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„Ole ohne Kohle“ seit Anfang Juni 2020 wieder bei „Berlin Tag und Nacht“

Ole Peters (Falko Ochsenknecht) mit seinen Freunden Fabrizio Di Marco (Fernando Dela Vega) und Joe Möller (Lutz Schweigel). (Foto: RTL2)

Zwei Jahre lang war er von den TV-Bildschirmen verschwunden.

Jetzt können sich die Fans der beliebten Serie „Berlin Tag und Nacht“ auf RTL 2 freuen: Ole Peters, besser bekannt als „Ole ohne Kohle“, mischt wieder mit. Gespielt wird Ole von dem in Lüdenscheid geborenen und aufgewachsenen Falko Ochsenknecht. Zwischen 2011, dem Beginn der Serie, und Januar 2018 war der gelernte Werkzeugmechaniker als der chaotische, aber dennoch liebenswerte Ole Peters in der populären Scripted-Reality-Serie zu sehen und erarbeitete sich eine große Fan-Gemeinde.

Falko mit Onkel Willi in seiner Heimatstadt Lüdenscheid. (Foto: Björn Othlinghaus)

Falko mit Onkel Willi in seiner Heimatstadt Lüdenscheid. (Foto: Björn Othlinghaus)

Umso trauriger waren seine Anhänger, als die Macher des Formates vor zwei Jahren zu dem Entschluss kamen, dass die Rolle zunächst einmal auserzählt sei und Ole – übrigens ebenso wie sein Serien-Kumpel Fabrizio (Fernando Dela Vega) – eine Pause einlegen musste. Mit der erfolgreichen Bewerbung und seiner jahrelangen Mitwirkung bei „Berlin Tag und Nacht“ erfüllte sich Falko Ochsenknecht den lang gehegten Wunsch, etwas Großes im Leben zu erreichen und es all jenen zu zeigen, die ihn und seine Pläne einst belächelt hatten. Für den ehrgeizigen Falko war somit auch die zweijährige Pause bei „Berlin Tag und Nacht“ kein Grund, sich auf die faule Haut zu legen. Zum einen schrieb er in dieser Zeit sein Buch „Mobbing, Ruhm und treue Hunde – Danke Amy“ (erschienen im Titus-Verlag), mit dem er seiner kurz zuvor verstorbenen und heißgeliebten Bordeaux-Dogge Amy ein Denkmal setzte, darin aber auch seinen Fans schilderte, wie es zum Engagement bei „Berlin Tag und Nacht“ kam und was er dort zusammen mit seine Kollegen erlebte. „Das Buch habe ich selbst ohne Hilfe eines Ghostwriters geschrieben, den ja viele gerade bei ihren ersten Gehversuchen als Autor in Anspruch nehmen“, erklärt Falko.

Ole Peters (Falko Ochsenknecht) in den neuen Folgen von "Berlin Tag und Nacht". Foto: RTL2

Ole Peters (Falko Ochsenknecht) in den neuen Folgen von „Berlin Tag und Nacht“. Foto: RTL2

Somit war es vor allem auch der frische und authentische Schreibstil seines Debüts, der für positive Resonanz sorgte. Ferner kümmerte sich Falko während seiner Abwesenheit bei „Berlin Tag und Nacht“ intensiver um seine Karriere als Interpret von Partyschlagern. Bereits während der Anfänge seiner Arbeit an der RTL-2-Erfolgsserie hatte sich Falko gemeinsam mit dem erfolgreichen Produzenten und Komponisten Hermann Niesig (u.a. Jürgen Drews, Mickey Krause, Norman Langen) diverse Party-Hits wie „Ich bin kein Model und kein Superstar“ erarbeitet. „Meine Tätigkeit in diesem Bereich werde ich auf jeden Fall parallel zu ‚Berlin Tag und Nacht‘ fortsetzen“, verspricht Falko Ochsenknecht. „Eigentlich hatten wir geplant, bereits im März 2020 einen neuen Song aufzunehmen, aber das ganze hätte in Köln stattgefunden und ich wollte in Corona-Zeiten dafür nicht quer durch Deutschland reisen.“ Darüber hinaus seien ohnehin voraussichtlich bis mindestens September dieses Jahres keine Auftritte möglich, so dass der Song derzeit nicht live gespielt oder promotet werden könnte. Auf jeden Fall ist die Veröffentlichung eines neuen Hits aber noch in diesem Jahr geplant. Dass Falko Ochsenknecht seit einiger Zeit wieder dreht, ist den Berlin-Tag-und-Nacht-Fans natürlich nicht verborgen geblieben.

Falko Ochsenknecht mit seinem Hund Emma auf dem Sternplatz in Lüdenscheid. (Foto: Björn Othlinghaus)

Falko Ochsenknecht mit seinem Hund Emma auf dem Sternplatz in Lüdenscheid. (Foto: Björn Othlinghaus)

„Obwohl die Folgen mit mir ja erst am 5. Juni gestartet sind, habe ich schon lange vorher festgestellt, dass meine Followerzahlen bei Instagram innerhalb einer Woche um mehr als zehn Prozent angestiegen sind“, freut sich Falko. Auf diesem hohen Level werden die Social-Media-Daten des Lüdenscheiders, der neben Instagram auch auf Facebook einen erfolgreichen Auftritt mit über 370.000 Followern vorweisen kann, wohl auch in absehbarer Zukunft bleiben, solange seine Fans Oles neue Abenteuer in seiner Berliner WG verfolgen können. Für den liebenswerten Chaoten wird es in den nächsten Wochen sehr turbulent werden, wie Falko verspricht. „Er wird wieder in Fabrizios Frauengeschichten involviert sein, so viel kann ich sagen“, meint Falko. „Da wird es bald einen große Knall geben, der alles verändert.“ Fabrizio ist wie Ole seit 2020 wieder mit dabei. Ganz sicher werden die neuen Abenteuer der beiden wieder eine echte Bereicherung für das Reality-Format sein. Auf www.dankeamy.de kann das Buch von Falko Ochsenknecht „Mobbing, Ruhm und treue Hunde – Danke Amy“ zum Preis von 9,90 Euro zzgl. Porto bestellt werden. Die Abenteuer von Ole Peters bei „Berlin Tag und Nacht“ können die Fans ab sofort dienstags bis freitags jeweils ab 19.10 Uhr auf RTL 2 miterleben. Weitere Infos zu „Berlin Tag und Nacht“: www.rtl2.de/sendungen/berlin-tag-nacht.

(Foto: Björn Othlinghaus)

StayAtHomeTour – Die Band Ohne Yoko unterstützt Beratungsstelle

Ohne Yoko auf der Bühne beim Lüdenscheider Verein Underground Musik. (Foto: Björn Othlinghaus)

Wie vielen anderen Musikern auch macht die Corona-Pandemie der Lüdenscheider Band Ohne Yoko zu schaffen.

Die Formation mit den beiden Sängerinnen Patrizia Camassa und Nicole Friese sowie den Musikern Stefan Klobes, Heiko Lautwein, Marc Friese und Dr. Axel Eberl sind für ihre energiegeladenen Live-Auftritte bekannt und beliebt. Die zahlreichen Veranstaltungen, für die die Band in diesem Jahr bereits gebucht war, können natürlich nicht stattfinden. Doch untätig sein möchten die Lüdenscheider Künstler auf keinen Fall.

Dr. Axel Eberl (rechts) ist nicht nur Gitarrist bei Ohne Yoko, sondern auch Vorsitzender des Fördervereins der psychologischen Beratungsstelle. (Foto: Björn Othlinghaus)

Dr. Axel Eberl (rechts) ist nicht nur Gitarrist bei Ohne Yoko, sondern auch Vorsitzender des Fördervereins der psychologischen Beratungsstelle. (Foto: Björn Othlinghaus)

Wie so viele Musiker in diesen Tagen sind auch sie kreativ und arbeiten derzeit an ihrer online erscheinenden #StayAtHomeTour, mit der sie die Psychologische Beratungsstelle in der Lessingstraße 15 (Tel.: 0 23 51 / 39 08 13) unterstützen möchten. Dr. Axel Eberl, Gitarrist von Ohne Yoko, hauptberuflicher Psychologe im Klinikum Lüdenscheid und in der Lüdenscheider Rehaklinik sowie Vorsitzender des Fördervereins der Psychologischen Beratungsstelle Lessingstraße machte die Band auf die so wichtige Arbeit der Beratungsstelle aufmerksam. „In diesen Tagen kann dort die Beratung lediglich über das Telefon stattfinden, während sonst auch die Möglichkeit von persönlichen Beratungsterminen besteht“, erklärt Dr. Axel Eberl. „Dafür umfasst das telefonische Angebot jetzt natürlich auch die Beratung von Menschen, die Sorgen durch die Folgen der aktuellen Corona-Krise haben.“ Neben Fördergeldern und Zuschüssen muss die Psychologische Beratungsstelle einen hohen Anteil ihres finanziellen Bedarfs selbst erwirtschaften, um weiter ihrer wichtigen Tätigkeit nachgehen zu können.


