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(Foto: Björn Othlinghaus)

Klaus-Peter Wolfs Liebeserklärung an Ostfriesland als Hörbuch

Krimi-Autor Klaus-Peter Wolf mit Ehefrau Kinderbuchautorin Bettina Göschl bei „Mord am Hellweg“ 2018 in Lüdenscheid. (Foto: Björn Othlinghaus)

Kann man einen Bildband tatsächlich als Hörbuch adaptieren? Im Falle des Hörbuches zum Bildband „Mein Ostfriesland“, den Krimi-Autor Klaus-Peter Wolf gemeinsam mit dem Norder Journalisten Holger Bloem verfasste, ist die Umsetzung hervorragend gelungen.

Allerdings sollte der Hörer keine Eins-zu-eins-Umsetzung des gedruckten Werkes erwarten – das wäre sicher nicht nur schwierig, sondern auch eher langweilig für diejenigen gewesen, die das Buch bereits in gedruckter Form besitzen. Vielmehr kann das Hörbuch „Mein Ostfriesland“ eher als unterhaltsame Ergänzung zum gedruckten Werk verstanden werden, denn dem Ostfriesland-Liebhaber kann ebenso wie dem Klaus-Peter-Wolf-Fan die Anschaffung beider Fassungen ans Herz gelegt werden. Viele Bestandteile des Buches – zum Beispiel die Kochrezepte oder die Steckbriefe – hätten natürlich nicht befriedigend in die Hörbuchform übertragen werden können. Dafür bieten die zwei vollgepackten CD’s andere Dinge, die wiederum nicht in die gedruckte Form passen.

Klaus-Peter Wolf. (Foto: Björn Othlinghaus)

Klaus-Peter Wolf. (Foto: Björn Othlinghaus)

So befinden sich neben vielen erhellenden Interviews mit dem Autor auch zahlreiche Gespräche mit den real existierenden Charakteren aus Wolfs buntem Krimi-Kosmos wie zum Beispiel mit seiner Ehefrau, der Liedermacherin und Kinderbuchautorin Bettina Göschl, dem Co-Autoren des Werkes Holger Bloem, dem Maurer Peter Grendel und seiner Frau Rita, Malika Wolf und Ina Fischer aus der Norder Buchhandlung „Lesezeichen“ oder Susanne Roth, die die inzwischen überaus beliebten Ostfriesen-Krimi-Stadtführungen in Norden leitet. Darüber hinaus erzählen natürlich Jörg und Monika Tapper, Betreiber des Norder „Café ten Cate“, wie sie zu Freunden von Klaus-Peter Wolf und Bettina Göschl wurden, was das Geheimnis von Jörg Tappers Marzipan-Seehunden ist, die Kripo-Chef Ubbo Heide in Wolfs Romanen so gerne isst, und aus welchen Zutaten der Reichsgraf-Trüffel besteht, eine Pralinen-Spezialität, die Tapper eigens als typische und einzigartige Spezialität aus Norden kreierte. Ferner kommen Macher und Schauspieler der inzwischen drei Wolf-Verfilmungen zu Wort – derzeit werden an Original-Schauplätzen bereits die nächsten Verfilmungen mit einer weitgehend anderen Besetzung gedreht. Weitere Bestandteiles des Hörbuches, die nicht zwischen zwei Buchdeckel gepresst werden können, sind die zahlreichen Musikstücke, die oft aus der Feder des Musikers, Produzenten und Autoren Ulrich Maske stammen, aber teilweise auch von Bettina Göschl verfasst und komponiert wurden. Natürlich befinden sich die meisten der Musikbeiträge bereits auf anderen CD-Veröffentlichungen, die das kreative Ehepaar Wolf und Göschl auf den Markt gebracht haben, darunter die Alben „Ostfriesenblues“ und „Ostfriesentango“.

Komplettisten oder engagierte Fans werden somit den einen oder anderen musikalischen Beitrag bereits in ihrer Sammlung wiederfinden. Ferner ließt Autor Klaus-Peter Wolf zahlreiche Szenen aus seinen Romanen, die zur Charakterisierung und zum genaueren Kennenlernen seiner Charaktere rund um Ermittlerin Ann-Kathrin Klaasen beitragen. Die Doppel-CD bietet somit eine Fülle an Unterhaltung und Informationen, die in dieser kompakten Form noch nicht verfügbar waren und eben auch denjenigen, der bereits die Druckvariante kennt, noch überraschen und gut unterhalten können. Das Hörbuch ist bei GoyaLIT erschienen und zum Preis von 16,99 Euro im Handel erhältlich.

(Foto: Schiwago Film)

Bestseller-Autor Klaus-Peter Wolf zeigt den Lesern sein Ostfriesland

Holger Bloem (links), Chefredakteur des Ostfriesland-Magazins, und Autor Klaus-Peter Wolf, sind die Verfasser des Buches „Mein Ostfriesland“. (Foto: Schiwago Film)

Er ist inzwischen der wohl bekannteste Ostfriese, der gar nicht in Ostfriesland geboren wurde.

Viele, die die spannenden Kriminalromane voller norddeutschem Lokalkolorit von Klaus-Peter Wolf um die Kriminalhauptkommissarin Ann-Katrin Klaasen oder den empathischen Psychopathen und engagierten Hausarzt Dr. Sommerfeldt kennen, werden kaum glauben, dass Wolf im tiefsten Ruhrpott, nämlich in Gelsenkirchen, geboren wurde. Obwohl inzwischen mehr Ostfriesenkrimis auf dem Markt landen, als Grashalme auf dem Deich im Nordseewind wehen, nimmt der Bestseller-Autor mit rund 11 Millionen verkauften Büchern, die in 24 Sprachen übersetzt wurden, und einer ebenso riesigen wie treuen Fan-Gemeinde eine absolute Ausnahmestellung in diesem Genre ein. Eine Besonderheit der Romane Wolfs ist der Umstand, dass sie nicht an einem fiktiven Ort, sondern in und um die ostfriesische Stadt Norden spielen und dort in jeder Hinsicht fest verortet sind.

Ansicht aus dem Buch "Mein Ostfriesland". (Foto: Fischer Verlag)

Ansicht aus dem Buch „Mein Ostfriesland“. (Foto: Fischer Verlag)

Das gilt nicht nur für die Örtlichkeiten wie das Café Ten Cate, das Hotel-Restaurant „Smutje“, die Kornbrennerei Doornkaat oder die alte Polizeistation in Norden, sondern auch für die Menschen, die in der Region leben. Immer wieder gibt Wolf real existierenden Personen konkrete Rollen in seinen Büchern – manchmal sind es Kurzauftritte, wie Cameos in einem Film sozusagen, in anderen Fällen aber auch durchaus wichtige und tragende Rollen, die zum Fortgang der Geschichten beitragen. Ein wichtiger, real existierender Charakter in Wolfs Büchern ist neben seiner Lebensgefährtin, der Musikerin und Kinderbuchautorin Bettina Göschl, der Journalist Holger Bloem, der seit mehr als 30 Jahren Chefredakteur des Ostfriesland-Magazins ist und all jene, die die Region lieben, mit fantastisch bebilderten und recherchierten Geschichten über Land und Leute versorgt.

