Dagewesen, Musik
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Stehende Ovationen für Westfalen Winds im Kulturhaus Lüdenscheid

(Foto: Kathrin Klein)
Die westfälische Bläserphilharmonie Westfalen Winds gab ein furioses Konzert im Lüdenscheider Kulturhaus. (Foto: Kathrin Klein)

Text: Robin Gerke

Eine feierliche Fanfare in den Trompeten, gefolgt von wuchtigen Tutti-Akkorden, ein Ritardando und dann: ein fünfminütiges Feuerwerk aus spitzen Stakkati, ausgedehnten Melodiebögen und explosiven Kontrasten.

Die Bläserphilharmonie Westfalen Winds entfachte am Sonntag, 3. November 2019, im Kulturhaus Lüdenscheid mit großer Opernmusik ein Konzerterlebnis der besonderen Art. Welcher Anlass es auch sein mag, kaum ein Werk der Musikgeschichte eignet sich besser als ergreifender Auftakt als die Festive Overture Op. 96 von Dimitrij Schostakowitsch. Dem donnernden Applaus des Lüdenscheider Publikums nach verfehlte sie auch in der Interpretation der Bläserphilharmonie Westfalen Winds unter Johannes Stert keineswegs ihre Wirkung.
Nach einer kurzen Anmoderation des charismatischen Dirigenten erwarteten die Konzertgänger, die ihren Weg am 3. November ins Kulturhaus gefunden hatten, mit Spannung die Nuances des französischen Komponisten Desiré Dondeyne.

Johannes Stert leitet das Orchester. (Foto: Kathrin Klein)

Johannes Stert leitet das Orchester. (Foto: Kathrin Klein)

Weiche Klänge und facettenreiche Harmonien bildeten einen Gegenpol zum rasanten Galopp des vorangehenden Werkes. Nach der Pause stand mit Verdis Otello in der Bearbeitung durch Johannes Stert das Hauptwerk des Abends bevor. Eine kurze Einführung in die Handlung und schon ging es los mit der Ankunft des siegreichen Feldherrn, dessen Galeere im schweren Sturm den heimatlichen Hafen anläuft. Das Arrangement der großen romantischen Oper kommt ganz ohne Gesang, ohne Worte aus. Stattdessen erzählen die Instrumente die Geschichte von zerbrechender Liebe, Mord und viel zu später Einsicht. Verdis Musik ist voll handlungstragender Motivik, sodass das Publikum durch das äußerst virtuose und technisch versierte Orchester den Verlauf des Eifersuchtsdramas um Otello und Desdemona problemlos nachvollziehen konnte. Jede Euphorie, jeder Anflug von Misstrauen, jedes stille Gebet wurde so hörbar und erfüllten als lebendige, musikalische Bilder den Konzertsaal. Desdemona, wie sie vergeblich um ihr Leben fleht, die Zofe, die panisch an die verschlossene Tür klopft, und schließlich ein zerbrochener Otello, der seinen Fehler im dramatischen Ende erkennt und seiner Gattin in die ewige Dunkelheit folgt. Auch nach feuriger Zugabe in Gestalt des Wedding Dance aus der Feder von Jacques Press dürften es die überwältigenden Eindrücke aus Otello gewesen sein, die das begeisterte Publikum erst nach minutenlangem Applaus und stehenden Ovationen mit nach Hause genommen haben. Vielleicht zusammen mit dem Wunsch, dass die Zusammenarbeit von Westfalen Winds und Johannes Stert viele weitere solcher Früchte tragen wird. Spätestens sicherlich am 19. Januar 2020 beim Neujahrskonzert der Stadt Wetter und am 29. März 2020 in der Stadthalle Meinerzhagen.

Kurzvita Westfalen Winds

Die westfälische Bläserphilharmonie Westfalen Winds ist ein junges, vielfach ausgezeichnetes Konzertorchester der Höchststufe aus dem Sauerland. Es setzt sich aus ca. 70 professionellen und semi-professionellen Musikern der nordrhein-westfälischen Orchesterlandschaft zusammen, um ein einzigartiges Orchesterkonzept und einen unverwechselbaren Klang auf Höchstniveau zu formen.

