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(Foto: Björn Othlinghaus)

Inszenierung der Verdi-Oper Don Carlos beeindruckt in Lüdenscheid

Rodrigues Ende fällt blutig aus. (Foto: Björn Othlinghaus)

Wie lange ist es her, dass im Lüdenscheider Kulturhaus einmal eine große Opernproduktion zu sehen war, und das sogar in Form einer weltweiten Premiere?

Hat es so etwas überhaupt schon einmal gegeben, jenseits von Tour-Theater-Premieren von Boulevard-Stücken oder altmodischen, mit bunten Kostümen in pseudo-historischen Kulissen auf reine Unterhaltung getrimmten Operetten-Produktionen? Mag sein, dass dem so ist, erinnern kann zumindest ich mich nicht daran.

Tenor Raymond Sepe als Don Carlos. (Foto: Björn Othlinghaus)

Tenor Raymond Sepe als Don Carlos. (Foto: Björn Othlinghaus)

Schon aus diesem Grund war Bernd Schmitts freie Verdi-Adaption „Don Carlos – corridors of power“, bei der es sich um eine Kooperation des Landesjugendorchesters NRW mit dem von Mezzosopranistin Cornelia Lanz gegründeten Verein „Zukunft Kultur“ handelt, ein echtes Ereignis für die Lüdenscheider Kulturszene, auch und gerade weil sie dem Zuschauer, insbesondere in der ersten Hälfte der Inszenierung – bezogen auf die Interpretation einiger kühner Regieeinfälle – nicht nur eine harte Nuss zu knacken gab, deren Schale manch einer vielleicht sogar, trotz einer anschaulichen Einführung des Regisseurs im Vorfeld, während des gesamten Abends nur schwer überwinden konnte. Doch der hohe Anspruch, gepaart mit visueller Opulenz, hochklassigen Solisten und beträchtlichen Schauwerten machte die Produktion inmitten des bislang auf der Kulturhausbühne gezeigten zu etwas besonderem und auch für Menschen, die wenig oder gar keine Opernerfahrung haben, enorm spannend. Der Regisseur entschied sich nicht für eine der vielen existierenden Fassungen der Oper, sondern stellte sich in die Reihe jener Theater, die sich die Mühe machen, eine Mischfassung zu konzipieren. Unter anderem verzichtete Schmitt auf den ersten Akt sowie auf die gängigere italienische Sprachfassung zugunsten der französischen.

Prinzessin Eboli (Cornelia Lanz) gibt sich als Elisabeth aus, um Don Carlos (Raymond Sepe) nahe zu sein. (Foto: Björn Othlinghaus)

Prinzessin Eboli (Cornelia Lanz) gibt sich als Elisabeth aus, um Don Carlos (Raymond Sepe) nahe zu sein. (Foto: Björn Othlinghaus)

Der Zwiespalt der menschlichen Natur – einerseits das empathische, sich nach Zuneigung sehnende Wesen, andererseits der immer wieder durchscheinende Drang, Intrigen zu spinnen und Probleme mit Gewalt zu lösen – ist ein Thema sowohl des Schiller-Dramas als auch der auf der Grundlage dieses Werkes komponierten Verdi-Oper, die Regisseur Schmitts Inszenierung, gepaart mit Birgit Angeles opulenter Ausstattung, in die heutige, krisengeschüttelte Zeit überträgt. Das überdimensionale Rehkitz als Ausdruck des liebenswerten und unschuldigen, erzeugt durch erstklassige Projektionstechnik, die nicht nur jedes einzelne Haar des Fells erkennen, sondern das Tier blinzeln, weinen und atmen lässt, steht einem hölzernen, blutbesudelten Panzer gegenüber, dessen Kanone die Akteure nicht nur in wichtigen Szenen permanent verfolgt, sondern im weiteren Verlauf der Aufführung auch als Don Carlos‘ Verlies dient, in das ihn Prinzessin Ebolis Intrigen aus verschmähter Liebe führen und aus dem das Geschehen mit einer Live-Kamera wiederum auf das Reh projiziert wird, dessen dann weiße Projektionsfläche beizeiten auch für vorproduzierte, die Aussage der Handlung unterstützende Videoeinspieler als Leinwand dient.

Ein überdimensionales Rehkitz steht im Mittelpunkt des Bühnengeschehens. (Foto: Björn Othlinghaus)

Ein überdimensionales Rehkitz steht im Mittelpunkt des Bühnengeschehens. (Foto: Björn Othlinghaus)

Die Charaktere der Inszenierung sind vielschichtig und glänzen ganz überwiegend gesanglich wie schauspielerisch, so dass es der oft spektakulären und durchaus reizvollen Visualisierung ihres Innenlebens gar nicht unbedingt bedurft hätte. König Philippe (Simon Stricker) ist ganz der in Leder gewandete, um seine Macht besorgte Macho, Mezzosopranistin Cornelia Lanz als Prinzessin Eboli, die die unerfüllte Liebe zu Don Carlos zu einer zerrissenen, intriganten und innerlich hässlichen Person werden lässt, wurde die untere Gesichtspartie mit einer Jokerhaften Maske schwarz gefärbt. Don Carlos (Tenor Raymond Sepe) kommt als tragischer, weltfremder, oft ein wenig grimmig wirkender Clown daher, im hellblauen Clownskostüm mit Rüschen, roten Bommeln und inmitten seines Gefängnispanzers lethargisch mit einem roten Luftballon spielend, während Königin Elisabeth (Kristin Ebner) im knallroten, opulenten Ballkleid besticht, das ihre leidenschaftliche, aber auch selbstbewusste Natur herausstellt.

Rodrigue (Vladislav Pavliuk) und Don Carlos (Raymond Sepe). (Foto: Björn Othlinghaus)

Rodrigue (Vladislav Pavliuk) und Don Carlos (Raymond Sepe). (Foto: Björn Othlinghaus)

Gerade auf rein visueller Ebene ist die Inszenierung eine wahre Pracht. Aufmerksamen Zuschauern entgeht darüber hinaus nicht, dass Rodrigue (Vladislav Pavliuk), Don Carlos Freund, manchmal mit grell geschminkten Lippen oder gar mit Stöckelschuhen auf den Plan tritt. Ist dies als ein Hinweis zu verstehen, dass Rodrigues Freundschaft zu Don Carlos, die dieser mehr als einmal misstrauisch in Zweifel zieht, möglicherweise aus Rodrigues Sicht nicht nur platonischer Natur ist und diesen homoerotischen Neigungen auch sein späterer, besonders blutig und gewaltsam dargestellter Tod, quasi als „Strafe“ einer intoleranten Gesellschaft, geschuldet ist? Handelt es sich um einen Hinweis auf die homophoben Tendenzen und die daraus entstehende Gewalt gegen Homosexuelle, die, längst überwunden geglaubt, heute verstärkt wieder in vielen Ländern, unter zahlreichen rechtsgerichteten Regierungen sowie in ebensolchen Parteien und Organisationen, offen zutage tritt?

Elisabeth (Kristin Ebner) und Don Carlos (Raymond Sepe). (Foto: Björn Othlinghaus)

Elisabeth (Kristin Ebner) und Don Carlos (Raymond Sepe). (Foto: Björn Othlinghaus)

All diese vielen Möglichkeiten und Ansatzpunkte zum Nachdenken und zur Interpretation machen die Adaption für denjenigen, der sich darauf einlässt, besonders spannend und unterhaltsam, auch wenn manche Entscheidungen des Regisseurs, zum Beispiel das berühmte Autodafé durch Don Carlos einfach absagen zu lassen, es jedoch durch ABBAs „Thank You For The Music“, gesungen vom Landesjugendorchester, zu ersetzen, durchaus überraschend ausfielen. Dabei werden einige Zuschauer sogar auf die Bühne geholt, was für die Auserwählten, aber auch für das übrige Publikum ein Gemeinschaftserlebnis und einem durchaus erhebenden Moment darstellte. Die Rolle des alles überwachenden Großinquisitors wurde schließlich, anders als im Original, auf 12 verschiedene Personen ausgedehnt. „Schließlich geht die Kontrolle des Individuums durch Staaten in der Regel nicht von nur einer Person, sondern vielen Entscheidungsträgern und Erfüllungsgehilfen im Hintergrund aus“, erklärt dazu Regisseur Schmitt. Dass sich die Großinquisitoren während der Aufführung jedoch immer wieder schlafen legen, ist eben eine jener Regieideen, die Fragen aufwirft, denn in aller Regel schläft die Überwachung der Bürger durch totalitäre Systeme doch eigentlich nie.

