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(Foto: Björn Othlinghaus)

35. Poetry-Slam „World of Wordcraft“ unter Corona-Bedingungen

Seit 10 Jahren ist Marian Heuser Veranstalter und Moderator der World-of-Wordcraft-Veranstaltungen. (Foto: Björn Othlinghaus)

Der 35. Poetry-Slam „World of Wordcraft“ lief am Freitag, 25. September 2020, im Theatersaal des Kulturhauses Lüdenscheid aufgrund der Corona-Pandemie etwas anders ab als gewohnt.

Während der gesamten Veranstaltung, bei der sich Poetry-Slammerin Marie Gdaniec über die von Claudia Bäcker-Kirmse gestaltete Goldene Feder sowie die von den Lüdenscheider Nachrichten ausgelobte Veröffentlichung eines eigenen Textes einschließlich 150 Euro Honorar freuen konnte, herrschte für die Zuschauer Maskenpflicht. Jubel sowie lautstarke mündliche Solidaritätsbekundungen mit den Slammern waren wegen der Gefahr übermäßigen Aerosol-Ausstoßes ebenfalls nicht gestattet. Applaus und rhythmisches Trampeln waren selbstverständlich erlaubt, als die sechs Slammer sowie Moderator Marian Heuser die Bühne betraten.

Freute sich über die Goldene Feder: Marie Gdaniec. (Foto: Björn Othlinghaus)

Freute sich über die Goldene Feder: Marie Gdaniec. (Foto: Björn Othlinghaus)

Die Leistungen wurden diesmal nicht durch Jury-Mitglieder im Publikum mit Punktetafeln beurteilt. Stattdessen traten die Autoren in der ersten Runde in Zweierpaarungen gegeneinander an, wobei die Zuschauer durch Applaus signalisierten, welchem der beiden Slammer mehr Sympathien gehörten. Nachdem Moderator Marian Heuser unter seinem Künstlernamen Peter Panisch den eigenen Text „Er so – ich so“ außerhalb der Wertung vorgetragen hatte, waren folgende Slammer auf der Bühne zu sehen: Johnny aus Haltern, Julius Esser aus Brühl, Alexander Bach aus Köln, Luise Frentzel aus Bochum, Marie Gdaniec aus Düsseldorf und Lucia Swieter aus Köln. In der ersten Runde des hochklassigen Wettbewerbs standen sich Johnny sowie Julius Esser gegenüber. Johnny stellte sich in seinem Beitrag „Einmal kurz nicht aufgepasst“ die Frage, was im Laufe der Evolution, die bei ihm mit dem Sturz eines Affen vom Baum und dessen damit verbundener Gehirnschwellung startete, schief gelaufen sein musste, damit heute ein „Orange Utan“ das mächtigste Land der Welt regieren kann.

Julius Esser war nicht nur ein toller Poetry-Slammer, sondern auch ein versierter Stimmenimitator. (Foto: Björn Othlinghaus)

Julius Esser war nicht nur ein toller Poetry-Slammer, sondern auch ein versierter Stimmenimitator. (Foto: Björn Othlinghaus)

Julius Esser beförderte sich mit seiner Story „Mein innerer Udo“ ins Finale, bei dem ihn ein von Esser glänzend imitierter innerer Udo Lindenberg auch in den nervigsten Situationen stets zur Gelassenheit gemahnte. In Runde zwei standen sich Alexander Bach und Luise Frentzel gegenüber. Bach gab mehrere kleine, teils eher schwer zugängliche Texte zum Besten. Der herausragendste, „The Creature from the Black Lagoon“, drehte sich um einen Menschen, der sich wie das Wasserwesen aus dem gleichnamigen 50er-Jahre-Horrorfilm in seiner eigenen „Tiefe stiller Wasser“, seiner Wohnung voller Bücher, Filme und Musik, einigelt. Die Bochumerin Luise Frentzel dachte in ihrer „Ode an die Lebensfreude“ darüber nach, dass in einer kaputten Welt verstärkt über die guten Dinge wie das leckere Essen bei Mutti oder den Sonnenstrahl, „der seinen Namen in den Tag pinkelt“, nachdenken sollte, und kam damit ins Finale.

Luise Frenzel gehörte zu den drei Finalteilnehmern. (Foto: Björn Othlinghaus)

Luise Frenzel gehörte zu den drei Finalteilnehmern. (Foto: Björn Othlinghaus)

Bei der letzten Paarung traten Marie Gdaniec und Lucia Swieter an. Gdaniec konnte mit einer lustigen Debatte zwischen ihr und Freundin Nadine darüber punkten, was wohl passieren würde, wenn die Geschlechtsteile der Menschen bei Erregung leuchten könnten. Lucia Swieter sprach in einem atemlosen Stakkato, das es dem Publikum kaum ermöglichte, dem Vorgetragenen zu folgen. Ihr Text drehte sich darum, in welche Richtung sich ein gerade auf die Welt gekommenes Baby entwickeln könnte und wer die Verantwortung dafür trägt. Marie Gdaniec wurde als dritte Slammerin ins Finale applaudiert und überzeugte dort mit einer weiteren Erzählung, in der Freundin Nadine eine Rolle spielte. „Bananenbrot“ befasste sich auf ironische Weise mit jenen profanen Dingen, mit denen sich die beiden beim Corona-Logdown die Zeit vertrieben.

Johnny aus Haltern. (Foto: Björn Othlinghaus)

Johnny aus Haltern. (Foto: Björn Othlinghaus)

Hiermit setzte sich die Düsseldorferin gegen Julius Esser und seine dramatische Geschichte „Der goldene Writer“, in der sich ein Autor trotz seines Schreibtalents nicht in der Lage sieht, seine Angebetete in der realen Welt anzusprechen und deshalb von einer Brücke springt, sowie Luise Frenzel durch, die mit einem etwas anderen Märchen aufwartete, und konnte die goldene Feder mit nach Hause nehmen. Als nächste Slam-Veranstaltung findet der WoW Team Poetry Slam am Samstag, 14. November, ab 20 Uhr im Theatersaal des Kulturhauses Lüdenscheid statt. Tickets zum Preis von 17,60 Euro bzw. ermäßigt 11 Euro inkl. Gebühren gibt es unter Tel.: 0 23 51 / 17 12 99.

(Foto: Heiko Mlodystach)

Actrice mit Lüdenscheider Wurzeln – Ein Interview mit Johanna Giraud

Die Lüdenscheiderin Johanna Giraud (28) startet als Schauspielerin durch. (Foto: Heiko Mlodystach)

Die Wurzeln der Schauspielerin Johanna Giraud, die unter anderem in der Bestsellerverfilmung „Es ist nur eine Phase, Hase“ nächstes Jahr im Kino zu sehen sein wird, liegen in Lüdenscheid.

Hier wirkte die heute 28-jährige in der Theater-AG des Bergstadt-Gymnasiums mit, wo sie unter anderem durch Lehrer Matthias Wagner viel für ihren späteren Lebensweg lernte. Im Interview mit Björn Othlinghaus erzählt Johanna Giraud über ihre Situation in Corona-Zeiten, gibt Tipps für junge Menschen mit Schauspiel-Ambitionen und plaudert über ihre nächsten Projekte.

Frau Giraud, wann haben Sie für sich den Entschluss gefasst, Schauspielerin zu werden? Was war der Auslöser?

Johanna Giraud: Den Ruf der Bühne verspürte ich das erste Mal, als ich vier Jahre alt war und die Vorschulkinder im Kindergarten „Die Vogelhochzeit“ inszeniert haben. Das war nicht mein Jahrgang, ich war noch kein Vorschulkind. Trotzdem wollte ich unbedingt mitmachen und habe einen riesigen Aufstand gemacht. Mit der Musikkassette zum Mitsingen konnte ich vorerst besänftigt werden und zumindest zuhause für mich „proben“. Als mein Jahrgang dann im nächsten Jahr eine Aufführung vorbereiten sollte, sprang ich sofort auf, als nach Freiwilligen für die Hauptrolle gefragt wurde. Es war „Der Regenbogenfisch“ nach dem Bilderbuch von Marcus Pfister, und die Lieder kann ich zum Teil heute noch. Von meinen Geschwistern zuhause war ich es gewohnt, dass die begehrenswerten Dinge niemals leicht zu haben waren. Da musste man sich schon durchsetzen. Ich wollte spielen. Ich wollte auf die Bühne.