Die #StayAtHomeTour von Ohne Yoko wird am Ende aus fünf Videos bestehen, für die die Lüdenscheider Musiker ihre jeweiligen Parts getrennt voneinander in ihren Wohnungen produziert haben und die Gitarrist Dr. Axel Eberl im Anschluss auf hohem technischen Niveau zu vollständigen Videoclips zusammenmontiert hat. Alle fünf Videos werden in der nächsten Zeit nach und nach veröffentlicht, und zwar auf der Website der Band (www.ohne-yoko.de), ihrer Facebook-Seite (www.facebook.com/Ohne-Yoko-Coverband-275673789215909/) sowie ihrem YouTube-Kanal. Ihr erstes veröffentlichtes Video ist das selbst komponierte Lied „Hamsterkauf“, dessen Titel den aktuellen Bezug zur Corona-Krise verrät. Musikalisch handelt es sich um ein älteres Werk der Band, das jedoch mit einem neuen Text versehen wurde. Es ist bereits seit mehr als zwei Wochen online.

Sängerin Patrizia Camassa. (Foto: Björn Othlinghaus)

Sängerin Patrizia Camassa. (Foto: Björn Othlinghaus)

Darüber hinaus wurden drei weitere Videos mit Cover-Songs ins Netz gestellt – das französische „Le Veux“, im Original von ZAZ, am Freitag, 24. April, der italienische Song „Laura non c’é“, im Original von Nek, am Samstag, 25. April, sowie das amerikanische „Ex’s & Oh’s“ von Elle King am 3. Mai ins Netz gestellt. „Geplant haben wir außerdem das ‚Sauerlandlied‘ von Zoff als Abschluss unserer #StayAtHomeTour“, erklärt Dr. Axel Eberl. „Mit unserer Auswahl von Songs aus verschiedenen Ländern, die zum Teil besonders schwer von Corona betroffen sind, wollen wir signalisieren, dass wir alle in der Krise zusammenstehen“, betont Eberl. In allen Videos werden die beiden Spendenkontonummern der Psychologischen Beratungsstelle in der Lessingstraße 15 genannt (siehe Info-Kasten) und mit der Bitte verknüpft, diese sinnvolle und wichtige Einrichtung finanziell zu unterstützen. Als Musiker in der Auftrittslosen Zeit im Gespräch bleiben und dabei noch etwas für die Psychologische Beratungsstelle bewirken – jeder hat die Möglichkeit, die Band Ohne Yoko dabei tatkräftig mit seiner Aufmerksamkeit und die Beratungsstelle mit seinem Geldbeutel zu unterstützen. Spendenkontonummern Psychologische Beratungsstelle: Sparkasse Lüdenscheid, IBAN: DE55 4585 0005 0000 1671 06 oder Volksbank Südwestfalen, IBAN DE61 447 615 34 0 116 829 400.

(Foto: Björn Othlinghaus, Gemälde: David Tollmann)

Ausstellung mit Werken von David Tollmann in der Galerie Udo Schmidt

Der unergründliche Blick von „Lotta“ fasziniert die Ausstellungsbesucher auf dem gleichnamigen Bild von David Tollmann. (Foto: Björn Othlinghaus, Gemälde: David Tollmann)

In normalen Zeiten beginnen die Ausstellungen in der Galerie Udo Schmidt in Lüdenscheid mit einer großen Vernissage, nicht selten in Anwesenheit des Künstlers, Kunsthistorikerin Dr. Carolyn Krüger-Bahr als Laudatorin und mit großer Publikumsresonanz.

In Corona-Zeiten ist jedoch alles anders. Obwohl Udo Schmidt und seine Tochter Nadja Schmidt-Widua derzeit mit den Werken des niedersächsischen Künstlers David Tollmann die hochinteressante Werkschau eines aufregenden Talents der deutschen Kunstszene präsentieren, musste die Ausstellungseröffnung im großen Stil, wie sie die farbenfrohen, dem „Modern Pop“ und der Popart zuzuordnenden Werke verdient gehabt hätten, leider ausfallen.

Die Galeristen und Ausstellungsmacher Nadja Schmidt-Widua und Udo Schmidt (Foto: Björn Othlinghaus)

Die Galeristen und Ausstellungsmacher Nadja Schmidt-Widua und Udo Schmidt (Foto: Björn Othlinghaus)

„Dennoch wollen wir unseren Kunden die Werke dieses außergewöhnlichen Künstlers natürlich nicht vorenthalten“, erklärt Nadja Schmidt-Widua. Deshalb haben Kunstinteressierte ab sofort die Möglichkeit, die großformatigen Acrylbilder, die überwiegend ausdrucksstarke Frauenportraits zeigen, länger als die üblichen drei Wochen in den Ausstellungsräumen der Galerie Udo Schmidt an der Altenaer Straße 34 zu besichtigen. „Bis einschließlich Samstag, 30. Mai 2020, können Interessierte zu unseren Öffnungszeiten montags bis freitags von 11-16 Uhr sowie samstags von 10-14 Uhr die Werke bei uns in Augenschein nehmen“, erklärt Schmidt-Widua. Darüber hinaus sind individuelle Termine nach telefonischer Verabredung (Tel. 0 23 51 / 2 54 30) möglich. Derzeit gelten in der Galerie natürlich die derzeit die im Einzelhandel gültigen Hygienemaßnahmen.

Farbenprächtige Frauenportraits mit kühnem grafischen Ausdruck sind die Spezialität des Künstlers. (Foto: Björn Othlinghaus, Gemälde: David Tollmann)

Farbenprächtige Frauenportraits mit kühnem grafischen Ausdruck sind die Spezialität des Künstlers. (Foto: Björn Othlinghaus, Gemälde: David Tollmann)

Um die Abstandsregeln zu wahren, werden nur maximal zehn Personen gleichzeitig in den rund 700 m² großen Ausstellungsraum gelassen. Daraus resultiert auch, dass die Türen der Galerie während der Öffnungszeiten nicht generell offen stehen, sondern dass Gäste erst klingeln müssen, wenn sie eingelassen werden wollen. „Eigentlich dürften sich bei uns zwar mehr als zehn Personen gleichzeitig aufhalten, weil wir sehr weitläufige Ausstellungsräume haben, wir beschränken uns aber dennoch freiwillig auf diese geringere Zahl“, betont Schmidt-Widua. Somit gibt es keine Probleme, die auch in Ladenlokalen gültigen Abstandsregeln von zwei Metern zwischen zwei Personen einzuhalten. „Um den Mindestabstand sicher zu stellen, haben wir entsprechende Markierungen auf dem Fußboden angebracht, die unsere Gäste unterstützen“, betont die Galeristin.

Auch Akte von David Tollmann sind in der Ausstellung zu sehen. (Foto: Björn Othlinghaus, Gemälde: David Tollmann)

Auch Akte von David Tollmann sind in der Ausstellung zu sehen. (Foto: Björn Othlinghaus, Gemälde: David Tollmann)

Ein Besuch der Ausstellung lohnt in jedem Fall, kann die Galerie Schmidt doch neben 12 großformatigen Unikaten des aufstrebenden und bereits international erfolgreichen Kunsttalentes David Tollmann auch zahlreiche Grafikeditionen präsentieren. „Das besondere daran ist, dass sie allesamt in Kleinstauflagen von 25 oder 49 Blättern erschienen sind und jedes Exemplar vom Künstler noch einmal von Hand überarbeitet wurde, so dass es sich bei jeder Grafikedition letztlich auch um ein Unikat handelt“, erklärt Nadja Schmidt-Widua. David Tollmann wurde 1988 in der niedersächsischen Kleinstadt Sulingen als Sohn des erfolgreichen Künstlers Markus Tollmann und als Enkel des bedeutenden Malers und Objektkünstlers Günter Tollmann geboren. Bereits seit Kindertagen ist er somit tief in der Kunstszene verwurzelt. Tollmanns Kunstwerke werden international ausgestellt. Der Künstler lebt und arbeitet in Hannover. Ausdrucksstarke Gesichter, Farbenpracht, dynamische Kühnheit in der grafischen Ausgestaltung – David Tollmann liefert die perfekte Kunst, um sich in deprimierenden Zeiten Optimismus und Lebensfreude ins Haus zu holen. Weitere Infos auf www.galerieschmidt.de.

(Foto: Björn Othlinghaus)

Christian und Erkan – Zwei Musiker und ihre Sicht auf die Corona-Krise

Christian und Erkan vom Duo Breddermann berichten über ihre Sicht auf die Corona-Krise. (Foto: Björn Othlinghaus)

Christian Breddermann und Erkan Besirlioglu sind zwei Musiker aus Lüdenscheid und Schalksmühle, die als das Duo Breddermann inzwischen auch über die Region hinaus bekannt sind.

Beide sind von den Folgen des Corona-Virus als selbständige Künstler besonders stark betroffen. Björn sprach mit den beiden Ende März 2020 über ihr Leben in der Krise und ihre Sichtweise darauf.