Das Ensemble wurde vom Publikum gefeiert. (Foto: Björn Othlinghaus)

Das Ensemble wurde vom Publikum gefeiert. (Foto: Björn Othlinghaus)

Dass das unter der musikalischen Leitung von Sebastian Tewinkel hervorragend aufspielende Landesjugendorchester NRW seitlich hinter den Kulissen platziert wurde (und ein Monitor zur Beobachtung desselben kurioser Weise im Rücken des Publikums stand) war sicherlich alles andere als optimal, ging die Initiative zur Opernproduktion doch in entscheidendem Maße von diesen talentierten jungen Musikerinnen und Musikern zwischen 14 und 19 Jahren aus. Doch der Orchestergraben des Kulturhauses wäre für die rund 70 Musiker schlicht zu klein gewesen, weshalb es keine Alternative zu dieser Notlösung gab. Auch war es aus technischen Gründen nicht möglich, die deutsche Übersetzung des auf Französisch gesungenen Textes, wie sonst oft üblich, mittig über der Bühne zu platzieren. Je nach Sitzplatz mussten sich die Zuschauer deshalb immer wieder zur Seite und damit vom Bühnengeschehen abwenden, um die Textübersetzung lesen zu können.

Regisseur Bernd Schmitt erläuterte zuvor die Inszenierung. (Foto: Björn Othlinghaus)

Regisseur Bernd Schmitt erläuterte zuvor die Inszenierung. (Foto: Björn Othlinghaus)

Regisseur Bernd Schmitt will viel mit seiner Inszenierung und fordert die Zuschauer mit geballter Symbolik und zahlreichen, manchmal widersprüchlichen Regieeinfällen und Bezügen zu Ereignissen der Gegenwart heraus, mitzudenken und sich nicht einfach nur vom Geschehen berieseln zu lassen. Dieser Umstand, die großen Stimmen und eindrücklichen Darstellerleistungen, das gut aufspielende Orchester und die atemberaubende visuelle Umsetzung machten „Don Carlos – corridors of power“ zu einem besonderen Ereignis in der Bergstadt. Wer die Premierenvorstellung in Lüdenscheid verpasst hat, muss etwas weiter fahren, um die Oper noch einmal auf der Bühne erleben zu können. Weitere Aufführungen finden am 25. und 26. September 2018 jeweils ab 20 Uhr im Rahmen des Flandernfestivals in der Floralienhalle im belgischen Gent sowie am 7. Oktober 2018 ab 18 Uhr im Theater Dühren statt.

 

(Foto: Björn Othlinghaus)

Triumph für Don-Carlos-Premiere – Kulturausschussmitglieder kamen nicht

Kulturhaus-Leiterin Rebecca Egeling (hier mit Tenor Raymond Sepe), freute sich über den Erfolg. (Foto: Björn Othlinghaus)

Es war ein Triumph auf ganzer Linie für die Leiterin des Lüdenscheider Kulturhauses, Rebecca Egeling, die die Premiere der vom Landesjugendorchester NRW initiierten Opernproduktion „Don Carlos – corridors of power“ nach Lüdenscheid gebracht hatte.

Nachdem am Freitag, 31. August 2018, im Theatersaal des Kulturhauses mit der Inszenierung der bekannten Verdi-Oper eine der wohl besten Produktionen, die das Kulturhaus im Laufe seines Bestehens erleben durfte, ausgiebig vom Publikum gefeiert worden war (eine Besprechung der Oper mit umfangreicher Fotogalerie folgt hier auf www.worteffekte.de noch in Kürze), setzte sich die einzigartige Stimmung und Atmosphäre dieses ersten Abends der dreitägigen Spielzeiteröffnung auf der Premierenfeier im oberen Foyer fort.

Mitglieder des Landesjugendorchesters NRW, das mit Don Carlos das größte Projekt seines Bestehens auf den Weg gebracht hatte. (Foto: Björn Othlinghaus)

Mitglieder des Landesjugendorchesters NRW, das mit Don Carlos das größte Projekt seines Bestehens auf den Weg gebracht hatte. (Foto: Björn Othlinghaus)

Bedauerlich, dass es gerade jene Mitglieder des Kulturausschusses und der Kommunalpolitik, die in den letzten Monaten mit deutlicher Kritik an der Kulturhausleitung kaum gespart hatten, nicht einrichten konnten, bei dieser für Lüdenscheid außergewöhnlichen und hochklassigen Veranstaltung zugegen zu sein und deshalb das vielleicht bislang wichtigste Kulturevent des Jahres in ihrer Stadt leider verpassten (falls nicht möglicherweise der eine oder andere in der Masse übersehen worden sein sollte, was nicht ganz auszuschließen ist). Dabei hätte der Wille, sich trotz aller Unstimmigkeiten ein eigenes Bild von der Inszenierung machen zu wollen, sicher ein charakterstarkes Zeichen setzen und Interesse an der Kultur in Lüdenscheid jenseits aller politisch motivierter Zwistigkeiten zum Ausdruck bringen können.

Aus dem Publikum hörte man nichts als Lob für die gelungene Veranstaltung. (Foto: Björn Othlinghaus)

Aus dem Publikum hörte man nichts als Lob für die gelungene Veranstaltung. (Foto: Björn Othlinghaus)

Einzig Bürgermeister Dieter Dzewas fand bei der Einführung in das Stück vor der eigentlichen Aufführung – neben der Intendantin sowie Dr. Jens Pyper vom Referat Musik des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW, der das Projekt im Namen der Landesregierung würdigte – als Vertreter der Stadt die Zeit, Grußworte zu sprechen und diese Spielzeiteröffnung „in anderer Form“ als Innovation in gebührendem Maße wertzuschätzen. Dzewas lobte den verbindenden Charakter, der nicht nur in der Don-Carlos-Inszenierung durch die Mitwirkung vieler Flüchtlinge sowie die vielen Jungen Menschen im Landesjugendorchester zum Ausdruck komme, sondern auch seit vielen Jahren eine große Stärke der Stadt Lüdenscheid sei. Darüber hinaus stellte der Bürgermeister klar, dass das Kulturhaus aus seiner Sicht für die Stadt mit seinem Angebot unverzichtbar sei.

Mezzosopranistin Cornelia Lanz, Darstellerin der Prinzessin Eboli. (Foto: Björn Othllinghaus)

Mezzosopranistin Cornelia Lanz, Darstellerin der Prinzessin Eboli. (Foto: Björn Othllinghaus)

Im Anschluss an das dreistündige Opern-Spektakel zeigte sich Intendantin Rebecca Egeling sichtlich gerührt und erfreut über den Jubel der Theaterbesucher und würdigte zunächst Stab und Besetzung der exzellenten Don-Carlos-Inszenierung – deren herausragende Solisten von internationalem Format, die Darsteller der Inquisitoren, die allesamt von Flüchtlingen mit großem tänzerischem und schauspielerischem Engagement gespielt worden waren, sowie nicht zuletzt die talentierten jungen Musikerinnen und Musiker des Landesjugendorchesters NRW. Zum anderen feierte die Intendantin aber auch ihr Team im Kulturhaus, wobei sie selbst Techniker, Hausmeister, Einlassdamen, Pförtnerinnen und die vielen anderen, deren Arbeit sonst kaum bemerkt und wertgeschätzt wird, ohne die im Theater aber dennoch nichts läuft, explizit erwähnte und ihnen für ihren Einsatz dankte.