Egal ob Film, TV oder Theaterbühne: Johanna Giraud fühlt sich überall als Schauspielerin zuhause. (Foto: Heiko Mlodystach)

Egal ob Film, TV oder Theaterbühne: Johanna Giraud fühlt sich überall als Schauspielerin zuhause. (Foto: Heiko Mlodystach)

Das ganze Proben und Basteln der Kostüme und Requisiten gefiel mir so gut, dass für mich klar war, das ist genau mein Ding. Also spielte ich weiter, in verschiedenen Gruppen. Als ich älter wurde gewann dann bei mir die Vernunft die Oberhand und ich habe versucht, mich beruflich umzuorientieren. Diverse Praktika beim Kinder- oder Tierarzt, als Pferdewirtin, Tag der offenen Tür bei der Polizei, Berufsvorbereitungsseminare, Kompetenzchecks, Assessmentcenter zur Berufswahl. Das hat mir alles Spaß gemacht, aber es half nichts. Mein Weg führte mich nach dem Abitur zur Schauspielschule. Und ich bereue es nicht! Trotz aller Leidenschaft reduziere ich dennoch meine Interessen nicht auf das Schauspiel allein, sondern tue alles, was mich reizt und erfüllt. Um meinen Horizont zu erweitern, habe ich ein Jura-Studium begonnen. Die Inhalte interessieren mich, und seine Rechte zu kennen, ist für freiberufliche Künstler auch nicht verkehrt. Goethe war schließlich auch Jurist. Ich schreibe und fotografiere gern. Außerdem fühle ich mich nach wie vor dem Reitsport sehr verbunden. Hobbys und Aktivitäten sind wichtig! Auch als Berufsschauspieler kann sich nicht alles von früh bis spät nur um die Arbeit drehen. Ohne Erfahrungen im Leben hat man auf der Bühne oder vor der Kamera nichts zu erzählen.

Wie haben Sie als Schauspielerin den Corona-Lockdown erlebt? Hatten Sie noch Arbeit, oder sind alle Ihre Jobs weggebrochen?

Johanna Giraud: Es sind alle Termine, Proben und Drehs abgesagt worden. Das war natürlich im ersten Moment ein Schock! Generell ist es allerdings nicht außergewöhnlich, dass Jobs, für die bereits eine feste Zusage gegeben wurde, dann doch plötzlich nicht stattfinden. Das habe ich in der Branche leider schon oft erlebt, auch ohne Pandemie. Daher hat mich der Absagen-Hagel vermutlich auch nicht ganz so unerwartet getroffen, wie etwa die regulär Beschäftigten, bei denen der vermeintlich sichere 9-to-5-Job auf einmal weggebrochen ist. Aber dieses Jahr ist alles anders. Auch für mich. Normalerweise dekoriere ich zur Weihnachtszeit die Hütten vom Kölner Dom-Spekulatius, um die Kasse ein wenig aufzubessern, dieses Jahr wurde der Weihnachtsmarkt am Kölner Dom jedoch abgesagt. Auch das Hotel, in dem ich jobbe, hatte eine Weile komplett geschlossen. Langsam kommen wieder Gäste, aber es ist kein Vergleich zur Zeit vor der Pandemie. Keine Messen, keine Konzerte, kein Publikum.

Bereits im Kindergarten hörte Johanna Giraud den Ruf der Bühne. (Foto: Isabelle Haase)

Bereits im Kindergarten hörte Johanna Giraud den Ruf der Bühne. (Foto: Isabelle Haase)

Viele Theater haben zwar mittlerweile wieder geöffnet und ich spiele auch wieder, aber die Abstandsregeln sind besonders für die kleinen Häuser eine große Belastung. Dennoch sind wir Künstler ein reges Auf und Ab ohnehin gewohnt, auch auf dem Konto. Die Zeit des Lockdowns habe ich daher nicht so dramatisch wahrgenommen, denn ich konnte die Zeit gut nutzen. Endlich war mal Luft, um die Datenbanken und Agenturen wieder zu aktualisieren und einige Arbeitsproben zu erneuern. Auch die Fachzeitschriften, die ich fleißig abonniert habe und doch nie lese, bekamen so mal etwas Aufmerksamkeit. Ein Großteil meiner Arbeit findet ohnehin von zuhause aus statt. Bewerbungen schreiben, Text lernen, E-Castings, Sprech- und Fitnessübungen, sowie allgemeine Planung der nächsten Termine. Auch die Administration der Website kostet mich sehr viel Zeit, die ich im Normalfall eher selten bereit bin, aufzuwenden. Die finanziellen Löcher konnten gut gestopft werden, da es für mich kurzfristig Arbeit an der Film Acting School Cologne gab, woran ich große Freude gefunden habe. Letzten Endes sind ja auch nicht nur Einnahmen weggebrochen, sondern auch erhebliche Ausgaben, beispielsweise für Reisekosten. Tatsächlich muss ich sogar gestehen, die Ruhe über den Sommer extrem genossen zu haben. Dadurch wurde mir eine Art Zwangspause verpasst, die ich dringend gebraucht habe. So erging es auch vielen Kollegen, die sonst nie Zeit hatten, für ihre Familie oder auch mal für sich selbst. Ich bin dankbar, für meine Gesundheit und brauchte diesen Moment der Entschleunigung, um mir dessen wieder bewusst zu werden.

Geht es denn jetzt arbeitsmäßig wieder bergauf für Sie?

Johanna Giraud: Seit einigen Wochen herrscht das totale Organisations-Chaos. Viele Projekte und Termine, die ursprünglich schön auf das Jahr verteilt waren, sollen jetzt auf einmal sehr kurzfristig stattfinden. Leider musste ich da bereits Abstriche machen. Es lässt sich eben nicht alles einfach nachholen. Trotzdem bin ich natürlich froh, dass es nun weitergeht und hoffe, dass die Lage sich weiter entspannt. Die ersten Auftritte seit der Pause waren jedenfalls sehr schön und auch als Zuschauerin freue ich mich immer, die Stücke von Kollegen anzuschauen.

Was fasziniert und fordert Sie als Schauspielerin mehr: Bühne oder Film?

Johanna Giraud: Auf der Bühne bin ich seit gut 23 Jahren zu hause. Hier haben wir Schauspieler noch die Kontrolle darüber, was erzählt wird und wie. Beim Film dagegen ist der Einfluss auf das Endergebnis vergleichsweise gering. Die fertige Szene – Tempo, Reihenfolge, Musik – entsteht im Schnitt und kann stark abweichen von dem, was eigentlich gespielt wurde. Auch kann eine Tagesrolle schon mal rausgeschnitten werden. Das gibt es auf der Bühne natürlich nicht. Hier wird alles genau geprobt und lange vor dem Auftritt festgelegt. Am Set bekomme ich manchmal noch am selben Tag einen neuen Text, und dann wird zügig gedreht.

Die Flexibilität, die ihre der Schauspielberuf ermöglicht, ist für die 28-jährige gerade in Corona-Zeiten wichtig. (Foto: Heiko Mlodystach)

Die Flexibilität, die ihre der Schauspielberuf ermöglicht, ist für die 28-jährige gerade in Corona-Zeiten wichtig. (Foto: Heiko Mlodystach)

Auch meine Spielpartner und überhaupt die ganze Crew lerne ich häufig erst kennen, wenn bereits gedreht wird. Erstmal warmlaufen oder eine Nacht drüber schlafen, was der Regisseur in der Szene will, ist nicht. Dennoch stehe ich sehr gerne vor der Kamera. Die Arbeit ist unglaublich präzise, die Kamera sieht alles! Jeder winzig kleine Moment, jede minimale Bewegung der Mimik zählt. Zudem entsteht hierbei ein bleibendes Werk und es können mehr Menschen erreicht werden, was ich sehr reizvoll finde. Anspruchsvoll und auch faszinierend ist definitiv beides.

Gibt es ein Vorbild, das Sie bei Ihrer Arbeit inspiriert und begleitet (nicht unbedingt physisch, mehr mental)?

Johanna Giraud: Mich inspiriert in erster Linie das Leben mit all den Geschichten und Persönlichkeiten, die es hervorbringt. Trotzdem gibt es natürlich Menschen, die mich mental auf meinem Weg unterstützt und begleitet haben. Ich war viele Jahre in der Theater AG des Bergstadt-Gymnasiums in Lüdenscheid und habe dort eine Menge von Matthias Wagner gelernt, der Kunst und Kultur noch heute fördert, was mich sehr beeindruckt. Außerdem kann ich mich glücklich schätzen, dass meine Familie hinter mir steht. Dankbar bin ich bereits jedem, der mir nicht unnötig Steine in den Weg gelegt hat.

