom Nr. 1 DJ doch ein wenig mehr erwartet hätten.“ In diesen starken Szenen sowie in einer Sequenz, in der die Kommentarschreiber Hardwell unberechtigter Weise für den Ausfall eines Gigs verantwortlich machen und teils übel beschimpfen, kommt das durchaus verzweifelte Bild eines Künstlers zum Vorschein, der sein bestes gibt, um es allen Recht zu machen, dieses Ziel jedoch niemals erreichen kann.

Korrekte Ballance

Der Film beginnt mit der Vorstellung des persönlichen Umfeldes des Niederländers sowie einigen Interviewpassagen mit seinen Eltern, die im ersten Teil der Dokumentation recht ausführlich zu Wort kommen.

DJ Hardwell. (Foto: Cloud9 / Kontor Records)

DJ Hardwell. (Foto: Cloud9 / Kontor Records)

Warum Regisseur Piree die Schilderungen von Mutter und Vater über die Kindheit und Jugendzeit des schon immer musikbegeisterten Jungen, die für sich genommen eigentlich aussagekräftig genug sind, mit Comic-Sequenzen untermauert, die nur bebildern, was ohnehin gesagt wird, erschließt sich dem Zuschauer nicht so recht, stellt allerdings nur einen kleinen Schwachpunkt innerhalb der durchaus eindrücklichen Dokumentation dar. Insgesamt findet der Film, der leider nur in Standard-Definition vorliegt, meist die korrekte Balance und den richtigen Ton zwischen intimen Szenen mit dem Musiker, zum Beispiel bei der durchaus einsamen Arbeit im Studio am Computer, bombastischen Konzertsequenzen mit begeisterten Menschenmassen, die die Dimensionen der vorgestellten Tour ansprechend beschreiben sowie Einblicken hinter die Kulissen, die unter anderem die Arbeit der Mitarbeiter, Pressekonferenzen oder Besichtigungen der unterschiedlichen Örtlichkeiten zeigen. Das völlige Fehlen von Extras auf der DVD lässt sich vor allem deshalb verschmerzen, weil bereits der Film nur wenige Fragen unbeantwortet lässt. Auch für Musikfans, die nicht unbedingt auf DJ-Events im Allgemeinen und Electro-House im Besonderen stehen, ist der Film eine Empfehlung wert, denn primär geht es weniger um die Präsentation der Musikstücke, die lediglich angespielt werden, sondern vielmehr um das Portrait eines Musikers, auf dem Tag für Tag die Erwartungen hunderttausender Menschen lasten, die für zwei Stunden ihren Alltag vergessen und erstklassig unterhalten werden wollen.

HardwellDieser Anspruch macht „I Am Hardwell“ von Anfang bis Ende spannend und zu einem empfehlenswerten Konzertfilm, der sich angenehm von der breiten Masse abhebt.

Bewertung 4 von 5 Sternen

I Am Hardwell – Living The Dream
Niederlande 2015

Dt. Heimkinostart 26. Februar 2016
Länge 85 Minuten
Regie Robin Piree
Darsteller DJ Hardwell
Sprache Niederländisch (Untertitel)
FSK 12

Kategorie: Angeguckt, Angehört, Film & TV, Musik

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In einer Ramsch-Kiste mit Taschenbüchern wurde ich, gerade mal 10 Jahre alt, fündig. Das – wie ich im Nachhinein feststellte – inkompetenteste Film-Nachschlagewerk dieser Erde, „Das Lexikon des Science-Fiction-Films“ von Roland M. Hahn, weckte mein Interesse für bewegte Bilder. Ich „zerlas“ es völlig (und auch seine nicht weniger missratenen Nachfolger über die Genres „Fantasy“ und „Horror“). Echtes Interesse für die Pop- und Rockmusik kam dagegen erst Jahre später – mit der ersten eigenen kleinen Hifi-Anlage und der CD „The Road to Hell“ von Chris Rea.

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