Lüdenscheids Bürgermeister Dieter Dzewas sprach vor der Aufführung ein Grußwort. (Foto: Björn Othlinghaus)

Lüdenscheids Bürgermeister Dieter Dzewas sprach vor der Aufführung ein Grußwort. (Foto: Björn Othlinghaus)

Während es auf der kleinen Bühne im Foyer mit sämtlichen Mitwirkenden der Produktion eng wurde, übernahm Mezzosopranistin Cornelia Lanz, Darstellerin der Prinzessin Eboli, die Aufgabe, die Arbeit der Kulturhausleiterin zu loben und lies dabei ihr Engagement ebenso wie die gute Arbeitsatmosphäre in der Bergstadt im Rahmen der aufwändigen Produktion nicht unerwähnt. „Selten hat eine Stadt in ihrer Gesamtheit so gut zusammengearbeitet wie bei diesem tollen, integrativen Projekt“, erklärte Lanz. „Freuen Sie sich auf die neue Spielzeit und seien Sie gespannt auf die weitere Arbeit der Intendantin Rebecca Egeling!“ Im Anschluss an den offiziellen Teil mischten sich insbesondere die Schauspieler und Regisseur Bernd Schmitt unter das Publikum, wobei ganz besonders Tenor Raymond Sepe, Darsteller des Don Carlos, bestens gelaunt einige Geschichten aus seinem Leben und seiner Arbeit zu erzählen wusste. Darüber hinaus war auch für das leibliche Wohl der Gäste bestens gesorgt – Manal Allababidi und Ranima Hussein hatten leckere Gerichte für die Premierengäste zubereitet.

(Foto: Michael Zerban)

Don Carlos – Aufwändige Premiere der Verdi-Oper in Lüdenscheid

Mit „Don Carlos – corridors of power“ kommt eine Operninszenierung auf internationalem Niveau nach Lüdenscheid. (Proben-Foto: Michael Zerban)

Die Spielzeiteröffnung des Lüdenscheider Kulturhauses findet am Freitag, 31. August 2018, mit einem besonders hochklassigen Kultur-Event, der Premiere einer modernen Umsetzung der Verdi-Oper „Don Carlos“, statt.

Mit der ambitionierten, modernen Inszenierung, die unter anderem im Hinblick auf das Einbinden von kulturinteressierten Menschen sowie Flüchtlingen neue Wege beschreitet, möchte Kulturhaus-Leiterin und Intendantin Rebecca Egeling ein Zeichen setzen für frische, ambitionierte und innovative Bühnenprojekte im Kulturhaus für die neue Theatersaison. Bei „Don Carlos – corridors of power“ handelt es sich um ein Opernprojekt in Kooperation mit dem Landesjugendorchester Nordrhein-Westfalen und dem Verein Zukunft Kultur, das in der zeitgemäßen Inszenierung von Bernd Schmitt (Regie) und Birgit Angele (Bühnenbild und Kostüm) internationales Niveau erreichen soll und nach der Premiere in der Bergstadt durch mehrere renommierte Spielorte tourt.

Auch die Bühnenbauten stellen einen symbolhaften Bezug zur Gegenwart her. (Proben-Foto: Michael Zerban)

Auch die Bühnenbauten stellen einen symbolhaften Bezug zur Gegenwart her. (Proben-Foto: Michael Zerban)

Bernd Schmitt inszenierte bis heute rund 60 Opern, unter anderem am Staatstheater Kassel und am Landestheater Linz, Birgit Angele war als Bühnen- und Kostümbildnerin sowie als Regisseurin unter anderem an der Staatsoper Stuttgart, der Volksoper Wien und bei den Schwetzinger Festspielen tätig. Gefördert wird das Projekt durch das Ministerium für Kultur des Landes Nordrhein-Westfalen, die Kunststiftung NRW, das Kultursekretariat Gütersloh, den Landschaftsverband Rheinland sowie Bayer Kultur. In die Produktion des Don Carlos, die in Lüdenscheid ihre Welt-Premiere feiern wird danach am 25. und 26. September 2018 in der Floralienhalle im Belgischen Gent beim renommierten Flandern-Festival sowie am 7. Oktober 2018 im Theater Düren zu sehen ist, wurden kulturinteressierte Bürgerinnen und Bürger der jeweiligen Aufführungsorte als Kulturpaten involviert, um einen hautnahen Einblick in die Produktion zu erlangen, in der auch geflüchtete Menschen mitwirken und die einen Brückenschlag zwischen den Kulturen leisten möchte.

Matthias Wagner und Asef Nemati - zwei Kulturpaten für "Don Carlos - corridors of power". (Foto: Björn Othlinghaus)

Matthias Wagner und Asef Nemati – zwei Kulturpaten für „Don Carlos – corridors of power“. (Foto: Björn Othlinghaus)

Ferner haben Kulturpaten die Möglichkeit, als Gastfamilie zu fungieren und einzelne Mitwirkende der Produktion im Aufführungszeitraum bei sich aufzunehmen. Der in Köln geborene und seit über 40 Jahren in Lüdenscheid lebende Lehrer Matthias Wagner ist einer der insgesamt zehn Kultur-Paten in Lüdenscheid. Asef Nemati, ein ausgebildeter Schauspieler, der vor rund vier Jahren aus dem Iran nach Lüdenscheid gekommen ist, sollte eigentlich bei der Produktion als Darsteller mitwirken, doch ein kürzlich unterschriebener Ausbildungsvertrag, der Nemati nicht mehr genug Zeit für ein Mitwirken lässt, führte dazu, dass er die Produktion lediglich als Gast und Pate begleitet. Beide besuchten gemeinsam am Dienstag, 14. August 2018, die Proben für Don Carlos in Nottuln bei Münster, die im dortigen Rupert-Neudeck-Gymnasium stattfanden, und verschafften sich vor Ort einen Einblick in die Umsetzung der aufwändigen Opernproduktion, in deren Mittelpunkt die jungen Musikerinnen und Musiker des Landesjugendorchesters NRW stehen.

Das Premierenpublikum erwartet eine aufwändige, moderne Inszenierung. (Foto: Michael Zerban)

Das Premierenpublikum erwartet eine aufwändige, moderne Inszenierung. (Foto: Michael Zerban)

„Auch ich habe früher Musicals mit meinen Schülern am Bergstadt-Gymnasium in Lüdenscheid inszeniert, aber die Perfektion, die ich in Nottuln gesehen habe, konnten wir natürlich nie erreichen“, schwärmt Matthias Wagner. Kulturhaus-Intendantin Rebecca Egeling lernte er im Alten Rathaus im Rahmen seines Projektes „Ge-Denk-Zellen“ kennen, welches Egeling sehr schätzte. „Sie fragte mich, ob ich als Kulturpate für ‚Don Carlos‘ fungieren möchte, und da ich ein sehr kulturinteressierter Mensch bin habe ich gerne zugesagt.“ Bei den Proben in Nottuln waren auch die Hauptrequisiten der Aufführung bereits aufgebaut, die die beiden Besucher besichtigen konnten. „In der Oper ‚Don Carlos‘ geht es ja um die Frage, was Macht mit uns macht“, erklärt Matthias Wagner. „Zum einen kann sie uns beflügeln, zum anderen aber auch das gesellschaftliche Leben zerstören und das Sterben und Flüchten vieler Menschen verursachen, wie es derzeit gerade der Fall ist.“ Somit stellen Bernd Schmitt und Birgit Angele nicht nur mit der Inszenierung an sich, sondern auch mit den Bühnenbauten einen naheliegenden Bezug zur heutigen Zeit her. „Einerseits wurde als Symbol der Macht ein Tiger-Panzer realistisch und dreidimensional nachgebaut“, erklärt Matthias Wagner. Als zweites Ausstattungsdetail fungiert ein zweidimensional dargestelltes Rehkitz, das als Projektionsfläche für Handlungsabläufe, unter anderem in Form von Videosequenzen, dient. „Beide Bauten konnten wir vor Ort bestaunen“, so Wagner.

