Kultur, Poetry-Slam
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World of Wordcraft No. 30 – Poetry-Slam auf hohem Niveau

(Foto: Björn Othlinghaus)
Björn Rosenbaum aus Dortmund erhielt für eine wahrhaft furiose Leistung an diesem Abend die „Goldene Feder“. (Foto: Björn Othlinghaus).

Der 30. Teil der Poetry-Slam Reihe „World of Wordcraft“ konnte am Freitag, 2. Februar 2018, unter der bewährten Moderation von Marian Heuser mit besonders guten Slammern und hochwertigen Redebeiträgen aufwarten.

Aufgrund des großen Publikumszuspruches von rund 400 Zuschauern musste die Veranstaltung vom Roten Saal in den Theatersaal des Kulturhauses in Lüdenscheid verlegt werden. Da die sieben Publikumsjurymitglieder, die jeweils wieder bis zu 10 Punkte für jeden der sechsminütigen Beiträge vergeben konnten, im Halbfinale ihrer Begeisterung freien Lauf ließen und drei Slammer – Björn Rosenbaum (Dortmund), Marvin Weinstein (Berlin) und René Sydow (Witten) – nach Streichung des schlechtesten und besten Ergebnisses jeweils mit der Höchstwertung von 50 Punkten bedachten, befanden sich am Ende nicht wie üblich zwei Teilnehmer, sondern gleich drei im Finale.

Wie beim Poetry-Slam üblich setzte sich die Jury aus Zuschauern zusammen. (Foto: Björn Othlinghaus)

Wie beim Poetry-Slam üblich setzte sich die Jury aus Zuschauern zusammen. (Foto: Björn Othlinghaus)

Hier wurden dann die Beiträge nicht mehr mit Punkten, sondern anhand des Applauses bewertet. Björn Rosenbaum aus Dortmund legte mit seinen Vorträgen drei veritable Punktlandungen hin, auch wenn er bei seinem ersten Beitrag „Eine Liebeserklärung“ noch nicht die volle Punktzahl, aber einen ordentlichen Wert von 45 Punkten erreichen konnte. Alle drei Beiträge waren humoristischer Natur, mitreißend und energiegeladen vorgetragene Pointengewitter, die maschinengewehrartig einen Gag auf den nächsten folgen ließen und dem tränenlachenden Publikum kaum eine Sekunde zum Verschnaufen ließen.

Marvin Weinstein aus Berlin. (Foto: Björn Othlinghaus)

Marvin Weinstein aus Berlin. (Foto: Björn Othlinghaus)

„Eine Liebeserklärung“ lebte vom krassen Gegensatz hochschmalziger Liebesschwüre auf der einen und garstigem Gemecker über die Fehler der geliebten Lebensgefährtin auf der anderen Seite. Ebenso direkt aus dem Leben gegriffen und nicht weniger komisch war Rosenbaums Halbfinaltext, bei dem sich ein Mittvierziger angesichts der Ghetto-Sprache von Jugendlichen im Bus ernsthaft Sorgen um seine Rente machte. Im Finaltext „Denn ich bin ein Mann“ musste das Publikum immer wieder eben jenen gutturalen Refrain anstimmen, während der Slammer ein Loblied auf den echten Kerl anstimmte, der sich nach einem Herzinfarkt selbst wiederbelebt und durchgängig von März bis Oktober 24 Stunden am Tag grillt. René Sydow aus Witten servierte seinen besten Text, die hochgradig amüsante Abrechnung mit der Political Correctness „Ich halte das nicht mehr aus“ im Halbfinale und erhielt dafür die volle Punktzahl, ebenso wie der Berliner Marvin Weinstein, der mit einer irren Reise durch die Welt des Fernsehens 50 Punkte abräumte.

René Sydow aus Witten. (Foto: Björn Othlinghaus)

René Sydow aus Witten. (Foto: Björn Othlinghaus)

Auch wenn die beiden Konkurrenten ähnlich gute Texte ablieferten, toppte der Gewinner der einmal mehr von Claudia Bäcker-Kirmse gestalteten Goldenen Feder, Björn Rosenbaum, alle anderen Beiträge durch seine entfesselte Art des Vortrags. Neben den drei Finalisten stand an diesem Abend noch der Bremer Simeon Buß auf der Bühne, dem jedoch mit seinem Plädoyer, endlich mal wieder wütend sein zu dürfen, kein Glück beschieden war und bei dem es mit 37 Punkten nicht für den Einzug ins Halbfinale reichte. Auch die Plettenbergerin Luise Wolff erreichte mit 40 Punkten einen zu niedrigen Wert für den Halbfinaleinzug, konnte aber dennoch mit dem komplexen, jedoch ein wenig zu zügig vorgetragenen Gedicht „Sie starb stehend“ über einen Mord überzeugen. Elena Nern aus Duisburg erzielte mit einem etwas eigentümlichen Gedicht, in dem sie die beiden Götter Apollo und Athene nach der Wahl des rechten Wegs fragt und sich am Ende für den Trampelpfad in der Mitte entscheidet, zwei Punkte mehr und zog damit zumindest noch ins Halbfinale ein.

Einzige Lokalmatadorin des Abends, Luise Wolff aus Plettenberg. (Foto: Björn Othlinghaus)

Einzige Lokalmatadorin des Abends, Luise Wolff aus Plettenberg. (Foto: Björn Othlinghaus)

Hier überzeugte sie zwar mit dem Gedicht „Geschichten schreiben“, das den inneren Kampf eines Autoren thematisiert, hatte jedoch gegen die drei 50-Punkte-Beiträge ihrer Mitstreiter keine Chance. Der Gewinner konnte sich neben der Goldenen Feder über ein von den Lüdenscheider Nachrichten ausgelobtes Preisgeld in Höhe von 150 Euro sowie einen Abdruck einer seiner vorgetragenen Texte in den Lüdenscheider Nachrichten freuen. Darüber hinaus nimmt er am Finale der Reihe am Ende des Jahres 2018 teil. Weitere Sponsoren des Abends waren die Sparkasse Lüdenscheid, die Druckerei Seltmann in Lüdenscheid sowie das Modegeschäft Strodel und Jäger in Lüdenscheid.

Kategorie: Kultur, Poetry-Slam

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In einer Ramsch-Kiste mit Taschenbüchern wurde ich, gerade mal 10 Jahre alt, fündig. Das – wie ich im Nachhinein feststellte – inkompetenteste Film-Nachschlagewerk dieser Erde, „Das Lexikon des Science-Fiction-Films“ von Roland M. Hahn, weckte mein Interesse für bewegte Bilder. Ich „zerlas“ es völlig (und auch seine nicht weniger missratenen Nachfolger über die Genres „Fantasy“ und „Horror“). Echtes Interesse für die Pop- und Rockmusik kam dagegen erst Jahre später – mit der ersten eigenen kleinen Hifi-Anlage und der CD „The Road to Hell“ von Chris Rea.

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