Die Musikerinnen und Musiker von Westfalen Winds verfolgen einen hohen künstlerischen Anspruch. (Foto: Kathrin Klein)

Die Musikerinnen und Musiker von Westfalen Winds verfolgen einen hohen künstlerischen Anspruch. (Foto: Kathrin Klein)

Seinen hohen künstlerischen Anspruch sieht der Klangkörper in der Entwicklung und Förderung der sinfonischen Bläsermusik, insbesondere durch erfolgreiche nationale und internationale Wettbewerbe (unter anderem Gewinner des „Deutschen Bundesmusikfest“ in Friedrichshafen, Prädikat: „Hervorragend“) oder Konzertreisen, wie jüngst 2017 nach Spanien oder 2015 nach Japan. Interpretationen von Originalkompositionen, Initiierungen neuer Kompositionen und Gastspiele hochkarätiger Solisten und Dirigenten formen das Projektorchester zu einem der führenden sinfonischen Konzertorchester in NRW und den angrenzenden Bundesländern. Erfolgreiche Uraufführungen fanden in Kooperation mit gefeierten Komponisten wie Manfred Honetschläger, Prof. Frank Zabel oder Thiemo Kraas statt, und eine Vielzahl an international bedeutenden Solisten und Dirigenten, wie Stefan Dohr (Solohornist Berliner Philharmoniker), Falk Maertens (Solotrompeter Deutsches Symphonie-Orchester Berlin), Christian Lindberg (Posaunensolist des Jahres 1991 der BBC, Komponist und Chefdirigent des Nordischen Kammerorchesters sowie des Swedish Wind Ensemble) und das Posaunenquartett der Berliner Philharmoniker (Prof. Olaf Ott, Prof. Christhard Gössling, Thomas Leyendecker und Jesper Busk Sørensen), konnten bereits als Gäste bei Westfalen Winds begrüßt werden.

Westfalen Winds überzeugten im Kulturhaus. (Foto: Kathrin Klein)

Westfalen Winds überzeugten im Kulturhaus. (Foto: Kathrin Klein)

Seit 2019 liegt die künstlerische Leitung von Westfalen Winds bei Johannes Stert. Stert folgte von 2008 bis 2013 zahlreichen Einladungen an große Opernhäuser weltweit, u. a. ans Teatro Nacional de Sao Carlos Lissabon, der Royal Danish Opera in Copenhagen, der Korean National Opera Seoul, dem Staatstheater Oldenburg oder der Oper in Magdeburg. Als erster Kapellmeister der Kölner Oper erwarb sich Johannes Stert von 1995 bis 2005 ein umfassendes Repertoire. Durch Sinfoniekonzerte mit dem Gürzenich-Orchester Köln und dem WDR Funkhausorchester, zahlreichen Premieren des klassischen Opernrepertoires und seinen Interpretationen sämtlicher Mozart-Opern erlangte Stert großes internationales Renommee. Ebenso dirigierte Stert eine Vielzahl an Uraufführungen und diverse Festivals, darunter das Festival „dei due Mondi“ in Spoleto, Italien, die „Kölner Triennale“ oder die „Wiener Festwochen“. Konzerte und Projekte führten ihn dabei auch stets mit gefeierten Komponisten zeitgenössischer Musik zusammen, darunter Hans Werner Henze (Montepulciano), Detlev Glanert (Hamburger Staatsoper), Manfred Trojahn (Kölner Oper) oder Karl Heinz Stockhausen (Zyklus „Licht“, Amsterdam). Als Dirigent von Westfalen Winds folgte Johannes Stert 2019 auf den Trompeter des Philharmonischen Orchesters Essen und dem Sinfonieorchester der Stadt Wuppertal a. D., Ulrich Schmidt. Initiator und Gründungsdirigent war von 1996 bis 2006 der ehemalige Musikschulleiter Lüdenscheids Franz Schulte-Huermann.

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In einer Ramsch-Kiste mit Taschenbüchern wurde ich, gerade mal 10 Jahre alt, fündig. Das – wie ich im Nachhinein feststellte – inkompetenteste Film-Nachschlagewerk dieser Erde, „Das Lexikon des Science-Fiction-Films“ von Roland M. Hahn, weckte mein Interesse für bewegte Bilder. Ich „zerlas“ es völlig (und auch seine nicht weniger missratenen Nachfolger über die Genres „Fantasy“ und „Horror“). Echtes Interesse für die Pop- und Rockmusik kam dagegen erst Jahre später – mit der ersten eigenen kleinen Hifi-Anlage und der CD „The Road to Hell“ von Chris Rea.

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