Rebecca Egeling, Leiterin und Intendantin des Kulturhauses, wird vor der Opernpremiere an einer Podiumsdiskussion teilnehmen. (Foto: Björn Othlinghaus)

Rebecca Egeling, Leiterin und Intendantin des Kulturhauses, wird vor der Opernpremiere an einer Podiumsdiskussion teilnehmen. (Foto: Björn Othlinghaus)

Asef Nemati ist derweil angesichts der Probeneindrücke gleich doppelt traurig, dass er an der Produktion nicht aktiv mitwirken kann. „Nach meiner Schauspiel-Ausbildung im Iran ist Theater für mich mehr als ein Hobby, ich kann einfach nicht ohne Theater und Schauspiel leben“, erklärt Asef, der zudem sein musisches Talent nutzt und im Lüdenscheider Männerchor singt. Bei den Stadtrauminszenierungen war er ebenfalls als Schauspieler mit dabei. Matthias Wagner und Asef Nemati sind gleichermaßen gespannt auf die eigenwillige Operninszenierung, die in vielfacher Hinsicht neue Wege geht und für aufgeschlossene Kulturhaus-Besucher eine interessante, neue Erfahrung in der Lüdenscheider Kulturlandschaft darstellen könnte. Tickets für die Premiere von „Don Carlos – corridors of power“ sind noch an der Theaterkasse des Kulturhauses oder über www.kulturhaus-luedenscheid.de erhältlich. Zunächst findet am Freitag, 31. August 2018, ab 18 Uhr im Theatersaal eine Podiumsdiskussion mit Intendantin Rebecca Egeling, Regisseur Bernd Schmitt sowie Bürgermeister Dieter Dzewas statt, die Aufführung der Oper erfolgt ab 18.30 Uhr. Die Premierenfeier findet im Anschluss ab 21.15 Uhr statt.

(Foto: Björn Othlinghaus)

„Ein Anderer“ von Julia Schubeius – Film-Premiere mit 280 Gästen in Dortmund

Regisseurin und Drehbuchautorin Julia Schubeius mit den wichtigsten Darstellern ihres Films. (Foto: Björn Othlinghaus)

Rund vier Jahre hat es gedauert, bis die aus Lüdenscheid stammende Filmemacherin Julia Schubeius und ihr Team im Rahmen einer Hochschul-Premiere im Dortmunder „Camera Lichtspiel Kino“ ihren Film „Ein Anderer“ der Öffentlichkeit vorstellen konnten.

Insgesamt waren an die 200 Personen an der Produktion der Fachhochschule Dortmund beteiligt, mit der Filmstudentin Julia Schubeius ebenso wie ihre Mit-Kommilitonen und Kollegen Christoph Gehl (Kamera), Arno Augustin (Sounddesign), Patrick Fait (Schnitt) und Carina Witte (Produktionsleitung) ihre Abschlussarbeiten im Fach „Film und Sound“ vorlegen. Entsprechend gut gefüllt war das kleine „Camera Lichtspiel Kino“ in der Dortmunder Nordstadt, in dem am Freitag, 24. August 2018, der Sektempfang zum Film sowie die Hochschul-Premiere stattfanden – 280 Besucher konnten die Filmemacher an diesem Abend begrüßen.

Patrick Fait (Schnitt), Carina Witte (Produktionsleitung), Arno Augustin (Sound-Design) und Julia Schubeius (Regie, Drehbuch) - Christoph Gehl (Kamera) war bei der Premiere nicht anwesend - lieferten mit dem Film "Ein Anderer" ihre Abschlussarbeiten an der Fachhochschule Dortmund ab. (Foto: Björn Othlinghaus)

Patrick Fait (Schnitt), Carina Witte (Produktionsleitung), Arno Augustin (Sound-Design) und Julia Schubeius (Regie, Drehbuch) – Christoph Gehl (Kamera) war bei der Premiere nicht anwesend – lieferten mit dem Film „Ein Anderer“ ihre Abschlussarbeiten an der Fachhochschule Dortmund ab. (Foto: Björn Othlinghaus)

Unter ihnen befanden sich neben den meisten Beteiligten aus Stab und Besetzung auch zahlreiche Verwandte und Freunde der Filmemacher und natürlich auch nicht wenige Gäste aus Lüdenscheid. Anwesend waren neben den meisten Darstellern, allen voran die Schauspieler Merle Wasmuth und Ronny Miersch, bei denen es sich um bereits aus zahlreichen Fernseh-Serien und -filmen sowie renommierten Theaterproduktionen bekannte Schauspieler handelt, auch die Schwester von Julia Schubeius, Lisa Schubeius, die die Romanvorlage für das packende Psychodrama verfasste. Im fast bis auf den letzten Platz besetzten Kinosaal sahen viele der Beteiligten den Streifen erstmals in voller Länge.

In der Nordstadt-Galerie in Dortmund passte bei der Premierenfeier kein Blatt mehr zwischen die zahlreich erschienenen Gäste. (Foto: Björn Othlinghaus)

In der Nordstadt-Galerie in Dortmund passte bei der Premierenfeier kein Blatt mehr zwischen die zahlreich erschienenen Gäste. (Foto: Björn Othlinghaus)

Der überwiegend in Dortmund gedrehte Film erzählt die Geschichte der Journalistin Mila Gabriel (Merle Wasmuth), die nach einem psychiatrischen Therapieaufenthalt versucht, ihr Leben in geordnete Bahnen zu lenken. Mit wenig Erfolg nimmt sie die Recherchen zu einem nicht abgeschlossenen Artikel über eine ihr seltsam vertraute Frau wieder auf, während Erinnerungen an ihre von einem traumatischen Erlebnis geprägte Kindheit hochkochen. Kraft gibt ihr dabei ihr immer gut gelaunter Freund Jonathan (Ronny Miersch), der stets sein bestes gibt, um der in sich gekehrten jungen Frau ein wenig Lebensfreude zu vermitteln.

Auch die Jack-Russell-Terrier-Dame Spidey, die im Film eine wichtige Rolle spielt, durfte bei der Premierenfeier mit dabei sein. (Foto: Björn Othlinghaus)

Auch die Jack-Russell-Terrier-Dame Spidey, die im Film eine wichtige Rolle spielt, durfte bei der Premierenfeier mit dabei sein. (Foto: Björn Othlinghaus)

Als Mila Freundschaft mit einem offensichtlich herrenlosen Hund schließt und sich zudem verliebt, wendet sich ihr Leben – scheinbar – zum Guten. Der Trailer, den Julia Schubeius noch vor den eigentlichen Dreharbeiten des Films produzierte und präsentierte, ließ ein bedrückendes, deprimierendes Psychodrama vermuten, doch obwohl es sich durchaus nicht um leichte Kost handelt, schaffen es die Filmemacher, den Stoff immer wieder durch humorvolle Szenen aufzulockern, an denen Ronny Miersch als glaubwürdiger Sidekick für die Protagonistin einen nicht unwichtigen Anteil hat. Ebenfalls ein echter Gewinn: Filmhund Spidey, eine quirlige Jack-Russell-Terrier-Dame, die eine wichtige Rolle im Film spielt und die natürlich auch bei der Feier mit dabei sein durfte. Spidey ist ebenfalls längst keine Unbekannte mehr im Filmgeschäft und wirkte unter anderem in zahlreichen Werbespots mit.