Auch ein Foto des Verfassers dieser Zeilen schaffte es in den Bildband "Mein Ostfriesland": Klaus-Peter Wolf und Bettina Göschl singen im Rahmen ihrer Lesung in der Phänomenta in Lüdenscheid. (Foto: Björn Othlinghaus)

Auch ein Foto des Verfassers dieser Zeilen schaffte es in den Bildband „Mein Ostfriesland“: Klaus-Peter Wolf und Bettina Göschl singen im Rahmen ihrer Lesung in der Phänomenta in Lüdenscheid. (Foto: Björn Othlinghaus)

Mit ihm hat Klaus-Peter Wolf nun den Bildband „Mein Ostfriesland“ veröffentlicht, der den Lesern auf einzigartige Weise zum einen die Region Ostfriesland, zum anderen aber auch den Mikrokosmos der Wolf-Romane mit ihren teils eigenwilligen Charakteren und markanten Handlungsorten vermittelt. Das Konzept des im Fischer-Verlag erschienenen Bandes ist so angelegt, dass sowohl Kennern von Wolfs Ostfriesenkrimis als auch Lesern, die einfach nur am Friesischen Brauchtum, an der Landschaft, der Natur und den Menschen entlang der ostfriesischen Nordseeküste interessiert sind, beste Unterhaltung, interessante Informationen oder einfach nur ein literarischer Kurzurlaub im Norden geboten wird, wenn sich die Wartezeit bis zum nächsten Auftenthalt noch allzu lang hinzieht.

Journalist Holger Bloem gestaltet auch die Ostfrieslandkrimi-Zeitung, die Klaus-Peter Wolf jährlich veröffentlicht. (Foto: Björn Othlinghaus)

Journalist Holger Bloem gestaltet auch die Ostfrieslandkrimi-Zeitung, die Klaus-Peter Wolf jährlich veröffentlicht. (Foto: Björn Othlinghaus)

Zum Einen werden den wichtigsten ostfriesischen Orten und Inseln, die überwiegend auch als Tatorte in den Kriminalromanen von Klaus-Peter Wolf dienen, Kapitel im Buch gewidmet – nicht nur die Wahl-Heimat des Autoren, Norden, sondern auch Orte der Umgebung wie Emden, Greetsiel, Neßmersiel oder das Schloss Lütetsburg werden in Wort und Bild behandelt. Darüber hinaus statten die beiden Autoren einem großen Teil der ostfriesische Inseln einen Besuch ab. In Form von Steckbriefen lernen die Leser sowohl reale Personen, die im inzwischen geradezu überbordenden Mikrokosmos von Klaus-Peter Wolfs literarischem Schaffen eine Rolle spielen, aber auch erfundene Charaktere wie den über ein gewaltiges Ego, aber auch über ein untrügliches Gespür für Fettnäpfchen verfügenden Ermittler Rupert oder den psychopathischen Arzt Dr. Sommerfeldt, kennen.

Auch Wolfs neuer Krimi "Ostfriesen Nacht" stürmt derzeit die Bestsellerlisten.

Auch Wolfs neuer Krimi „Ostfriesen Nacht“ stürmt derzeit die Bestsellerlisten.

Ferner ist den Autoren die authentische Vermittlung des ostfriesischen Brauchtums sowie der traditionellen, oft deftig, gehaltvoll und einfach gehaltenen Gerichte dieser Gegend wichtig, deren Rezepte zum Nachkochen im Buch enthalten sind. All dies wird mit einer ansprechend gestalteten Bebilderung abgerundet, wobei natürlich in besonderem Umfang aus dem hervorragenden Fundus des Ostfriesland-Verlages – SKN mit dem Ostfriesland-Magazin sowie seinen Fotografen Martin Stromann und Holger Bloem geschöpft wurde. Ferner sind Setfotos von den Dreharbeiten der Verfilmungen und Impressionen der zahlreichen Lesungen des Paares Klaus-Peter Wolf und Bettina Göschl in ganz Deutschland im Buch zu finden. Außergewöhnlich im Bezug auf einen Bildband ist auch die geplante Veröffentlichung als Hörbuch, die am 24. Mai 2019 erfolgen wird. Laut Autor Klaus-Peter Wolf wird das Werk gerade aufwändig an Originalschauplätzen in Ostfriesland produziert, wo O-Töne aufgezeichnet werden. Ulrich Maske, Text- und Musikautor, Musiker, Produzent, Regisseur und nicht zuletzt ein enger Freund von Klaus-Peter Wolf, hat für die Produktion zahlreiche real existierende Personen besucht, die in den Romanen eine Rolle spielen, und diese für das Hörbuch interviewt.

Darüber hinaus enthält es Musik von Bettina Göschl und zahlreiche, vom Autor selbst eingelesene Passagen aus dem Bildband. Die Druckausgabe von „Mein Ostfriesland“ von Klaus-Peter Wolf und Holger Bloem, die sich derzeit konstant in oberen Gefilden der Sachbuch-Bestsellerlisten hält, ist im Fischer-Verlag erschienen und kostet 18 Euro. Ebenfalls seit einigen Wochen auf dem Markt ist der neue, spannende Kriminalroman „OstfriesenNacht“ von Klaus-Peter Wolf, der sich ebenfalls in den Bestsellerlisten dauerhaft festgesetzt hat. Der dreizehnte Fall für Ermittlerin Ann Kathrin Klaasen erschien ebenfalls im Fischer-Verlag und ist zum Preis von 10,99 Euro im Fach- und Online-Handel erhältlich.

(Foto: Warner)

Der Goldene Handschuh – Schocker auf der Berlinale

Fritz Honka (Jonas Dassler) mutiert zur Bestie. (Foto: Warner)

Eigentlich ist Star-Regisseur Fatih Akin nicht für Skandale bekannt, und doch erregte er mit seinem ersten Horror-Film „Der Goldene Handschuh“ mächtig Aufsehen auf der diesjährigen Berlinale.

