Märkischer Kreis, Regionales
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Reimen über Kot und Jesus – World of Wordcraft geht in die 18. Runde

(Foto: Björn Othlinghaus)
Ein wenig Blasphemie war bei einem Text von Florian Wintels die Kirsche auf dem Slam-Kuchen. (Foto: Björn Othlinghaus)

Der 18. Poetry-Slam „World of Wordcraft“ im Festsaal der Gaststätte Dahlmann in Lüdenscheid war diesmal in mehrfacher Hinsicht ein Erfolg. Die Location war nicht nur restlos ausverkauft, auch die Texte aller fünf Teilnehmer zeichneten sich überwiegend durch ein besonders hohes Niveau aus.

Da konnten sich die Zuhörer fast freuen, dass an diesem Abend zwei Teilnehmer nicht kommen konnten und sich Moderator Marian Heuser für zwei Vorrunden mit allen Autoren entschied.

Die 19-jährige Singer-Songwriterin Nancy Siskou überzeugte mit selbst geschriebenen Songs. (Foto: Björn Othlinghaus)

Die 19-jährige Singer-Songwriterin Nancy Siskou überzeugte mit selbst geschriebenen Songs. (Foto: Björn Othlinghaus)

Außerdem hatten die Veranstalter mit der erst 19-jährigen griechischen Singer-Songwriterin Nancy Siskou aus Lüdenscheid eine Musikerin engagiert, die zwei mal mit eigenen Songs überzeugen konnte.  Auffällig war an diesem Abend, dass neben zahlreiche humorvollen Texten auch das dramatische Fach nicht zu kurz kam. Luise Frenzel aus Dortmund, die einzige Frau im Teilnehmerfeld, zeichnete das sensible Bild einer Drogensüchtigen, deren Leben zur Totenleiche verkommt, die sich aber dennoch nach dem Lächeln der Mutter zurücksehnt, wenn sie ihr als Kind Blumen brachte.

Der Saal der Gaststätte Dahlmann war wie immer beim Poetry Slam prall gefüllt. (Foto: Björn Othlinghaus)

Der Saal der Gaststätte Dahlmann war wie immer beim Poetry Slam prall gefüllt. (Foto: Björn Othlinghaus)

Dem Bremer „Sim Panse“ fehlte nach den beiden Einstiegsrunden nur ein einziger Punkt, der ihn den Finaleinzug kostete. Stellte er sich in seinem ersten Text noch auf humorige Weise die Frage, wie viel sich ein Mensch vorstellen kann und wie viel ihm vorgestellt wird, lief er in Runde zwei zu Höchstform auf. Sein intensives Gedicht über einen Jungen, der sich in seiner Fantasiewelt verliert und in den Wahnsinn abdriftet, bewegte sich weit jenseits der auf Slams meist erfolgreichen literarischen Gag-Paraden, erhielt aber dennoch zurecht von der Zuschauer-Jury eine gute Bewertung von 45 Punkten.

Florian Wintels und Patrick Salmen im Finale

Tuna Tourette aus Bochum outete sich dagegen als Anhänger des derberen Humors und erzählte von einem in Arroganz versinkenden Single, der die ganze Welt für Beziehungsunfähig hält und überall von seinem Riesenpenis berichtet, der in keine Unterhosen, keine Kondome und keine Frau passt. Patrick Salmen aus Dortmund war neben dem Paderborner Florian Wintels der Finaleinzug vergönnt.

Patrick Salmen aus Dortmund las aus seinem Buch "Ich habe eine Axt" vor. (Foto: Björn Othlinghaus)

Patrick Salmen aus Dortmund las aus seinem Buch „Ich habe eine Axt“ vor. (Foto: Björn Othlinghaus)

Er las aus seinem Buch „Ich habe eine Axt“ vor, unter anderem eine fintenreiche Kurzgeschichte über den vergeblichen Versuch, mit dem Rauchen aufzuhören. Bei Wintels war es schließlich das Gesamtpaket, das ihm den Sieg einbrachte. Seinen derben Text über „Kot und Jesus“ mit dem Fazit, dass, wer alles Scheiße findet, nur selbst daran was ändern kann, trug er frei und mit einer inbrünstigen Gestik und Mimik vor, die manchen Schauspieler vor Neid erblassen lassen dürfte.

Sim Panse hatte am Ende nur einen Punkt zu wenig und verpasste das Finale. (Foto: Björn Othlinghaus)

Sim Panse hatte am Ende nur einen Punkt zu wenig und verpasste das Finale. (Foto: Björn Othlinghaus)

Bei seinem Finaltext drehte Wintels noch ein wenig mehr auf, rappte manche Textteile und setzte einen nachdenklichen Schlusspunkt. Schließlich konnte Marian Heuser die von Künstlerin Claudia Becker-Kirmse gestaltete „Goldene Feder“ an Wintels übergeben, der sich sichtlich über die Auszeichnung und seinen Auftritt beim Finale im Kulturhaus Ende dieses Jahres freute. Die nächste World-of-Wordcraft-Veranstaltung findet am Freitag, 29. Mai, im Dahlmann-Saal statt.

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In einer Ramsch-Kiste mit Taschenbüchern wurde ich, gerade mal 10 Jahre alt, fündig. Das – wie ich im Nachhinein feststellte – inkompetenteste Film-Nachschlagewerk dieser Erde, „Das Lexikon des Science-Fiction-Films“ von Roland M. Hahn, weckte mein Interesse für bewegte Bilder. Ich „zerlas“ es völlig (und auch seine nicht weniger missratenen Nachfolger über die Genres „Fantasy“ und „Horror“). Echtes Interesse für die Pop- und Rockmusik kam dagegen erst Jahre später – mit der ersten eigenen kleinen Hifi-Anlage und der CD „The Road to Hell“ von Chris Rea.

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