Beim Sektempfang vor der Premierenvorführung begrüßten Julia Schubeius und ihre Kollegen vom Filmteam zahlreiche Gratulanten im Camera Lichtspiele Kino. (Foto: Björn Othlinghaus)

Beim Sektempfang vor der Premierenvorführung begrüßten Julia Schubeius und ihre Kollegen vom Filmteam zahlreiche Gratulanten im Camera Lichtspiele Kino. (Foto: Björn Othlinghaus)

Obwohl Film-erfahrene Zuschauer schon recht früh ahnen, auf welche Auflösung die Handlung von „Ein Anderer“ hinausläuft, schaffen es die Filmemacher, eine starke Dynamik durch den Wechsel zwischen ruhigen, in matte Weiß- und Grautöne getauchte Sequenzen, düster und dramatisch gefilmte Rückblenden sowie unbeschwerte Szenen zwischen Mila und Jonathan zu erzeugen, deren Zusammenspiel erahnen lässt, dass die Chemie zwischen den beiden Darstellern während des Drehs hundertprozentig gestimmt hat.

Hauptdarstellerin Merle Wasmuth. (Foto: Björn Othlinghaus)

Hauptdarstellerin Merle Wasmuth. (Foto: Björn Othlinghaus)

Der Film, der mit einem quasi nicht vorhandenen Budget von nur 40.000 Euro realisiert wurde, das teilweise aus einem Crowdfunding-Projekt stammte, besticht nicht zuletzt durch seine herausragenden Darstellerleistungen. Merle Wasmuth erklärte auf der im Anschluss an die Vorführung stattfindenden Premierenfeier in der Dortmunder Nordstadt-Galerie, dass es sich trotz zahlreicher vorangegangener Engagements im Film- und Fernseh-Bereich um ihre erste tragende Hauptrolle in einem Film gehandelt habe, was gerade bei der Komplexität des Charakters eine echte Herausforderung für sie gewesen sei. Ganz besonders sticht auch die Leistung von Luna Maxeiner hervor, die bislang als Nachwuchsdarstellerin in der Erfolgsserie „Club der roten Bänder“ zu sehen war und Mila als Kind in den traumatischen Rückblenden zwar ohne viel Text, jedoch ungemein intensiv und ausdrucksstark darstellt.

Julia Schubeius mit ihrer Schwester Lisa, die die Romanvorlage zum Film "Ein Anderer" beisteuerte. (Foto. Björn Othlinghaus)

Julia Schubeius mit ihrer Schwester Lisa, die die Romanvorlage zum Film „Ein Anderer“ beisteuerte. (Foto. Björn Othlinghaus)

Ganz generell überzeugen die Darsteller durchweg und wirken glaubwürdig bis in die Nebenrollen, ein Umstand, der für einen Debüt-Film mit so geringen Mitteln nicht unbedingt selbstverständlich ist. Im Rahmen der Premierenfeier in der Dortmunder Nordstadt-Galerie bedankten sich die Filmemacher bei allen Beteiligten und präsentierten zudem ein Making of des Films. Darüber hinaus hatten alle Premierenbesucher die Möglichkeit, eine Blu-ray mit dem Werk, den Roman zum Film von Lisa Schubeius sowie ein Poster zu erwerben – mit den Einnahmen aus den Verkäufen möchten die Macher ihr Werk auf Festivals bewerben. Im Handel ist „Ein Anderer“ derzeit wohl noch nicht erhältlich, aber es können noch Blu-rays und Bücher über die Facebook-Seite des Films www.facebook.com/einandererfilm erworben werden.

(Foto: Björn Othlinghaus)

Kult.Park-Festival 2018 – Furioser Gig mit Wingenfelder im Kulturhauspark

Wingenfelder lockten die sonst eher zurückhaltenden Sauerländer aus der Reserve. (Foto: Björn Othlinghaus)

Am Samstag, 11. August 2018, fand im Kulturhauspark in Lüdenscheid ein Konzert statt, das sich zum bisherigen Höhepunkt des diesjährigen Kult.Park-Festivals entwickelte.

Bei der Formation Wingenfelder stehen die Brüder Kai und Thorsten Wingenfelder im Mittelpunkt, Masterminds der vor allem in den 80er und 90er Jahren international erfolgreichen Formation Fury in the Slaughterhouse. Doch bevor der Hauptact die Bühne betrat, machte die Musikerin Siiri als Support-Act von sich reden.

Straßenmusikerin Siiri hatte bei den Wingenfelder-Brüdern einen Stein im Brett. (Foto: Björn Othlinghaus)

Straßenmusikerin Siiri hatte bei den Wingenfelder-Brüdern einen Stein im Brett. (Foto: Björn Othlinghaus)

Vor einigen Wochen hatte Veranstalter Oliver Straub die Straßenmusikerin mit ihren von Country und Rock inspirierten Stücken entdeckt und kurzerhand engagiert. Von ihrem Talent zeigten sich auch Kai und Thorsten Wingenfelder beeindruckt und lobten die junge Musikerin mehrfach an diesem Abend. Nachdem Fury in The Slaughterhouse im Jahr 2017 ihr 30-jähriges Bestehen mit dem erfolgreichsten Live-Jahr ihrer Karriere gefeiert hatten, wandten sich die Brüder wieder ihrer 2010 gegründeten Formation Wingenfelder zu, die im Gegensatz zu Fury ausschließlich Songs mit deutschen Texten im Repertoire hat. Mitgebracht hatten die Brüder, die an diesem Abend im Quartett mit ihren beiden Band-Musikern Fabian Schulz (Akustikgitarre, Keyboard) und Volker Rechin (Bass) aufspielten, ihr drittes Wingenfelder-Album „Sieben Himmel hoch“, das in der Deluxe-Version mit 21 Songs auf zwei CD’s aufwarten kann.

Die Wingenfelders und ihre musikalischen Mitstreiter waren bestens aufgelegt und schafften das, was bei dieser Festival-Ausgabe kaum einer Band vor ihnen im Kulturhauspark wirklich gelungen war: die Sauerländer Fans aus der Reserve zu locken und zu überreden, den ansonsten meist penibel eingehaltenen „Sicherheitsabstand“ zur Bühne zu überwinden, nach vorne zu kommen und mit jenen Musikern, die für viele untrennbar mit Erinnerungen an die Jugend- und Schulzeit verknüpft sind, einen großartigen Abend zu erleben.

Thorsten und Kai Wingenfelder waren in den 80er und 90er Jahren international erfolgreich mit Fury in the Slaughterhouse. (Foto: Björn Othlinghaus)

Thorsten und Kai Wingenfelder waren in den 80er und 90er Jahren international erfolgreich mit Fury in the Slaughterhouse. (Foto: Björn Othlinghaus)

Nach dem Opener „World weit weg“ vom neuen Album zeigten sich die Wingenfelders in Plauderstimmung und verrieten unter anderem, dass ihr Song „Irgendwo ist immer Sommer“ nach der Lösung einer Schreibblockade mit einer guten Flasche Rum entstanden und von ihnen erstmals im ZDF-Fernsehgarten aufgeführt worden sei. „Florian Silbereisen war damals total begeistert von dem Stück“, erklärte Kai Wingenfelder lachend. Neben den zahlreichen Songs des neuen Wingenfelder-Albums – darunter „Mitten im Leben“, „Sieben Himmel hoch“, „Hör blos nicht auf zu träumen“ und „Königin der Nacht“ (den Kai für seine Frau schrieb) dachten die Musiker daran, die vielen Fury-Fans im Kulturhauspark zufrieden zu stellen. Auch dabei konnte das Publikum einiges erfahren, zum Beispiel, dass es sich bei „Dead And Gone“, das an diesem Abend zu hören war, gar nicht um einen Originalsong von Fury handelt, sondern um ein altes Stück einer britischen Kapelle namens McGuinness Flint.

Kai Wingenfelder. (Foto: Björn Othlinghaus)

Kai Wingenfelder. (Foto: Björn Othlinghaus)

„Von denen hat uns mal einer geschrieben, dass sie unsere Version total scheiße finden“, erinnerten sich dazu die Wingenfelders. „Wir haben ihnen geantwortet, dass wir dann gerne mal den Pool ausprobieren würden, den sie sich durch unser Cover wohl haben zulegen können.“ Ferner hatten die Musiker noch großartige Akustikversionen von den Fury-Klassikern „Won’t Forget These Days“ und, als letztes Stück auf der Setliste vor der Zugabe „Klassenfahrt“ vom Wingenfelder-Album „Selbstauslöser“, „Time To Wonder“ in einer Acht-Minuten-Fassung im Gepäck. Nach dem Konzert, bei dem die Fans ausgelassen mitsangen, tanzten und einfach zwei Stunden lang eine tolle Zeit hatten, widmeten sich die Künstler noch ausgiebig den Autogramm- und Selfie-Wünschen der Zuschauer im gut besuchten Kulturhauspark und machten so den unvergesslichen Abend perfekt.