Der Film nach dem Erfolgsroman von Heinz Strunk erzählt die Geschichte von Serienmörder Fritz Honka, der in den 70er Jahren in diversen Spelunken auf der Hamburger Reeperbahn, überwiegend in der Kneipe „Zum Goldenen Handschuh“, verkehrte. Insgesamt vier Frauen, alle aus dem Prostituiertenmilieu, fielen dem Mörder zum Opfer, der die Leichen zum Teil zerstückelte und die Teile in seiner Wohnung aufbewahrte. Nur durch einen Brand, bei dem die Leichenteile entdeckt wurden, konnte Honka dingfest gemacht werden. Bereits die Romanvorlage sorgte für Aufsehen und war sicher kein leicht zu lesendes Buch, ebenso wie Akins Verfilmung ganz sicher kein Popkornkino und durchaus starker Toback ist – vermutlich ein Grund, weshalb es gar nicht so einfach war, ein Kino zu finden, das den Film zeigt und ich aus dem Sauerland bis ins UCI-Kino in Bochum fahren musste, um ihn sehen zu können (das war allerdings schon in der zweiten Aufführungswoche, so dass es sein kann, dass er in einigen Theatern zwar gelaufen ist, jedoch schnell wieder abgesetzt wurde).

Eine Offizierin der Heilsarmee möchte die Prostituierten im Goldenen Handschuh auf den rechten Weg bringen. (Foto: Gordon Timpen)

Eine Offizierin der Heilsarmee möchte die Prostituierten im Goldenen Handschuh auf den rechten Weg bringen. (Foto: Gordon Timpen)

Dabei stellt das Werk für denjenigen, der sich darauf einlässt, ein durchaus eindrückliches Erlebnis dar, das den Dreck und Gestank dieser Vorhölle, die sich aus der muffig-verrauchten Kneipe, der hoffnungslos versifften Wohnung Honkas und einem heillos skurrilen Panoptikum von Alkoholwracks, die längst am alleruntersten Ende der Gesellschaft angelangt sind, zusammensetzt, geradezu körperlich fühlbar macht. Auf technischer Ebene ist der Film brillant: Die Innenräume des „Goldenen Handschuh“, der noch heute auf der Reeperbahn existiert, wurden ebenso wie Honkas Wohnung bis ins Detail nachgebaut – der Vergleich zu den Original-Fotos der Handlungs- und Tatorte zeigen die erstklassige Arbeit von Szenenbildner Tamo Kunz, der in Zusammenarbeit mit Kameramann Rainer Klausmann eine geradezu oskarreife Leistung vollbrachte. Die schummrige Ausleuchtung der rauchigen Kneipe und die grobkörnigen Bilder der verlorenen Seelen, die sich in ihr tummeln, hinterlassen einen bleibenden Eindruck.

Im Goldenen Handschuh werden tiefsinnige Gespräche geführt. (Foto: Warner)

Im Goldenen Handschuh werden tiefsinnige Gespräche geführt. (Foto: Warner)

In der Milieuzeichnung und dem Kabinett an skurrilen Charakteren, unter anderem dargestellt von dem bekannten deutschen Regisseur Hark Bohm als knautschiger Dornkaat-Max oder dem großartigen Dirk Böhling, der als Soldaten-Norbert tatsächlich für ein paar bittere Schmunzler im trostlosen Geschehen sorgt, liegt die zweifelsfreie Stärke des Films, obwohl man Regisseur Fatih Akin sicherlich vorwerfen kann, es manchmal ein wenig zu übertreiben mit der Schrulligkeit. Dadurch gibt er beizeiten seine Figuren einem gewissen Voyeurismus preis, der auch schon mal die Grenze zur Lächerlichkeit überschreiten kann. Mit dem erst 23-jährigen Hauptdarsteller Jonas Dassler, der es als Serienmörder Fritz Honka trotz der ihn völlig entstellenden Maske auf furiose Weise hinbekommt, sich als Schauspieler ausreichend Raum für die Darstellung dieses unglücklichen Individuums zu verschaffen, ist Fatih Akin ein absoluter Glücksgriff gelungen, obwohl sicher die meisten den sympathischen Schauspieler völlig ohne Maske niemals in dieser Rolle gesehen hätten. Dassler ist es auch, der die fragwürdige Entscheidung Akins, die unglückliche Kindheit und Jugend Honkas nahezu völlig auszuklammern, auswetzt und den Serienmörder in einigen Szenen trotz seiner Untaten als menschliches Wesen wirken lässt.

Regisseur Fatih Akin bei den Dreharbeiten. (Foto: Warner)

Regisseur Fatih Akin bei den Dreharbeiten. (Foto: Warner)

Den Vorwurf mancher Kritiker, dass der Film aufgrund der fehlenden tragischen Vorgeschichte die Hauptfigur vollends als eindimensionales Monster präsentiert, kann man deshalb so nicht stehen lassen. Dem ernsthaften Versuch Honkas, durch einen kalten Entzug vom Alkohol runterzukommen und einen Job als Wachmann anzunehmen, wird ausführlich Raum gegeben, und zumindest einige Momente, in denen er einen Anflug von Mitgefühl für jene Frauen, die er später vergewaltigt und teilweise bestialisch ermordet, aufbringt, sind ebenfalls vorhanden. Dassler schafft es, auch diese ruhigeren Szenen glaubwürdig rüberzubringen. Ebenfalls nicht zu halten ist der oft gehörte Vorwurf, dass Akin alle Greueltaten Honkas bis ins Detail ausschlachtet, die Kamera bei den Morden immer „draufhält“. Vielmehr sind zum Beispiel die Zerstückelungen niemals im Bild zu sehen – ähnlich wie bei Tobe Hoopers Horror-Klassiker „Texas Chainsaw Massacre“ überlässt es Akin fast immer dem Zuschauer, die Greuel im Kopf entstehen zulassen. Lediglich eine Strangulationsszene wird recht detailreich gezeigt, was jedoch dramaturgisch begründet ist. Das Opfer, eine ehemalige KZ-Insassin, kämpft hier verzweifelt und qualvoll lange um ihr Leben, wobei der Regisseur sein Ansinnen durchsetzt, Gewalt als genauso schmutzig und abstoßend darzustellen, wie sie ist, und nicht, wie in vielen Hollywoodfilmen üblich geworden, zur Gaudi verkommen lässt. Trotz dem einen oder anderen zumindest fragwürdigen Aspekt der Verfilmung von Heinz Strunks Erfolgsroman sollte es in Deutschland viel mehr solcher unbequemer und politisch unkorrekter Filme geben.

Zumindest wenn sie sich auf einem ähnlich hohen handwerklichen und schauspielerischen Niveau bewegen wie „Der Goldene Handschuh“.

Bewertung 4 von 5 Sternen

Der Goldene Handschuh
Deutschland 2019

Kinostart bereits angelaufen

FSK ab 18 Jahre

Darsteller Jonas Dassler, Margarethe Tiesel, Katja Studt, Hark Bohm u.a.