Wie kam es zu der Rolle im Kurzfilm „Vollkrassmann“ von 2017? Ich habe ihn auf Amazon Prime gesehen, aber Infos sind dazu ganz allgemein nur sehr schwer zu finden.

Johanna Giraud: Auf klassischem Wege: Ich habe mich beworben und daraufhin die Rolle bekommen. Von dem Projekt erfahren habe ich damals über die Internet-Plattform Crew-United, soweit ich mich erinnere.

In diesem Jahr erscheint ein neuer Film von Anil Altinyay, dem Regisseur von „Vollkrassmann“. Da spielen Sie auch mit. Können Sie schon sagen, worum es in dem Film geht und wo er zu sehen sein wird?

Johanna Giraud: Darin spiele ich eine junge Mutter, deren Tochter von schlimmen Alpträumen geplagt wird. Auf der Suche nach der Ursache stoße ich auf ein dunkles Geheimnis in der Vergangenheit und einen uralten Fluch. Wer Stephen-King-Verfilmungen mag, dem wird die Story sicher gut gefallen. Durch die ganzen Verschiebungen der Termine verzögert sich da gerade vieles und es sind aktuell noch Neubesetzungen im Gange. Ursprünglich sollte ab April 2020 gedreht werden, denn der Film spielt im Sommer. Dann kam Corona. Da es nun schon Herbst ist, wird es noch einige Außendrehs im nächsten Jahr geben. Ich gehe davon aus, dass der fertige Film zunächst auf Festivals läuft und anschließend an Streaming-Dienste verkauft wird.

Im Lüdenscheider Filmpalast gab es ja hin und wieder auch mal Premieren kleinerer Filme mit Lüdenscheider Beteiligung. Wird es vielleicht auch einmal eine Premierenfeier zu einem Ihrer Filme in Ihrer Heimatstadt geben?

Johanna Giraud: Das würde mich natürlich sehr freuen! Sollte ich eigene Projekte verwirklichen, dann wird es sicher auch eine Kinopremiere in Lüdenscheid geben. Bei regulären Jobs ist mein Einfluss auf die Vermarktung in aller Regel eher gering, aber wer weiß. Während meiner Schauspielausbildung ist es mir ja auch gelungen, Thomas G. Waites, einen gefragten Off-Broadway-Regisseur, zu überreden, unser Stück auch im Kulturhaus in Lüdenscheid als Gastspiel aufzuführen. „The Two Gentlemen of Verona“ wurde dann zwar in englischer Sprache aufgeführt, aber es sind dennoch sehr viele Freunde und Bekannte aus Lüdenscheid da gewesen, was mich sehr gefreut hat. Bei Gelegenheit komme ich gerne wieder!

Gibt es einen Künstler (Regisseur/in, Schauspieler/in etc.) mit dem/der Sie irgendwann unbedingt einmal zusammenarbeiten möchten?

Johanna Giraud: Ich freue mich immer, mit offenen, kreativen Menschen zu arbeiten.

Was würden Sie jungen Menschen raten, die auch Schauspielerin oder Schauspieler werden wollen? Würden Sie Ihnen – im Rückblick auf den Weg, den Sie bisher gegangen sind – überhaupt empfehlen, den Schritt zum Theater, zum Film oder zum Fernsehen zu wagen? Welche Eigenschaften werden Schauspielern im besonderen Maße abverlangt?

Johanna Giraud: Ich glaube, dass jeder seinen eigenen Weg geht und einen kreativen Drang kann man ohnehin nicht aufhalten. Wer es also ernst meint mit seinem Vorhaben, der sollte sich an ein Umfeld wenden, welches die Entscheidung respektiert und im besten Fall den Werdegang unterstützt. Aber erwartet nicht zu viel. Keiner wird da an die Hand genommen. Wer sich schnell hilflos und alleingelassen fühlt, ist in der Branche nicht so gut aufgehoben. Den besorgten Angehörigen und besonders den Eltern kann ich sagen: Entspannt euch. Wenn es wirklich nicht das richtige ist, dann stellt sich das sehr schnell heraus und die Erfahrung ist sehr wichtig, um sich nicht ein Leben lang zu ärgern, sein Glück niemals versucht zu haben. Eigenverantwortung und Selbstdisziplin ist in jedem Fall eine Grundvoraussetzung für den Beruf. Wenn es hier mangelt, fällt man früher oder später auf die Nase, egal wie engagiert der Agent oder sonst wer einem den Rücken stärkt.

"Einen kreativen Drang kann man nicht aufhalten." Johanna Giraud. (Foto: Heiko Mlodystach)

„Einen kreativen Drang kann man nicht aufhalten.“ Johanna Giraud. (Foto: Heiko Mlodystach)

Ebenfalls sehr wichtig ist Gelassenheit. Der Beruf bringt genug Unruhe und Stress mit, da ist es sehr wichtig, gut geerdet zu sein und zuversichtlich zu bleiben. Gerade Zeiten wie diese zeigen, dass eine gewisse Flexibilität sich auszahlt und hilft, sich schnell neuen Bedingungen anzupassen. Das Arbeitsfeld für Schauspieler ist vielseitig, mit zahlreichen Nischen und artverwandten Tätigkeiten: Musik, Tanz, Comedy, Synchronsprechen, Werbung, Modeln, Kurzfilm, Hörspiel, Moderation, Lesungen, Animation, Puppenspiel und vieles mehr. Zahlreiche Kollegen arbeiten daher nicht nur in Theatern, sondern beispielsweise auf Kreuzfahrtschiffen, in Hotels, Freizeitparks und anderen Einrichtungen, in denen Menschen unterhalten werden wollen. Sogar in Waschsalons haben einige Karrieren begonnen. Selbst in „normalen“ Berufen sind Schlüsselqualifikationen von Schauspielern übrigens sehr gefragt. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, seine Talente und Qualifikationen sinnvoll einzusetzen, wenn man dafür offen ist. Spielfreude ist für den Beruf eine immerwährende Grundvoraussetzung.

Sie leben heute in Köln. Zieht es Sie immer noch zurück nach Lüdenscheid, oder sind Sie froh, die alte Heimat hinter sich gelassen zu haben?

Johanna Giraud: Nach Lüdenscheid komme ich noch jedes Jahr zu Weihnachten, um Heiligabend bei meiner Familie zu verbringen. Meine Mama wohnt noch in Lüdenscheid und ich habe einige Freunde im Sauerland, zu denen ich den Kontakt halte. Insgesamt hat sich mein Lebensmittelpunkt aber doch sehr in die Großstadt verlagert. Hier in Köln treffe ich so viele Gleichgesinnte, denen ich mich nicht erklären muss. Ich habe mich hier vom ersten Tag an zuhause gefühlt. Und die Kleinkunstszene wie ich sie hier erlebe, möchte ich nicht mehr missen.

Wie geht es bei Ihnen weiter? Wo werden Sie demnächst auf der Leinwand oder auf der Theaterbühne zu sehen sein?

Johanna Giraud: Im Oktober sind noch Auftritte mit dem Ensemble „Poesie für dich“ in Köln geplant. Ebenfalls ab Oktober spiele ich darüber hinaus die Rolle der Recha in „Nathan der Weise“ im Ensemble des Theater Tiefrot unter der Regie des renommierten Regisseurs Volker Lippmann. Weitere Engagements um die Weihnachtszeit sind aktuell in Planung. In Kürze wird dann „Es ist nur eine Phase, Hase“ gedreht, eine Literaturverfilmung, in der ich eine kleine Rolle spiele. Der Film soll 2021 ins Kino kommen. Im September 2020 habe ich ein Fotoshooting absolviert. Danach konzentriere ich mich auf die Dreharbeiten von „Efreet“, in dem ich die Hauptrolle spiele. Da rechne ich Ende 2021 mit der Fertigstellung. Im nächsten Jahr möchte ich damit anfangen, auch eigene Projekte in Angriff zu nehmen, die schon lange geplant sind. Ich habe viele Ideen und viel zu selten die Ruhe dazu, sie umzusetzen. Das soll sich endlich ändern. Auch habe ich mir vorgenommen, mich mit sozialen Medien auseinanderzusetzen. Bisher bin ich da eher altmodisch unterwegs und nutze weder Facebook noch Instagram. Zu detailliert plane ich die Zukunft allerdings nicht. Die Erfahrung hat es gezeigt: Die Dinge kommen sowieso häufig anders, als geplant. Ich bin gespannt, was die nächste Zeit noch mit sich bringt und freue mich auf viele neue Begegnungen.