(Foto: Björn Othlinghaus)

Kult.Park-Festival 2018 – Zoff haben Heimspiel im Sauerland

Zoff-Urgestein und Gründungsmitglied Reiner Hänsch. (Foto: Björn Othlinghaus)

Gerade im Sauerland können sich „Zoff“ über Fanzulauf nicht beschweren, was natürlich auch an ihrem gleichnamigen Hit liegt.

Aus diesem Grund waren am Freitag, 10. August 2018, gut 250 Musikfans in den Kulturhauspark nach Lüdenscheid gekommen, um sich die Formation um Mastermind Reiner Hänsch im Rahmen des Kult.Park-Festivals anzuschauen. Bevor jedoch die Iserlohner Band die Bühne betrat, stimmten zunächst die beiden Musiker Jaana Redflower (Gesang, Gitarre) und Adrian Klawitter (Gitarre) auf den Abend ein.

Reiner Hänsch zeigte sich Publikumsnah. (Foto: Björn Othlinghaus)

Reiner Hänsch zeigte sich Publikumsnah. (Foto: Björn Othlinghaus)

Mit ihrer von der Musik der 60er und 70er Jahre beeinflussten Mischung aus Rock, Pop, Blues und Soul, kräftig gewürzt durch die raue Stimme der Sängerin, kam das Duo beim gut aufgelegten Publikum hervorragend an. Danach galt es für all jene, die die Zeit mit Zoff in den 80er Jahren noch miterlebt hatten, sich daran zu erinnern, wie viele bekannte Songs jenseits des Sauerland-Liedes die Combo noch auf den Weg gebracht hat und die man inzwischen möglicherweise gar nicht mehr auf dem Schirm hatte. Angefangen beim relaxten Reggae-Song „Kein Geld, kein Money“ über „Faxen machen“ oder „Letmathe, Letmathe“ (das natürlich einige Gäste aus der besungenen Stadt besonders goutierten und eifrig mit dem Smartphone mitfilmten) bis hin zu „Gimme Gummi“ blieben keine Wünsche unerfüllt.

Neben Hänsch stand Reiner Burmann (Keyboard) als weiteres Gründungsmitglieder auf der Bühne, darüber hinaus bestand die Besetzung an diesem Abend aus Jörg Hamers (Bass), Ingo Meyer (Gitarre), Dirk Seiler (Schlagzeug) sowie Sängerin Katrin Schmitt, die nicht nur für die Backround-Stimme sorgte, sondern auch eine tolle Vorstellung mit Nina Hagens Klassiker „Ich glotz TV“ gab. Ferner erfreuten die Musiker mit weiteren erfolgreichen Single-Auskopplungen wie „Total Banane“ oder den zum Mitsingen animierenden Song „Hundertmark“, dessen Refrain nach vielen Jahrzehnten ebenfalls mit Leichtigkeit wieder zum Mitsingen abgerufen werden konnte.

Katrin Schmitt sang Nina Hagens Klassiker "Ich glotz TV". (Foto: Björn Othlinghaus)

Katrin Schmitt sang Nina Hagens Klassiker „Ich glotz TV“. (Foto: Björn Othlinghaus)

Auch der eine oder andere, nicht weniger hörenswerte neuere Zoff-Song stand auf der Setliste – unter anderem blieb hier das wuchtig-düstere „Schwere See“ in Erinnerung. Erfreut nahmen die Fans zur Kenntnis, das es sich Reiner Hänsch nicht nehmen lies, zwischendurch auch einmal durchs Publikum zu gehen und sogar mit dem einen oder anderen Fan mitten im Konzert ein Selfie zu schießen. Die Zoff-Musiker sind eben immer noch auf der Höhe der Zeit und haben keine Probleme damit, mit einer Menge Ironie auf ihr Alter zu schauen. Ein Beispiel dafür stellte zum Beispiel das Lied „Wenn ich einmal alt wär’“ dar. „In hundert Jahren ist alles vorbei“, selbst für die Jungspunde – und so versäumten es die Fans nicht, zu den Klassikern der Iserlohner noch einmal ausgelassen in den Abend hineinzufeiern und sich an die alten Zoff-Zeiten zu erinnern.

(Foto: Björn Othlinghaus)

Kult.Park-Festival 2018 – Extrabreit rockten die Bergstadt

Kai Havaii und Stefan Kleinkrieg auf dem Kult.Park-Festival. (Foto: Björn Othlinghaus)

Ein weiteres Top-Konzert des Kult.Park-Festivals in Lüdenscheid stellte der Gig der Kult-Formation Extrabreit dar.

Bevor jedoch am Samstag, 4. August 2018, die Musiklegenden beim Kult.Park-Festival den Kulturhauspark in beste Open-Air-Stimmung versetzten, besorgte der in Dortmund geborene und derzeit in Herne lebende Singer-Songwriter Edy Edwards den Support und konnte das Publikum mit seinen deutschsprachigen Rock-Song begeistern, die neben zwischenmenschlichen Themen auch mit Konsumkritik nicht hinter den Berg halten.

Veranstalter Oliver Straub und Radio-MK-Moderatorin Lucia Carogioiello. (Foto: Björn Othlinghaus)

Veranstalter Oliver Straub und Radio-MK-Moderatorin Lucia Carogioiello. (Foto: Björn Othlinghaus)

Im Gepäck hatte er sein aktuelles Album „Medienapplaus“. Extrabreit hatte Oliver Straub, Veranstalter des Kult.Park-Festivals, am Samstag bereits zum zweiten Mal nach Lüdenscheid geholt. Die Hagener Band wurde in den 80er Jahren der Neuen Deutschen Welle zugeordnet, obwohl sich die Musiker um Frontmann Kai Hawaii eigentlich als echte Punk-Formation sahen und in mancher Hinsicht noch heute eher diesem Genre zugeordnet werden können.

Gut gelauntes Publikum im Kulturhauspark. (Foto: Björn Othlinghaus)

Gut gelauntes Publikum im Kulturhauspark. (Foto: Björn Othlinghaus)

Wie bereits 2016, als Extrabreit erstmals im Kulturhauspark auf der Bühne standen, zog die Formation wieder mehrere hundert treue Fans, natürlich auch viele Anhänger aus ihrer Heimatstadt Hagen, nach Lüdenscheid. Neben dem Frontmann besteht die Band heute aus Gründungsmitglied Stefan Kleinkrieg (Gitarre) sowie Bubi Hönig (ebenfalls Gitarre), Lars Hartmann (Bass) und Rolf Möller (Schlagzeug). Ein Grund für die guten Besucherzahlen dürfte auch das 40-jährige Bühnenjubiläum der Truppe sein, das Extrabreit in diesem Jahr einen Auftritt in Wacken bescherte, den sie direkt vor ihrem Kult.Park-Konzert absolvierten.

Kai Hawaii gibt alles. (Foto: Björn Othlinghaus)

Kai Hawaii gibt alles. (Foto: Björn Othlinghaus)

Für gute Stimmung sorgten natürlich alle erfolgreichen Songs der „Breiten“, angefangen bei ihrem ersten großen Hit „Polizisten“ (bei dem die Musiker lässig ein Pink-Floyd-Zitat einflochten) über „Hurra, hurra, die Schule brennt“ bis hin zum furiosen Hans-Albers-Cover „Flieger, grüß mir die Sonne“ durfte kein Klassiker fehlen. In „Kleptomanie“, ebenfalls ein echter Extrabreit-Klassiker, dreht sich schließlich alles um die Faszination des zwanghaften Klauens. Die Fans waren bei bestem Sommerwetter aus dem Häuschen und feierten ihre Idole.

