Hagen, Musik, Nachgefragt, Regionales
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„Ich bin nicht nur Rapper, ich bin Musiker!“

Claudio Fisicaro.
In erster Linie möchte Claudio Fisicaro alias „Big Stone“ mit seiner Musik das auf Papier bringen, was ihn bewegt.

Er nennt sich „Big Stone“. Auf Deutsch übersetzt „Großer Stein“ – Ziemlich ungewöhnlicher Künstlername und doch sagt er viel über den Typen, der eigentlich Claudio Fisicaro heißt, aus. „Stone“ stammt noch aus alten Zeiten, in denen der 28-Jährige – wie er es nennt – „In-die-Fresse“-Rap produzierte, doch dazu später mehr. Und wieso „Big“? Ganz einfach: Pure Ironie! Claudio bezieht sich mit seinem „großen“ Namen auf seine doch etwas klein ausfallende Körpergröße von 1,58 Meter. Kaum zu glauben, wenn man hört, welche Töne aus ihm rauskommen, wenn er erst einmal seine Gitarre rausholt und anfängt zu singen.

Claudio macht schon ewig Musik. Ganz klischeehaft hat seine Musikkarriere mit dem Singen und mit einer Gitarre angefangen. Doch wirklich klischeehaft ging sie nicht weiter. Im Gegensatz zu vielen anderen, fing er früh an seine Beats selbst zu produzieren. Abgesehen von den zahlreichen Programmen die es gibt und wie diese funktionieren, steht die Frage im Raum – wie man einen Beat produziert? Woher nimmt man die Ideen? „Es gibt verschiedene Möglichkeiten“, antwortet Claudio, „Bei mir ist es oft so, dass ich durch die Weltgeschichte renne und mir ’ne Melodie einfällt, ich mein Handy raushole und laut irgendwelche Summ- und –ÄH-ÜH-ÄH-ÖH– Laute von mir aufnehme. Das sind dann die Momente, in denen ich mit meinem Handy vor der Fresse rumrenne. Es gibt aber auch die Möglichkeit zu experimentieren. Es gibt zahlreiche Instrumente für die Musikproduktion auf dem PC, da höre ich mir die verschiedenen Sounds an. Oft ist es dann so, dass mir genau dieser eine Sound verrät, wie der Rest klingen muss. Doch meistens habe ich schon etwas im Kopf, da ich ja eine bestimme Stimmung rüber bringen möchte.“ Claudio schreibt die dazugehörigen Texte im Anschluss wenn der Beat steht. Bei vielen anderen, erklärt Claudio mir, ist es so, das die mit dem fertigen Text zu einem Produzenten gehen und sagen: „Bau mir da was schönes zusammen“. Doch das kommt für ihn nicht in Frage.

Sein Ziel ist, die Menschen zu bewegen.

In erster Linie möchte der 28-Jährige mit seiner Musik das auf Papier bringen, was ihn bewegt. Sein Ziel ist, die Menschen zu bewegen. Doch das war nicht immer so. Wie schon zu Anfang gesagt, produzierte und rappte Claudio in seiner Vergangenheit eher provokante Texte. „Ich denke das ist ganz normal in der Hip Hop- und Rappszene. Grade mit solchen Texten, die unter die Gürtellinie gehen, will jeder auf sich aufmerksam machen.“ Die Wendung kam mit der Zeit. Claudio erzählt, dass es ihm heute gut gehe und er keinen Grund dafür sehe, solche Texte zu schreiben. „Früher war ich auf der Straße unterwegs, habe getrunken und vielerlei Dinge gemacht, die ich heute nicht machen würde. Man wird älter und reifer. Heute lebe ich in einer doch ganz schönen Bude, hab einen Job, mein Tonstudio – kein Grund für Ghettorap.“