(Foto: Björn Othlinghaus)

Beat the Singer-Songwriter 2020 – Wettbewerb auf hohem Niveau

Siiri (2. Preis), Carmen Klughardt (1. Preis) und Marie Pannier (3. Preis) mit Moderatorin Nicoletta Privitera (3.v.l.). (Foto: Björn Othlinghaus)

„Beat the Singer-Songwriter“ statt „Beat the Band“ hieß es am Samstag, 5. September 2020, vor 120 Zuschauern in der Poco-Arena in Lüdenscheid.

Der Wettbewerb für talentierte Nachwuchs-Musiker, veranstaltet durch den Verein Kultstädte und das Kult.Park-Festival und moderiert von Sängerin Nicoletta Privitera, lief diesmal etwas anders ab als bei den beiden vorangegangenen Veranstaltungen im Festsaal Hohe Steinert. Abgesehen davon, dass keine Bands, sondern sieben Singer-Songwriter auf der Bühne standen, war auch der Ablauf des Wettbewerbs geändert worden.

Carmen Klughardt aus Lüdenscheid, Siegerin des Wettbewerbs, legte nach der Siegerehrung noch ein Stück nach. (Foto: Björn Othlinghaus)

Carmen Klughardt aus Lüdenscheid, Siegerin des Wettbewerbs, legte nach der Siegerehrung noch ein Stück nach. (Foto: Björn Othlinghaus)

Die Leistungen der Musik-Talente wurden wieder von einer dreiköpfigen Jury, diesmal bestehend aus Markus Färber (Musiker und Mitglied der SPD-Kreistagsfraktion), Annina Struve (Musiklehrerin und Musikerin) und Cofi (Musikschulleiter), sowie dem Publikum bewertet, das aber nicht durch die Messung der Applaus-Lautstärke, sondern mit Stimmkarten abstimmte. In der ersten Runde gab es noch kein musikalisches Battle. Die einzelnen Musiker präsentierten vielmehr je ein Lied in voller Länge. Bei allen Songs im Wettbewerb musste es sich um Eigenkompositionen handeln.

Hervorragende Drittplatzierte: Marie Pannier. (Foto: Björn Othlinghaus)

Hervorragende Drittplatzierte: Marie Pannier. (Foto: Björn Othlinghaus)

Dabei vergaben die Jury-Mitglieder pro Musiker jeweils sieben Punkte bis einen Punkt. Zusätzlich vergaben die Tische jeweils einen Punkt für ihren favorisierten Singer-Songwriter. Im Anschluss an einen Auftritt der Band „Some Voices“, die beim ersten Beat-the-Band-Wettbewerb den zweiten Platz belegten, traten folgende Künstler gegeneinander an: Siiri (Werdohl), Franziska Schriek (Halver), Florian Schäfer (Netphen), Carmen Klughardt (Lüdenscheid), Marie Pannier (Gummersbach), Christian Hoeper (Dortmund) und Tristan Zimmer (Menden). Ins Halbfinale spielten sich drei Damen und ein Herr. Die Werdohler Gitarristin und Sängerin Siiri erreichte in der ersten Runde mit 15 Punkten die Höchstwertung und trat im Battle gegen Marie Pannier (12 Punkte) an. Beide spielten im Wechsel drei mal zwei Minuten lang.

Siiri freute sich über den zweiten Preis. (Foto: Björn Othlinghaus)

Siiri freute sich über den zweiten Preis. (Foto: Björn Othlinghaus)

Während Siiri, die bereits mehrfach auf dem Kult.Park-Festival sowie einmal bei „Kunst gegen Bares“ in Lüdenscheid zu sehen gewesen war, mit einer ihrer facettenreichen Stimme überzeugte und sich selbst solide an der Akustikgitarre begleitete, punktete Marie Pannier mit einfühlsamen und kraftvoll-emotionalen Klavierballaden. Obwohl sie in diesem Battle auf dem zweiten Platz landete, reichte es am Ende für den dritten Platz in der Gesamtwertung. Im Anschluss konnte sich Carmen Klughardt, ebenfalls am Klavier, gegen Florian Schäfer durchsetzen, der mit seiner an den Schlagerstar Ben Zucker erinnernden Stimme und seinen allerdings deutlich gehaltvolleren Deutschrock-Songs insgesamt auf Platz vier landete. Im Finale standen sich Siiri und Carmen Klughardt, wieder mit je drei zweiminütigen Songfragmenten, gegenüber.

Florian Schäfer überzeugte mit kraftvollem Deutsch-Rock. (Foto: Björn Othlinghaus)

Florian Schäfer überzeugte mit kraftvollem Deutsch-Rock. (Foto: Björn Othlinghaus)

Das knappe Ergebnis mit nur einem Punkt Unterschied machte deutlich, dass sich die stilistisch sehr unterschiedlichen Musikerinnen auf qualitativer Ebene ebenbürtig waren. Siiri kam mit ihren Songs stimmlich und stilistisch der kanadischen Sängerin Alanis Morissette nahe, während die am Klavier begleiteten Balladen von Carmen Klughardt in Stimme, Stil und Ausführung an Alicia Keys erinnerten. Letztlich setzte sich Carmen Klughardt mit 9 zu 8 Punkten durch und konnte sich über den 1. Preis, eine Video- oder Musikproduktion mit Media4Web im Wert von 500 Euro freuen. Siiri staubte einen Gutschein in Höhe von 400 Euro für die Bandkasse ab, während Marie Pannier beim Stadtfest 2021 auf der Kult-Bühne auftreten wird – mit einer Gage von 300 Euro.

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Geht wählen! – Lüdenscheids Bürgermeister-Kandidaten werden zu Football-Stars

Die Bürgermeister-Kandidaten, hier Christoph Weiland (CDU), zeigten vollen Körpereinsatz. (Foto: Björn Othlinghaus)

Eine auf den ersten Blick eher ungewöhnliche Zusammenkunft fand am Donnerstag, 27. August 2020, auf dem Sportplatz am Honsel in Lüdenscheid statt.

Auf Einladung der Lüdenscheid Lightnings, der ersten American-Football-Mannschaft in Lüdenscheid, waren die drei Bürgermeisterkandidaten Christoph Weiland (CDU), Sebastian Wagemeyer (SPD) und Jens Holzrichter (FDP) zum gemeinsamen Football-Training angetreten. Die ungewöhnliche Aktion wurde von der Videocrew der Lüdenscheid Lightnings, bestehend aus Jean Michel Töteberg, Marcel Töteberg und Pascal Dreisbach gebührend ins Bild gesetzt.

Alle Bürgermeister-Kandidaten erhielten stilechte Football-Kleidung, natürlich in der jeweiligen Parteifarbe - hier Sebastian Wagemeyer, SPD. (Foto: Björn Othlinghaus)

Alle Bürgermeister-Kandidaten erhielten stilechte Football-Kleidung, natürlich in der jeweiligen Parteifarbe – hier Sebastian Wagemeyer, SPD. (Foto: Björn Othlinghaus)

Die Video-Crew hatte sich auf eine Anzeige des Vereins gemeldet und dokumentiert seither alle Trainings und Spiele der Mannschaft. „Mit dem Film möchten wir zur Teilnahme an der Kommunalwahl im September aufrufen“, erklärt dazu Max Unterharnscheidt, Vorsitzender der Lüdenscheid Lightnings, die als Abteilung des LTV 1861 organisiert sind, und Quarterback. Nachdem die drei Bürgermeisterkandidaten ein Aufwärmtraining absolviert und zudem die Spielkleidung angelegt hatten, die sogar in den jeweiligen Parteifarben Schwarz (CDU), Rot (SPD) und Gold (FDP) gehalten war – auf die schweren Helme wurde allerdings aus Rücksicht auf die drei Kandidaten verzichtet – brachte Max Unterharnscheidt den Kommunalpolitikern dann auch gleich einige Übungen sowie die Grundzüge des Football-Sports näher.

Manch Football-Spieler ließ sich nicht so einfach wegschieben - auch nicht von FDP-Bürgermeister-Kandidat Jens Holzrichter. (Foto: Björn Othlinghaus)

Manch Football-Spieler ließ sich nicht so einfach wegschieben – auch nicht von FDP-Bürgermeister-Kandidat Jens Holzrichter. (Foto: Björn Othlinghaus)

Während des Trainings gesellte sich auch der Head Coach der Lüdenscheid Lightnings, Sascha Heitfeld, zu der Gruppe dazu und gab den einen oder anderen nützlichen Tipp. Zu den Übungen, die die drei sportlichen Bürgermeisterkandidaten phasenweise mächtig ins Schwitzen brachten, gehörten unter anderem Agility-Übungen an der Speed Ladder, das Training von Wurf- und Fangtechniken, das Laufen einer Route mit Gegenspieler, das Blocken als O-Liner sowie der Pass-Rush auf den Quarterback mit Gegenspieler. Im Anschluss hatte jeder Bürgermeister-Kandidat dann noch die Möglichkeit, ein Statement vor laufender Kamera abzugeben, das dann in den fertigen Film hineingeschnitten wird. Der Film wird im Laufe der dieser Woche auf YouTube sowie allen weiteren Social-Media-Kanälen der Lüdenscheid Lightnings zu sehen sein.