Regie Fatih Akin
Drehbuch Fatih Akin nach dem Roman „Der Goldene Handschu“ von Heinz Strunk
Länge ca. 110 Min

(Foto: Björn Othlinghaus)

Robin Stone und Bethany Barber als Rod Stewart und Cher auf der Bühne

Die beiden Musiker und ihre Band lieferten eine perfekte Show. (Foto: Björn Othlinghaus)

Liebhaber der Musik von Rod Stewart und Cher kamen am Samstag, 2. März 2019, im Saal der Lüdenscheider Event-Gaststätte Dahlmann auf ihre Kosten.

Bereits vor einigen Jahren gaben sich Robin Stone und die gebürtige US-Amerikanerin Bethany Barber auf der Dahlmann-Bühne die Ehre und schlüpften erfolgreich in die Rollen der beiden Superstars. Die beiden Musiker bestechen vor allem durch ihre absolut authentischen Stimmen, die sich kaum von denen der Original-Interpreten unterscheiden.

Bethany Barber trat mit stetig wechselnden Perücken und Kostümen auf. (Foto: Björn Othlinghaus)

Bethany Barber trat mit stetig wechselnden Perücken und Kostümen auf. (Foto: Björn Othlinghaus)

Unterstützt wurden die beiden einmal mehr von einer erstklassigen Band, die das Bühnengeschehen im Rahmen von drei umfangreichen Sets in einen reichhaltigen Sound kleidete. Darüber hinaus boten die Interpreten mit einer aufwändigen Bühnenshow auch etwas fürs Auge – während Bethany Barber laufend Perücken und Bühnenkleidung wechselte, waren die zahlreichen Bühnenanzüge von Robin Stone ebenfalls ein echter Hingucker. Die Show bot für Fans von Rod Stewart und Cher über mehr als drei Stunden großartige Unterhaltung auf allen Ebenen. Set eins und zwei bestritten die beiden Künstler zunächst separat. Den Opener machte Robin Stone mit den großen Hits von Rod Stewart, darunter „Maggie Mae“ und „Hot Legs“. Stewarts größten Hit, „Sailing“, sparte sich Stone dagegen für die Zugabe auf, ebenso wie Bethany Barber Chers größten Hit „Believe“ als Nachschlag servierte.

Reinhard Schnelle alias Robin Stone gibt stimmlich wie optisch einen perfekten Rod Stewart ab. (Foto: Björn Othlinghaus)

Reinhard Schnelle alias Robin Stone gibt stimmlich wie optisch einen perfekten Rod Stewart ab. (Foto: Björn Othlinghaus)

Im Rahmen ihres Solo-Sets lieferte die Sängerin gern gehörte Evergreens des Superstars, der über 200 Millionen Platten verkaufte, darunter der „Shoop Shoop Song“ aus dem Film „Meerjungfrauen küssen besser“, in dem Cher auch ihr Talent als Schauspielerin unter Beweis stellte. Im dritten Set servierten die beiden Sänger indes nicht nur Songs von Rod Stewart und Cher, sondern interpretierten auch Werke anderer Künstler. So gedachte Bethany Barber der beiden verstorbenen Idole David Bowie und Freddie Mercury, ersterem mit einer großartigen Fassung von „Heroes“, letzterem mit „Under Pressure“. Auch „Walking In Memphis“ von Marc Cohn stand auf ihrer Setliste.

An der Strom-Gitarre überzeugte Steve H. Stevens. (Foto: Björn Othlinghaus)

An der Strom-Gitarre überzeugte Steve H. Stevens. (Foto: Björn Othlinghaus)

Robin Stone widmete sich dagegen einem ebenfalls viel zu früh verstorbenen Künstler, nämlich Pop-Musiker Robert Palmer mit seinem Song „Addicted To Love“. Weitere Höhepunkte stellten schließlich die erstklassig dargebotenen Gesangsduette im dritten Konzertteil dar. Unter anderem begeisterten Stone und Barber mit „I Got You Babe“, ein früher Hit von Sonny and Cher aus den 60er Jahren, sowie „Proud Mary“ von Creedence Clearwater Revival. Auch die Musiker der Band glänzten oft an diesem Abend, zum Beispiel Gitarrist Steve Stevens mit einem eindrücklichen Gitarrensolo bei Robin Stones Zugabe „Sailing“. Am Samstag, 30. März 2019, können sich die Fans von Robin Stone auf einen weiteren Auftritt des Sängers freuen, denn dann steht er als Frontmann der Band CC Smokie auf der Dahlmann-Bühne, die die Hits der Band Smokie covern. Los geht es um 21 Uhr, Tickets kosten im VVK 12 Euro zzgl. Gebühren (AK 15 Euro) und sind unter anderem im LN-Ticketshop und bei Dahlmann erhältlich. Weitere Infos: www.gaststaette-dahlmann.de.

(Foto: Björn Othlinghaus)

Sebastian Wagemeyer tritt beim Breakfastclub auf

Sebastian Wagemeyer. (Foto: Björn Othlinghaus)

Für all jene, die ein reichhaltiges Frühstück in Kombination mit guter Live-Musik schätzen, ist der Breakfastclub, den der Verein Kultstädte in Zusammenarbeit mit dem Stock in Lüdenscheid monatlich veranstaltet, längst ein beliebtes Event geworden.

Auch am Sonntag, 10. Februar 2019, kamen wieder zahlreiche Gäste in den Stock, wo diesmal die Musikerin Carmen Klughardt zu sehen und zu hören war. Die Sängerin, die sich selbst am Klavier begleitete, hatte an diesem Vormittag nicht nur Coverstücke, sondern auch diverse hörenswerte Eigenkompositionen für ihren Auftritt mitgebracht.

Carmen Klughardt überzeugte beim letzten Breakfastclub im Stock. (Foto: Björn Othlinghaus)

Carmen Klughardt überzeugte beim letzten Breakfastclub im Stock. (Foto: Björn Othlinghaus)

Mit originell interpretierten Coversongs wie zum Beispiel „Back To Black“ von Amy Winehouse oder „Lay My Body Down“ von Rag`n`Bone Man überzeugte sie mit facettenreicher Stimme ebenso wie bei ihren Eigenkompositionen, darunter die Titel „Don’t Leave“, „Call On Your Name“ oder „Another Stranger“. Hierbei handelte es sich durchweg um eingängige und professionell komponierte Werke, die sich hinter den Werken der berühmten Kollegen in keiner Weise zu verstecken brauchten. Dementsprechend war der jungen Musikerin der anerkennende Applaus ihres Publikums an diesem Vormittag sicher. Die nächste Breakfastclub-Veranstaltung findet am Sonntag, 10. März 2019, ab 10 Uhr im Stock statt. Zu Gast ist dann der Lüdenscheider Musiker Sebastian Wagemeyer. Interessenten sollten sich unbedingt unter kontakt@kultstaedte.de oder Tel. 0 23 51 / 6 72 20 40 einen Platz reservieren.Weitere Infos unter www.kultstaedte.de.

