Kultur, Nachgefragt
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Interview mit dem Norder Krimiautor Klaus-Peter Wolf

(Foto: Björn Othlinghaus)
So sehen Sieger aus: Klaus-Peter Wolf und Bettina Göschl im Jahr 2018 bei ihrer Mord-am-Hellweg-Lesung in Lüdenscheid. (Foto: Björn Othlinghaus)

Es gibt viele Regionalkrimiautoren, aber Klaus-Peter Wolf ist ein Phänomen! Insgesamt verkaufte der in Gelsenkirchen geborene und in Norden lebende Schriftsteller bis heute 13 Millionen Bücher und ist damit einer der erfolgreichsten Autoren Deutschlands.

Seiner Wahlheimat Norden-Norddeich bescherte er eine Touristenschwemme und Beliebtheit ungeahnten Ausmaßes, und jene real existierenden Personen, die es als Charaktere in seine Bücher geschafft haben, sind an der Küste inzwischen selbst zu Promis geworden. Anlässlich des Erscheinens seines neuen Romans „Ostfriesenhölle“ führte Björn ein ausführliches Interview mit dem Erfolgsautoren, dessen vierte Verfilmung eines seiner Ostfriesen-Krimis („Ostfriesengrab“) gerade erfolgreich im ZDF zu sehen war. Hierbei verrät der Autor unter anderem einiges über seinen neuen Roman, seine Sicht auf die Verfilmungen, ob auch Serienkiller Dr. Bernhard Sommerfeldt bald im Fernsehen zu sehen sein wird und welche Parallelen es zu seinem vor 10 Jahren erschienenen Virus-Thriller „Todesbrut“ und der aktuellen Corona-Problematik gibt.

Mit „Ostfriesenhölle“ belegte bereits zum 10. Mal in Folge ein Buch von dir aus dem Stand Platz eins der Spiegel online Bestsellerliste für Taschenbücher! Wie erklärst du dir den unglaublichen Erfolg deiner Ostfriesenkrimis?

Klaus-Peter Wolf: Mein Erfolg ist ganz klar von Leserinnen und Lesern gemacht worden. Die deutsche Literaturkritik hat daran leider keinen Anteil, sondern begeisterte Leser haben ihren Freunden und Freundinnen von den Büchern erzählt.

Erst, wenn alle Fans sämtliche mitgebrachten Utensilien signiert bekommen haben und alle Selfies gemacht sind, packen Klaus-Peter Wolf und Bettina Göschl die Kugelschreiber ein. (Foto: Björn Othlinghaus)

Erst, wenn alle Fans sämtliche mitgebrachten Utensilien signiert bekommen haben und alle Selfies gemacht sind, packen Klaus-Peter Wolf und Bettina Göschl die Kugelschreiber ein. (Foto: Björn Othlinghaus)

So ist mein Erfolg langsam gewachsen. Dann habe ich endlose Lesereisen zu meinem Publikum gemacht, manchmal in kleine Bibliotheken oder Buchhandlungen. Zu Beginn saßen dort sieben, manchmal zehn, wenn es toll lief, zwanzig Gäste. Inzwischen sind meine literarisch-musikalischen Krimiabende in Stadthallen, Theatern und Kirchen mit ein paar hundert Gästen pro Abend meist Wochen vorher ausverkauft. Manchmal kann ich das Glück kaum fassen.

Im Mittelpunkt von „Ostfriesenhölle“ stehen zwei YouTube-Stars. Obwohl du selbst sehr Internet-affin und vor allem auf Facebook und auf Instagram aktiv bist, machst du dich auf YouTube eher rar. Wie kommt das?

Klaus-Peter Wolf: Es gibt natürlich ein paar Sachen von mir auf Youtube, zum Beispiel Talkshowauftritte bei „3nach9“ oder so. Ich selbst bin meist nur in meine Geschichten versunken, recherchiere, schreibe oder bin auf langen Lesereisen.

Hast du für „Ostfriesenhölle“ auch in der YouTube-Szene recherchiert oder einen „Informanten“ gehabt, der dir Hintergrundinfos geben konnte?