(Foto: Björn Othlinghaus)

Music ohne Fever, aber mit viel Leidenschaft für die Musik

Das Duo Wandering Souls, Gewinner des Purple-Pumpkin-Bandwettbewerbs, traten bei der Online-Ausgabe des Music-Fever-Festivals auf. (Foto: Björn Othlinghaus)

Das beliebte Music-Fever-Festival an der Heesfelder Mühle in Halver lief in diesem Jahr im Zuge von Corona ein wenig anders ab als in den Jahren zuvor.

Die Musiker mussten zwangsläufig ohne tolle Open-Air-Atmosphäre auskommen, und Zuschauer gab es ausschließlich virtuell. „Music ohne Fever 2020“ nannten Veranstalter Robin Brunsmeier und sein Team der Soundbäckerei das Event, das diesmal am Samstag, 1. August 2020, direkt aus der Heesfelder Genussmühle auf fünf verschiedenen Facebook-Kanälen in die Welt gesendet wurde.

Aufgrund der Corona-Pandemie wurde in diesem Jahr das Music-Fever-Festival komplett gestreamt. (Foto: Björn Othlinghaus)

Aufgrund der Corona-Pandemie wurde in diesem Jahr das Music-Fever-Festival komplett gestreamt. (Foto: Björn Othlinghaus)

Für das Jahr 2021 versprach Robin Brunsmeier indes ein besonders umfangreiches Music-Fever-Festival, das nicht nur über drei statt zwei Tage gehen soll, sondern auch mit einem spektakulären Headliner aufwarten wird. Zwischen den einzelnen Streams stellte Binyo jeweils eine Frage an das Online-Publikum – wer alle fünf Fragen korrekt beantwortete, kam in den Lostopf und hatte die Chance, zwei Tickets für das Event 2021 zu gewinnen. „Music ohne Fever“ startete mit Gastgeber Robin Brunsmeier alias Binyo, der mit Rudolf F. Nauhauser (Saxophon) und Ben Vollmann (Keyboard) zwei Mitglieder seiner gleichnamigen Band mit auf die Bühne gebracht hatte.

Robin Brunsmeier alias Binyo ist der Initiator des Music-Fever-Festivals. (Foto: Björn Othlinghaus)

Robin Brunsmeier alias Binyo ist der Initiator des Music-Fever-Festivals. (Foto: Björn Othlinghaus)

Der Halveraner Singer-Songwriter präsentierte nicht nur eine Auswahl seiner Klassiker wie zum Beispiel „Jeremy Pascal“, „Alien“ oder „Frodo“, sondern auch den nagelneuen Song „Regisseur, Produzent“, der sich mit der Corona-Situation für Musiker auseinandersetzt, die nicht mehr live spielen, sondern höchstens online von Zuhause aus ihre Musik in die Welt senden können. Auch Binyos aktueller Song „Das Mädchen das nicht tanzt“ durfte nicht fehlen. Die Wandering Souls, die im Anschluss auftraten, hatten es sich nicht nehmen lassen, aus dem Köln-Bonner Raum zur Veranstaltung zu kommen. Lorena Manz und Gerrit Witterhold waren 2019 die Gewinner des Purple-Pumpkin-Bandwettbewerbs an der Heesfelder Mühle und hatten einen Bühnenauftritt auf dem Music-Fever-Festival gewonnen. „Natürlich werden sie nicht nur heute online, sondern auch im nächsten Jahr live beim Festival zu sehen und zu hören sein“, versprach Robin Brunsmeier.

Rudolf F. Nauhauser ist ein Meister am Saxophon und arbeitet mit zahlreichen heimischen Bands und Musikern zusammen. (Foto: Björn Othlinghaus)

Rudolf F. Nauhauser ist ein Meister am Saxophon und arbeitet mit zahlreichen heimischen Bands und Musikern zusammen. (Foto: Björn Othlinghaus)

Die beiden jungen Musiker mischen Acoustic-Pop auf effektvolle Weise mit Country- und Folk-Elementen und begeisterten unter anderem mit ihrem aktuellen Song „Dream on“, mit dem sie allen Kulturschaffenden zurufen, in Corona-Zeiten nicht aufzugeben, sondern weiterzukämpfen. Mit dem Projekt Hazefeld beackert Singer-Songwriter Robin Brunsmeier gemeinsam mit Sebastian Kreinberg alias BassTea, Rudolf F. Nauhauser alias Rudolf.F, DJ DoubleT und einigen anderen Künstlern ein weiteres musikalisches Genre, nämlich den Hip-Hop. Mit ihren gereimten Texten, die die beiden Hip-Hopper locker-lässig aus dem Ärmel schütteln, haben sie durchaus einiges zu sagen. Zum Beispiel dreht sich „Lass los!“ darum, dass man sich hin und wieder zwingen muss, aus der immer gleichen Tretmühle auszusteigen und etwas neues zu machen, um ein losgelöstes und zufriedenes Leben führen zu können. Nachdem die Soundbäckerei Allstars, also quasi alle anwesenden heimischen Künstler außer den Wandering Souls, die sich nach ihrem Stream bereits verabschiedet hatten, ein Programm aus verschiedenen Hazefeld- und Binyo-Nummern abgebrannt hatten, sorgte schließlich Florian Wintels für den letzten Stream an diesem Abend.

Hazefeld stehen für Hip-Hop mit deutschen Texten. (Foto: Björn Othlinghaus)

Hazefeld stehen für Hip-Hop mit deutschen Texten. (Foto: Björn Othlinghaus)

Der Musiker und Poetry-Slammer Wintels, der eigentlich als Moderator für das Music-Fever-Festival vorgesehen gewesen war, gab nun eine halbstündige Kostprobe seines Könnens, eine unglaublich unterhaltsame Mischung aus selbstironischer Comedy und ebenso komischen wie melancholischen Songs, die den Zuschauer unwillkürlich zum Lachen, aber auch zum nachdenken animieren. In dem Lied „Besser“ schlüpft Wintels in die Rolle eines armen Würstchens, mit dem die Frauen nur zusammen sind, weil das allemal besser ist, als alleine dazustehen, und mit „Über den Wolken“ führt er Reinhard Meys romantisches Schwärmen über die Fliegerei ad absurdum mit der Begründung, dass es da oben schließlich saukalt ist.

Top-Act und Rausschmeißer mit Stil: Florian Wintels. (Foto: Björn Othlinghaus)

Top-Act und Rausschmeißer mit Stil: Florian Wintels. (Foto: Björn Othlinghaus)

Auch der Song „Der eine Wunsch“ kommt fantasievoll daher und erzählt die Geschichte eines Mannes, der sich wünscht, fliegen zu können. Als ihm der Wunsch gewährt wird, mutiert er jedoch zum einsamen Außenseiter, denn alle seine Freunde sind auf dem Boden geblieben. Am Ende ist „Music ohne Fever 2020“ ein tolles Event geworden – und dennoch ist die Vorfreude auf das nächste, echte Music-Fever-Festival groß, das hoffentlich wieder auf einer echten Bühne mit echtem Publikum stattfinden wird.

(Foto: Björn Othlinghaus)

Punk goes acoustic – Soli-Konzert für das AJZ in Lüdenscheid

Graupause mit Frontmann Sven heizen dem Publikum ein. (Foto: Björn Othlinghaus)

In Corona-Zeiten ist es auch für das Alternative Jugendzentrum (AJZ) in der Altenaer Straße 23 in Lüdenscheid nahezu unmöglich, Veranstaltungen durchzuführen.

Doch die laufenden Kosten müssen weiter beglichen werden. Deshalb lud das AJZ am Freitag, 31. Juli 2020, zum Soli-Konzert „Punk goes acoustic“ mit zwei Akustik-Sets ein. Insgesamt 40 Tickets durften im Vorfeld angeboten werden, so dass die Veranstaltung zügig ausverkauft war. Während des Konzertes konnte für das AJZ gespendet werden, und natürlich kamen zusätzlich alle Erlöse des Getränkeverkaufs dem AJZ zugute. Auf der Bühne standen mit Area 61 aus Meinerzhagen und Graupause aus Lüdenscheid zwei beliebte heimische Punkrock-Formationen. Für beide Combos war es ungewöhnlich, unplugged zu spielen. Dennoch schafften es die Bands, den Abend zu einem tollen Live-Erlebnis werden zu lassen.