(Foto: Björn Othlinghaus)

Music Fever 2018 – Summer Feeling und Erinnerungen an Rio Reiser

Sänger Gymmick (vorne) und Kai Sichtermann (Bass), Gründungsmitglied von Ton Steine Scherben. (Foto: Björn Othlinghaus)

Das Music Fever-Festival in Halver fand am Samstag, 4. August 2018, bereits zum fünften Mal statt und hat sich zu einer echten Erfolgsgeschichte entwickelt.

Rund 500 Gäste hatten den Weg zur Heesfelder Mühle gefunden, um in entspannter, sommerlicher Atmosphäre gute Live-Musik zu genießen. Schon vor den eigentlichen Konzerten ging es an der kleinen Genussbühne mit Percussion vom Feinsten und der Formation Like America mit Musikern aus Lüdenscheid, Halver und Wipperfürth los.

Tolle Stimmung an der Heesfelder Mühle. (Foto: Björn Othlinghaus)

Tolle Stimmung an der Heesfelder Mühle. (Foto: Björn Othlinghaus)

Leiter der Combo ist Malik Sillah aus dem Senegal, Mitbegründer der bekannten Band Mama Afrika. Die quirlige Trommelformation ist derzeit auf der Suche nach einem Basstrommler (weitere Infos bei Claudius Bartsch, Tel.0 23 51 / 6 07 80). Im Anschluss kündigte Moderator Florian Wintels, Poetry-Slammer aus Bad Bentheim, die Plettenberger Band Startblock an, die für einen rasanten Einstieg in den Abend sorgte. Die Combo um Frontmann Pascal Zimmer macht klassische Rock-Musik mit deutschen Texten, covert aber hin und wieder auch mal gern, zum Beispiel bei TNT von AC/DC, bei dem Bassmann Hendrik Schulz Frontmann Pascal am Mikrofon ablöst. Tradition bei jedem Startblock-Konzert ist auch eine augenzwinkernde Rock-Fassung von Britney Spears‘ Pop-Gurke „Hit Me Baby One More Time“, die auch hier für ein Lächeln auf vielen Gesichtern sorgte. Die kleine Genussbühne direkt vor dem Bioladen soll übrigens dauerhaft für Live-Musik installiert bleiben.

Sänger und Trompeter Diego Casanova war die Urgewalt am Mikro von Rosario Smowing. (Foto: Björn Othlinghaus)

Sänger und Trompeter Diego Casanova war die Urgewalt am Mikro von Rosario Smowing. (Foto: Björn Othlinghaus)

Auf der Hauptbühne, auf der später auch die Band Binyo und ihr Frontmann Robin Brunsmeyer mit in diesem Umfang noch nie dagewesener Besetzung den Hauptact geben sollte, sorgten im Anschluss die Musiker von Zio & Royal Collective für authentisches Reggae-Feeling. Zahlreiche Besucher machten es sich auf den zum Sitzen zur Verfügung gestellten Strohballen gemütlich oder wippten tiefenentspannt zu den relaxten Klängen der Band mit, deren Frontmann Zio Wintz zwischendurch auch mal das eine oder andere ausladende Gitarrensolo in seine Performance einstreute. Nachdem auf der Genussbühne die Band Guacáyo aus Hamburg St.Pauli mit „groovigem Reggae und farbenfrohen Beats“ überzeugt hatte, sorgte auf der Hauptbühne mit Rosario Smowing eine musikalische Urgewalt für Furore.

Reggae vom Feinsten gab es mit Zio & Royal Collective. (Foto: Björn Othlinghaus)

Reggae vom Feinsten gab es mit Zio & Royal Collective. (Foto: Björn Othlinghaus)

Insbesondere Sänger und Trompeter Diego Casanova brachte die wilde Mischung aus Latin, Ska, Swing und Rockabilly trotz ordentlicher Hitze derart in Ekstase, dass ihn ein besorgter Gast mit einem großen Glas Wasser versorgte. Die prominentesten Musiker an diesem Abend waren zweifellos Funky K. Götzner (Cajón) und Kai Sichtermann (Bass) von der legendären und stilbildenden Formation „Ton Steine Scherben“. Mitgebracht hatten die beiden den Sänger, Gitarristen und Keyboarder Gymmick, dessen Stimme tatsächlich an den markanten Gesang von Rio Reiser erinnerte und die oft sozialkritischen Songs, die sich durch ihre schlichte, aber dennoch eindrückliche Poesie auszeichnen, hervorragend zur Geltung brachte.

Auch die ganz kleinen hatten ihren Spaß. (Foto: Björn Othlinghaus)(Foto: Björn Othlinghaus)

Auch die ganz kleinen hatten ihren Spaß. (Foto: Björn Othlinghaus)

Unglaublich, an wie viele Songs dieser bedeutenden Combo man sich erinnert, angefangen bei „Lass uns ein Wunder sein“ über „Halt dich an deiner Liebe fest“ bis hin zu „Junimond“, den das Trio als Zugabe brachte. Auf den „König von Deutschland“ verzichteten die Musiker aber an diesem Abend. Dass Robin Brunsmeier, dessen Label Soundbäckerei ja auch für das gesamte Festival verantwortlich zeichnete, mit seiner Band Binyo auf der großen Hauptbühne ein Heimspiel hatte, verstand sich von selbst. Neben den Kern-Mitgliedern der Band – Robin Brunsmeier (Gesang, Gitarre), Christopher Hans (Keyboard), Julian Heyden (Bass), Christian Lauermann (Schlagzeug) und Rudolf F. Nauhauser (Saxophon) – wartete die Truppe unter anderem noch mit drei Sängerinnen als Backing-Chor und weiteren Gast-Musikern auf.

Binyo mit Frontmann Robin Brunsmeier traten in großer Besetzung an. (Foto: Björn Othlinghaus)

Binyo mit Frontmann Robin Brunsmeier traten in großer Besetzung an. (Foto: Björn Othlinghaus)

Gespielt wurden natürlich die bekannten, locker-leichten Pop-Songs des Singer-Songwriters, die mit ihrem gelegentlichen Reggae Einschlag gut ins Lineup des Festivals passten. Kleine Klassiker wie „Jeremy Pascal“ oder „Der Schutzengel“ wechselten sich mit zahlreichen Songs des aktuellen Binyo-Albums „Die Schnuppe vom Stern“ wie „Frodo“, „Fehler“, „Medizinmann“ oder „Lass es doch mal gut sein“ ab.

(Foto: Björn Othlinghaus)

Kult.Park-Festival 2018 – Die Band Fools Garden: Viel mehr als ihr Welthit Lemon Tree

Fools Garden lieferten ein unterhaltsames Akustik-Set. (Foto: Björn Othlinghaus)

Das zweite Konzert der Band Fools Garden (früher Fool’s Garden) im Rahmen des Kult.Park-Festivals in Lüdenscheid am Freitag, 3. August 2018, hätte beinahe nicht stattgefunden.

Noch am Vormittag litt Frontmann Peter Freudenthaler unter heftigen Rückenschmerzen, die lediglich ein Physiotherapeut und starke Schmerzmittel lindern konnten. Dennoch biss der Sänger die Zähne zusammen und absolvierte souverän seinen Akustikauftritt mit den beiden Bandkollegen Volker Hinkel und Gabriel Holz (beide Gitarre).