Klaus-Peter Wolf: Na klar. Ich bekomme viel mehr Informationen, als ich verwenden kann, auch von Polizei, Justiz, praktisch aus allen Bereichen der Gesellschaft. Leserinnen und Leser schreiben mir, berichten von ihren Erfahrungen, laden mich ein. Mir steht sehr viel Wissen von Freunden meiner Kriminalromane zur Verfügung. Ständig bekomme ich auch Angebote: „Guck dir mal den Ort an, das wäre toll für eine Leiche.“ – „Wenn du wüsstest, was bei uns im Büro los ist, so entsteht Mobbing, so entstehen Mordgedanken. Willst du nicht mal vorbeikommen?“

In deinen Romanen spielen oft real existierende Personen mit. Suchst du dir diese Menschen immer selbst aus und fragst dann nach, ob sie damit einverstanden sind, dass sie im Roman auftauchen, oder kommen inzwischen auch Personen auf dich zu, die dich darum bitten, mitspielen zu dürfen? Und wenn ja, erhörst du solche Bitten manchmal?

Klaus-Peter Wolf: Ja, ganz zu Beginn, als ich ein großes Gesellschaftspanorama schreiben wollte, habe ich mir überlegt, so viele real existierende Personen wie möglich in den Roman aufzunehmen. Ich mag Literatur nicht mit solch leblosen Pappkameraden. Ich wollte richtige Menschen in meine Bücher holen und die gibt es ja. Zum Beispiel den Maurermeister Peter Grendel (ein Nachbar von mir), den Journalisten Holger Bloem, mit dem ich seit Jahrzehnten befreundet bin, den Konditormeister Jörg Tapper und seine Frau Monika Tapper, die gemeinsam das Café ten Cate betreiben, einen wichtigen Handlungsort meiner Bücher. Ich weiß, wie diese Menschen reden, wie sie denken, wie sie sich verhalten.

Plätze, die frei bleiben, gibt es bei Lesungen von Klaus-Peter Wolf selten. (Foto: Björn Othlinghaus)

Plätze, die frei bleiben, gibt es bei Lesungen von Klaus-Peter Wolf selten. (Foto: Björn Othlinghaus)

Ich projiziere dann dieses Wissen in fiktive Situationen. Ich fiktionalisiere sozusagen ihre Person in meinem Werk. Die Sängerin Bettina Göschl, im Roman eine Nachbarin von Ann Kathrin Klassen, ist ja meine Ehefrau, die kenne ich auch recht gut. Diese Menschen sind in Ostfriesland sehr berühmt geworden, oder kennst du viele Maurer, die Autogramme geben? Neulich sah ich noch, wie Jörg Tapper für Touristen Brötchentüten signieren musste. Das Café ist ja geradezu ein Wallfahrtsort für Fans geworden. Natürlich wollen viele jetzt auch in die Bücher hinein und täglich bekomme ich solche Angebote. Manchmal passt es, aber das hat immer mit dem Stoff und der Geschichte zu tun. Das Wichtigste ist immer die Geschichte, die ich erzählen will. Dann schaue ich, was ich vom Außen dazu verwenden kann.

Vor kurzem lief mit „Ostfriesengrab“ die vierte Verfilmung deiner Ostfriesenkrimis im Fernsehen, einmal mehr mit einer hohen Sehbeteiligung von 5,89 Millionen Zuschauern. Es handelte sich dabei um die erste Verfilmung mit Julia Jentsch als Kommissarin Ann Kathrin Klaasen. Nach meinem Empfinden entsprach sie noch direkter der Ann-Kathrin, wie ich sie mir vorstelle, als ihre Vorgängerin Christiane Paul. Wie siehst du das?

Klaus-Peter Wolf: Ich hatte von Anfang an fünf Schauspielerinnen auf meiner Liste, von denen ich mir vorstellen konnte, dass sie Ann Kathrin Klaasen spielen können. Meine Wunschkandidatinnen. Eine davon war Christiane Paul, die uns einen wunderbaren Start ermöglicht hat, eine andere war Julia Jentsch. Ich hatte sie in der Rolle der Sophie Scholl gesehen und war und bin begeistert von ihr. Da die Figur der Ann Kathrin Klaasen sehr facettenreich ist, sie Abgründe hat, lockt dies natürlich Schauspielerinnen auch, die Rolle dementsprechend zu gestalten. Julia Jentsch versucht gar nicht, sich bewusst abzugrenzen und etwas ganz anderes zu tun. Sie spielt nur die Seiten der Figur heraus, die für sie wichtig sind. Ich finde, sie macht das großartig.