(Foto: Björn Othlinghaus)

Kommentar: Kulturzwang für Kinder und Jugendliche in Lüdenscheid?

Eine Aufführung von Mozarts „Zauberflöte“ für Kinder im Kulturhaus. (Foto: Björn Othlinghaus)

Der Aufschrei in den sozialen Netzwerken ist groß!

Sollen in Lüdenscheid tatsächlich einmal im Jahr Schülerinnen und Schüler zum Besuch einer Veranstaltung im Kulturhaus gezwungen werden, und diese dann auch noch aus eigener Tasche bezahlen? Empörte Kommentare machen auf Facebook die Runde. Werden Kids in Veranstaltungen, die ihnen Unterhaltung und Bildung gleichermaßen oder gar eine Abwechslung zum tristen Alltag vor dem Computer bieten, quasi von Lehrern und Kulturhausleitung gegen ihren Willen hineingezwängt? Müssen Eltern die Privatinsolvenz fürchten, damit Jugendliche einmal jährlich eine Kulturveranstaltung genießen können, die eventuell ihren Horizont erweitert und ihnen ein nicht alltägliches Erlebnis bescheren könnte? Fragen über Fragen, die sich offensichtlich viele angesichts des nun geschlossenen Kooperationsvertrages zwischen einigen Lüdenscheider Schulen und dem Kulturhaus stellen. Worum geht es dabei eigentlich genau?

Das Hip-Hop-Festival im Kulturhaus war ein voller Erfolg. (Foto: Björn Othlinghaus)

Das Hip-Hop-Festival im Kulturhaus war ein voller Erfolg. (Foto: Björn Othlinghaus)

Kinder und Jugendliche der kooperierenden Schulen sollen einmal im Jahr gemeinsam ein Stück im Kulturhaus besuchen. Und ja, sie sollen einen Eintrittspreis für die Karte aufbringen, der für jeden Grundschüler 4 Euro und für jeden Schüler einer weiterführenden Schule 5 Euro beträgt. Eine schlaue Person hat einmal gesagt: „Was nix kostet, das ist auch nix!“, und ich finde, damit hatte sie recht. Kultur, egal ob es um Musik, Film, Theater oder was auch immer geht, ist heute mehr und mehr zu einem Wegwerfprodukt geworden, das man im Netz herunterlädt, ein paar Tage oder möglicherweise auch nur einige Minuten oder gar Sekunden konsumiert und dann entsorgt. Zahlen möchte man dafür, wenn überhaupt, so wenig wie möglich – die Arbeit, die Künstler in die Produktion dieser kulturellen Ware gesteckt haben, interessiert kaum noch jemanden. Eine traurige Entwicklung, der man etwas entgegensetzten sollte. Wenn ich mich an meine Schulzeit erinnere, gab es eine Menge gemeinsame Veranstaltungen, deren Kosten von den Eltern ganz oder teilweise getragen werden mussten. Es wurden Klassenfahrten, Tagesausflüge in andere Städte, Museumsbesuche, Musicalaufführungen, mehrtägige Aufenthalte im SGV-Heim Wiehardt und vieles, vieles mehr durchgeführt.

Oper auf internationalem Niveau: Don Carlos im Lüdenscheider Kulturhaus. (Foto: Björn Othlinghaus)

Oper auf internationalem Niveau: Don Carlos im Lüdenscheider Kulturhaus. (Foto: Björn Othlinghaus)

Gerne erinnere ich mich noch heute an eine Aufführung von „Starlight Express“ in Bochum, das allererste Mal, dass ich und sicher auch viele andere Kinder in meiner Klasse eine Musical-Aufführung erleben durften. Obwohl die Karten für eine große Schülergruppe preiswerter waren, war dies ganz bestimmt kein billiges Vergnügen. Von vielen gemeinsamen Klassenfahrten, die ebenfalls oft kulturelle Bestandteile aufwiesen, zehre ich noch heute. Für diese Aktionen und Fahrten brachten die Eltern ein vielfaches an Geld auf, als jener Betrag, um den es beim Kooperationsvertrag mit den Schulen und dem Kulturhaus geht, um ihren Kindern gemeinschaftliche Erlebnisse, eben auch in kultureller Hinsicht, zu bieten, und sie taten das meist ohne jedes Murren und Knurren. Bei Familien, die sich den finanziellen Beitrag nicht leisten konnten, fand sich damals und findet sich auch heute immer ein Weg, das Geld aufzubringen. Besucht man heute eine Kinovorstellung, kann man dafür, wenn man 3D-Zuschlag, 3D-Brille, Getränke und Knabbereien mit einrechnet, ganz locker zwischen 15 und 20 Euro und mehr pro Kopf ausgeben, und bekommt dafür einen Film präsentiert, den in vielen Kinocentern noch nicht mal mehr ein Vorführer starten muss, weil alle Vorstellungen gesammelt programmiert werden und das komplette Programm vollkommen automatisch abläuft. Wie ungleich größer ist doch der Aufwand für ein Theaterstück, bei dem Schauspieler, Regisseur, Bühnenbauer, Beleuchter und viele anderen Menschen mehr bei jeder einzelnen Aufführung ihr Bestes geben, um dem Publikum das maximale Erlebnis bieten zu können.

Kinder und Jugendliche sollen für Veranstaltungen im Kulturhaus begeistert werden. (Foto: Björn Othlinghaus)

Kinder und Jugendliche sollen für Veranstaltungen im Kulturhaus begeistert werden. (Foto: Björn Othlinghaus)

Ich glaube, dass ein gemeinsamer Theaterbesuch pro Schule im Jahr dazu beitragen kann, dass junge Menschen das Theater mit all seinen Facetten überhaupt erst einmal kennenlernen, um dann den Aufwand sowie die mentale wie körperliche Anstrengung zu erkennen und wertzuschätzen, die hinter einer Theater- oder Ballettaufführung, einem Konzert oder einem Kleinkunst- oder Comedyabend stecken. Zudem bin ich mir sicher, dass hinter den Kooperationsverträgen nicht wirklich ein Zwang für die Schülerinnen und Schüler steckt und kann mir nicht vorstellen, dass Kinder und Jugendliche, die nicht mit ins Theater wollen, in Handschellen dorthin verfrachtet werden und die 4 bzw. 5 Euro anschließend durch den Gerichtsvollzieher eingezogen werden. Letztlich wird auch diese Suppe sicher nicht so heiß gegessen, wie sie gekocht wird. Die Kooperationsverträge sind ein guter Baustein auf dem Weg, Kindern und Jugendlichen das Theater im Allgemeinen und das Kulturhaus im Besonderen wieder näher zu bringen und deshalb, zumindest aus meiner Sicht, eine gute Sache!