Christian und Erkan, wobei störe ich euch mit meinem Anruf gerade?

Christian Breddermann: Wir nutzen die Zeit und bringen unser Büro auf Vordermann.

Erkan Besirlioglu und Christian Breddermann im Homeoffice. (Selfie: Duo Breddermann)

Erkan Besirlioglu und Christian Breddermann im Homeoffice. (Selfie: Duo Breddermann)

Wie geht es euch und euren Familien zur Zeit gesundheitlich und mental?

Christian Breddermann: Gesund sind wir beide, aber Erkan muss ein wenig aufpassen, weil er in einem Haushalt mit seiner Mutter lebt, die Risikopatientin ist und eine Organtransplantation hatte. Wir nehmen die Situation beide sehr ernst, aber uns geht es gesundheitlich gut. Rein mental ist es für mich noch in Ordnung, aber dennoch hoffen wir beide, dass sich die Situation schnell beruhigt und wir schnell wieder in geregelte Bahnen kommen.

Als freiberufliche Musiker seid ihr besonders stark von der Krise betroffen. Wie wirkt sich Corona derzeit auf eure Arbeit und euer Leben aus?

Christian Breddermann: Die Leute sagen Aufträge ab und es mangelt uns im Endeffekt natürlich an Geld, aber ich fühle mich von der Politik nicht alleine gelassen, denn es gibt ja die Möglichkeit, jetzt Soforthilfen zu beantragen. Natürlich schreien jetzt viele, dass das Ganze schon letzte Woche hätte passieren müssen, aber man muss Politikern natürlich auch Vorlaufzeit zugestehen, um das vernünftig zu organisieren.

Neben dem Gesang ist Christian Breddermann im Duo für die Percussion zuständig. (Foto: Björn Othlinghaus)

Neben dem Gesang ist Christian Breddermann im Duo für die Percussion zuständig. (Foto: Björn Othlinghaus)

Angefangen hat die Misere bei uns mit der zügigen Absage von größeren öffentlichen Veranstaltungen, danach fielen dann vermehrt auch die kleineren Auftritte flach. Zum Schluss wurden nach und nach auch die Privatfeiern gecancelt, für die wir gebucht waren. Sicher hätten wir in einigen Fällen die Möglichkeit gehabt, mit Konventionalstrafen zu arbeiten, aber andererseits können wir es ja auch nachvollziehen und halten es für richtig, dass die Leute die Veranstaltungen absagen. Und natürlich wollen wir es uns mit den Leuten nicht verderben.

Erkan, du gibst Musikunterricht. Wie sieht es damit aus?

Erkan Besirlioglu: Natürlich würden Schüler, die den persönlichen Kontakt brauchen, eigentlich wegfallen, aber es waren bei mir alle bereit, auf Online-Unterricht umzusteigen. Dadurch kann ich jetzt in dem Bereich sogar besser arbeiten und auch vormittags Termine mit den Kids realisieren, die jetzt ja auch nicht zur Schule gehen. Deshalb bin ich nicht so traurig wie viele andere, aber dennoch denke ich, dass dieser Zustand nicht lange so bleiben kann.

Wenn das Duo Breddermann auf der Bühne steht, ist der Saal in aller Regel gut gefüllt. (Foto: Björn Othlinghaus)

Wenn das Duo Breddermann auf der Bühne steht, ist der Saal in aller Regel gut gefüllt. (Foto: Björn Othlinghaus)

Wir müssen einfach das Beste aus dieser Zeit machen, auf die wir uns ja in keiner Weise vorbereiten konnten.

Arbeitet ihr beiden jetzt eigentlich auch noch an Musik, vielleicht sogar an einem Klopapier-Song, was ja im Moment sehr angesagt ist, oder fällt das komplett flach?

Christian Breddermann: Wir gehen ja nicht so in die Comedy-Schiene, aber wir nutzen die Zeit tatsächlich produktiv. Wir treffen uns öfter mal, schreiben an eigenen Sachen und schauen auch, was man eventuell noch neues covern kann. Natürlich machen wir auch Pläne für die Zukunft und überlegen, wie es weitergehen kann nach Corona. Unsere Treffen haben auch Konzerte und Touren, die wir geplant haben und verschieben müssen, zum Thema.

Apropos Tour: Im Juli wolltet ihr eigentlich eure Borkum-Tour in Angriff nehmen. Steht dieses Vorhaben noch?

Christian Breddermann: Wir lassen unsere Termine generell erstmal bestehen, denn zunächst einmal gelten die Beschränkungen ja erstmal nur bis zum 19. April. Aus diesem Grund gibt es jetzt für uns erstmal keinen Anlass, an eine Tour ranzugehen, die im Juli/August stattfinden soll. Definitiv ausfallen wird allerdings unsere Sylt-Tour, die wir vor Ostern durchführen wollten.

Das Duo Breddermann. (Foto Björn Othlinghaus)

Das Duo Breddermann. (Foto Björn Othlinghaus)

Mit dem Duo „Ich und Du“, also mit Klaus Sonnabend, ist zudem im Juni/Juli eine Tour nach Südtirol, einem Hotspot der Corona-Pandemie, geplant gewesen. Wir haben das noch nicht verschoben oder gecancelt, aber natürlich steht es in den Sternen, wie es da weitergeht.

Christian, du hast im letzten Jahr deinen Beruf bei der Polizei aufgegeben, um Vollzeit als Musiker tätig sein zu können. Sind dir in letzter Zeit Zweifel an dieser Entscheidung gekommen?

Christian Breddermann: Bevor ich den Schritt in die Selbständigkeit wagte, habe ich mir natürlich einige Szenarien ausgemalt. Ich habe schon bestimmte mögliche Durststrecken intensiv durchdacht, aber dass fünf Monate, nachdem ich mich für ein Leben als Musiker entschieden habe, eine Pandemie ausbricht, gehörte nicht zu den möglichen Szenarien. Inzwischen gab es tatsächlich Kollegen, die mich gefragt haben, ob ich jetzt zurückkommen möchte.

Oft treten Breddermann auch mit Gastmusikern auf, hier mit Sängerin Marleen Türk. (Foto: Björn Othlinghaus)

Oft treten Breddermann auch mit Gastmusikern auf, hier mit Sängerin Marleen Türk. (Foto: Björn Othlinghaus)

Aber nein, das ist noch nicht geplant. Dafür müsste jetzt wirklich die nächsten zwei Jahre gar nichts mehr gehen.

Stehst du noch mit deinen ehemaligen Polizeikollegen in Kontakt und kannst ein wenig dazu sagen, wie sich die Krise für sie derzeit darstellt?

Christian Breddermann: Ich stehe noch mit einigen in Kontakt. Die nehmen die Sache sehr ernst und müssen schauen, wie sie sich selbst organisieren, um nach Möglichkeit nicht zum Überträger zu werden. Es gibt jetzt zahlreiche neue Aufgabengebiete, die anfallen. Ich kann mir tatsächlich angenehmeres vorstellen, als sich bei einem Versammlungsverbot als Polizeibeamter in eine Gruppe zu begeben, um für deren Auflösung zu sorgen. Da werden die Beamten oft zur Zielscheibe.

Vielen Dank euch beiden für das ausführliche Interview!

(Foto: Max Mesch, Studio Steve)

Crowdfunding mit HonigMut – Musik-Duo sammelt für neue EP „Gelebt“

Nando Andreas und Melina Fuhrmann alias HonigMut stehen für deutschsprachigen Pop vom Feinsten. (Foto: Max Mesch, Studio Steve)

Das Lüdenscheider Musikduo HonigMut, bestehend aus Sängerin Melina Fuhrmann sowie Gitarrist und Sänger Nando Andreas, ist seit seiner Gründung im August 2015 bis weit über die Grenzen seiner Heimatstadt hinaus bekannt.

Die eingängigen Popsongs der beiden in deutscher Sprache haben auf besondere und individuelle Weise die Liebe und das Leben zum Thema. Zwei Tage, bevor die Corona-Pandemie in nicht vorauszusehendem Ausmaß über die Nation hereinbrach und das Leben für alle zur Ausnahmesituation wurde, brachten die beiden Künstler auf Startnext unter www.startnext.com/honigmut2020 ihr zweites Crowdfunding-Projekt auf den Weg.

HonigMut bei einem Konzert in der Lüdenscheider Schützenhalle zugunsten der Lebenshilfe Wigginghausen im Jahr 2017. (Foto: Björn Othlinghaus)

HonigMut bei einem Konzert in der Lüdenscheider Schützenhalle zugunsten der Lebenshilfe Wigginghausen im Jahr 2017. (Foto: Björn Othlinghaus)

Finanziert werden soll damit die Produktion ihrer zweiten EP „Gelebt“, nachdem bereits das erste, ebenfalls durch Crowdfunding realisierte HonigMut-Album „Gefühlt“ vor drei Jahren zu einem veritablen Erfolg geworden war. Nun befürchten Melina und Nando, dass sich die derzeitige, für alle Menschen desaströse Lage auch negativ auf ihr Crowdfunding-Projekt auswirken könnte, obwohl die Kampagne, die am 11. März 2020 startete, bisher durchaus auf großen Zuspruch und Spendenbereitschaft stieß.