Noch mehr als die vorangegangenen Verfilmungen unterschied sich „Ostfriesengrab“ vom Buch, was in einigen Besprechungen und auch von Zuschauern kritisiert wurde. Ist dir bei den Adaptionen deiner Bücher wohler, wenn sich die Filmemacher eng an der Romanhandlung orientieren, oder findest du es spannender, wenn sie ihren kreativen Spielraum voll ausnutzen?

Klaus-Peter Wolf: Ich inspiriere mit meinen Romanen andere Künstler. So sehe ich das. Nicht nur Drehbuchautoren, Schauspieler, Regisseure, sondern auch Szenenbildner, Ausstatter usw. Jeden Regisseur – wir arbeiten ja immer wieder mit neuen Regisseuren – führe ich vorher durch „mein Ostfriesland“, zeige ihm meine Orte, bringe ihn mit den real existierenden Personen zusammen. Ich will, dass sie „mein Ostfriesland“ begreifen, bevor sie ihre eigene Vision davon auf die Leinwand bringen.

Ohne rote Hosenträger geht der Norder Autor selten vor die Tür. (Foto: Wolfgang Weßling)

Ohne rote Hosenträger geht der Norder Autor selten vor die Tür. (Foto: Wolfgang Weßling)

Je näher sie sich an die Romane halten, umso besser gefällt es natürlich der wirklich großen Leserschaft. Manchmal weichen Filme vom Roman ab, das hat auch damit zu tun, dass Film ein ganz eigenes Kunstwerk ist. Nur um ein Beispiel zu bringen: Der Roman hat 400 Seiten, das Drehbuch 92. Da müssen ganze Handlungsstränge wegfallen oder Dinge verkürzt werden. Das geht gar nicht anders. Ich glaube auch, dass ein Roman, den man einfach Seite für Seite abfilmen würde, als Film eine Katstrophe wäre, ja, unzumutbar. Wer seinen eigenen Film im Kopf haben will, kann ja die Hörbücher hören, ich lese sie selbst ein. Es gibt ungekürzte Fassungen, bei „Ostfriesenhölle“ sind das zum Beispiel 16 Stunden auf zwei MP3s.

Mir gefallen die drei Romane um Dr. Bernhard Sommerfeldt sehr und ich war ehrlich gesagt ein bisschen traurig, dass die Reihe nach dem dritten Band endgültig abgeschlossen sein soll. Du hast aber immerhin erwähnt, dass Sommerfeldt in den Ostfriesenkrimis als Nebenfigur auftreten soll. Kannst du schon einen Hinweis geben, wann es ein Wiedersehen mit ihm geben wird?

Klaus-Peter Wolf: Ja, Dr. Sommerfeldt ist eine wunderbare Figur, die auch viele Fans fasziniert. Als ich die Trilogie beendet hatte, sind einige richtig wütend geworden und haben mir geschrieben: „Das kann doch nicht sein, es muss doch weitergehen!“ Nun, im Moment sitzt Sommerfeldt in Lingen im Knast. Aber ich kenne ihn gut. Er wird wieder freikommen, soviel kann ich versprechen. Einer wie der sitzt nie besonders lange. Im 15. Band der Ostfriesenkrimireihe – der Roman wird „Ostfriesenzorn“ heißen – spielt Sommerfeldt wieder so richtig mit. Allerdings ist seine Trilogie, sprich Bücher, die ganz aus seiner Perspektive geschrieben sind, beendet. Viele Fans schreiben ja so witzige Sachen wie: „Wann erscheint denn endlich Band 4 der Trilogie?“ Nun, ganz so wird es nicht werden. Aber ich arbeite gerade mit großer Freude an „Ostfriesenzorn“ und habe gestern noch einen Sommerfeldt-Auftritt erzählt.

Wie du vor einiger Zeit mal erwähnt hast, hat sich die Produktionsfirma „Schiwago Film“ bereits die Rechte für die Verfilmung der Sommerfeldt-Romane gesichert, ist aber noch auf der Suche nach Partnern. Gibt es in dieser Hinsicht inzwischen etwas Neues und können sich Fans vielleicht sogar schon konkret auf eine Verfilmung der Werke freuen?