(Foto: Björn Othlinghaus)

Quiet Earth – Nagelneuer Prog-Rock aus Dortmund

Prog-Rock vom Feinsten mit Quiet Earth. (Foto: Björn Othlinghaus)

Mit ihrem Prog-Rock-Album „Dragons & Butterflies“ hat die Dortmunder Formation Quiet Earth ein spätes Album-Debüt abgeliefert.

Ursprünglich hatte sich die Band um den Gitarristen Roland Bischof und den Bassisten Andreas Kuhlmann bereits in den frühen 80er Jahren gegründet und frönte ihrer Leidenschaft für Bands wie Genesis, Yes, Pink Floyd und anderen Größen des Prog-Genres, doch wie sooft hielt die Gemeinschaft nur wenige Jahre, und das Leben kam den Musikern in vielfältiger Form zwischen die Musikkarriere. Beide Bandgründer waren weiter als Musiker tätig, Kuhlmann unter anderem im Bereich der Filmmusik, bis sich vor rund zehn Jahren die Formation neu formierte.

Robin Stone war als Support-Act zu sehen und zu hören. (Foto: Björn Othlinghaus)

Robin Stone war als Support-Act zu sehen und zu hören. (Foto: Björn Othlinghaus)

Am Freitag, 15. Februar 2019, war die Band Quiet Earth – neben Andreas Kuhlmann und Roland Bischof sind heute Martin Bischof (Keboard, Bass Synth), Hubert Hering (Schlagzeug, Percussion), Roland Paroth (Sänger, Gitarre) und Arnfried Rosenkranz (Keyboard, Gitarre) dabei – im Saal der Gaststätte Dahlmann zu sehen und zu hören. Auf die Bühne brachten sie im Wesentlichen ihr komplettes erstes eigenes Album „Dragons & Butterflies“, das insgesamt sieben ausladende Kompositionen enthält, die, wie von Prog-Rock-Formationen gewöhnt, opulent produziert wurden und sich inhaltlich um ausufernde Fantasy-Szenarien drehen. Feuer, Rauch und viel Atmosphäre breitet sich in der Vorstellung jener Zuhörer aus, die sich auf die oft ruhigen und meditativen, aber auch gemäßigt rockigen, komplexen Klanggemälde einlassen.

Roland Paroth, Sänger bei Quiet Earth. (Foto: Björn Othlinghaus)

Roland Paroth, Sänger bei Quiet Earth. (Foto: Björn Othlinghaus)

Das Debüt ist den Dortmundern hervorragend gelungen, wobei die Vorbilder wie Pink Floyd zwar klar herauszuhören sind, mit dem Fantasy-Setting aber dennoch eine eigene Komponente in das Werk eingebracht wird. Mit dem Support-Act kamen schließlich auch jene Besucher, die gerne die bekannten Werke aus der Hochphase des Prog-Rock hören, auf ihre Kosten. Sänger und Gitarrist Robin Stone, der längst ein gern gesehener Gast auf der Dahlmann-Bühne ist, tat sich mit Arnfried Rosenkranz an der Akustik-Gitarre und Andreas Kuhlmann (Cello) zusammen, um die Zuhörer mit Rock-Klassikern der 70er und 80er Jahre zu begeistern, darunter Perlen wie „Solsbury Hill“ von Peter Gabriel, „Wish You Were Here“ von Pink Floyd, „Sound of Silence“ von Simon & Garfunkel oder „Nights In White Satin“ von The Moody Blues. Natürlich handelte es sich dabei nicht nur um Progressive-Klassiker, aber stilistisch passten die Stücke hervorragend zusammen und auch technisch überzeugten die drei Musiker auf ganzer Linie, so dass der Abend im Ganzen zu einem echten Musikgenuss wurde, bei dem das Publikum zum Zuhören, diesmal jedoch nicht zum Abfeiern oder Party machen, eingeladen wurde. Weitere Infos: www.gaststaette-dahlmann.de.

(Foto: Björn Othlinghaus)

AC/DC Dynamite Fanclub Party 2019 füllt das Lüdenscheider AJZ

Fans mit Leib und Seele. (Foto: Björn Othlinghaus)

Die Anhänger der australischen Rock-Formation AC/DC sind eine treue und zuverlässige Gemeinschaft.

Wenn Frank Petersen, der Vorsitzende des AC/DC Dynamite Fanclubs, zur alljährlichen Fanclubparty einlädt, machen sich nicht nur deutsche Fans, sondern Anhänger aus ganz Europa auf den Weg nach Lüdenscheid. Auch am Freitag, 22. Februar 2019 und Samstag, 23. Februar 2019, trafen zahlreiche Besucher aus dem Ausland am Alternativen Jugendzentrum (AJZ) an der Altenaer Straße ein, zumal der erste Live-Act, die ukrainische AC/DC Tribute Band D/C Train, am Freitag extra aus der Heimat angereist war.

Gute Stimmung beim Konzert von D/C Train im AJZ in Lüdenscheid. (Foto: Björn Othlinghaus)

Gute Stimmung beim Konzert von D/C Train im AJZ in Lüdenscheid. (Foto: Björn Othlinghaus)

Ganze 24 Stunden waren die Musiker und ihre mitgereisten Fans unterwegs gewesen. Außergewöhnlich war dabei, dass die Combo sowohl ihren eigenen Sänger Yevhen Bortnychuk dabei hatte, dessen Stimme der des 1980 verstorbenen AC/DC-Sängers Bon Scott ähnelt, sowie Sänger Nummer zwei Roman Sorokin alias The Jack Frost, der sich auf die Brian-Johnson-Nummern spezialisiert hat. Ferner standen am Freitag Oleksandr Thalych (Bass), Oleksandr Azieiev (Lead-Gitarre), Artur Anopolskyi (Rhytmus-Gitarre) und Volodymiyr Zelenianskyi (Schlagzeug) auf der Bühne und heizten den zahlreich erschienenen Gästen ein.

Viele Fans waren mit der Band D/C Train aus der Ukraine angereist. (Foto: Björn Othlinghaus)

Viele Fans waren mit der Band D/C Train aus der Ukraine angereist. (Foto: Björn Othlinghaus)

Zunächst wurden die Bon-Scott-Klassiker abgefeiert, wobei die Besucher bei bestens gealterten AC/DC-Ohrwürmern wie „Sin City“, „Dog Eat Dog“, „Riff Raff“ oder „Dirty Deeds, Done Dirt Cheap“ gerne rockten und feierten. Dabei gab Gitarrist Oleksandr Azieiev einen überzeugenden Angus Young ab, natürlich inklusive Schuluniform, Little-Richard-Stechschritt und dem obligatorischen Strip in der Programmmitte, bei dem Original-AC-DC-Gitarrist Angus stets alle Hüllen bis auf die AC/DC-Unterhose, Schuhe und Gitarre fallen lässt. Nach der ausgelassenen Party am Freitag ging es am Samstagnachmittag zunächst entspannt mit der AC/DC-Börse im AJZ weiter.