Fools-Garden-Frontmann Peter Freudenthaler. (Foto: Björn Othlinghaus)

Fools-Garden-Frontmann Peter Freudenthaler. (Foto: Björn Othlinghaus)

Im Anschluss an den rauen, Rock-, Country- und Balladenfolk des Support-Duos Mannammeer präsentierte die Truppe in dieser kleinen Besetzung – die Formation tritt auch noch in voller Bandbesetzung mit sechs Musikern auf – einmal mehr ein intimes Set, das neben Klassikern wie dem Welthit „Lemon Tree“, bei dem das Publikum begeistert mitsang, oder „Wild Days“, ihrem ersten im Radio erfolgreichen Song, auch viele Titel ihres im April erschienenen Albums „Rise And Fall“ enthielt. Hierauf bietet die Band aus Pforzheim das, was die Fans an ihnen lieben: 14 solide Pop- und Rock-Nummern im Midtempo-Bereich, zurückhaltend instrumentiert, dabei die eine oder andere lockere Beatles-Reminiszenz, Lagerfeuer taugliche Gitarren-Nummern und sogar den einen oder anderen Ausflug in elektronische Gefilde („Still Running“), was natürlich beim Akustik-Gig in Lüdenscheid nicht so sehr zum Tragen kam (außer bei ab und zu sparsam eingesetzter akustischer Unterstützung vom Band).

Sympathisch und augenzwinkernd präsentierte das Trio den im Rhythmus ein wenig an „Lemon Tree“ gemahnenden Song „Save The World Tomorrow“, der lässig und leicht wie der Sommer starke Frauen besingt, die keine Probleme damit haben, sich von männlichen Beziehungsaltlasten zu trennen, die ihnen nicht mehr guttun.

Die Fans genossen den unterhaltsamen Abend. (Foto: Björn Othlinghaus)(Foto: Björn Othlinghaus)

Die Fans genossen den unterhaltsamen Abend. (Foto: Björn Othlinghaus)

Trotz Rückenschmerzen ließ es sich Freudenthaler nicht nehmen, zwischendurch vom Bühnenrand zu springen und sich zum Publikum zu gesellen, das mit gut 150 Fans leider wieder viel zu spärlich vertreten war. Den besinnlichen Gitarren-Song „All We Are“ hatte Freudenthaler für seinen Sohn geschrieben – jeweils einen Song für seine beiden Töchter befinden sich auf früheren Alben. Einen Höhepunkt des Konzertes bildete schließlich der gepflegte Folk-Tränendrücker „Marie Marie“, ebenfalls ein Stück des neuen Albums, dessen eingängiger Refrain bestens zum Mitsingen geeignet ist. Nach ihrem gelungenen Konzert ließen es sich die sympathischen Musiker nicht nehmen, noch ausgiebig mit ihren Fans zu plaudern und CD’s und LP’s zu signieren. Auch bei der Aftershow-Party im Eigenart, wo das Duo Mannameer noch einmal aufspielte, mischten sich die drei Musiker im Anschluss an das Konzert im Kulturhauspark noch gerne unters Volk.

(Foto: Björn Othlinghaus)

Kult.Park-Festival 2018 – Harte Töne begeisterten beim Metal-Tag

Trotz Autopanne kamen die Helldozers noch rechtzeitig, um es auf dem Sternplatz krachen zu lassen. (Foto: Björn Othlinghaus)

Am Samstag, 28. Juli 2018, kamen beim Metal-Tag im Rahmen des Kult.Parkt-Festivals in Lüdenscheid die Fans der härteren Musik auf ihre Kosten.

Für die Veranstaltung, die unter Federführung des Lüdenscheider Vereins Underground Musik stattfand, standen die Vorzeichen zunächst nicht so gut. Phasenweise regnete es vor Beginn des Konzertes wie aus Kübeln, und dann erreichte die Veranstalter auch noch die Hiobsbotschaft, dass die Formation Helldozers aus Köln mitten auf der A45 mit kochendem Kühler liegengeblieben waren.

Frank Sieling von Seth 13 sorgte nicht nur auf der Bühne für Stimmung. (Foto: Björn Othlinghaus)

Frank Sieling von Seth 13 sorgte nicht nur auf der Bühne für Stimmung. (Foto: Björn Othlinghaus)

Die Musiker setzten aber alles daran, doch noch nach Lüdenscheid zu kommen, und die Veranstalter zogen die eigentlich als zweiten Act vorgesehenen Seth 13 vor, so dass die Helldozers schließlich doch noch auf der Sternplatz-Bühne standen. Auch das Wetter war den in großer Zahl erschienenen Metal-Fans schließlich holt, und so trat Sänger und Gitarrist Frank Sieling mit seiner Combo Seth 13 tatsächlich noch bei zeitweisem Sonnenschein auf. Unterstützt wurde er diesmal – die Band tourt derzeit in drei verschiedenen Besetzungen mit Sieling als Konstante – von Michael Kusch (Bass), Sebastian Mollner (Gitarre) und Julian Wohlgemut (Schlagzeug).

Auch viele junge Fans hatten an diesem Nachmittag ihren Spaß. (Foto: Björn Othlinghaus)

Auch viele junge Fans hatten an diesem Nachmittag ihren Spaß. (Foto: Björn Othlinghaus)

Der handfeste Power-Metal, den die 2005 gegründete Formation bietet, kam einmal mehr hervorragend bei den Fans an, während Frontmann Sieling nicht nur wie gewohnt auf der Bühne Gas gab, sondern beim Rock-Brett „The Angel“ mit seiner Gitarre durch die Publikumsreihen spurtete und auf der Biertischbank stehend ein zünftiges Gitarrensolo abbrannte. Klassiker der Formation wie „Destroyer“, „The Arrival“ oder „Dragonfight“ durften ebenfalls im Set nicht fehlen. Ein gelungener Aspekt des Abends stellte insbesondere der Umstand dar, dass ganz unterschiedliche Spielarten des Metal präsentiert wurden und somit für Abwechslung sorgten.

Die Metal-Fans waren bestens gelaunt. (Foto: Björn Othlinghaus)

Die Metal-Fans waren bestens gelaunt. (Foto: Björn Othlinghaus)

Die Formation Helldozers, die aufgrund der Verzögerungen durch ihre Autopanne lediglich ein kurzes und knackiges Set von 45 Minuten hinlegen konnte, bot eine kernige Mischung aus Southern-, Groove- und Trashmetal, die durch rhythmische Brachialsounds, die Ehrfurchtgebietende Stimme von Frontmann Tony Rynskiy sowie elektrisierende Soli bestach. In ihrem ursprünglichen, ungeschliffenen Sound erinnerte die Combo, die neben dem Frontmann aus Philipp Reissfelder (Bass, Gesang), Atha Vassiliadis (Gitarre) sowie Alex Müller (Schlagzeug) besteht, mehr als einmal an die unvergessenen Motörhead mit ihrem verstorbenen Frontmann Lemmy Kilmister, denen sie passender Weise den Song „We Love Motörhead“ widmeten. Die Formation Leichenwetter aus Iserlohn mit Frontmann André Winkhaus bietet wiederum eine ganz andere musikalische Spielart. Die Combo verarbeitet Texte oder Textbestandteile oft längst vergessener Dichter der deutschen Literatur wie zum Beispiel Else Lasker-Schüler und untermalt die oft ebenso traurigen wie mystisch-romantischen Texte mit einer musikalischen Mischung aus Gothik und Metal, die ab und an ein wenig an Steampunk-Heroen wie Rammstein, Megaherz oder Lichtgestalt erinnern.

Leichenwetter-Frontmann André Winkhaus. (Foto: Björn Othlinghaus)

Leichenwetter-Frontmann André Winkhaus. (Foto: Björn Othlinghaus)

Herausragend war dabei unter anderem das Werk „Romanze zur Nacht“, dessen Grundlage Teile eines gleichnamigen Gedichtes des während des 1. Weltkrieges verstorbenen österreichischen Schriftstellers Georg Trakl sind, die mit einem eingängigen Refrain unterlegt wurden. Ebenso romantisch, melancholisch und düster gestalteten sich Stücke wie „Abendlied“, „Klage“ oder auch „Letzte Worte“ (Von den Sternen grüß‘ ich euch), das als Opener für den hörenswerten Gig der 1996 gegründeten Formation fungierte. Für Fans härterer Töne gestaltete sich der Abend somit zu einer rundum gelungenen Veranstaltung, die die große Publikumsresonanz mehr als verdient hatte.