HonigMut bei einem Auftritt im Park der Humboldt-Villa in Lüdenscheid im Jahr 2018. (Foto: Björn Othlinghaus)

HonigMut bei einem Auftritt im Park der Humboldt-Villa in Lüdenscheid im Jahr 2018. (Foto: Björn Othlinghaus)

„Aufgrund der aktuellen Lage hat uns Startnext die Möglichkeit gegeben, die Laufzeit unseres Projektes zu verlängern“, erklärt Melina Fuhrmann. Somit haben die beiden nun größere Chancen, ihr Ziel von 10.000 Euro, die die Produktion, die Pressung, die Herstellung von Videos sowie das Marketing verschlingen wird, bis Juni dieses Jahres zu erreichen. Insgesamt wird das Duo auf seiner neuen EP mindestens sechs neue Songs veröffentlichen, wobei das Lied „Ich lebe jetzt“, das auf dem Werk enthalten sein wird, bereits als Singleauskopplung Ende 2018 gemeinsam mit einem Video erschienen ist. Die Künstler kann man, wie beim Crowdfunding üblich, auf ganz unterschiedliche Weise bei ihrem Projekt unterstützen. Zum einen ist es möglich, einen freien Betrag zu spenden, zum anderen können aber auch attraktive Dankeschöns zu unterschiedlichen Konditionen erworben werden.

Für jeden Geldbeutel ist hier das Richtige dabei, angefangen bei handsignierten Ausgaben der beiden EP’s „Gefühlt“ und „Gelebt“, hochwertigen Lyric-Prints oder einem HonigMut-Turnbeutel für je 20 Euro über T-Shirts zu je 25 Euro oder Hoodies für 45 Euro bis hin zum Wohnzimmerkonzert für 550 Euro oder gar dem großen Sponsoring-Paket für 1500 Euro, das unter anderem ein Wohnzimmer- oder Gartenkonzert sowie die beiden signierten EP’s und einen lebenslangen Gästelistenplatz auf allen HonigMut-Konzerten enthält.

HonigMut. (Foto: Max Mesch, Studio Steve)

HonigMut. (Foto: Max Mesch, Studio Steve)

Zusätzlich zu dem guten Gefühl, vielversprechende Künstler aus dem Märkischen Kreis zu unterstützen hat man also die Möglichkeit, sich auch selbst etwas Gutes zu tun. Ursprünglich hatten HonigMut für die Osterzeit einiges geplant, um ihr Crowdfunding-Projekt zu bewerben und auf sich aufmerksam zu machen, unter anderem eine Wohnzimmer-Konzert-Tour. Natürlich wird daraus aufgrund der Corona-Krise zunächst einmal nichts, aber nachholen wollen die beiden diese Tour auf jeden Fall. „Sobald der Nachholtermin feststeht, werden wir ihn sofort bekannt geben“, verspricht Melina Fuhrmann. Unterdessen haben alle Interessenten auch die Möglichkeit, Wohnzimmerkonzerte über die Crowdfunding-Plattform Startnext bei einer Unterstützung von 550 Euro als Dankeschön zu buchen. Trotz der Einschränkungen durch die Corona-Krise haben die beiden derzeit viele Ideen, die sie umsetzen möchten, um bei ihren Fans in schweren Zeiten im Gedächtnis zu bleiben und möglicherweise sogar neue Anhänger zu gewinnen. So entschieden sich HonigMut zum Beispiel, kleine, spontane Straßenkonzerte in Wohnsiedlungen zu geben, die die Menschen auf ihre Balkone und an ihre Fenster locken.


„Das ist so ein cooles Gefühl und Erlebnis für uns, den Menschen nun auf diese ungewöhnliche Weise unsere Musik näherbringen zu können“, freuen sich Melina und Nando, die inzwischen in Lüdenscheid unter anderem „Am Schäferland“ und „Am Willigloh“ mit ihren kleinen Open-Air-Auftritten auf viel Zuspruch bei den Menschen gestoßen sind. Die Corona-Pandemie und die dazugehörige Verbannung vieler Bürger in die eigenen vier Wände nehmen die beiden Musiker als Chance, kreativ zu sein. „In dieser aktuellen Situation bekommen wir immer wieder neue Ideen, die wir erweitern und umsetzen möchten“, meint Nando Andreas. Gerade in der derzeitigen Situation, in der die Kultur in nahezu vollem Umfang zum Stillstand kommt, darf man sich darauf freuen, was kreative Köpfe wie Melina und Nando von HonigMut in den nächsten Monaten auf den Weg bringen werden. Die Unterstützung von Künstlern fällt gerade jetzt auf besonders fruchtbaren Boden und kann dazu beitragen, dass nach der Corona-Krise die Kultur farbiger und kreativer als zuvor ihre Auferstehung feiert. Eine Beteiligung an Crowdfunding-Projekten wie dem von Melina und Nando leistet dazu einen willkommenen Beitrag.

(Foto: Björn Othlinghaus)

Interview mit dem Norder Krimiautor Klaus-Peter Wolf

So sehen Sieger aus: Klaus-Peter Wolf und Bettina Göschl im Jahr 2018 bei ihrer Mord-am-Hellweg-Lesung in Lüdenscheid. (Foto: Björn Othlinghaus)

Es gibt viele Regionalkrimiautoren, aber Klaus-Peter Wolf ist ein Phänomen! Insgesamt verkaufte der in Gelsenkirchen geborene und in Norden lebende Schriftsteller bis heute 13 Millionen Bücher und ist damit einer der erfolgreichsten Autoren Deutschlands.

Seiner Wahlheimat Norden-Norddeich bescherte er eine Touristenschwemme und Beliebtheit ungeahnten Ausmaßes, und jene real existierenden Personen, die es als Charaktere in seine Bücher geschafft haben, sind an der Küste inzwischen selbst zu Promis geworden. Anlässlich des Erscheinens seines neuen Romans „Ostfriesenhölle“ führte Björn ein ausführliches Interview mit dem Erfolgsautoren, dessen vierte Verfilmung eines seiner Ostfriesen-Krimis („Ostfriesengrab“) gerade erfolgreich im ZDF zu sehen war. Hierbei verrät der Autor unter anderem einiges über seinen neuen Roman, seine Sicht auf die Verfilmungen, ob auch Serienkiller Dr. Bernhard Sommerfeldt bald im Fernsehen zu sehen sein wird und welche Parallelen es zu seinem vor 10 Jahren erschienenen Virus-Thriller „Todesbrut“ und der aktuellen Corona-Problematik gibt.

Mit „Ostfriesenhölle“ belegte bereits zum 10. Mal in Folge ein Buch von dir aus dem Stand Platz eins der Spiegel online Bestsellerliste für Taschenbücher! Wie erklärst du dir den unglaublichen Erfolg deiner Ostfriesenkrimis?

Klaus-Peter Wolf: Mein Erfolg ist ganz klar von Leserinnen und Lesern gemacht worden. Die deutsche Literaturkritik hat daran leider keinen Anteil, sondern begeisterte Leser haben ihren Freunden und Freundinnen von den Büchern erzählt.

Erst, wenn alle Fans sämtliche mitgebrachten Utensilien signiert bekommen haben und alle Selfies gemacht sind, packen Klaus-Peter Wolf und Bettina Göschl die Kugelschreiber ein. (Foto: Björn Othlinghaus)

Erst, wenn alle Fans sämtliche mitgebrachten Utensilien signiert bekommen haben und alle Selfies gemacht sind, packen Klaus-Peter Wolf und Bettina Göschl die Kugelschreiber ein. (Foto: Björn Othlinghaus)

So ist mein Erfolg langsam gewachsen. Dann habe ich endlose Lesereisen zu meinem Publikum gemacht, manchmal in kleine Bibliotheken oder Buchhandlungen. Zu Beginn saßen dort sieben, manchmal zehn, wenn es toll lief, zwanzig Gäste. Inzwischen sind meine literarisch-musikalischen Krimiabende in Stadthallen, Theatern und Kirchen mit ein paar hundert Gästen pro Abend meist Wochen vorher ausverkauft. Manchmal kann ich das Glück kaum fassen.

Im Mittelpunkt von „Ostfriesenhölle“ stehen zwei YouTube-Stars. Obwohl du selbst sehr Internet-affin und vor allem auf Facebook und auf Instagram aktiv bist, machst du dich auf YouTube eher rar. Wie kommt das?

Klaus-Peter Wolf: Es gibt natürlich ein paar Sachen von mir auf Youtube, zum Beispiel Talkshowauftritte bei „3nach9“ oder so. Ich selbst bin meist nur in meine Geschichten versunken, recherchiere, schreibe oder bin auf langen Lesereisen.