Viele Raritäten gab es bei der AC/DC-Börse am Samstag. (Foto: Björn Othlinghaus)

Viele Raritäten gab es bei der AC/DC-Börse am Samstag. (Foto: Björn Othlinghaus)

Hier hatten die Fans die Möglichkeit, Merchandising-Artikel und Raritäten zu erwerben oder sonstige Schnäppchen in Verbindung mit ihrer Lieblingsband zu ergattern. Derweil war Organisator Frank Petersen bereits am Vormittag im Stress, als ihm Thomas Klaus alias „Chicken“, Frontmann der Band Big Balls, mitteilte, dass am Abend der Drummer der Combo garantiert wegen Krankheit ausfällt und auch der Einsatz des Lead-Gitarristen zumindest auf der Kippe stehe. Die Musiker von D/C Train erklärten sich jedoch sofort bereit, die Lücken zu füllen, so dass Big Balls am Samstag dennoch vor gewohnt prall gefülltem Haus auftreten konnten. Abgerundet wurde das Veranstaltungsangebot wieder durch eine Tombola mit attraktiven Preisen, die natürlich alle einen Bezug zu AC/DC hatten.

(Foto: Antonio Porcar)

Ungewöhnliche Debüt-EP der Singer-Songwriterin Junodori

Junodoris Musik bildet eine stimmungsvolle Kombination aus Pop und Jazz. (Foto: Antonio Porcar)

Die Pianistin und Sängerin Judith Nordbrock tourt bereits seit vielen Jahren international unter ihrem Projektnamen Junodori.

Ihre Songs, die die gelernte Toningenieurin als Singer-Songwriterin schreibt, bilden eine reizvolle Melange aus Pop und Jazz, deren Bandbreite emotionale Balladen und Chansons ebenso wie Funk mit einschließt. Bei der EP „I Won’t Wait“, deren insgesamt sechs Tracks Judith Nordbrock mit einer großen Besetzung an renommierten Musikern in den Tinitus-Studios Los Angeles einspielte, handelt es sich um die erste Studio-Produktion der in Bonn geborenen Musikerin. Ermutigt, eigene Songs zu schreiben, wurde sie von einem befreundeten Musikproduzenten. Ein Jahr lang nahm sich die Perfektionistin daraufhin eine Auszeit von ihrer Anstellung als Filmmischmeisterin und widmete sich in dieser Zeit dem Songwriting, der Stimmbildung und der Jazz-Improvisation.

Junodori. (Foto: Antonio Porcar)

Junodori. (Foto: Antonio Porcar)

Ergebnis dieser intensiven Arbeit ist ihre ebenso stimmungsvolle wie mit aufwändigen Arrangements von ihr selbst produzierte Debüt-EP. Aufgenommen wurde das Werk überwiegend von Francois Blaignan, der auch durch seine Arbeit als Sound-Designer bei internationalen Filmproduktionen wie beispielsweise „Der schmale Grad“ von Terrence Malick bekannt ist. Junodoris Songs lassen sich nicht in Schubladen einordnen, denn die Künstlerin möchte viele Menschen mit ihrer Musik erreichen. Die sollen sich keine Gedanken über deren Einordnung machen, sondern sich vielmehr von ihr davontragen und emotional berühren lassen. „Zuhören ist das Essentielle“, betont die Künstlerin. Viele international erfolgreiche Musiker wirkten an der Produktion mit, darunter Michael Hunter (Trompeter bei Lenny Kravitz), Thomas Inderka (Lead-Trompeter der Bigband der Bundeswehr) sowie Carl Lemar Carter (Drummer bei dem US-amerikanischen Soul-Musiker Raphael Saadiq). Der erste Track von „I Won’t Wait“, „Communication“, startet mit einem funkigen Intro, das ein wenig wie eine Reminiszenz an das Intro von Isaak Hayes‘ wohl berühmtestem Werk, „Shaft“, wirkt, bei Einsetzen des Gesangs in lässigen Soul übergeht und durch Bläsersätze sowie ein ausdrucksvolles Gitarrensolo und einen rhythmischen Schlagzeug-Part komplettiert wird. Darüber hinaus setzt das Stück den musikalischen Startpunkt für das bevorzugte Thema von Judith Nordbrock, die mannigfaltigen Arten der Kommunikation zwischen Menschen.

Junodori. (Foto: Antonio Porcar)

Junodori. (Foto: Antonio Porcar)

Das federleichte „Summer In The City“, das mit fröhlichen, an den Dixieland angelehnten Trompeten-Klängen junge Leute beim Flirten begleitet, sorgt für gute Laune und für Vorfreude auf den Sommer. „You Drive Me Mad“ kommt im Refrain als lockerer Swing mit entspannten Piano-Klängen daher. Die aufwändige Produktionsweise der EP sticht insbesondere bei der Ballade „No Mistakes On The Dancefloor“ hervor. Das Streicherarrangement wurde aus mehr als 50 realen Streicherspuren und weiteren acht Midi-Streicherspuren zusammengesetzt – heraus kam ein reichhaltiger und opulenter Vintage-Sound, den die Künstlerin jedoch keinesfalls als Abkehr von der aktuellen Digitaltechnik verstanden wissen will. Vielmehr nutzt sie diese Technik, um den unvergleichlichen Klang der sechs Songs auf ihrer EP zu erschaffen, der nicht selten an den klassischen Jazz der 50er Jahre mit Künstlern wie Ella Fitzgerald oder Louis Armstrong, aber oft auch an den Big-Band- und Orchestersound oder an die Filmmusiken jener Zeit erinnert. Der Titelsong „I Won’t Wait“ atmet wiederum intensiv den Funk der 70er Jahre, ähnlich wie der Opener.

„Du weißt nicht, was du tun sollst, aber du fühlst, wenn es richtig ist“ – mit dem Bonustrack „Up To You“ transportiert Junodori eine Haltung: „Es liegt an dir, was du aus den Dingen machst. Deshalb lass dich nicht beirren und folge deinem Weg.“ Die EP „I Won’t Wait“ wird am 08. März 2019 von recordjet veröffentlicht und ist auf allen gängigen Download-Plattformen erhältlich. Weitere Infos auf www.junodori.com und www.facebook.com/junodori/.