Doch genau zu dieser Zeit habe ich Claudio kennen gelernt. Wo damals ein Rapper mit großen silbernen Ketten und tiefsitzenden Baggys stand, sehe ich heute einen erwachsenen jungen Mann, der seinen Fokus auf die – ich nenn es mal, berührende Musik, setzt. „Internet war damals nicht wirklich Gang und Gebe, also habe ich meine CDs quasi an alle Kollegen verteilt, die mit mir gechillt haben. Die CDs wurden weiter verteilt. Da doch ganz schön viele in Hagen meine Musik hörten, habe ich beschlossen mit einigen, die selbst Musik machten, eine Gruppe zu gründen – Ammokk Entertainment.“ Doch heute ist er froh, alleine Musik zu machen. In einer Crew ist es wichtig sich aufeinander verlassen zu können, erklärt mir Claudio, es sei einfacher alles was man macht, selbst unter Kontrolle zu haben, aber auch von A bis Z alles selbst zu bestimmen.

Claudio coacht auch andere junge Talente

Das ist allerdings nicht alles was man über Claudio wissen sollte. Er produziert nicht nur Musik, sondern coacht auch andere junge Talente. „Ich möchte anderen Jugendlichen das anbieten, was mir immer verwehrt wurde“. Doch auch das Jugendmusical „Beats!“, welches nur von Schülern aller Berufskollegs in Hagen ins Leben gerufen wurde, gehörte zu seiner musikalischen und schauspielerischen Laufbahn dazu. Er spielte eine Hauptrolle bei „Beats!“. Der gesellschaftliche Spalt zwischen Arm und Reich, zwischen Hip Hop und klassischer Musik war Thema des Musicals. „Rap und Hip Hop ist doch sehr einseitig. Da ich mich aber als Musiker sehe und nicht nur als Hip Hop’er, ist mir wichtig, auch auf dieser Ebene etwas Neues kennen zu lernen. Viele denken, dass nicht nur Hip Hop und Rap beschränkt sind, sondern auch die Musiker selbst. Das wollte ich nicht bestätigen. Ich finde, als Musiker sollte man Spaß haben, egal welche Musik grade im Vordergrund steht. In jeder Hinsicht ist es wichtig, über den Tellerrand hinaus zu schauen. Ich bin Musiker und mein Medium ist die Rap-Musik, ganz einfach weil ich es mag. Aber grade wie man in meinen neuen Liedern hört, singe ich überwiegend im Refrain“, erklärt mir Claudio.

Auch in seinem aktuellen Song „Für immer Mensch“ singt er. Mit diesem Ohrwurmlied möchte er ausdrücken, das hinter jedem Menschen etwas Gutes steckt. Claudio alias Big Stone erklärt mir, dass nicht jeder Mensch schlecht ist, weil er schlecht geboren wurde, sondern weil er geprägt wurde. Geprägt von Freunden, von der Umwelt, von den eigenen Eltern, die wiederum auch durch andere geprägt wurden. „Mir ist es wichtig mit dem Song auszudrücken, das in jedem Menschen was gutes steckt.“, sagt Claudio. Und er selbst ist ein gutes Beispiel dafür.

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In einer Ramsch-Kiste mit Taschenbüchern wurde ich, gerade mal 10 Jahre alt, fündig. Das – wie ich im Nachhinein feststellte – inkompetenteste Film-Nachschlagewerk dieser Erde, „Das Lexikon des Science-Fiction-Films“ von Roland M. Hahn, weckte mein Interesse für bewegte Bilder. Ich „zerlas“ es völlig (und auch seine nicht weniger missratenen Nachfolger über die Genres „Fantasy“ und „Horror“). Echtes Interesse für die Pop- und Rockmusik kam dagegen erst Jahre später – mit der ersten eigenen kleinen Hifi-Anlage und der CD „The Road to Hell“ von Chris Rea.

3 Kommentare

  1. Cosimo Brigante sagt

    Eine gute menschlihe Entwicklung steckt in jedem drinnen 😉
    Sehr schön der Song !
    Weiter so ..!!!!

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