Area 61 mit Frontmann Marc. (Foto: Björn Othlinghaus)

Area 61 mit Frontmann Marc. (Foto: Björn Othlinghaus)

Zwischendurch legten die Musiker immer wieder kleine Pausen ein, damit die Fans im Innenhof des AJZ an der frischen Luft ihre Masken abnehmen und die Location durchgelüftet werden konnte. Area 61, bestehend aus Marc (Gesang), Alex (Gitarre, Gesang), David (Gitarre, Gesang) und Daniel (Bass) mussten an diesem Abend urlaubsbedingt ohne ihren Drummer Matthias auskommen. Trotzdem überzeugte die Band mit gutem Zusammenspiel, das trotz einiger kleinerer Pannen über weite Strecken vergessen lies, dass die Jungs hier ihr erstes Akustik-Set zum Besten gaben. Die Songs, bei denen es sich sowohl um Stücke in englischer als auch in deutscher Sprache handelt, kamen „stromfrei“ als grundsolider Gitarren-Rock rüber. So überzeugten unter anderem der Opener „Let Us Go“ oder der Song „Wer bist Du?“. Zwischendurch machten die Musiker gut gelaunt Werbung für ihre „brandneuen Merchandising-Produkte“, darunter ein dekorativer Button, der sonst für 50 Cent, diesmal jedoch für einen Euro zur Unterstützung des AJZ zu haben war, oder ein schmucker Hülsenbeutel, in den, so die Band, beim Einkaufen auch locker ein Salatkopf passt. Den nach eigenen Angaben lang gehegten Wunsch, auf der Bühne einmal mit Kapodaster (eine bewegliche Vorrichtung, um die Saiten einer Gitarre zu verkürzen) zu spielen, erfüllten sich die beiden Gitarristen ebenfalls, und zwar beim kernigen Song „Feuertanz“, der mit maritimem Einschlag daherkommt und bei dem die Jungs inbrünstig schmettern: „Die Gitarre in der Hand, bin als Freibeuter bekannt.“

Mit einem kühlen Bier singt es sich gleich viel besser. Graupause präsentierten an diesem Abend unter anderem zwei brandneue Songs (Foto: Björn Othlinghaus)

Mit einem kühlen Bier singt es sich gleich viel besser. Graupause präsentierten an diesem Abend unter anderem zwei brandneue Songs (Foto: Björn Othlinghaus)

Graupause mit Sänger Sven, den beiden Gitarristen Tom und Jens sowie Bassist Patrick sind längst über die Stadtgrenzen Lüdenscheids hinaus für ihren geradlinigen, gesellschaftskritischen und meinungsstarken Punkrock in deutscher Sprache bekannt, den sie im letzten Jahr auf ihrem rundum hörenswerten Album „Verdammte Stille“ in Vinyl verewigten. Sie rockten akustisch genauso ab, wie man es von ihren sonstigen Auftritten gewohnt war, und nicht wenige Fans versicherten den Musikern, dass sie kaum einen Unterschied zu einem Auftritt „mit Strom“ herausgehört hätten. Neben bereits bekannten Stücken wie „Max Mustermann“, der den angepassten Menschen kritisiert, hatten Graupause auch zwei neue Songs im Gepäck. In „Schöne heile Welt“ tun sich hinter der Fassade einer Vorzeige-Familie Abgründe auf, und mit „Augen in der Großstadt“ wurde ein Gedicht von Kurt Tucholsky vertont, das Schlaglichter auf flüchtige Momente in urbaner Geschäftigkeit wirft. Unter den meisten Teilnehmern des gelungenen Double-Features herrschte Einigkeit: Trotz Maskenpflicht und Abstandsregeln war es wohltuend, nach dem Corona-Logdown wieder ein gemeinsames Live-Konzerterlebnis zu haben.

(Foto: Björn Othlinghaus)

Die Stars der Insel! – Das Duo Breddermann mischt Borkum auf

Friederike Lekscha richtet in ihrem Lokal „Geeske & der swarte Roelf“ die Borkum-Tour 2020 des Duos Breddermann aus. (Foto: Björn Othlinghaus)

Das Musik-Duo Breddermann, bestehend aus Christian Breddermann (Cajon, Percussion, Gesang) und Erkan Besirlioglu (Gitarre, Gesang) ist nicht nur in unserer Region bekannt wie ein bunter Hund.

„Hier auf Borkum kennt die beiden wirklich jeder, die sind auf der Insel längst zu echten Stars geworden“, freut sich Gastronomin Friederike Lekscha, die direkt an der hoch frequentierten Bürgermeister-Kiviet-Promenade auf Borkum das angesagte Event-Restaurant mit Bar „Geeske & der swarte Roelf“ betreibt. Die alljährliche Borkum-Tour des Duos Breddermann ist in den letzten Jahren zum Klassiker auf der ostfriesischen Ferieninsel avanciert, dessen Besuch nicht wenige Urlauber aus Schalksmühle und Lüdenscheid mit ihrem Borkum-Urlaub verbinden. Normalerweise treten die beiden beliebten Musiker aus dem Märkischen Kreis während der Sommerferien innerhalb von zwei Wochen in vielen bekannten Gastronomiebetrieben der Insel auf.

Wo das Duo Breddermann ist, da sind Live-Musik vom Feinsten und beste Party-Stimmung nicht weit. (Foto Björn Othlinghaus)

Wo das Duo Breddermann ist, da sind Live-Musik vom Feinsten und beste Party-Stimmung nicht weit. (Foto Björn Othlinghaus)

Doch die Maßnahmen im Zuge der Corona-Pandemie und die damit verbundenen, strikten Auflagen für Veranstalter und Musiker zwangen die beiden, für 2020 ein anderes Konzept zu fahren. Hierfür sprachen sie mit der in Remscheid geborenen und aufgewachsenen Friederike Lekscha und schlugen ihr vor, alle Veranstaltungen ihrer „Back 2 Live auf Borkum“-Tour 2020 – natürlich unter strikter Einhaltung der Hygiene-Vorschriften – im „Geeske & der swarte Roelf“ stattfinden zu lassen (Termine findet Ihr weiter unten im Text). „Da in meinem Lokal bereits zwei sehr erfolgreiche Veranstaltungen mit den beiden stattgefunden hatten – eine im letzten Jahr und eine zum Jahreswechsel 2019/2020 -, und wir inzwischen gute Freunde geworden sind, war ich total begeistert von der Idee und habe sofort zugestimmt“, meint Friederike Lekscha. Besonders gerne erinnert sie sich an das Breddermann-Konzert zum Jahreswechsel, wo Christian und Erkan sogar ihrer Oma ein Geburtstagsständchen brachten. „Natürlich konnte ich mich nicht um die Ausarbeitung des Hygiene-Konzeptes und die übrigen Formalitäten für die Tour kümmern, denn wir haben ja zurzeit Saison und wieder alle Hände voll zu tun“, betont die Gastronomin, die froh ist, dass der Tourismus auf der Insel nach dem Corona-Logdown wieder gut angelaufen ist.

Den Auftakt-Gig ihrer Borkum-Tour 2020 im "Geeske & der swarte Roelf" meisterten die beiden Musiker bereits mit Bravour. (Foto: Britta Antonia Schaaf)

Den Auftakt-Gig ihrer Borkum-Tour 2020 im „Geeske & der swarte Roelf“ meisterten die beiden Musiker bereits mit Bravour. (Foto: Britta Antonia Schaaf)

Deshalb haben sich die beiden Musiker komplett selbst um diese Aufgaben gekümmert und führten darüber hinaus auch die Gespräche mit den Verantwortlichen der Stadtverwaltung auf Borkum. Zwar habe es auf der Insel so gut wie keine Corona-Infektionen gegeben, betont die Inhaberin des „Geeske & der swarte Roelf“, dennoch hätten die Corona-bedingten Einschränkungen natürlich auch sie hart getroffen. „Schließlich ist unser Lokal, das wir erst im Juni 2019 eröffnet haben, speziell als Live-Musik-Location konzipiert worden“, so Friederike Lekscha, „und gerade in dieser Hinsicht stand ja während des Logdowns alles still.“ Natürlich werden die Konzerte der „Back 2 Live auf Borkum“-Tour mit dem Duo Breddermann dieses Jahr ein wenig anders als sonst ablaufen. Obwohl sich während des Sommers Konzerte unter freiem Himmel natürlich anbieten würden, finden alle Gigs im Lokal statt.