JUNODORI, EP „I Won’t Wait“
VÖ: 08.03.2019
Label: Recordjet

Junodori Tourdaten „I won’t wait“-Tour 2019

09.03.19 Nürtingen, Alte Seegrasspinnerei, Nürtinger Jazztage/Release-Konzert
15.03.19 Wickede, KaDeWi, Jubiläumskonzert
22.03.19 Ingelheim, Henry’s
24.03.19 Bad Homburg, Jugendkulturtreff e-Werk
06.04.19 Stuttgart, Maritim Hotel
07.04.19 Weßling/Oberpfaffenhofen, il Plonner
08.04.19 Hechendorf am Pilsensee
03.05.19 Lüdenscheid, Jazz Club Lüdenscheid e.V.
10.05.19 Köln, Café Inside
15.05.19 Lübeck, Tonfink
16.05.19 Rüben/Putbus, Rasender Roland
17.05.19 Rostock, Dein Musikwohnzimmer e.V.
18.05.19 Ebstorf, Bahnhof Ebstorf
01.06.19 Basel, CH
21.06.19 Dinslaken, Die Wein-Bar in der Neutor-Galerie
22.06.19 Bramsche, Alte Webschule
30.06.19 Chemnitz-Rabenstein, Spiegelsaal im Schloss Rabenstein
19.09.19 Haselünne, Zum Alten Bock
04.10.19 Köln, Tee des Cologne
08.11.19 Engelskirchen, Gewölbekeller
14.11.19 Leverkusen, Whisky Bar & Irish Pub „Notenschlüssel“
20.12.19 Köln, Café Inside

(Foto: Björn Othlinghaus)

Lambert – Meisterkonzert mal ganz anders

Die sardische Stiermaske ist Lamberts Markenzeichen. (Foto: Björn Othlinghaus)

Am Vortag noch in der Berliner Volksbühne, jetzt im Lüdenscheider Kulturhaus!

Der Pianist Lambert steht wie kein anderer deutscher Musiker für das Crossover von klassischer Klaviermusik, Pop und Jazzelementen. Sein Markenzeichen ist die sardische Stiermaske, die er bei all seinen Auftritten trägt. Lambert hält seinen tatsächlichen Namen ebenso geheim wie die meisten Stationen seiner Vita. Anfang der 80er Jahre in Hamburg geboren, zog es ihn nach Berlin, wo er bis heute als Pianist, Komponist und Produzent lebt und arbeitet. Lambert ist ausgebildeter Jazzpianist und trat zunächst durch so genannte Re-Works, also bekannte Pop-Songs, die er auf dem Klavier neu interpretierte, in Erscheinung. Spätere Veröffentlichungen enthielten dagegen überwiegend Eigenkompositionen. Sein aktuelles Album „We Share Phenomena“ mit dem Musiker Brookln Dekker veröffentlichte er erstmals beim Major-Label BMG. In Lüdenscheid war der Musiker am Sonntag, 20. Januar 2019, im Rahmen der „Meisterkonzerte“ im Theatersaal zu hören und fiel damit aus dem gewohnten Rahmen der Reihe, die normalerweise reine Klassikkonzerte beinhaltet.

Das Konzert mit Lambert stellte ein besonderes musikalisches Erlebnis für Lüdenscheid dar. (Foto: Björn Othlinghaus)

Das Konzert mit Lambert stellte ein besonderes musikalisches Erlebnis für Lüdenscheid dar. (Foto: Björn Othlinghaus)

Der Leiterin und Intendantin des Kulturhauses, Rebecca Egeling, ging es darum, mit dem Engagement des Künstlers einmal mit den gewohnten Konventionen der klassischen Musik zu brechen und auszuloten, ob eine solches Crossover auch in der Bergstadt ein Publikum finden kann. Deshalb stellte sie den Künstler im Rahmen einer vorangehenden Einführung kurz vor und erläuterte den Besuchern ihre Intentionen. Die Resonanz auf das Konzert bewegte sich zahlenmäßig mit schätzungsweise zwischen 100 und 150 Personen im üblichen Rahmen der Meisterkonzerte. Lambert, der seinen tatsächlichen Namen und seine Identität bewusst geheim hält, tritt in unterschiedlicher Besetzung auf. Während er in Lüdenscheid als Solo-Pianist zu hören war, benutzt er mancherorts elektronische Instrumente oder arbeitet mit dem Musiker Brookln Dekker zusammen, mit dem er auch sein aktuelles Album „We Share Phenomena“ produzierte. Obwohl Lambert mit seiner Maske – wie viele andere Musiker derzeit auch – einen spektakulären optischen Akzent setzt, liegt es ihm fern, sich auf der wohl bewusst mit je einem funzeligen gelben und roten Scheinwerfer luschig ausgeleuchteten Bühne selbst zu inszenieren. Seine Musik soll für sich allein stehen. Bereits das einleitende „Porcelain“ lädt dazu ein, die Augen zu schließen, das triste Bühnensetting mit Sparlicht auszublenden und sich von den sanft fließenden Klängen, in die manchmal bar-jazzige Einflüsse eingesponnen werden, treiben zu lassen.Lamberts Musik in eine Schublade zu pressen, fällt schwer, fast jeder stellt andere Vergleiche an. Während sich eine Zuschauerin an den französischen Komponisten Erik Satie erinnert fühlt, sehen manche Kritiker Parallelen zu Ludovico Einaudi, andere zu Debussy oder Chopin. Doch gerade bei den augenzwinkernden Kommentaren, die sich der Musiker zwischen seinen Stücken gönnt, wird deutlich, dass er nicht kathegorisiert werden will, sondern seine Fans emotional erreichen möchte. „Bei einem Lambert-Konzert darf man auch Gefühle haben“, betont er zum Beispiel.

Lieber als die negativen wie zum Beispiel Hass seien ihm die positiven, sprich Freude und Jauchzen, wobei man ein verschmitzes Lächeln hinter der Maske vermuten kann. Dann lässt sich der Hörer wieder in eine zauberhafte Klangwelt entführen wie beim eingängigen „Talk!“, das den Hörer auf einem chilligen Teppich aus sanften Klavierklängen mental davonschweben lässt. Beizeiten behandelt der Musiker in seinen Instrumentalwerken auch ungewöhnliche Themen. So widmet er zum Beispiel „Jean Luc“ dem furchtlosen Captain des Raumschiffes Enterprise, Jean-Luc Picard, oder setzt in „Mars“ seinen Wunsch, eben dort hinzufliegen, jedoch ganz allein und ohne sich von anderen vollquatschen zu lassen, in akustische Welten um. Auf diese Klangwelten kann man sich voll und ganz einlassen und einen genussvollen Abend erleben, doch nach 90 Minuten Wohlklang wurde auch die eine oder andere Stimme laut, die dies auf lange Strecke als ein wenig gleichförmig empfand. Unterm Strich handelte es sich bei diesem hörenswerten Meisterkonzert dennoch um einen gelungenen Bruch mit den Konventionen der Klaviermusik und um ein Treffen mit einem außergewöhnlichen Künstler, der sich im Anschluss an das Konzert noch einmal ganz ohne Maske zum signieren im Foyer zeigte.