Klaus-Peter Wolf: Ja, meine Freunde von der Schiwago-Filmproduktion, Martin Lehwald und Simon Grohe, sind ebenfalls von Sommerfeldt fasziniert und prüfen, welche Möglichkeiten es gibt, die Trilogie zu verfilmen. Das ist natürlich immer ein langwieriger Prozess. Es müssen Sender gefunden werden, die nicht nur Sendeplätze, sondern auch genügend Geld zur Verfügung stellen, Schauspieler usw. Hier sind wir mitten im spannenden Prozess.

Gäbe es für dich eine Traum-Besetzung für Sommerfeldt und wer könnte das sein? Die Fans haben ja mal bei Facebook ein paar Vorschläge gemacht.

Klaus-Peter Wolf: Da bin ich noch ganz offen. Ich finde es schön, dass die Fans das schon diskutieren, ich selber halte mich aber da raus. Ich würde ja einen Schauspieler beschädigen, wenn ich den jetzt nenne und der wird es danach nicht. Auch meine Liste der fünf Schauspielerinnen, die ich mir als Ann Kathrin Klaasen vorstellen konnte, habe ich immer unter Verschluss gehalten. Lediglich meine Frau und mein Filmproduzent kannten die Namen.

Du schreibst gemeinsam mit deiner Frau Bettina Göschl die Jugendbuchreihe „Nordseedetektive“. Könntet ihr euch vorstellen, auch mal ein ganz anderes Buchprojekt zusammen zu schreiben, einen Thriller, einen Krimi oder etwas völlig anderes?

Klaus-Peter Wolf: Es ist ein großer Spaß, mit Bettina zusammen zu schreiben. Solche Bücher sind ja ohnehin recht dialogisch. Bettina übernimmt dann zum Beispiel die Patenschaft für Emma und ich für Lukas und so werden die Dialoge immer spitzer. Die gemeinsame Arbeit ist ein großes Vergnügen, ja, wie ein Tanz. Ob wir auch zusammen auch etwas völlig anderes schreiben könnten, weiß ich nicht. Darüber haben wir noch gar nicht nachgedacht.

Einfach nur etwas vorlesen ist Wolfs Sache nicht. Gerne singt er auf Lesungen auch mal ein Lied zusammen mit seiner Frau Bettina Göschl. (Foto: Björn Othlinghaus)

Einfach nur etwas vorlesen ist Wolfs Sache nicht. Gerne singt er auf Lesungen auch mal ein Lied zusammen mit seiner Frau Bettina Göschl. (Foto: Björn Othlinghaus)

Im Moment nimmt uns gerade der 8. Band der „Nordseedetektive“ voll in Anspruch. Besonders freut mich übrigens, dass die Reihe auch ins Chinesische übersetzt wurde und sowohl in der Volksrepublik als auch in Taiwan erschienen ist. Dort wird die Reihe sehr gut angenommen. Es freut mich auch sehr, dass Bettinas Stimme jeweils im Vorspann der Ostfriesenkrimis auftaucht. Sie summt sozusagen die Titelmelodie.

Im Sommer erscheint bereits dein nächstes Buch „Rupert Undercover – Ostfriesische Mission“, bei dem deine beliebte Kult-Figur Rupert seinen ersten eigenen Fall bekommt. Wird die Geschichte da eher in Richtung Krimi gehen oder dominieren die komödiantischen Elemente?

Klaus-Peter Wolf: Viele Fans haben sich gewünscht, dass Rupert endlich ein eigenes Buch bekommen soll und jetzt ist es soweit. Rupert hat ja immer wieder versucht, beim BKA anzufangen, die haben ihn nie genommen (die hatten auch gute Gründe). Aber jetzt ist eine Situation entstanden, in der sie ihn dringend brauchen. Sie haben einen Gangsterboss verhaftet, der ein Riesen-Drogengeschäft in Europa durchziehen soll und der sieht Rupert zum Verwechseln ähnlich. Also schickt das BKA Rupert ins Rennen, installiert ihn ganz oben an der Spitze der Verbrecherorganisation, um den ganzen Laden von dort aus aufzurollen und in den Griff zu kriegen. Alle sind sich einig, dass es keinen Schlechteren für diese Mission gibt als Rupert, aber es gibt auch keinen anderen, der genauso aussieht … Natürlich sorgt Rupert für viel Freude, manchmal auch Schadenfreude, aber es ist ein hochspannender Roman. Ein richtiger „Wolf“ mit wirklich witzigen Elementen. Aber die gibt es ja auch in den Ostfriesenkrimis.