Das "Geeske & der swarte Roelf" gehört zu den angesagtesten Lokalen auf der Borkumer Bürgermeister-Kiviet-Promenade. (Foto: Björn Othlinghaus)

Das „Geeske & der swarte Roelf“ gehört zu den angesagtesten Lokalen auf der Borkumer Bürgermeister-Kiviet-Promenade. (Foto: Björn Othlinghaus)

„Der Grund ist, dass größere Ansammlungen von Menschen, die aus Neugierde zu uns kommen, auf der Promenade vermieden werden sollen“, so die Gastronomin. Ferner gelten für die Gäste die aktuellen Corona-Regeln. So wird vor, während und nach den Veranstaltungen darauf geachtet, dass der Mindestabstand eingehalten wird. Am Eingang werden die Besucher dazu aufgefordert, sich die Hände zu desinfizieren. Sitzplätze werden verbindlich zugeteilt und die Kontaktdaten jedes Konzertbesuchers werden erfasst. Auf dem Weg zu den Plätzen sowie bei jedem Verlassen des Tisches (zum Beispiel beim Gang zur Toilette) muss ein Mund-Nase-Schutz getragen werden. Um Bewegungen im Lokal möglichst zu vermeiden, werden alle Gäste direkt an den Tischen bedient. Trotz dieser notwendigen Corona-Maßnahmen sind alle Beteiligten davon überzeugt, dass die Konzerte für die Besucher, wie immer beim Duo Breddermann, ein großer Spaß und gute Unterhaltung werden.

Friederike Lekscha an der Bar ihres Lokals. (Foto: Björn Othlinghaus)

Friederike Lekscha an der Bar ihres Lokals. (Foto: Björn Othlinghaus)

Tickets für die nächsten Veranstaltungen sind über www.eventim.de erhältlich. Wenn die Nachfrage es zulässt, werden kurzfristig weitere Termine unter Corona-Auflagen in derselben Location angesetzt. Weitere Infos zu eventuellen Zusatz-Konzerten gibt es auf den Facebook- und Instagram-Kanälen des Duos Breddermann oder auf www.breddermann-musik.de, auf www.diegeeske.de sowie auf der Facebook-Seite des Lokals. Die ersten Gigs der „Back 2 Live auf Borkum“-Tour, die bereits am 24. und 25. Juli stattfanden, waren beide ausverkauft. Für die nächsten beiden Konzerte am Dienstag, 4. August (ab 19 Uhr) und Mittwoch, 5. August (ab 21 Uhr), gibt es jedoch noch Tickets zum Preis von je 12,34 Euro über www.eventim.de. Für jede Veranstaltung ist das Ticket-Kontingent auf 50 Exemplare limitiert. Die Tickets können zuhause ausgedruckt oder auf dem Smartphone gespeichert werden. Auch die Zusendung per Post nach Hause ist möglich.

(Foto: Björn Othlinghaus)

Das Sachbuch „Toxisch“ blickt kritisch auf die restriktive Drogenpolitik

Der Autor und Persönlichkeitstrainer Rainer Biesinger mit seinem aktuellen Buch. (Foto: Björn Othlinghaus)

„Restlos alles, was das Drogenherz begehrt, ist in riesengroßer Auswahl und unüberschaubarer, unbegrenzter Menge kinderleicht verfügbar.“

Der Schalksmühler Autor Rainer Biesinger gibt sich mit Blick auf den Rauschmittelmarkt keinen Illusionen hin. Trotz – oder gerade wegen – einer restriktiven Drogenpolitik hierzulande sei es heute durch das Internet sehr einfach geworden, an Drogen aller Art zu gelangen, meint der in Schalksmühle-Dahlerbrück lebende Autor und Persönlichkeitstrainer. Das habe dazu geführt, dass sich allein in Deutschland tagtäglich Millionen Menschen mit legalen und illegalen Rauschmitteln wie Alkohol, Cannabis, Ecstasy, Kokain, Amphetamin oder tagtäglich neu entwickelten, psychoaktiven Substanzen aus ihrer Realität herausschießen. Zum Beweis präsentiert Biesinger auf seinem Laptop eine Website, die ganz öffentlich und für jeden Interessenten zugänglich LSD-ähnliche Drogen zum Kauf feilbietet, bei denen im Vergleich zur Originalsubstanz lediglich ein kleiner chemischer Baustein verändert wurde. „Das Zeug kann man nicht etwa nur im Darknet beziehen, sondern auf einer ganz normalen Website, als ob man sich Waren im gängigen Online-Handel bestellt“, meint Biesinger. Am 26. Juni, pünktlich zum Weltdrogentag, erschien im Springer-Verlag die Print-Ausgabe des Buches „Toxisch“, das Rainer Biesinger in Zusammenarbeit mit Co-Autor Max Klute veröffentlicht hat. Beide haben als Jugendliche und junge Erwachsene extreme Erfahrungen mit Drogen gesammelt und wissen, wovon sie reden.

Autor Rainer Biesinger veröffentlichte bereits zahlreiche erfolgreiche Sachbücher. (Foto: Björn Othlinghaus)

Autor Rainer Biesinger veröffentlichte bereits zahlreiche erfolgreiche Sachbücher. (Foto: Björn Othlinghaus)

Mit ihrer aktuellen Veröffentlichung wollen sie die aus ihrer Sicht kontraproduktive, weder zeitgemäße noch zielführende restriktive Drogenpolitik in Deutschland, deren Wirkung auch von weiten Kreisen in der Polizei und der Justiz in Zweifel gezogen wird, hinterfragen und eine Debatte darüber anregen. „Wir sind der Ansicht, dass es nicht richtig sein kann, einerseits gelegentliche Konsumenten von Cannabis zu kriminalisieren und ihnen die Zukunft zu verbauen, aber andererseits zuzulassen, dass sich Millionen Konsumenten von Rauschmitteln illegal versorgen“, erklärt Biesinger. Welche gefährlichen Substanzen in welcher Konzentration von den Drogenköchen in die bunten Pillen gemischt werden, die man auf der Straße kaufen kann, kontrolliert niemand, und eine Überprüfung solcher Rauschmittel auf ihre Inhaltsstoffe vor dem Konsum, das „Drugchecking“, ist sogar gesetzlich verboten. Was die Menschen letztlich konsumieren, wird somit der organisierten Kriminalität überlassen – für die Konsumenten von Rauschmitteln, die sich längst aus allen Alters- und Gesellschaftsschichten rekrutieren, ein Tanz auf dem Vulkan, der Gesundheit und Leben kosten kann. Die beiden Autoren wollen über ihr Buch mit Eltern, Erziehern, Lehrern und vielen anderen Personen wieder ins Gespräch und in die Diskussion über dieses wichtige Thema kommen, etwas gegen deren Hilflosigkeit im Umgang damit tun. Die Verfasser treten in „Toxisch“ zwar für eine Legalisierung von Drogen ein, allerdings unter strengen staatlichen Auflagen und Kontrollen, die zwingend mit einer besseren Aufklärung gerade junger Menschen und aller Personen, die mit dem Thema in Berührung kommen könnten, einher geht.

Eine effektive Bekämpfung der Drogenkriminalität und die Reinheit der dann durch den Staat kontrollierten Substanzen würde mit den übrigen positiven Effekten einer umsichtigeren, weniger restriktiven Drogenpolitik einhergehen, sind sich die Autoren sicher. „Ein starker, aufgeklärter junger Mensch kommt gar nicht auf die Idee, sich mit Drogen wegzuschießen“, stellt Biesinger fest. Somit will das Buch vor allem auf die Erziehung junger Menschen zu eigenverantwortlichen Individuen hinwirken, die sauber und ehrlich aufgeklärt werden und danach handeln. Dem engagierten Anliegen des Buches haben sich auch der Kriminalbiologe und Star-Autor Dr. Mark Benecke, Jugendrichter Andreas Müller sowie der Autor und Grimme-Preisträger $ick mit Vorwörtern angeschlossen.

(Foto: Christian Thomas)

Kult-Autor Klaus-Peter Wolf spendiert „Rupi“ einen eigenen Roman

Zur Autokinolesung nach Dinslaken kam Rupert (Barnaby Metschurat, links) persönlich, um seinen Schöpfer kennenzulernen. (Foto: Christian Thomas)

In den Romanen um Kommissarin Ann-Kathrin Klaasen spielt der oft arg neben sich stehende und etwas großspurig auftretende, aber dabei meist liebenswerte Hauptkommissar Rupert oft nur die zweite Geige.