Hast du für „Ostfriesenhölle“ auch in der YouTube-Szene recherchiert oder einen „Informanten“ gehabt, der dir Hintergrundinfos geben konnte?

Klaus-Peter Wolf: Na klar. Ich bekomme viel mehr Informationen, als ich verwenden kann, auch von Polizei, Justiz, praktisch aus allen Bereichen der Gesellschaft. Leserinnen und Leser schreiben mir, berichten von ihren Erfahrungen, laden mich ein. Mir steht sehr viel Wissen von Freunden meiner Kriminalromane zur Verfügung. Ständig bekomme ich auch Angebote: „Guck dir mal den Ort an, das wäre toll für eine Leiche.“ – „Wenn du wüsstest, was bei uns im Büro los ist, so entsteht Mobbing, so entstehen Mordgedanken. Willst du nicht mal vorbeikommen?“

In deinen Romanen spielen oft real existierende Personen mit. Suchst du dir diese Menschen immer selbst aus und fragst dann nach, ob sie damit einverstanden sind, dass sie im Roman auftauchen, oder kommen inzwischen auch Personen auf dich zu, die dich darum bitten, mitspielen zu dürfen? Und wenn ja, erhörst du solche Bitten manchmal?

Klaus-Peter Wolf: Ja, ganz zu Beginn, als ich ein großes Gesellschaftspanorama schreiben wollte, habe ich mir überlegt, so viele real existierende Personen wie möglich in den Roman aufzunehmen. Ich mag Literatur nicht mit solch leblosen Pappkameraden. Ich wollte richtige Menschen in meine Bücher holen und die gibt es ja. Zum Beispiel den Maurermeister Peter Grendel (ein Nachbar von mir), den Journalisten Holger Bloem, mit dem ich seit Jahrzehnten befreundet bin, den Konditormeister Jörg Tapper und seine Frau Monika Tapper, die gemeinsam das Café ten Cate betreiben, einen wichtigen Handlungsort meiner Bücher. Ich weiß, wie diese Menschen reden, wie sie denken, wie sie sich verhalten.

Plätze, die frei bleiben, gibt es bei Lesungen von Klaus-Peter Wolf selten. (Foto: Björn Othlinghaus)

Plätze, die frei bleiben, gibt es bei Lesungen von Klaus-Peter Wolf selten. (Foto: Björn Othlinghaus)

Ich projiziere dann dieses Wissen in fiktive Situationen. Ich fiktionalisiere sozusagen ihre Person in meinem Werk. Die Sängerin Bettina Göschl, im Roman eine Nachbarin von Ann Kathrin Klassen, ist ja meine Ehefrau, die kenne ich auch recht gut. Diese Menschen sind in Ostfriesland sehr berühmt geworden, oder kennst du viele Maurer, die Autogramme geben? Neulich sah ich noch, wie Jörg Tapper für Touristen Brötchentüten signieren musste. Das Café ist ja geradezu ein Wallfahrtsort für Fans geworden. Natürlich wollen viele jetzt auch in die Bücher hinein und täglich bekomme ich solche Angebote. Manchmal passt es, aber das hat immer mit dem Stoff und der Geschichte zu tun. Das Wichtigste ist immer die Geschichte, die ich erzählen will. Dann schaue ich, was ich vom Außen dazu verwenden kann.

Vor kurzem lief mit „Ostfriesengrab“ die vierte Verfilmung deiner Ostfriesenkrimis im Fernsehen, einmal mehr mit einer hohen Sehbeteiligung von 5,89 Millionen Zuschauern. Es handelte sich dabei um die erste Verfilmung mit Julia Jentsch als Kommissarin Ann Kathrin Klaasen. Nach meinem Empfinden entsprach sie noch direkter der Ann-Kathrin, wie ich sie mir vorstelle, als ihre Vorgängerin Christiane Paul. Wie siehst du das?

Klaus-Peter Wolf: Ich hatte von Anfang an fünf Schauspielerinnen auf meiner Liste, von denen ich mir vorstellen konnte, dass sie Ann Kathrin Klaasen spielen können. Meine Wunschkandidatinnen. Eine davon war Christiane Paul, die uns einen wunderbaren Start ermöglicht hat, eine andere war Julia Jentsch. Ich hatte sie in der Rolle der Sophie Scholl gesehen und war und bin begeistert von ihr. Da die Figur der Ann Kathrin Klaasen sehr facettenreich ist, sie Abgründe hat, lockt dies natürlich Schauspielerinnen auch, die Rolle dementsprechend zu gestalten. Julia Jentsch versucht gar nicht, sich bewusst abzugrenzen und etwas ganz anderes zu tun. Sie spielt nur die Seiten der Figur heraus, die für sie wichtig sind. Ich finde, sie macht das großartig.

Noch mehr als die vorangegangenen Verfilmungen unterschied sich „Ostfriesengrab“ vom Buch, was in einigen Besprechungen und auch von Zuschauern kritisiert wurde. Ist dir bei den Adaptionen deiner Bücher wohler, wenn sich die Filmemacher eng an der Romanhandlung orientieren, oder findest du es spannender, wenn sie ihren kreativen Spielraum voll ausnutzen?

Klaus-Peter Wolf: Ich inspiriere mit meinen Romanen andere Künstler. So sehe ich das. Nicht nur Drehbuchautoren, Schauspieler, Regisseure, sondern auch Szenenbildner, Ausstatter usw. Jeden Regisseur – wir arbeiten ja immer wieder mit neuen Regisseuren – führe ich vorher durch „mein Ostfriesland“, zeige ihm meine Orte, bringe ihn mit den real existierenden Personen zusammen. Ich will, dass sie „mein Ostfriesland“ begreifen, bevor sie ihre eigene Vision davon auf die Leinwand bringen.

Ohne rote Hosenträger geht der Norder Autor selten vor die Tür. (Foto: Wolfgang Weßling)

Ohne rote Hosenträger geht der Norder Autor selten vor die Tür. (Foto: Wolfgang Weßling)

Je näher sie sich an die Romane halten, umso besser gefällt es natürlich der wirklich großen Leserschaft. Manchmal weichen Filme vom Roman ab, das hat auch damit zu tun, dass Film ein ganz eigenes Kunstwerk ist. Nur um ein Beispiel zu bringen: Der Roman hat 400 Seiten, das Drehbuch 92. Da müssen ganze Handlungsstränge wegfallen oder Dinge verkürzt werden. Das geht gar nicht anders. Ich glaube auch, dass ein Roman, den man einfach Seite für Seite abfilmen würde, als Film eine Katstrophe wäre, ja, unzumutbar. Wer seinen eigenen Film im Kopf haben will, kann ja die Hörbücher hören, ich lese sie selbst ein. Es gibt ungekürzte Fassungen, bei „Ostfriesenhölle“ sind das zum Beispiel 16 Stunden auf zwei MP3s.

Mir gefallen die drei Romane um Dr. Bernhard Sommerfeldt sehr und ich war ehrlich gesagt ein bisschen traurig, dass die Reihe nach dem dritten Band endgültig abgeschlossen sein soll. Du hast aber immerhin erwähnt, dass Sommerfeldt in den Ostfriesenkrimis als Nebenfigur auftreten soll. Kannst du schon einen Hinweis geben, wann es ein Wiedersehen mit ihm geben wird?

Klaus-Peter Wolf: Ja, Dr. Sommerfeldt ist eine wunderbare Figur, die auch viele Fans fasziniert. Als ich die Trilogie beendet hatte, sind einige richtig wütend geworden und haben mir geschrieben: „Das kann doch nicht sein, es muss doch weitergehen!“ Nun, im Moment sitzt Sommerfeldt in Lingen im Knast. Aber ich kenne ihn gut. Er wird wieder freikommen, soviel kann ich versprechen. Einer wie der sitzt nie besonders lange. Im 15. Band der Ostfriesenkrimireihe – der Roman wird „Ostfriesenzorn“ heißen – spielt Sommerfeldt wieder so richtig mit. Allerdings ist seine Trilogie, sprich Bücher, die ganz aus seiner Perspektive geschrieben sind, beendet. Viele Fans schreiben ja so witzige Sachen wie: „Wann erscheint denn endlich Band 4 der Trilogie?“ Nun, ganz so wird es nicht werden. Aber ich arbeite gerade mit großer Freude an „Ostfriesenzorn“ und habe gestern noch einen Sommerfeldt-Auftritt erzählt.

Wie du vor einiger Zeit mal erwähnt hast, hat sich die Produktionsfirma „Schiwago Film“ bereits die Rechte für die Verfilmung der Sommerfeldt-Romane gesichert, ist aber noch auf der Suche nach Partnern. Gibt es in dieser Hinsicht inzwischen etwas Neues und können sich Fans vielleicht sogar schon konkret auf eine Verfilmung der Werke freuen?

