Angeguckt, Film & TV, Musik
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This Was Tomorrow – Emotion und Farbenrausch

(Foto: Tomorrowland)
Im Rausch der Musik und der Farben – das Tomorrowland-Festival. (Foto: Tomorrowland)

Das Tomorrowland-Festival ist eine der größten und aufwändigsten Musikveranstaltungen der Welt. Top-DJ’s wie David Guetta, Armin van Buuren oder Steve Aoki sind die Akteure des gigantischen Open-Air-Spektakels.

Wartete das erste Festival im Jahr 2005 noch mit übersichtlichen 10.000 Besuchern auf, sahen 2015 bereits 180.000 Techno-Fans die gigantische Show. Mit seinem Dokumentarfilm „This Was Tomorrow – The Tomorrowland Movie“, der die insgesamt drei Veranstaltungen im Jahr 2015 in Belgien, Brasilien und den USA thematisiert und nun bei Kondor Records auf DVD und Blu-ray erschienen ist, inszeniert Regisseur Wim Bonte einerseits einen emotionalen Sinnesrausch, zeigt anderseits aber auch die Menschen, die die Großveranstaltungen auf die Beine stellen, mitgestalten oder als Fans einfach nur von ihnen begeistert sind.

Spektakuläre Luftaufnahmen lassen den Zuschauer staunen. (Foto: Tomorrowland)

Spektakuläre Luftaufnahmen lassen den Zuschauer staunen. (Foto: Tomorrowland)

Wer einen reinen Konzertmitschnitt inklusive voll ausgespielter Stücke erwartet, ist hier natürlich fehl am Platze, denn die zahlreichen Musiktitel, die auf der im ansprechenden Digipack enthaltenen Setliste stehen, werden lediglich kurz angespielt, von Interviewfragmenten überlagert oder sind vage im Hintergrund zu hören. Ein echtes Kennenlernen der Menschen, die die Festivals lieben, ist ebenfalls schwer möglich, denn in die recht kurze Laufzeit von 77 Minuten stopfen die Macher so viele Interviewschnipsel unterschiedlichster Personen, dass man sich locker die doppelte Spielzeit herbeisehnt.

Gerne hätte man mehr erfahren von den Schwestern, die von Geburt an taubstumm sind und „Tomorrowland“ lediglich durch das Gemeinschaftsgefühl und die Erschütterungen der mächtigen Bässe „spüren“ können. Oder von den Besuchern aus dem abgeschiedenen Papua, Neuguinea, die einen unglaublich weiten Weg auf sich nahmen, um beim „Tomorrowland-Festival“ ein Teil der Welt sein zu können. Dass die zahlreichen Top-DJ’s allenfalls die Begeisterungs- und Das-Publikum-ist-so-geil-Statements von sich geben, versteht sich angesichts Kürze des Films ebenfalls von selbst. Die Stärke von „This Was Tomorrow“ liegt eindeutig bei der aufwändigen, ausnahmslos brillanten Kameraarbeit.

Hypnotische Bilder

Hypnotisch, mit Slow-Motion-Effekten angereichert und dynamisch geschnitten sind die atemberaubenden Bilder, die den Film trotz des eher mageren Informationsgehaltes und viel zu vielen nur skizzenhaft vorgestellten Personen sehenswert macht.

Prächtige Kostümierungen gehören bei Tomorrowland dazu. (Foto: Tomorrowland)

Prächtige Kostümierungen gehören bei Tomorrowland dazu. (Foto: Tomorrowland)

Wer sich auf den Rhythmus, die Farbenpracht der Bühnenshows, die fantasievollen Kostüme mancher Protagonisten und die spektakulären Luftaufnahmen in Verbindung mit der musikalischen Collage, die der Film bietet, einlässt, kann sich davon über die vollen 77 Minuten hervorragend unterhalten fühlen, und das ausdrücklich auch als Musikfan, der üblicherweise mit Techno eher wenig anfangen kann. Die positive Atmosphäre und das faszinierende Neo-Woodstock-Feeling, das die Veranstaltungen ausstrahlen, wird hier sehr eindrucksvoll vermittelt.