Vor 10 Jahren brachtest du den Roman „Todesbrut“ heraus, in dem es um ein tödliches Virus geht. Angesichts des Corona-Virus und zahlreicher Ereignisse dazu ist dieses Buch heute erschreckend aktuell.

Klaus-Peter Wolf: Ich war selber ganz erschrocken. Als ich „Todesbrut“ schrieb, habe ich natürlich lange vorher recherchiert, mit Fachleuten gesprochen, die Pläne der WHO analysiert und vor Ort mit vielen Behördenvertretern geredet, die hinterher die Pläne umsetzen müssen. Das erste, was mir auffiel, war, dass einige davon überhaupt keine Ahnung hatten, ja, nicht mal von ihrer Zuständigkeit wussten. Im Zweifelsfalle muss das örtliche Gesundheitsamt mit der Sache klarkommen, was natürlich eine vollkommene Überforderung ist. Politiker wälzen hier lediglich die Verantwortung auf untere Chargen ab. In meinem Roman bricht das Virus in Emden aus und eine Fähre, die von Emden nach Borkum losgefahren ist, lässt man in Borkum nicht an Land. Die Passagiere wollen aber auch nicht nach Emden zurück, weil sie nicht in ein „verseuchtes Gebiet“ hineinlaufen wollen. Emden wird dann von der Bundeswehr abgeriegelt. Diese Pläne existieren alle.

Mit seinem Thriller "Todesbrut" nahm Klaus-Peter Wolf bereits vor 10 Jahren Dinge vorweg, die heute im Zeichen der Ausbreitung des Corona-Virus' Realität geworden sind.

Mit seinem Thriller „Todesbrut“ nahm Klaus-Peter Wolf bereits vor 10 Jahren Dinge vorweg, die heute im Zeichen der Ausbreitung des Corona-Virus‘ Realität geworden sind.

Im Zweifelsfalle wird es so werden und die örtlichen Behörden müssen dann sehen, wie sie mit der Sache klarkommen. Nachdem ich das alles gelesen und meine Interviews geführt hatte, war mir klar: so geht das nicht. Hier werden lediglich Zuständigkeiten verschoben. Wenn ich das Herumgeeiere jetzt sehe, wird mir schlecht. Gerade die Politiker, die immer von „Europa“ reden und schon eine gemeinsame Währung eingeführt haben, sind jetzt nicht in der Lage, eine europäische Lösung herbeizuführen, sondern stattdessen sollen vor Ort die Gesundheitsämter entscheiden? Während wir dieses Interview führen, wurde die Buchmesse in Frankreich schon abgesagt. In Leipzig sieht es aber noch so aus, als würde es eine Buchmesse geben (Anmerkung: Auch die Leipziger Buchmesse wurde inzwischen abgesagt). Soll dort jetzt das örtliche Gesundheitsamt entscheiden, ob Verlage aus der ganze Welt kommen und ein paar hunderttausend Menschen? Im meinem Roman „Todesbrut“ erzähle ich davon, wie Menschen etwas Gutes wollen und damit etwas Schreckliches heraufbeschwören. Es geht bei mir gar nicht so sehr um das Virus, sondern es geht um menschliches Verhalten. Das ist es, was mich als Autor am meisten interessiert. Je größer eine Gefahr wird, umso monströser sind die Auswirkungen menschlichen Versagens.

Klaus-Peter, vielen Dank für dieses ausführliche und detaillierte Interview.

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In einer Ramsch-Kiste mit Taschenbüchern wurde ich, gerade mal 10 Jahre alt, fündig. Das – wie ich im Nachhinein feststellte – inkompetenteste Film-Nachschlagewerk dieser Erde, „Das Lexikon des Science-Fiction-Films“ von Roland M. Hahn, weckte mein Interesse für bewegte Bilder. Ich „zerlas“ es völlig (und auch seine nicht weniger missratenen Nachfolger über die Genres „Fantasy“ und „Horror“). Echtes Interesse für die Pop- und Rockmusik kam dagegen erst Jahre später – mit der ersten eigenen kleinen Hifi-Anlage und der CD „The Road to Hell“ von Chris Rea.

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