Klaus-Peter Wolf: Ja, meine Freunde von der Schiwago-Filmproduktion, Martin Lehwald und Simon Grohe, sind ebenfalls von Sommerfeldt fasziniert und prüfen, welche Möglichkeiten es gibt, die Trilogie zu verfilmen. Das ist natürlich immer ein langwieriger Prozess. Es müssen Sender gefunden werden, die nicht nur Sendeplätze, sondern auch genügend Geld zur Verfügung stellen, Schauspieler usw. Hier sind wir mitten im spannenden Prozess.

Gäbe es für dich eine Traum-Besetzung für Sommerfeldt und wer könnte das sein? Die Fans haben ja mal bei Facebook ein paar Vorschläge gemacht.

Klaus-Peter Wolf: Da bin ich noch ganz offen. Ich finde es schön, dass die Fans das schon diskutieren, ich selber halte mich aber da raus. Ich würde ja einen Schauspieler beschädigen, wenn ich den jetzt nenne und der wird es danach nicht. Auch meine Liste der fünf Schauspielerinnen, die ich mir als Ann Kathrin Klaasen vorstellen konnte, habe ich immer unter Verschluss gehalten. Lediglich meine Frau und mein Filmproduzent kannten die Namen.

Du schreibst gemeinsam mit deiner Frau Bettina Göschl die Jugendbuchreihe „Nordseedetektive“. Könntet ihr euch vorstellen, auch mal ein ganz anderes Buchprojekt zusammen zu schreiben, einen Thriller, einen Krimi oder etwas völlig anderes?

Klaus-Peter Wolf: Es ist ein großer Spaß, mit Bettina zusammen zu schreiben. Solche Bücher sind ja ohnehin recht dialogisch. Bettina übernimmt dann zum Beispiel die Patenschaft für Emma und ich für Lukas und so werden die Dialoge immer spitzer. Die gemeinsame Arbeit ist ein großes Vergnügen, ja, wie ein Tanz. Ob wir auch zusammen auch etwas völlig anderes schreiben könnten, weiß ich nicht. Darüber haben wir noch gar nicht nachgedacht.

Einfach nur etwas vorlesen ist Wolfs Sache nicht. Gerne singt er auf Lesungen auch mal ein Lied zusammen mit seiner Frau Bettina Göschl. (Foto: Björn Othlinghaus)

Einfach nur etwas vorlesen ist Wolfs Sache nicht. Gerne singt er auf Lesungen auch mal ein Lied zusammen mit seiner Frau Bettina Göschl. (Foto: Björn Othlinghaus)

Im Moment nimmt uns gerade der 8. Band der „Nordseedetektive“ voll in Anspruch. Besonders freut mich übrigens, dass die Reihe auch ins Chinesische übersetzt wurde und sowohl in der Volksrepublik als auch in Taiwan erschienen ist. Dort wird die Reihe sehr gut angenommen. Es freut mich auch sehr, dass Bettinas Stimme jeweils im Vorspann der Ostfriesenkrimis auftaucht. Sie summt sozusagen die Titelmelodie.

Im Sommer erscheint bereits dein nächstes Buch „Rupert Undercover – Ostfriesische Mission“, bei dem deine beliebte Kult-Figur Rupert seinen ersten eigenen Fall bekommt. Wird die Geschichte da eher in Richtung Krimi gehen oder dominieren die komödiantischen Elemente?

Klaus-Peter Wolf: Viele Fans haben sich gewünscht, dass Rupert endlich ein eigenes Buch bekommen soll und jetzt ist es soweit. Rupert hat ja immer wieder versucht, beim BKA anzufangen, die haben ihn nie genommen (die hatten auch gute Gründe). Aber jetzt ist eine Situation entstanden, in der sie ihn dringend brauchen. Sie haben einen Gangsterboss verhaftet, der ein Riesen-Drogengeschäft in Europa durchziehen soll und der sieht Rupert zum Verwechseln ähnlich. Also schickt das BKA Rupert ins Rennen, installiert ihn ganz oben an der Spitze der Verbrecherorganisation, um den ganzen Laden von dort aus aufzurollen und in den Griff zu kriegen. Alle sind sich einig, dass es keinen Schlechteren für diese Mission gibt als Rupert, aber es gibt auch keinen anderen, der genauso aussieht … Natürlich sorgt Rupert für viel Freude, manchmal auch Schadenfreude, aber es ist ein hochspannender Roman. Ein richtiger „Wolf“ mit wirklich witzigen Elementen. Aber die gibt es ja auch in den Ostfriesenkrimis.

Vor 10 Jahren brachtest du den Roman „Todesbrut“ heraus, in dem es um ein tödliches Virus geht. Angesichts des Corona-Virus und zahlreicher Ereignisse dazu ist dieses Buch heute erschreckend aktuell.

Klaus-Peter Wolf: Ich war selber ganz erschrocken. Als ich „Todesbrut“ schrieb, habe ich natürlich lange vorher recherchiert, mit Fachleuten gesprochen, die Pläne der WHO analysiert und vor Ort mit vielen Behördenvertretern geredet, die hinterher die Pläne umsetzen müssen. Das erste, was mir auffiel, war, dass einige davon überhaupt keine Ahnung hatten, ja, nicht mal von ihrer Zuständigkeit wussten. Im Zweifelsfalle muss das örtliche Gesundheitsamt mit der Sache klarkommen, was natürlich eine vollkommene Überforderung ist. Politiker wälzen hier lediglich die Verantwortung auf untere Chargen ab. In meinem Roman bricht das Virus in Emden aus und eine Fähre, die von Emden nach Borkum losgefahren ist, lässt man in Borkum nicht an Land. Die Passagiere wollen aber auch nicht nach Emden zurück, weil sie nicht in ein „verseuchtes Gebiet“ hineinlaufen wollen. Emden wird dann von der Bundeswehr abgeriegelt. Diese Pläne existieren alle.

Mit seinem Thriller "Todesbrut" nahm Klaus-Peter Wolf bereits vor 10 Jahren Dinge vorweg, die heute im Zeichen der Ausbreitung des Corona-Virus' Realität geworden sind.

Mit seinem Thriller „Todesbrut“ nahm Klaus-Peter Wolf bereits vor 10 Jahren Dinge vorweg, die heute im Zeichen der Ausbreitung des Corona-Virus‘ Realität geworden sind.

Im Zweifelsfalle wird es so werden und die örtlichen Behörden müssen dann sehen, wie sie mit der Sache klarkommen. Nachdem ich das alles gelesen und meine Interviews geführt hatte, war mir klar: so geht das nicht. Hier werden lediglich Zuständigkeiten verschoben. Wenn ich das Herumgeeiere jetzt sehe, wird mir schlecht. Gerade die Politiker, die immer von „Europa“ reden und schon eine gemeinsame Währung eingeführt haben, sind jetzt nicht in der Lage, eine europäische Lösung herbeizuführen, sondern stattdessen sollen vor Ort die Gesundheitsämter entscheiden? Während wir dieses Interview führen, wurde die Buchmesse in Frankreich schon abgesagt. In Leipzig sieht es aber noch so aus, als würde es eine Buchmesse geben (Anmerkung: Auch die Leipziger Buchmesse wurde inzwischen abgesagt). Soll dort jetzt das örtliche Gesundheitsamt entscheiden, ob Verlage aus der ganze Welt kommen und ein paar hunderttausend Menschen? Im meinem Roman „Todesbrut“ erzähle ich davon, wie Menschen etwas Gutes wollen und damit etwas Schreckliches heraufbeschwören. Es geht bei mir gar nicht so sehr um das Virus, sondern es geht um menschliches Verhalten. Das ist es, was mich als Autor am meisten interessiert. Je größer eine Gefahr wird, umso monströser sind die Auswirkungen menschlichen Versagens.

Klaus-Peter, vielen Dank für dieses ausführliche und detaillierte Interview.

(Foto: Wolfgang Weßling)

Neuer Wolf-Krimi „Ostfriesenhölle“ – Zum 10. Mal in Folge Nummer Eins!

Klaus-Peter Wolf hat einen neuen Bestseller auf den Markt gebracht. (Foto: Wolfgang Weßling)

Für Bestsellerautor Klaus-Peter Wolf jagt ein Rekord den nächsten.

Der in Gelsenkirchen geborene und in der ostfriesischen Stadt Norden lebende Schriftsteller gehört nicht nur mit inzwischen 13 Millionen verkauften Exemplaren zu den meist gelesenen Autoren in deutscher Sprache, sondern sprang mit seinem jüngst erschienenen Kriminalroman „Ostfriesenhölle“ bereits zum 10. Mal in Folge mit einem seiner Werke von Null auf Platz 1 in die Spiegel online Bestsellerliste für Taschenbücher. Autoren, die Kriminalromane mit lokalem Bezug schreiben, gibt es viele, doch kaum einer verfügt über eine so große und treue Leserschaft wie Wolf oder ist in der Lage, real existierende Personen, die in seinen Romanen mitspielen, zu echten Promis auch über die Grenzen Ostfriesland hinaus zu machen. Handlungsorte von Wolfs Romanen wie das Norder Café ten Cate, das Restaurant Smutje, Gittis Grill oder das Polizeikommissariat in Norden werden zu Wallfahrtsorten für die Leserinnen und Leser, die sich nicht selten bei Erscheinen eines neuen Wolf-Romans ein oder zwei Tage Urlaub nehmen, um das Werk an einem Stück durchlesen zu können.