Der Beliebtheit der Figur tut dies allerdings keinen Abbruch, denn längst hat „Rupi“ eine ganz eigene, treue Fan-Gemeinde. Was liegt da näher, als dem Beamten, der von sich selbst ein deutlich strahlenderes Bild hat als die meisten anderen von ihm, einen eigenen Roman zu widmen. Mit „Rupert undercover – Ostfriesische Mission“ beweist der in Gelsenkirchen aufgewachsene, aber heute an seinem Sehnsuchtsort Ostfriesland lebende Kult-Autor Klaus-Peter Wolf einmal mehr seine Fähigkeit, Spannung und Humor zu einer höchst unterhaltsamen Mischung zu verknüpfen. Dies mag einer der Gründe dafür sein, weshalb Wolf mit diesem waschechten Thriller bereits zum 11 Mal von Null auf Platz 1 in die Spiegel-Taschenbuch-Bestsellerliste einsteigen konnte. Schon lange vor der Veröffentlichung wurden 124.000 Exemplare des neuen Wolf-Bestsellers vorbestellt. Außerdem schafften es Klaus-Peter Wolf und seine Ehefrau, die Kinderliedermacherin und Kinderbuchautorin Bettina Göschl, nicht nur, dem Roman trotz Corona-Pandemie eine würdige Präsentation im Autokino Dinslaken zu bescheren, sie konnten sogar Rupert persönlich auf der Veranstaltung begrüßen, und zwar in Gestalt des Schauspielern Barnaby Metschurat, der den beliebten Charakter in den ZDF-Verfilmungen der Ostfriesenkrimis von Klaus-Peter Wolf verkörpert.

Auf Lesungen sorgen Klaus-Peter Wolf und Bettina Göschl stets dafür, dass restlos alle Fans mit Autogrammen versorgt werden. (Foto: Björn Othlinghaus)

Auf Lesungen sorgen Klaus-Peter Wolf und Bettina Göschl stets dafür, dass restlos alle Fans mit Autogrammen versorgt werden. (Foto: Björn Othlinghaus)

Darüber hinaus gab es eine Livestream-Premiere aus dem Teemuseum in Norden. Im Rahmen dieser Veranstaltung präsentierte Bettina Göschl auch ihren Song „Supi, dupi, Rupi“, den sie Hauptkommissar Rupert auf den Leib geschrieben hat. Der muss sich in „Rupert undercover – Ostfriesische Mission“ Schuhe anziehen, die dem mit einigen charakterlichen Defiziten behafteten Kripo-Beamten eigentlich gleich mehrere Nummern zu groß sind. Seine Ähnlichkeit mit einem einflussreichen Drogenboss, der dem BKA ins Netz gegangen ist, lässt den Verantwortlichen jedoch keine Wahl, es mit Rupert zu versuchen, um die noch größeren Fische ins Netz gehen lassen zu können. Der lässt sich trotz der Gefahr für Leib und Leben, die ihn erwartet, darauf ein, in die Rolle des Gangsters zu schlüpfen, denn Rupert wollte schon immer zum BKA und war stets gekränkt über die Ablehnung, die ihm von dort entgegenschlug. Ähnlich wie bei einem anderen erfolgreichen Charakter des Klaus-Peter-Wolf-Krimiuniversums, dem gar nicht mal unsympathischen Serienkiller Dr. Bernhard Sommerfeldt, möchte der Autor auch Rupert eine Romanserie widmen, auf deren weitere Folgen die zahlreichen Rupert-Fans schon jetzt gespannt sein können.

Obwohl Klaus-Peter Wolf heute überwiegend durch seine Ostfriesland-Krimis bekannt ist, ist der Autor, der unter anderem auch mehr als 60 verfilmte Drehbücher vorweisen kann, deutlich vielseitiger, denn auf sein Konto gehen unter anderem Thriller, Kinder- und Jugendbücher sowie sozial- und gesellschaftskritische Werke wie sein Klassiker „Dosenbier und Frikadellen“, für den er Ende der 70er Jahre mit einer kriminellen Jugendbande zusammenlebte. Darüber hinaus wurde Klaus-Peter Wolf mit Literaturpreisen auf drei Kontinenten ausgezeichnet, darunter der Rocky Award (Kanada), der Magnolia Award (Schanghai, China) sowie der Anne-Frank-Preis (Niederlande). „Rupert undercover – Ostfriesische Mission“ ist im Fischer-Verlag zum Preis von 12 Euro erschienen.

(Foto: Björn Othlinghaus)

Night of Light – Alarmstufe Rot für Veranstalter!

Die Formation Quattro Amici Musicanti posierte stumm und maskiert auf der Bühne als Warnung vor dem Tod der Veranstaltungsbranche. (Foto: Björn Othlinghaus)

Die Veranstaltungsbranche mit ihrem über 150 Gewerken und Disziplinen rangiert hinsichtlich Beschäftigungszahlen und Umsatz unter den Top-3-Branchen in Deutschland.

Gerade im Hinblick darauf ist es alarmierend, dass der Veranstaltungsbereich zu den am stärksten von der Corona-Pandemie betroffenen Branchen gehört. Die bundesweite Aktion „Night of Light 2020“, an der sich in der Nacht vom 22. auf den 23. Juni 2020 auch zahlreiche Lüdenscheider Veranstaltungsunternehmen wie zum Beispiel die Event-Agentur Sound of Centuries mit ihrem Chef Nicolas Leitgeb beteiligten, machte auf die prekäre Lage der Veranstaltungsbranche und all jener Branchen aufmerksam, die mir ihr in Verbindung stehen. Die derzeitigen Soforthilfen des Bundes, die in diesem Fall überwiegend aus Krediten bestehen, halten das Siechtum lediglich auf und verschieben Zahlungsunfähigkeit, Überschuldung und Insolvenz nur auf später. Bundesweit wurden bei der „Night of Light“ fast 9000 Gebäude in 1500 Städten mit rotem Licht illuminiert, wobei die Farbe Rot sowohl signalisierte, dass die Veranstaltungsbranche auf der „Roten Liste“ steht und akut in ihrem Fortbestand bedroht ist, als auch die Leidenschaft aller Beteiligten für ihren Beruf zum Ausdruck brachte. Die Veranstaltungswirtschaft befinde sich auf der „Roten Liste“ der aussterbenden Branchen, ein Milliardenmarkt und Millionen Arbeitsplätze seien in Gefahr, so die Veranstalter.

Fast 9000 Gebäude in 1500 deutschen Städten wurden rot illuminiert als Symbol für den Niedergang der Veranstaltungsbranche aufgrund der Maßnahmen während der Corona-Pandemie und unzureichende staatliche Hilfen. (Foto: Björn Othlinghaus)

Fast 9000 Gebäude in 1500 deutschen Städten wurden rot illuminiert als Symbol für den Niedergang der Veranstaltungsbranche aufgrund der Maßnahmen während der Corona-Pandemie und unzureichende staatliche Hilfen. (Foto: Björn Othlinghaus)

Die Mitarbeiter von Sound of Centuries um Nicolas Leitgeb hatten sich neben der feuerroten Illumination ihres Firmengebäudes an der Lösenbacher Landstraße in Lüdenscheid auch noch etwas anderes einfallen lassen. So stellten sie vor ihrem Firmengebäude eine kleine Bühne auf, auf der sich die Musiker der heimischen Band Quattro Amici Musicanti, namentlich Florian Vogt, Roberto De Marco, Angelo Della Fera und Markus Hartkopf sowie Nicolas Leitgeb (der für seinen Bruder Dominic Leitgeb einsprang, der auch Mitglied der Band ist) platzierten. Erkan Besirlioglu, ein weiteres Mitglied der Band, konnte nicht anwesend sein. Sie alle verbargen ihre Gesichter hinter Masken aus der spanischen Erfolgsserie „Haus des Geldes“. Ursprünglich war geplant gewesen, gemeinsam das Partisanenlied „Bella Ciao“ anzustimmen, doch die bundesweiten Veranstalter hatten darum gebeten, die Aktion vollkommen still durchzuführen zum Signal, dass bald für immer Friedhofsruhe einkehren könnte auf dem Veranstaltungssektor. Das dies tatsächlich eintritt, hoffen die Veranstalter natürlich nicht, wären aber dringend auf wirksame Corona-Soforthilfen angewiesen, wenn die Katastrophe noch abgewendet werden soll. Die Hoffnung, dass der dringende Appell einer der wirtschaftlich und gesellschaftlich relevantesten Branchen von den politisch Verantwortlichen endlich erhört wird, durchzog am 22. und 23. Juni das gesamte Land.