Märkischer Kreis, Musik, Nachgefragt, Regionales
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„Ich mache einfach, und dann schaue ich weiter!“

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Klaus Sonnabend ist Frontmann und Mastermind der Band „Sonnabend“, die im Januar ihr Debüt-Album „Einer dieser Tage“ auf den Markt gebracht hat. Björn sprach mit ihm über den Longplayer, die darauf enthaltenen Songs und die Schwierigkeit, deutsche Texte zu schreiben. (Foto: Björn Othlinghaus)

Hattet Ihr den Schritt, ein Album auf den Markt zu bringen, schon bei Eurer Band-Gründung im Jahr 2012 geplant?

K.S.: Man schreibt ja Songs, um sie anderen mitzuteilen. Das geht in Form von Konzerten, aber es ist natürlich auch schön, wenn die Menschen Deine Musik mit nach Hause nehmen können. Deshalb ist es für uns von Anfang an wichtig gewesen, eine CD zu produzieren. Die Songs entwickeln und verfestigen sich durch möglichst viele Live-Auftritte, aber auf einem Album kann man diese Entwicklung dauerhaft festhalten.

Während Du früher eher Songs in englischer Sprache geschrieben hast, sind die Stücke von „Sonnabend“ komplett auf Deutsch. Was hat Dich daran gereizt, deutsche Text zu schreiben?

K.S.: Eigentlich habe ich mit deutschen Texten angefangen. Als Jugendlicher war ich mit einer sozialkritischen Punk-Band und ausschließlich deutschen Texten unterwegs. Später, als ich mit „Jam:is“ auf Funk umgeschwenkt bin, bei dem eher die Musik und weniger die Texte im Vordergrund standen, passte die englische Sprache besser. Bei der Musik von „Sonnabend“ war es mir dann wieder wichtig, mehr Aussage in die Texte zu packen und ich wollte in der Muttersprache derer schreiben, die uns überwiegend zuhören. Außerdem kann ich mit der deutschen Sprache kreativer arbeiten, weil ich ja sozusagen ‚Native Speaker’ bin.

Ist es für Dich leichter, Texte in deutscher Sprache zu schreiben?

K.S.: Das würde ich nicht sagen, denn der Anspruch an einen selbst als Songschreiber steigt ja auch. Schließlich werden deutsche Texte hierzulande viel besser verstanden als englische, so dass ich selbst auch viel mehr in ihnen unterbringen möchte. Außerdem möchte ich nicht missverstanden werden und die Aussage, die hinter der Geschichte in einem Song steckt, korrekt rüberbringen.

Auf „Einer dieser Tage“ beschäftigst Du Dich oft mit dem beliebtesten Thema in der Pop-Musik, ‚Liebe und Beziehungen’. Was macht dieses Thema für Dich so interessant?

K.S.: Etwa die Hälfte der Songs auf „Einer dieser Tage“ behandeln Beziehungen, die in verschiedenen Abschnitten stecken. Da gibt es die Zeit, in der man sich verliebt und die Welt durch eine rosarote Brille sieht, aber es gibt auch jene Phase, in der es in der Beziehung bröckelt.

Und diese Phase nach den „Schmetterlingen im Bauch“ interessiert Dich, zumindest nach den Songs auf der CD zu urteilen, deutlich mehr.

K.S.: Genau. Ich beschäftige mich immer wieder mit der Situation, dass man genug hat von einer Beziehung, zum Beispiel, weil man sich auseinander gelebt hat oder betrogen wurde. Es gibt eben zahlreiche andere Blickwinkel außerhalb der viel besungenen ‚Schmetterlinge’, und die finde ich interessanter, weil sie eher die Realität widerspiegeln.

Der Song ‚Du kannst weitergehen’ behandelt das Sterben und wie Menschen damit umgehen, dass in ihrem Leben vieles unerledigt geblieben ist. Hast Du selbst auch Angst, dass Du abtreten musst, ohne bestimmte Pläne verwirklicht zu haben?

K.S.: Ich plane nicht, was ich alles abhaken möchte im Leben. Ich mache einfach, und dann schaue ich weiter. Über das Thema ‚Tod’ mache ich mir aber schon Gedanken. Religiöse Menschen glauben, dass sie nach dem Tod in irgendeiner Form weiterexistieren. Ich bin dagegen für mich zu dem Schluss gekommen, dass ich nach meinem Tod tot bin und nichts mehr kommt. Deshalb konzentriere ich mich auf die Frage, was ich auf dieser Erde hinterlasse. Ich richte den Focus auf die Musik die ich gemacht habe, auf das, was ich mit meinen Kindern unternommen habe oder das, was ich anderen weitergeben konnte, zum Beispiel meinen Musikschülern. Indem Du Artikel schreibst oder ich meine Musik mache, beeinflussen wir die Menschen in die eine oder andere Richtung. Mich beschäftigt die Frage, was die Menschen, die einen Teil des Weges mit mir gegangen sind, von mir mitnehmen. In ‚Du kannst weitergehen’ geht es darum, loslassen zu können mit der Gewissheit, etwas Sinnvolles mit seinem Leben angestellt zu haben.