Klaus-Peter Wolf und seine Ehefrau Bettina Göschl: Ein starkes Team. (Foto: Björn Othlinghaus)

Klaus-Peter Wolf und seine Ehefrau Bettina Göschl: Ein starkes Team. (Foto: Björn Othlinghaus)

Auch der 14. Roman mit seiner Heldin, der Kommissarin Ann Kathrin Klaasen, verspricht Spannung pur. In „Ostfriesenhölle“ ermittelt die Kriminalbeamtin aus Norden in der YouTube-Szene: Bei einem Fahrradausflug auf Langeoog wird der junge Cosmo Schnell plötzlich ohnmächtig und stirbt kurz darauf in den Armen seiner Mutter. Sabine Schnell ist davon überzeugt, dass der beste Freund ihres Sohnes dafür verantwortlich ist. Beide waren YouTube-Stars, hingen ständig zusammen. Kurzerhand entführt sie den Jungen. Eine groß angelegte Suche startet, die Insel wird bis in die letzten Winkel durchsucht. Dann findet man eine Frauenleiche, und Ann Kathrin Klaasen steht vor der Frage: Sucht die Polizei eigentlich einen jugendlichen Täter oder einen verzweifelten jungen Mann?

Eine Spezialität von Autor Klaus-Peter Wolf sind seine ausgiebigen Lesetouren, bei denen pro Termin meist mehrere hundert Fans kommen und die dementsprechend meist schnell ausverkauft sind. Oft beginnen Wolf und seine Ehefrau, die Musikerin und Kinderbuchautorin Bettina Göschl, schon eine Stunde vor Beginn der Lesung mit dem Signieren von mitgebrachten oder vor Ort erstandenen Büchern, Hörbüchern und Autogrammkarten und sind darüber hinaus auch immer wieder gerne für ein Foto mit ihren Fans zu haben. Eine der Lesungen von Klaus-Peter Wolf findet am Donnerstag, 26. März 2020, in der Rohrmeisterei in Schwerte (Tel.: 0 23 04 / 2 01 30 01), Halle 3, Ruhrstraße 20, statt, los geht es um 19.30 Uhr. Tickets sind noch in der Rohrmeisterei sowie in der Ruhrtal Buchhandlung Schwerte (Tel.: 0 23 04 /1 80 40) erhältlich. Als separaten Beitrag findet Ihr hier auf www.worteffekte.de noch ein umfangreiches, exklusives Interview mit Autor Klaus-Peter Wolf! Schaut‘ mal rein!

(Foto: Björn Othlinghaus)

Un-Ruheständler laden zum Tanz – Projekt der Ballettschule Klüttermann

Viel Zuspruch erhielt das Tanzprojekt für Un-Ruheständler ab 60 Jahren. (Foto: Björn Othlinghaus)

„Mich interessiert nicht, wie Menschen sich bewegen, sondern was sie bewegt.“ Pina Bausch, Tänzerin und Choreografin.

Die „Un-Ruheständler“ nennt sich ein ungewöhnliches Tanzprojekt, das die Ballettschule Klüttermann in Lüdenscheid derzeit in Zusammenarbeit mit dem Kulturhaus entwickelt. Seit September 2019 kommt eine Gruppe älterer Menschen ab 60 Jahren einmal im Monat in der Ballettschule Klüttermann oder im Kulturhaus zusammen, um unter der Leitung von Manuela Klüttermann für ein Tanztheaterstück zu proben, das am 14. August 2020 zur Spielzeiteröffnung im Kulturhaus präsentiert werden soll. „Tanzgeschichte(n)“, so der Titel des Stückes, wird kein reines Tanzstück sein, sondern neben getanzten Passagen auch Dialoge enthalten, wobei alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf unterschiedliche Weise eben auch ihre eigenen Geschichten einbringen können, die sich um den Tanz drehen.

Auch ältere Menschen jenseits der 60 können und wollen sich kreativ tänzerisch ausdrücken. (Foto: Björn Othlinghaus)

Auch ältere Menschen jenseits der 60 können und wollen sich kreativ tänzerisch ausdrücken. (Foto: Björn Othlinghaus)

Die Idee zu dieser Produktion hatten Manuela Klüttermann und die Leiterin und Intendantin des Kulturhauses, Rebecca Egeling, die ebenfalls ausgebildete Tänzerin ist, bei dem Besuch des ähnlich gearteten Tanzprojektes „SenTanDo“ im Opernhaus Dortmund. Insgesamt 35 ältere Menschen nehmen nun an dem Lüdenscheider Projekt teil, für das zwar keine Vorkenntnisse im Bereich Tanz erwartet wurden, jedoch eine gewisse Affinität zum Tanz von den Teilnehmern gewünscht war. „Die Aufführung wird aus drei Teilen bestehen, wobei ein Teil eben jenes Tanztheaterstück sein wird, an dem wir derzeit arbeiten“, erklärte Manuela Klüttermann am Samstag bei der Probe in der Ballettschule Klüttermann. Ferner werden am 14. August ein Profi-Tanzpaar sowie verschiedene Gruppen aus der Ballettschule mit zusätzlichen Darbietungen zu sehen sein. Die Tanzgeschichte(n) der Un-Ruheständler stehen jedoch im Mittelpunkt der Veranstaltung. Alle Mitwirkenden haben sich im August 2019 auf einen entsprechenden Zeitungsaufruf gemeldet. Dabei ist Charlotte Breyer mit ihren 83 Jahren die älteste Tänzerin im Ensemble. „Zu der Teilnahme hat mich meine Freundin Gaby Prehl überredet, die ich bereits seit 40 Jahren kenne“, erklärt Charlotte Breyer. Vorkenntnisse hat sie nicht, außer, dass sie als Jugendliche, wie damals bei den meisten jungen Menschen üblich, einen Tanzkursus besucht hat. „Das war natürlich Paartanz und eine ganz andere Form des Tanzes, als die, die wir nun als Gruppe praktizieren“, betont die Seniorin, die auch mit über 80 Jahren noch immer großen Spaß an der Bewegung hat.

Auch der Spaß kommt bei dem gemeinsamen Tanzprojekt nicht zu kurz. (Foto: Björn Othlinghaus)

Auch der Spaß kommt bei dem gemeinsamen Tanzprojekt nicht zu kurz. (Foto: Björn Othlinghaus)

Petra Dinkhoff war dagegen Lehrerin am Zeppelin-Gymnasium, hat Vorschul-Tanzerziehung gemacht und ist zudem Bewegungstherapeutin. „Ich habe mich sehr auf das Projekt gefreut, aber als ich bereits mit dabei war, musste ich mich einer Hüftoperation unterziehen“, bedauert Petra Dinkhoff, die sich derzeit nur mit Krücken und Rollator fortbewegen kann. „Dennoch möchte mich Manuela Klüttermann in das Projekt einbinden, an dem sich ja ausdrücklich auch Menschen mit körperlichen Einschränkungen beteiligen sollen“, meint die pensionierte Lehrerin. Gundel Schulte, die Sportlehrerin am Geschwister-Scholl-Gymnasium gewesen ist, kam dagegen mit ihrem Freund Axel Schiermeyer zum Ü60-Tanzprojekt. „Obwohl wir beide gerne gemeinsam tanzen, ist diese Form des Tanzes natürlich für uns etwas ganz neues“, meint Gundel Schulte. Im Gegensatz zur Gymnastik, die sie natürlich im Rahmen ihres Berufes auch viel praktiziert habe, komme beim Tanztheater ja noch ganz entscheidend der Faktor Kreativität hinzu. „Ein solches Angebot fehlte in Lüdenscheid bislang“, meint Gundel Schulte. Das spannende Tanzprojekt, das für eine gehörige Portion Abwechslung im Kulturangebot der Stadt sorgt, wird vom Kultursekretariat NRW in Gütersloh maßgeblich unterstützt.

(Foto: Björn Othlinghaus)

Meinerzhagener Band Skylight bei der Metal Journey in Lüdenscheid

Skylight rockten im Vereinsheim von Underground Musik. (Foto: Björn Othlinghaus)

Metal-Fans kamen am Samstag, 15. Februar 2020, im Rahmen der 32. Ausgabe der Konzertreihe Metal Journey des Vereins Underground Musik im Vereinsheim an der Herscheider Landstraße 146 in Lüdenscheid voll auf ihre Kosten.

Zu Beginn stand an diesem Abend mit Monarchist eine Metal-Band aus Düsseldorf auf der Bühne, deren musikalische Einflüsse bei den Pionieren des Metal wie zum Beispiel Black Sabbath, Iron Maiden oder Metallica lag, die die Formation mit modernen Sounds kombinierte. Die Band, die erst im September 2019 ihr Bühnendebüt feierte, kam beim Publikum sehr gut an und stimmte bestens auf die darauf folgenden Lokalmatadoren, die Melodic-Metal-Formation Skylight aus Meinerzhagen, ein.