Die DVD- und Blu-ray-Umsetzung enttäuscht

Unglaublich schade ist es jedoch in diesem Zusammenhang, dass sich die Macher der DVD dafür entschieden haben, einen echten Widescreen-Film im 16:9-Format zu veröffentlichen. Dadurch, dass rechts und links Teile des Bildes fehlen, werden nicht nur die Bildkompositionen zerstört, sondern auch die Namenseinblendungen der interviewten DJ’s, die sich meist auf der rechten Seite befinden, abgeschnitten. Wer sich also in der Techno-Szene nicht so gut auskennt, rätselt mehr als einmal, wer denn da gerade etwas von sich gibt.

Die Begeisterung des Publikums kennt keine Grenzen. (Foto: Tomorrowland)

Die Begeisterung des Publikums kennt keine Grenzen. (Foto: Tomorrowland)

Eigentlich sollten die Zeiten, in denen hochwertig produzierte Filme nicht im vollen Bildformat präsentiert werden, längst der Vergangenheit angehören. Es gibt nicht einen vernünftigen Grund, einen Film, der für die große Kinoleinwand gedreht wurde, bei der DVD- und Blu-ray-Veröffentlichung dem Fernsehformat anzupassen – vielmehr verdirbt dieses Vorgehen den meisten Käufern des Produktes einen großen Teil des Filmgenusses. Dies trifft in diesem Fall leider auch insofern zu, dass der Zuschauer – insbesondere im Vergleich mit den Trailern oder Filmausschnitten im Internet, die das vollständige Format zeigen – den Eindruck bekommt, dass sich die Farbsättigung und damit die Bildqualität durch diesen Eingriff wesentlich verschlechtert hat. Leider verspricht das ansprechend gestaltete Digipack in dieser Hinsicht deutlich mehr, als die ohne jeden ersichtlichen Grund auf einen schlechteren technischen Level gebrachte DVD/Blu-ray (die beide über keinerlei Extras verfügen) halten kann. Gerade bei einem Film, der so auf die Macht der Bilder setzt wie „This Was Tomorrow“ ist eine so schwache Umsetzung nicht nachvollziehbar. Dennoch sei all jenen, die die Stimmung von „Tomorrowland“ in opulenten Bildern erleben möchten, der Erwerb einer DVD oder Blu-ray empfohlen, denn eine bessere Möglichkeit, den Film in seine Sammlung aufzunehmen, gibt es leider derzeit nicht.

Tomorrowland 09

Bewertung Film: 3,5 von 5 Sternen
Bewertung DVD/Blu-ray: 1,5 von 5 Sternen

This Was Tomorrow – The Tomorrowland Movie
USA 2015

Dt. Heimkinostart 12. Feburar 2016
Länge 77 Minuten
Regie Wim Bonte
Darsteller David Guetta, Steve Aoki, Armin van Buuren u.a.
Sprache Englisch DD 5.1 (DVD)
FSK 12

Kategorie: Angeguckt, Film & TV, Musik

von

In einer Ramsch-Kiste mit Taschenbüchern wurde ich, gerade mal 10 Jahre alt, fündig. Das – wie ich im Nachhinein feststellte – inkompetenteste Film-Nachschlagewerk dieser Erde, „Das Lexikon des Science-Fiction-Films“ von Roland M. Hahn, weckte mein Interesse für bewegte Bilder. Ich „zerlas“ es völlig (und auch seine nicht weniger missratenen Nachfolger über die Genres „Fantasy“ und „Horror“). Echtes Interesse für die Pop- und Rockmusik kam dagegen erst Jahre später – mit der ersten eigenen kleinen Hifi-Anlage und der CD „The Road to Hell“ von Chris Rea.

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