In ‚Die Idee’ geht es darum, dass sich an eine kreative Person gerne Menschen anhängen, die von ihr profitieren wollen. Läuft etwas schief, wälzen sie die ganze Schuld auf den „Macher“ ab. Beziehst Du Dich dabei auf eigene Erfahrungen im Musikgeschäft?

K.S.: Die Aussage des Songs funktioniert nicht nur aus der Warte eines Künstlers. Er könnte auch von jemandem handeln, der der schwächere Part in einer Beziehung ist, sich vom Partner mitziehen lässt und ihn später für das Scheitern einer Idee verantwortlich macht. Aber es kann auch auf die Politik übertragen werden. Jeder soll seinen eigenen Weg finden, den Songtext einzuordnen. Im Grunde möchte ich mit dem Lied ausdrücken, dass es gut ist, Menschen, die die Initiative ergreifen, auch mal eine Chance zu geben und sie nicht gleich zu verbannen, wenn etwas schief geht.

Magst Du keine „Ordentlichen Leute“ (der Titel eines Songs auf der CD)?

K.S.: ‚Ordentliche Leute’ beinhaltet ja eine Grundkritik an strukturellen, konservativen Abläufen in der Gesellschaft. Dabei bezieht sich die Kritik nicht auf das Konstrukt der Gesellschaft an sich, sondern eher darauf, wie die Menschen damit umgehen. Mittlerweile gibt es hierzulande viel mehr Facetten als noch vor 20 oder 30 Jahren. Heute haben wir eine viel breiter gefächerte, kulturelle Situation als damals, aber trotzdem gibt es noch immer unglaublich viel Konfliktpotential zwischen den vielen verschiedenen Gesellschaftsteilen. Da wünsche ich mir etwas mehr Toleranz nach dem Motto: Wenn der halt so leben möchte, dann lebt er halt so.

Sind nach den beiden CD-Release-Konzerten, die am 8. Februar im Kulturhaus Lüdenscheid und am 13. Februar in der Harmonie Bonn stattfanden, noch weitere Konzerte oder gar eine Tour zum Album geplant?

K.S.: Wir haben für unser Debüt-Album Werbung in unterschiedlicher Form an den Start gebracht. Unter anderem läuft die erste Single-Auskopplung, „Mein Geschenk“ deutschlandweit bei verschiedenen Radiostationen. Ferner war der Song zwei Wochen lang gratis bei iTunes, Amazon und vielen anderen Anbietern als Download verfügbar. Darüber hinaus haben wir noch einige weitere kleine Konzerte gegeben, unter anderem in Dortmund und Schwelm. Da wir noch völlig unbekannt sind, würde eine größere Tour im Moment keinen Sinn machen. Schließlich sollen die Leute unsere Musik ja erst einmal kennen lernen.

Die CD erscheint auch in Österreich und der Schweiz. Seid Ihr dort auch schon vorher musikalisch aktiv gewesen? Wird es dort Release-Konzerte wie in Deutschland geben und wie bewerbt Ihr dort Euer Produkt?

K.S.: Da wird erst einmal viel im Radio und in den Printmedien passieren. Später schauen wir dann, ob es Sinn macht, dort auch das eine oder andere Konzert zu spielen.

Viel Erfolg weiterhin und danke für das Gespräch!

Besprechung Album „Einer dieser Tage“

Kategorie: Märkischer Kreis, Musik, Nachgefragt, Regionales

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In einer Ramsch-Kiste mit Taschenbüchern wurde ich, gerade mal 10 Jahre alt, fündig. Das – wie ich im Nachhinein feststellte – inkompetenteste Film-Nachschlagewerk dieser Erde, „Das Lexikon des Science-Fiction-Films“ von Roland M. Hahn, weckte mein Interesse für bewegte Bilder. Ich „zerlas“ es völlig (und auch seine nicht weniger missratenen Nachfolger über die Genres „Fantasy“ und „Horror“). Echtes Interesse für die Pop- und Rockmusik kam dagegen erst Jahre später – mit der ersten eigenen kleinen Hifi-Anlage und der CD „The Road to Hell“ von Chris Rea.

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