Sänger und Gitarrist Gerrit Eckert. (Foto: Björn Othlinghaus)

Sänger und Gitarrist Gerrit Eckert. (Foto: Björn Othlinghaus)

Die 2006 gegründete Band setzt sich neben Frontmann Gerrit Eckert (Gesang, Gitarre) aus Thomas James Cross (Gitarre, Gesang), Carsten Voswinkel (Bass), Sebastian Seibert (Keyboard) und Hendryk Eckert (Schlagzeug) zusammen. Bei den ersten Songs ihres Gigs traten die Musiker teilweise mit effektvollen Neon-Masken auf, die an die „The Purge“-Filmreihe erinnerten, machten aber beileibe nicht nur optisch etwas her. Ihre sauber umgesetzten, eingängigen und kraftvollen Metal-Songs, zum Beispiel die aktuelle Single „The Fall“ oder ein kunstvoll aufgebautes und bisher lediglich mit dem Arbeitstitel „Orgelmusik“ betiteltes Werk mit leichten Prog-Anleihen, machten ausnahmslos Spaß. Ebenfalls zu gefallen wusste der hymnische Melodic-Metal-Song „Burning Sky“, ein älteres Stück der Band aus dem Jahr 2010.

Dass Sänger Gerrit Eckert nach eigenen Angaben mit einer Männergrippe zu kämpfen hatte, machte an diesem Abend gar nichts aus – schließlich gehört die Mutter des Sängers und Gitarristen zu seinen größten Fans und feierte nicht nur im Publikum mit, sondern versorgte ihren Sohn während des gesamten Gigs mit wohltuendem warmen Apfelsaft, der die Stimme ölte. Ähnlich spannend wie der Hauptteil des Konzertes mit ausschließlich eigenen Songs gestaltete sich der Zugabenteil, wo die Combo Cover-Songs zum Besten gab. Bei „Knocking On Heavens Door“ legte dabei Elias, der Großcousin von Sänger Gerrit Eckert und Schlagzeuger Hendryk Eckert, einen umjubelten Auftritt als Sänger hin.

Elias sorgte für Stimmung bei "Knocking On Heavens Door. (Foto: Björn Othlinghaus)

Elias sorgte für Stimmung bei „Knocking On Heavens Door. (Foto: Björn Othlinghaus)

Dabei heizte er auch immer wieder das Publikum an, mitzusingen und mitzufeiern, ganz so, wie das der Frontmann einer Band auch tun sollte. Dafür bekam er viel anerkennenden Applaus von den Fans. Zum Schluss rockten die Meinerzhagener noch einmal richtig ab mit „Livin‘ On A Prayer“ von Bon Jovi, wobei das Publikum den Melodic-Rockern, die an diesem Abend eine tolle Performance boten, diesen augenzwinkernd vorgetragenen Ausflug in härteste Mainstream-Gefilde nicht übel nahmen. Die nächste Metal Journey findet am Samstag, 25. April 2020, mit den beiden Bands Rivet Machine und Fullstack statt. Einlass ist um 19 Uhr, Tickets zum Preis von 5 Euro sind ausschließlich an der Abendkasse erhältlich. Nach den Live-Gigs ist der Eintritt wie immer frei.

(Foto: Björn Othlinghaus)

Kulturverantwortliche treffen sich zur 6. Ausgabe der Wunderkammern

Kulturverantwortliche der Stadt Lüdenscheid trafen sich zum Wunderkammer-Gespräch. (Foto: Björn Othlinghaus)

Am Donnerstag, 13. Februar 2020, fand in den Räumen des Geschichtsmuseums in Lüdenscheid die sechste von insgesamt zehn Veranstaltungen im Rahmen der Wunderkammern statt.

Dieses Projekt möchte über einen Zeitraum von mehreren Monaten auf unterschiedliche Weise Schlaglichter auf eine mögliche Zukunft der Bergstadt werfen. Das Thema lautete diesmal „Die Zukunft der Kultur in Lüdenscheid“, wobei Vertreter der meisten Kultureinrichtungen und Initiativen in Lüdenscheid – unter anderem des Geschichtsmuseums und der Galerie, der Stadtbücherei, der Städtischen Musikschule, des Jugendkulturbüros und der Phänomenta, aber auch anderer kultureller Institutionen wie dem Verein Kalle e.V., dem Lüdenscheider Kinderchor, der Music Store Musikschule, der Lüdenscheider Altstadtbühne und vielen mehr – dieses Gesprächsangebot nutzten. Die Leitung der Versammlung übernahm der Kulturdezernent und Kämmerer der Stadt Oberhausen, Apostolos Tsdastras.

Der Kulturdezernent und Kämmerer der Stadt Oberhausen, Apostolos Tsdastras. (Foto: Björn Othlinghaus)

Der Kulturdezernent und Kämmerer der Stadt Oberhausen, Apostolos Tsdastras. (Foto: Björn Othlinghaus)

Tsdastras moderierte die Veranstaltung nicht nur, sondern stellte auch seine Kulturarbeit in Oberhausen vor, eine Stadt, die ähnlich wie Lüdenscheid mit knappen finanziellen Mitteln insbesondere für kulturelle Belange zu kämpfen hat. Deshalb könne die Unterstützung im kulturellen Bereich, die von Seiten der Stadt komme, oft nur ideeller Natur sein, erklärte Tsdastras. „Aber mit Kreativität lässt sich auch mit geringen finanziellen Mitteln einiges erreichen, wenn man mit jenen Menschen spricht und kooperiert, die willig sind“, ist sich Tsdastras sicher. Die Vertreter der Kultureinrichtungen und Institutionen gingen jeweils auf die Belange ihrer Einrichtungen ein. Zum Beispiel gab Galerieleiterin Dr. Susanne Conzen zu bedenken, dass es das Angebot eines Museums zwingend erfordere, dass die Menschen nicht nur den Weg ins Haus finden, sondern auch zur Ruhe zu kommen, um Dinge zu betrachten und auf sich wirken zu lassen. „Das geht heute oft gegen die von Social Media und anderen Einflüssen getragene Lebenssituation vieler Menschen“, so die Galerieleiterin.

Bei regelmäßigen Diskussionsrunden im Rahmen der Wunderkammern sollen Ideen für die Stadt Lüdenscheid festgehalten und umgesetzt werden. (Foto: Björn Othlinghaus)

Bei regelmäßigen Diskussionsrunden im Rahmen der Wunderkammern sollen Ideen für die Stadt Lüdenscheid festgehalten und umgesetzt werden. (Foto: Björn Othlinghaus)

Hierzu erklärte der Kulturdezernent der Stadt Oberhausen, dass es auch früher nicht einfach war, bestimmte Gruppen von Menschen ins Museum zu locken. „Wir haben in dieser Hinsicht mit Kombinationsangeboten Erfolg“, entgegnete Tsdastras. So gehörten zum Beispiel Comicausstellungen zu den Publikumsmagneten in Oberhausen, deren jüngste Veranstaltung mit einem Manga-Wettbewerb kombiniert worden sei. „Das Interesse der jungen Menschen war groß, und es war ganz erstaunlich, welche fantastischen Arbeiten von den Jugendlichen eingereicht wurden“, erklärte Apostolos Tsdastras. Museumsleiter Dr. Eckhard Trox machte darauf aufmerksam, dass es sinnvoll sein könne, über eine zentrale Stelle zu verfügen, die sich um Fördergelder und Finanzierungsmöglichkeiten Gedanken mache. Im Hinblick auf die immer wieder zu hörende Anmerkung, dass ein besonderer Ansprechpartner, ein „Kümmerer“ für die Kultur in der Bergstadt sinnvoll sei, meldete sich Fabian Ferber, Vorsitzender des SPD-Stadtverbandes, zu Wort. „Leider ist die bei uns in Lüdenscheid für die Kultur verantwortliche Person im Gegensatz zu den Vertretern nahezu aller Kultureinrichtungen und Initiativen der Stadt auch bei dieser Veranstaltung wieder nicht anwesend“, erklärte Ferber. Der Kulturbeigeordnete der Stadt Lüdenscheid kümmere sich nicht, wie es eigentlich seine Aufgabe sei, boykottiere lieber und setze Beschlossenes nicht um. „Das war bei seinem Vorgänger Wolff-Dieter Theissen ganz anders“, schloss Fabian Ferber sein Statement. Katja Fernholz-Bernecker, Leiterin der Lüdenscheider Musikschule, wies schließlich darauf hin, das man nicht nur das in den Blick nehmen solle, was noch im Argen liege, sondern sich auch über das freuen solle, was im Bezug auf die Kultur bereits vorhanden ist. „Generell sollte es in der Vermittlung nach außen keine Trennung zwischen der so genannten Hochkultur und der Populärkultur geben“, erklärte die Musikschul-Leiterin.